„IN WIEN GIBT’S NIRGENDS KÄSNUDELN ZU KAUFEN“ – OSKAR HAAG IM MICA-INTERVIEW

OSKAR HAAG hat die Liebe entdeckt. Schon schreibt der 17-jährige Klagenfurter die füßelnsten Kuscheldeckensongs, seit Indieboys ihre Slimfitjeans gegen das Jeansjackenouftift getauscht haben. Manch ein Berufsjüngling vom Künigl hat ihn deswegen schon als „Wunderkind“ bezeichnet. Dabei hat OSKAR Glück und weiß das auch. Sein erstes Konzert klampfte er vor 80 Freunden, das zweite vor 500 Fremden in der Karlskirche. Danach gab es Standing Ovations. A star was born!

Dass OSKAR ohne seinem Papa und dessen Connections – Naked-Lunch-Kollege Herwig Zamernik kuratierte den gefeierten Debütauftritt; Fritz Ostermayer, ein Kuchlkumpane, spielte »Stargazing« erstmals im Radio – nicht dort wäre, wo er ist … Let it be! OSKAR HAAG, selbsternannter „Spargeltarzan” und Besitzer der größten Beatles-Liste Österreichs, wär auch so in den FM4-Charts hängengeblieben.

Bevor OSKAR mit „Teenage Lullabies“ (Sony Music Entertainment; VÖ: 3.3.) sein Debütalbum veröffentlicht, hab ich ihn getroffen – an einem „gottlosern Ort“ getroffen wie er sagt, „aber nur ein paar Meter von meiner Wohnung.“ Wir sprechen über Weiße Haie und den Wörthersee, depperte Lehrer, Maronischüsserl bei der Aida, Fingernägel und Fitnessstudios. Außerdem erzählt mir OSKAR, warum er manchmal egoistisch ist und seine Freundin nicht mehr vom Handybildschirm lächelt.

Hörst du die Musik? Wir könnten Walzer tanzen!

Oskar Haag: Von sieben bis 14 hab ich getanzt und ein paar Partnertänze gelernt. Der Walzer war aber nie mein Spezialgebiet.

Meiner auch nicht, lass uns lieber durch den Prater spazieren.

Oskar Haag: Es kommt eh grad so schön die Sonne raus.

Du bist aktuell am Burgtheater zu sehen – in einem Kleid, fast wie Timothée Chalamet in Venedig!

Oskar Haag: Ich bin großer Fan von Timothée Chalamet. Außerdem hab ich das coolste Kostüm im ganzen Stück.

Lila ist deine Farbe. Die Fingernägel, dein Lidschatten …

Oskar Haag: Heute sind die Fingernägel ausnahmsweise blau, aber du hast recht: Lila ist eine meiner Lieblingsfarben! Bei meinen Auftritten schmink ich meine Augen immer lila.

Du magst Farben, oder?

Oskar Haag: Ja, unbedingt. ich brauch es bunt!

So wie dein Pullover.

Oskar Haag: Der gehört meiner Freundin. Sie hat in auf Vinted einer älteren Frau abgekauft, die ihn selbst gestrickt hat. Von dem gibt’s also auf der ganzen Welt nur einen.

Wir kommen an einer Fußballmaschine vorbei. Die Figur trägt ein rot-blaues Trikot und starrt Oskar an, als wollte sie ihn auf ein Spiel herausfordern.

Wart, magst du schießen?

Oskar Haag: Ja klar, der hat ein Barcelona-Trikot an!

Ich hab gedacht, du stehst nur auf Messi!

Oskar Haag: Messi hat mich Barcelona lieben gelernt. Aber er ist von Barcelona zu Paris Saint Germain gewechselt. Jetzt muss ich mir leider auch die Spiele von PSG anschauen.

Kickst du selber auch?

Oskar Haag: Ich war immer mehr Fan als Spieler. Mittlerweile bin ich aber in einer Kickerrunde mit lauter 50-Jährigen, die jeden Montag in der Halle kicken.

