INTERNATIONALER TAG DER ROMA: LESUNG, PODIUMSDISKUSSION & Konzert im Porgy & Bess

Am „Internationalen Tag der Roma“ soll weltweit auf die Situation der Roma, insbesondere auf deren Diskriminierung und Verfolgung, aufmerksam gemacht und zugleich die Kultur dieser Minderheit gefeiert werden. Der Verein Voice of Diversity begeht diesen Aktionstag am 8. April im Porgy & Bess mit einem anspruchsvollen Programm und internationalen Gästen.

Dem Gedenken an Vertreibung und Verfolgung sind die ersten Programmpunkte gewidmet in dem u.a. Konstanze Breitebner aus im Konzentrationslager Buchenwald entstandenen Gedichten von Johann „Mongo“ Stojka liest. In der anschließenden prominent besetzen Podiumsdiskussion werden die gegenwärtigen Formen des Antiziganismus in den sozialen Medien und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen beleuchtet. Beendet wird der Abend von Harri Stojka‘s Little Big Band.

ABLAUF:

18.00 – 18.15 Uhr / Begrüßung und einführende Worte / Mirjam Karoly

Mirjam Karoly: (Politologin mit Fokus auf Menschenrechte und Minderheiten. Leitete von 2013-2017 die OSZE Kontaktstelle für Roma- und Sinti- Fragen beim Büro für Menschenrechte und Demokratisierung in Warschau).

18.15 – 18.30 Uhr / Konstanze Breitebner (Schauspielerin und Drehbuchautorin)

Präsentation von bisher verschollenen Gedichten von Johann „Mongo“ Stojka.

Diese Gedichte wurden im Jänner 2024 erstmals im Londoner Imperial War Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das handgefertigte Buch enthält Gedichte und Zeichnungen von Harri Stojkas Vater, Johann „Mongo“ Stojka, der mehrere Konzentrationslager und den Todesmarsch überlebte. 

Musikalische Begleitung Harri Stojka und Claudius Jelinek.

Konstanze Breitebner ist in Wien geboren. Ihre berufliche Laufbahn als Schauspielerin, begann sie am Wiener Ensemble Theater. 1983 wurde sie ans Wiener Volkstheater engagiert, die 1990er-Jahre verbrachte sie in Theaterengagements in Bonn und Frankfurt. 1998 kehrte sie nach Wien ans Theater in der Josefstadt zurück. Konstanze Breitebner wirkte in vielen Kino, TV Filmen und Serien mit. Herzensangelegenheit ist ihr die alljährliche Begrüßung der internationalen Delegationen am Befreiungsgedenktag im ehem. KZ Mauthausen, sowie die Präsentation der Wanderausstellung der ÖBB “Verdrängte Jahre” – Bahn und Nationalsozialismus in Österreich, letzte Station waren Tel Aviv und Mauthausen im Gedenkjahr.

18:30 – 19:30 / PODIUMSDISKUSSION

Mirjam Zadoff (Historikerin und Direktorin des Dokumentationszentrums München)
Doron Rabinovici ( Schriftsteller und Historiker, Wien)
Anja Reuss (politische Referentin beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Berlin)
Moderation: Mirjam Karoly (Politologin)

Podiumsdiskussion zu aktuellen Trends und Herausforderungen im Zusammenhang mit Online-Rassismus, insbesondere im Kontext des Anti-Ziganismus.

Live-Streaming und Social Media:
Die gesamte Veranstaltung wird unter www.porgy.at per Live-Stream übertragen.

Mirjam Zadoff ist seit 2018 Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München. Zuvor war sie Professorin für Geschichte und Inhaberin des Alvin H. Rosenfeld Chairs in Jewish Studies an der Indiana University Bloomington. Gastprofessuren führten sie unter anderem nach Zürich, Berkeley, Berlin oder Augsburg. Aktuell lehrt sie an der LMU München und der Technischen Universität München. Sie ist Herausgeberin und Autorin zahlreicher Bücher, Ausstellungskataloge und Artikel, darunter zuletzt der Essayband Gewalt und Gedächtnis. Globale Erinnerung im 21. Jahrhundert.

Doron Rabinovici ist Schriftsteller und Historiker. Sein Werk umfasst Kurzgeschichten, Romane und wissenschaftliche Beiträge. In Österreich hat er immer wieder prominent Position gegen Rassismus und Antisemitismus bezogen. Für sein Werk wurde er zuletzt mit dem Anton-Wildgans-Preis und dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet und 2022 mit dem österreichische Ehrenzeichen und Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.

Mirjam Karoly ist Politologin und war mehrere Jahre Beraterin der OSZE in Roma – und Sinti-Fragen tätig. Sie ist auch Mitglied des Volksgruppenbeirats für Roma und Sinti in Österreich. Seit Dezember vergangenen Jahres ist sie die neue Leiterin der Kontaktstelle für Roma- und Sinti-Fragen beim OSZE Büro für Demokratische Institutionen und Menschenrechte.

Ab 20.30 Uhr / Harri Stojka’s Little Big Band / Konzert

Besetzung: Harri Stojka / guitar; Geri Schuller / keyboard; Herbert Berger / saxophone; Daniel Nösig / trumpet; Robert Bachner / trombone; Valerian Schwärzler / tuba; Peter Strutzenberger / bass; Sigi Meier / drums; Andi Steirer / percussion

Harri Stojka, geboren als Harald „Wakar“ Stojka 1957 in Wien, entstammt einer Lovara-Roma Dynastie und ist ein Musiker von Weltruf. An und mit der Gitarre, seinem Instrument, ist Stojka zugleich Spezialist und Universalist, dem in seinem ewig jungen, inspirierten und inspirierenden Spiel mit und um die „time“ in den verschiedensten musikalischen Konstellationen jede künstlerische Beliebigkeit fremd ist.Stil- und Genre-Bezeichnungen, deren vermeintliche Grenzen (Jazz, Blues, Rock, World, Swing … you name it, Stojka played and plays it!) dienen dabei höchstens als Orientierungspunkte oder Dialekte jener einen Weltsprache, der sich Harri Stojka immer neugierig, immer offen und mit großem Ausdruck souverän bedient: Musik! Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Anerkennung der Roma als 6. Volksgruppe in Österreich am 15. 12. 2023 in den SOHO Studios Ottakring hat Harri Stojka erstmals gemeinsam mit seinem Acoustic Drive Trio, einem Bläserquartett (Saxophon, Tuba, Trompete, Posaune) und dazu Percussion, Keys gespielt (Arrangements: Herbert Berger).

Der Erfolg und die Freude daran verlangen nun nach eine Wiederholung eines solchen Konzertes von Harri Stojka‘s Little Big Band im Rahmen des “Internationalen Tag der Roma” am 8.4. im Porgy & Bess.

Am 29.01.2024 schrieb Thomas Action (Roma Support Group in Großbritannien) über Harri:
“It was both a great honour and a pleasure to be invited to represent the Roma Support Group at your reception held to listen to the guitar of Harri Stojka. The virtuosity with which he places his own stamp on tunes and motifs from other Romani performance traditions, and interaction with world music stands at the heart of the confluence of widely separated Romani traditions happening in our lifetime. Particularly intriguing was deconstruction of the tune “Summertime” from “Porgy and Bess”, an African-American re-telling of the story of Carmen. The variations which Mr Stojka played seemed to take us back from the American South to the music of Bizet, and the novel of Prosper Merimee, and to the Cale Roma of the 19th century, forced by urbanisation into factory labour, or marginalisation – or entertaining Gaje. Almost unbearably clever and thought-provoking! And side-stepping the stereotyping projected by European audiences onto Carmen!“