„[…] in einer kleinen, aber feinen Nische“ – das MOBILIS SAXOPHONQUARTETT im mica-Interview

Eine von MICA – MUSIC AUSTRIA beauftragte Fachjury wählte für die Saison 2016/17 25 junge Musikerinnen, Musiker und Ensembles für das Nachwuchsprogramm THE NEW AUSTRIAN SOUND OF MUSIC (NASOM) des BUNDESMINISTERIUMS FÜR EUROPA, INTEGRATION UND ÄUSSERES. Mit dabei im Bereich Neue Musik: das MOBILIS SAXOPHONQUARTETT. Christian Heindl sprach mit dem Ensembleleiter MICHAEL KRENN.

Schon zum fünften Mal unterstützt die Initiative The New Austrian Sound of Music (NASOM) des österreichischen Außenministeriums junge österreichische Musikerinnen und Musiker gezielt bei ihren Auslandsaktivitäten, was vor allem Kooperationen mit Botschaften, Kulturforen und Generalkonsulaten bedeutet. Das Mobilis Saxophonquartett wurde auf Vorschlag der Jury für 2016/17 in dieses Programm aufgenommen. Was bedeutet diese Unterstützung? Welche Projekte lassen sich dadurch konkret realisieren?

Michael Krenn: Es ist eine sehr schöne Bestätigung unserer Arbeit der letzten Jahre. Unsere erste Reise wird uns erstmals in die Ukraine führen, wo wir beim Festival Kharkiv Contemporary gastieren werden. Weitere Konzerte in Kroatien, Slowenien und Ungarn sind in Planung. Eines unserer großen Ziele ist es, endlich in Japan spielen zu können. Wir sind optimistisch, dass wir dieses Ziel mithilfe von NASOM realisieren können. Wir sind selbst sehr gespannt, wohin uns die nächsten zwei Jahre führen werden, und wir hoffen auf viele schöne Erlebnisse und Begegnungen!

Wie sehen Sie die Möglichkeit, als musikalische Botschafter im Ausland zu fungieren?

Michael Krenn: Wir sind vier Musiker aus vier Ländern. Janez Ursej ist Slowene, Goran Jurkovic Kroate, meine Frau Yukiko Krenn Japanerin und ich bin Österreicher. Für uns spielen Grenzen und Nationalitäten absolut keine Rolle – der Mensch zählt! Wir wollen in unseren Konzertprogrammen den internationalen Mix auch musikalisch wiedergeben und hoffen auf einen inspirierenden kulturellen und künstlerischen Austausch auf unseren Reisen. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen sehr viele Menschen existenzielle Ängste und Sorgen ertragen müssen, rückt uns ins Bewusstsein, welches Privileg wir haben, den Musikerberuf ausüben zu dürfen. Es ist uns daher sehr wichtig, unserem Publikum eine kulturelle Unvoreingenommenheit zu vermitteln und möglichst viele Menschen mit unseren Interpretationen zu berühren.

Das Saxofon gilt für viele nach wie vor als „Jazzinstrument“. Wie gehen Sie mit diesem Vorurteil um?

Michael Krenn: [auflachend] Wirklich? Im Jazz kommt das Saxofon auch zum Einsatz?

„Für Musikerinnen und Musiker ist es immer ganz besonders spannend und lehrreich, den Schaffensprozess von Musikstücken mitzuerleben.“

Welchen Anteil an Ihrer Arbeit hat die zeitgenössische österreichische Musik?

Michael Krenn: Einen sehr hohen. Wir arbeiten oft mit Komponistinnen und Komponisten zusammen und bringen regelmäßig Werke zur Uraufführung. Derzeit ist gerade unser Freund und Kollege Theodor Burkali dabei, ein neues Stück für uns zu schreiben, das wir in der Ukraine uraufführen werden. Thomas Doss, Peter Koene, Matthias Kranebitter, Lukas Haselböck, Simeon Pironkoff, Katharina Klement – um nur einige zu nennen – haben bereits für das Mobilis Saxophonquartett komponiert. Darunter sind nicht nur Werke für die Standardbesetzung, sondern auch welche für Saxofonquartett, Blasorchester, Chor und etwa Elektronik. Für Musikerinnen und Musiker ist es immer ganz besonders spannend und lehrreich, den Schaffensprozess von Musikstücken mitzuerleben.

Bevorzugen Sie bestimmte ästhetische Richtungen?

Michael Krenn: Das ist eine schwierige Frage. Unser Repertoire umfasst ein breites Spektrum. Grundsätzlich darf es nicht an emotionalen Ausdrucksmöglichkeiten fehlen. Dann würden wir die Spielfreude vermissen.

2009 gegründet, wurde Mobilis bereits 2011 als „Bank Austria Artist of the Year“ ausgewählt. Ihre bei Gramola erschienene Debüt-CD erhielt den Pasticcio-Preis und beste Kritiken. Nun sind Sie im NASOM-Programm. Bestärkt Sie das in Ihrer Arbeit?

Michael Krenn: Absolut. Gerade als Saxofonisten finden wir uns in einer kleinen, aber feinen Nische des Musikmarktes, abseits vom Mainstream. Umso mehr schätzen wir Anerkennungen wie diese, welche unser kontinuierliches Streben nach Qualität und Originalität bestätigen.

„Mobilis ist für uns alle mit seinen unterschiedlichsten Programmierungen auch eine Art Experimentierfeld […]“

In der Regel ist man als Mitglied eines Saxofonquartetts nicht hauptberuflich für das Ensemble tätig. Wie lassen sich Probephasen, Konzerte und Tourneen koordinieren?

Michael Krenn: Das ist nicht immer einfach. Gerade die Wohnsituation – unser Baritonist lebt in Zagreb – fordert uns immer wieder heraus. Ein Besetzungswechsel kommt für uns aber nicht infrage, da die musikalische und menschliche Verbindung innerhalb der Gruppe nicht ersetzbar ist. Wir versuchen daher immer, Arbeitsphasen geblockt zu planen, und arbeiten nicht das ganze Jahr hindurch zusammen. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass wir jeder Probe und jedem Konzert schon mit Freude entgegenblicken! Mobilis ist für uns alle mit seinen unterschiedlichsten Programmierungen auch eine Art Experimentierfeld, auf dem wir uns in verschiedensten Situationen ausprobieren können. Kinderkonzerte stehen genauso auf dem Programm wie Konzerte, in denen ausschließlich neue Werke österreichischer Komponistinnen und Komponisten zur Uraufführung kommen. Jedenfalls können wir uns nicht über langweilige Routine beschweren.

Was sind die nächsten Konzertprojekte und gibt es auch konkrete CD-Pläne?

Michael Krenn: In den nächsten zwei bis drei Monaten ist bei uns Babypause! Yukiko und ich freuen uns auf unseren zweiten Nachwuchs und möchten diese Zeit ohne Konzertstress genießen. Im neuen Jahr werden wir aber wieder auf der Bühne stehen. Genaue Termine folgen bald! Wir möchten das ruhigere kommende Jahr aber auch nutzen, um unsere Repertoire zu erweitern. Eine neue CD steht ebenfalls auf der To-do-Liste. Konkreten Zeitraum dafür haben wir noch keinen, hoffen aber, sie im Sommer 2016 einspielen zu können.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Christian Heindl

Foto Mobilis Saxophon Quartett (c) Mobilis Saxophon Quartett

http://www.mobilis-saxophonquartett.at