Halle ist eh besser, da muss man nicht so viel rennen!

Oskar Haag: Doch, man muss absurd viel rennen! Hin und zurück!

Eine Zwei-Euro-Münze rutscht durch den Schlitzin der Kickermaschine. Oskar drückt auf den Startknopf. Es passiert – nichts!

Oskar Haag: Na, des gibt’s net! Messi hat mich abgezogen!

Und der lächelt dich auch noch deppert an!

Oskar Haag: Haha, der macht sich richtig lustig über mich!

Vielleicht geht es mit einem Euro!

Die zweite Münze fällt.

Oskar Haag: Scheiße!

Schon wieder nix!

Oskar Haag: Die Maschine nimmt uns aus!

Komm, lass uns lieber Geisterbahn fahren.

Oskar Haag: Na, ich trau mich nicht. Ich bin mit sechs gefahren. Seitdem hab ich Angst!

Du hast Angst vor der Geisterbahn?

Oskar Haag: Und vor Krebsen! Dabei weiß ich, dass sie mir nix tun können.

Warum dann die Angst?

Oskar Haag: Wegen Michel aus Lönneberga! Das ist der von der Astrid Lindgren. Er spielt immer Streiche. In einer Folge stellt er einen Eimer voller Flusskrebse vor das Bett von seinem Vater. Der steigt rein und alle Krebse beißen ihn. Das hat mich traumatisiert – wenn ich in Grado am Meer bin, fürcht ich mich beim Reingehen.

Hast du den „Weißen Hai” gesehen?

Oskar Haag: Na, aber das würd mir keine Angst machen. Das ist ja nur ein Horrorfilm mit einem Hai im Wasser! Außerdem ist deswegen ein richtiger Hai-Hass entstanden. Wer hat den gemacht?

Steven Spielberg, oder?

Oskar Haag: Ja, der hat gemeint, er bereut es voll, weil der Film so einen Hass gegen Haie ausgelöst hat.

Dann doch lieber Timtom Schalalom.

Oskar Haag: „Call Me By Your Name” ist irre gut. Ich hab gedacht, das wird nur so ein schlechter Romanzfilm, aber …

Du stehst mehr auf Horror, gell?

Oskar Haag: Ich hab „It“ mit zwölf geschaut. Das war ein Fehler. Ich hab eine Zeitlang wahnsinnig Angst gehabt im Dunkeln.

Schau, dort steht noch eine Fußballmaschine!

Oskar Haag: Und seine Augen blinken!

Ich kramen in meiner Geldbörse. Es klimpert. Eine weitere Zwei-Euro-Münze verschwindet im Automatenschlitz. Im Hintergrund plärrt plötzlich Eurodance aus Boxen. Die Maschine erwacht zum Leben.

Jetzt geht es!

Oskar Haag: Wart, nimm amal meine Jacke!

Oskar fokussiert den Ball, nimmt vier Schritte Anlauf und zieht voll durch.

Bist du gscheid!

Oskar Haag: Das war okay! Vollspann … 738!

Von wie viel?

Oskar Haag: 999 steht auf der Maschine.

Ich hätt von dir eher die filigrane Technik erwartet. Das war brutal!

Oskar Haag: Weißt, wie viele Leute sagen, dass Fußball gar nicht in mein Gesamtbild reinpasst? Aber lass mich noch einmal probieren!

Die Maschine klappt wieder den Fußball aus. Oskar nimmt Anlauf. Drei, vier Schritte. Kabumm!

Oskar Haag: Technisch war der viel besser!

Wieder über 700!

Oskar Haag: Das nehm ich mit. Für heute hab ich damit alles erreicht, was es zu erreichen gab.

Sag, wie lange bist du schon in Wien?

Oskar Haag: Zuerst hab ich mit meinem Papa zusammengewohnt wegen der Proben am Burgtheater. Mit meiner Freundin und einer dritten Person leb ich seit Ende November aber in einer eigenen Wohnung.

Wie ist das?

Oskar Haag: Ich hab mich so drauf gefreut! Endlich ausziehen und nach Wien, hier passiert wenigstens was im Gegensatz zu Klagenfurt! Dort gibt’s nur den Wörthersee!

Ich kenn den Längsee bei St. Veith!

Oskar Haag: Mah, dort waren wir eine Woche mit der Klasse! Wir haben im Kloster gewohnt, die haben ein irreleckeres Essen! Beim Nachtisch haben sie uns aber gesagt, man darf nur ein Stück nehmen. Logischerweise hat darauf niemand geachtet.

Und der Wörthersee?

Oskar Haag: Zu Klagenfurt sag ich nix, aber den Wörthersee muss ich schon verteidigen! Wenn du im Sommer ins Loretto Bad gehst, sind immer Freunde dort. In den anderen Jahreszeiten ist aber wirklich nix los.

Du musst ja nicht zurück.

Oskar Haag: Das nächste Mal fahr ich zu unserem Schulball. Das wär mein Maturaball gewesen.

Gewesen, weil du abgebrochen hast?

Oskar Haag: Ich hab in der Siebten aufgehört, ja. Für den Schulball kauf ich mir aber ein Ticket, weil ich meine Klassenkollegen bei der Polonaise sehen will. Außerdem freu ich mich darauf, meinen Lehrern zu begegnen – vor allem die, die mich net so mögen haben!

Die gab es?

Oskar Haag: Absolut! Meine Freunde erzählen mir, was manche Lehrer reden, seitdem ich weg bin …

Das ist der Neid.

Oskar Haag: Das will ich nicht sagen, aber es scheint so! Irgendwie lustig.

Jetzt fährst du zurück und kannst sagen: „Here I am”.

Oskar Haag: Das ist ein gutes Gefühl, ich geb’s zu! Weil: An meinem letzten Schultag hat mich eine Lehrerin mit einem „Schleich dich!“ verabschiedet. Und jetzt komm ich wieder!

Das ist der Neid!

Oskar Haag: Es gibt auch gute Beispiele: Meine Mathelehrerin hat meinen Eltern eine lange E-Mail geschrieben, dass sie sich für mich freut. Ein paar andere waren auch supercool! Hätt ich eine Schule fertig gemacht, wär es das Gymnasium Klagenfurt-Viktring gewesen.

Im Hintergrund rauscht wieder die Walzer-Musik. Wir sind zurück am Eingang des Würstelpraters.

Oskar Haag: Zu Silvester waren wir auch hier. Ich hab aber so kämpfen müssen, dass ich nicht vor Mitternacht einpenn! Davor hab ich nämlich Vorstellung gehabt. Außerdem hab ich zu Weihnachten einen Raclette-Stein bekommen. Wir haben so viel gegessen!

Das sieht man dir aber nicht an.

Oskar Haag: Ich hab mir jetzt Laufschuhe gekauft, weil ich in einer Laufgegend wohn.

Warst schon laufen?

Oskar Haag: Bisher hab ich sie nur gekauft. Der erste Schritt ist getan!

Man muss ihn ein wenig wirken lassen.

Oskar Haag: Na, ich muss schon ein bissal fit sein. Die letzten drei Wochen war nicht viel zu tun, ich hab kaum was gemacht und mich nur von Chips und Schokolade ernährt. Deshalb hab ich mir gedacht: Gehst halt in der Früh laufen! Aber die Überwindung …

Du spielst doch eh einmal in der Woche Fußball!

Oskar Haag: Ich krieg aber mit, dass alle meine Freunde auf den Gym-Trend aufsteigen!

Gehen die alle pumpen, oder?

Oskar Haag: Ja, in meinem Alter ist das grad voll das Ding. Ein paar sagen: „Alda, Oskar, du hast so eine gute Genetik, wenn du anfangen würdest, wärst du das ärgste Biest!“ Aber das ist nicht so meins.

Stell dich mit einem Cornetto-Körper vor!

Oskar Haag: Das würd mega-weird ausschauen, oder?

Fällt dir ein Singer-Songwriter ein, der ur das Viech ist?

Oskar Haag: Das passt nicht so zum Image. Meine Idole sind alle Spargeltarzane.

Ein Mann kommt uns entgegen. Er schaut Oskar im Vorbeigehen an und gratuliert ihm zu seinem Outfit. „Ich war früher ein Tänzer, das ist traumhaft, wie du aussiehst – wie aus der Beatles-Zeit!

Oskar Haag: Mah, danke, danke! Das ist megalieb!

Sag, wie oft passiert dir das?

Oskar Haag: Gar nicht so oft! Manchmal sprechen mich ältere Damen wegen der Fingernägel an. Die sagen, es steht mir so gut, ich soll das weiterhin tragen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=W9pvlF9\u002d\u002dRM

Wann hast du dir das erste Mal die Nägel lackiert?

Oskar Haag: Ich weiß nimmer. Irgendwann hab ich das gesehen und cool gefunden. Seitdem mach ich es auch. Einfach weil es mir taugt.

Ich finds schön, dass sie nicht perfekt lackiert sind, sondern ein bisserl absplittern.

Oskar Haag: Genau das hat was, oder? Es ist mein Stil.

Sollen wir noch auf einen Kaffee gehen? Dort vorn ist eine Aida.

Oskar Haag: Gern, ich bin aber Aida-Hater. Dort ist’s oaschteuer!

Hast einmal das Maronischüsserl gehabt?

Oskar Haag: Na, das klingt nicht gut. Daweil mag ich Maroni eh. Ich hab aber schon lange keine mehr gegessen. Einmal wollten wir im Herbst welche machen. Aber ich hab gesagt: „Maroni isst man nur im Winter, weil sie deine Hände wärmen! Dann haben wir es gelassen.

In welches Café magst gehen?

Oskar Haag: Wart ich google schnell.

Oskar zieht sein Handy aus der Jackentasche und tippt drauf rum.

Oskar Haag: „Zwei Lounge Cocktail und Shishabar“ – 3,9 Sterne!

Hattest du eine Shisha-Zeit?

Oskar Haag: Meine Freunde haben das gemacht. Ich bin davon aber nicht mitgerissen worden, weil: Rauchen tu ich auch nur, wenn ich echt betrunken bin.

Gar keine Süchte!

Oskar Haag: Ich bin jemand, der Süchte recht gut kontrollieren kann … Also noch.

Was heißt da noch?

Oskar Haag: Bisher hab ich keine schlechten Erfahrungen mit nix gemacht. Ich bin aber noch nicht so lange auf der Welt, dass ich oft damit konfrontiert worden wäre.

Vielleicht nehmen wir ein anderes Café.

Oskar Haag: Wart, das da vorn schaut super aus!

Wir überqueren die Praterstraße, Oskar steckt sein Handy weg.

Bist du ein zurückhaltender Mensch?

Oskar Haag: Na, sonst wär das nie was mit meiner Freundin geworden!

Wie?

Oskar Haag: Ich hab sie damals über Instagram angeschrieben. Ihre Freundinnen haben sie aber in die CineCity reinschleifen müssen!So richtig!

Sie wurde zum Glück gezwungen.

Oskar Haag: Voll und jetzt simma fast drei Jahre zusammen.Nice.

Nice?

Oskar Haag: Das Café dort drüben heißt so: „Neyse“.

Oskar stößt die Tür auf. Im Neyse spielt ein Song vom Wu-Tang Clan. Der Barista grinst uns an. Was kann ich euch Gutes tun? Oskar bestellt eine Frucade und einen Caprese Wrap. Er zieht sein Handy aus der Tasche, der Bildschirm wird hell.

Ist das Messi auf deinem Startbildschirm?

Oskar Haag: Ja, ja, weil er Gott sei Dank die WM gewonnen hat. Meine Freundin hat sich aber volle aufgeregt.

Weil du sie mit Messi ausgetauscht hast?

Oskar Haag: Er hat die WM gewonnen, das muss ma kurz amal respektieren!

Das ist doch über einen Monat her!

Oskar Haag: Ich realisier es aber gerade erst!

„Wollts ihr euch dort hinten hinsetzen?“ Der Barista zeigt mit seiner rechten Hand in Richtung einer abgewetzten, grünen Couch.

Mir fällt grad ein, ich hab dir was mitgebracht: ein Interview mit deinem Papa von 1992. Das kam im skug Magazin raus. Findest online fix nicht.

Oskar Haag: Vollegeil! Manchmal find ich Sachen, die sind ihm sogar bissi peinlich. Aber is eh logisch, dass man manches peinlich findet, was man als Junger gesagt hat.

Glaubst du, du findest dich auch irgendwann peinlich?

Oskar Haag: Na, wieso?

Gute Frage!

Oskar Haag: Ich stell nur gute Fragen.

Weißt, was ich mir denk: Deine Generation hat auf alles Antworten!

Oskar Haag: He, das WLAN funktioniert!

Wir sitzen kurz still da. Oskar kaut leise.

Checkst du deine eigenen Privilegien?

Oskar Haag: Ich hab großes Glückmit meinem Papa, mit allem. Wieso sollt ich aber darauf verzichten?

Du musst dich nicht für deinen Background rechtfertigen.

Oskar Haag: Es gibt sicher viele 16-Jährige, die mindestens so gut sind wie ich, aber kein Glück haben. Ich hab es. Und ich weiß eszu schätzen.

Hast du manchmal Angst, manche Fehler nicht machen zu können, weil dir jemand sagt, wie du sie nicht machen kannst?

Oskar Haag: Ich bin froh, weil ich weiß, dass ich mich von keinem Major über den Tisch ziehen lasse. So einen Fehler kann ich nicht begehen. Deshalb hab ich keine Angst.

Vielleicht ist Fehler das falsche Wort. Ich mein eher Erfahrungen, die dir niemand vorleben kann.

Oskar Haag: Das Musikbusiness ist ein hartes Business. Mein Papa schaut bei jedem meiner Karriereschritte drauf, dass es nicht zu viel wird für. Außerdem muss das Management Gutes für mich wollen … Ich weiß eh, die müssen von was leben. Aber sie müssen mich auch cool finden!

Das ist es: Dein Papa findet es gut, was du machst. In der Hinsicht ist er zuerst Künstler, dann Papa.

Oskar Haag: Er ist froh, dass ich keinen Schlager mach. Hat er mir mal gesagt.

Weil er dich sonst …

Oskar Haag: Na, er würd mich schon unterstützen. Aber nie in dem Ausmaß, wie er’s jetzt tut.

Oskar beißt in seinen Wrap, lehnt sich zurück und schlägt seine Beine übereinander.

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Oskar Haag: Ich hab grad voll das Dé-jà-vu gehabt!

Was?

Oskar Haag: Vom Dasitzen, dem engen Gang und diesem Café … Ich weiß nicht warum, ich hab das schon mal gesehen!

Hast du das öfter?

Oskar Haag: Ja, voll, schon als kleines Kind! Damals hab ich es nicht verstanden und geglaubt, dass ich Superkräfte hab. Das hat sich schnell gelegt, als ich gecheckt hab, dass es alle haben!

Ein Song von Missy Elliott grätscht in die Playlist des Cafés. Oskar nippt am letzten Schluck Frucade.

Im Internet steht überall, dass du der nächste österreichische Star bist. Nervt dich das?

Oskar Haag: Nein, gar nicht, ich freu mich! Selbst würd ich mich zwar nie so beschreiben, aber: Was ich mach, find ich super!

Wie machst dus, dass das nicht arrogant rüberkommt?

Oskar Haag: Ich mag es einfach, wenn Leute auf mich zukommen und ich über mich reden darf.

Impostor-Syndrom attestier ich dir keines.

Oskar Haag: Na! Meine Freunde sagen, ich bin arrogant. Ich bin aber nur arrogant, wenn meine Freunde da sind.

Das ist deine Masche!

Oskar Haag: Deshalb haben sie mich eine Zeitlang mit Pop-Wunderkind angeredet.

Auf ironisch.

Oskar Haag: Und ich hab mitgespielt – auf ironisch.

In vielen Gesprächen geht es um dein Alter. Manchmal kommt das so rüber, als ob die Leute nicht glauben könnten, dass ein 17-Jähriger Gitarre spielen kann.

Oskar Haag: Ich weiß, was du meinst. Die Leute sind erstaunt und sagen dann: „Mei, was hab ich mit 16 gemacht!“ Deshalb erwähn ich bei meinen Konzerten gern mein Alter.

Du sagst: Seawas ich heiß Oskar und bin 17?

Oskar Haag: Wenn ich sag, dass ich den Song mit 14 geschrieben hab, lieben es die Leut.

Hast du manchmal das Gefühl, dass dich Leute wegen deines Alters anders behandeln?

Oskar Haag: Wenn sie mit mir reden, hauen manche ein paar Wörter rein, die nicht zu ihnen passen. Ich merk das eh sofort, weil sie die falsch verwenden.

Was sagen sie?

Oskar Haag: Das Geilste ist: Gommemode!

Goblin mode?

Oskar Haag: Gommemode! So wie der Youtuber!

?

Oskar Haag: Haha, ja. Meine Freunde und ich haben das auch noch nie gehört. Auf einmal war es in dem Jugendwörter-Ranking …

Und alle fangen an, es zu verwenden?

Oskar Haag: Ironisch, klar! Davor kannte es ja niemand.

Und was heißt das?

Oskar Haag: Gommemode ist wie: Messi hat gestern drei Tore geschossen, er war übelst im Gommemode!

Bild Oskar Haag
Oskar Haag (c) Christoph Liebentritt

Du bist doch Zocker, oder?

Oskar Haag: Ich hab eine Playstation 4, eine Xbox 360 und eine Wii. Ich zock aber hauptsächlich Fifa, und Rocket League, kennst du das?

Na, sag kurz.

Oskar Haag: Du kannst mit Autos Fußballspielen.

Wow.

Oskar Haag: Vor einem Monat hab ich außerdem wieder angefangen mit Fortnite! Ich war damals in der Anfangszeit dabei. Alle haben das gezockt! In den Sommerferien waren wir untertags draußen. Am Abend sind alle heim – und wir haben uns im Spiel getroffen!

Hat nicht Travis Scott mal ein Konzert in Fortnite gespielt?

Oskar Haag: Ja, es gibt sogar Travis-Scott-Skins. Auch von John Cena!

Moment, das ist doch ein Wrestler?

Oskar Haag: Ich hab mal eine Wrestling-Phase gehabt!

Die hatte ich auch mal – mit dem Undertaker!

Oskar Haag: Rey Misterio, Roman Reigns, alle! Als ich gecheckt hab, dass die nur fake herumtun, hat es mich aber gebrochen!

Oskars Handy läutet.

Geh ruhig dran!

Oskar Haag: Meine Mutter, wart!

Oskar beginnt zu telefonieren. Zwei Minuten später legt er das Handy auf den Tisch.

Oskar Haag: Sie bringt Käsnudeln mit!

Die Mama?

Oskar Haag: In Wien gibt’s nirgends Käsnudeln zu kaufen.

Oskars Handy bimmelt erneut.

Oskar Haag: Jetzt ist’s mein Manager!

Oskar drückt aufs Handy:

„Seawas!“

„Gehts’s da gut?“

„Ich sag immer Singer-Songwriter-Indie-Pop.“

„Ja.“

„Okay.“

Passt.“

„Tschauuu!“

Oskar Haag: Jetzt aber!

War das Stefan?

Oskar Haag: Der sollt eigentlich wissen, dass ich grad wo bin! Wo waren wir?

Bei den Kasnudeln.

Oskar Haag: Ich kenn Kasnudeln!

Ja, super.

Oskar Haag: Ich mag die österreichische Küche generell. Alles ist so deftig!

Du bist kein Vegetarier, oder?

Oskar Haag: Na, leider. Dafür bin ich zu egoistisch. Ich hab auch keine andere Entschuldigung. Ich mag einfach den Geschmack von Fleisch. Wenn’s einen Burger gibt, bestell ich den.

Jetzt kommt die Burger-Gschicht!

Oskar Haag: Kennst du die?

Ich hab mir aufgeschrieben: Beatles, Burger, Barcelona – nicht schon wieder darüber sprechen!

Oskar Haag: Das sind die drei großen B, die mein Leben bestimmen!

Jetzt reden wir drüber …

Oskar Haag: Weißt du, dass ich Rankings liebe? Ich hab ein ganzes Beatles-Lieder-Ranking!

Was?

Oskar Haag: Auf meinem Handy, schau. Die Nummer Eins ist „Yesterday“. Besser wird es nicht!

Na, ich mein: Was hast du auf deinem Handy?

Oskar Haag: Ein Ranking für jedes Beatles-Lied. Auf der 20 ist „Hello, Goodbye“.Aber ich hab alle.

Wie alle?

Oskar Haag: Alle alle!

Zeig mal.

Oskar swiped über sein Handy.

Oskar Haag: 212 Lieder. Von den Lost Tapes hab ich eins dazugetan, das ist nicht offiziell. Und „While My Guitar Gently Sweeps“ hab ich auch in der „Love“-Version. Übrigens: „Let It Be“ ist auf Platz 49.

Nicht mal in den Top-Forty?

Oskar Haag: Dont get me wrong! Ich lieb jeden Song bis 160! Ich muss die Liste aber aktualisieren, weil ich „Within You Without You“, den Sitar-Song, mittlerweile irresuper find.

Wieso machst du die Liste?

Oskar Haag: Ich hab das von meinem BE-Lehrer. Jedes Mal, wenn er einen Film schaut, schreibt er ihn auf und bewertet den Film mit Sternen. Das System ist aber komisch, weil er hat nur drei Sterne.

Da vergibt die TV Media mehr Sterne!

Oskar Haag: Zehn Sterne wären ein gutes System – mit Kommazahlen!

So wie bei IMDb, der Film-Database.

Oskar Haag: Genau. „Inglorious Basterds“, einer meiner Lieblingsfilme, bekommt eine 10 und „Midsommar“ eine 9!

„Hast du vorhin nicht gemeint, dass du keine Horrorfilme magst?

Oskar Haag: Ich liebe Horror! Aber nicht so auf creppy, sondern eher oag! Außerdem mag ich keine Happy Ends, wo alles super ist. Das Ende von dem neuen Kinofilm mit Timothée Chalamet ist zum Beispiel geil.

Der Kannibalen-Film, meinst du?

Oskar Haag: Es macht so viel Sinn, dass sie ihn am Ende isst! So viel Sinn!

Spoiler!

Oskar Haag: Ein paar Sitze neben mir ist einer gesessen, der hat zuerst ein Buch gelesen. Ein paar Minuten später ist er eingeschlafen.

Im Kino ist es so kuschlig und warm.

Oskar Haag: Ja, ja. Ich war letzthin bei „Monets Garten“, diese interaktive Sache in der Marx Halle. Überall sind Farben, man hört Musik – und auf dem Boden liegen Sitzsäcke! Ich hab mich hingesetzt, nach fünf Minuten war ich weg!

Und: gut geschlafen?

Oskar Haag: Irregut!

Perfekt, schöne Träume noch!

Christoph Benkeser

++++

OSKAR HAAG – Lullaby Tour 2023
03.03. Wien / Rabenhof
04.03. Linz / Posthof
05.03. Klagenfurt/ Kammerlichtspiele
08.03. Salzburg / Argekultur
09.03. Graz / Dom im Berg
10.03. Innsbruck / Treibhaus
13.04. St.Pölten / Cinema Paradiso
14.04. Weyer / Bertholdsaal
15.04. Dornbirn / Spielboden
20.04. Baden / Cinema Paradiso

++++

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