Die Improtage:Lungau 22 (30. August bis 7. September 2022; Mauterndorf im Lungau) richten sich an alle Instrumentalist*innen und Vokalist*innen, die den Mut haben, während neun Tagen gemeinsam in unbekanntes musikalisches Gebiet aufzubrechen. Der intime Rahmen unserer Workshopreihe (max. 16 Teilnehmer*innen) ermöglicht es, verschiedene Zugänge zur improvisierten Musik im Kollektiv kennenzulernen und anzuwenden.
Ziel ist es, in Interaktion zu treten und vom ersten Tag an als Ensemble gemeinsam spannende Musik zu entwickeln. Nach den ersten vier Workshoptagen wird das neue Ensemble ein eigens entwickeltes Improvisationskonzept vor Publikum aufführen. Danach finden weitere vier Tage lang Workshops statt, um das Erarbeitete zu vertiefen, zu erweitern und Revue passieren zu lassen.
Mit unserem Konzept verfolgen wir auch interdisziplinäre Ansätze. Neben der musikalischen Praxis und Theorie widmen wir uns auch je einen Tag lang dem Thema Bühnenpräsenz sowie der Sprache beziehungsweise dem Sprechen, Schreiben und Schweigen über Improvisierte Musik und das eigene künstlerische Schaffen.
Angeleitet wird das Ensemble von jungen Künstler*innen, die in der österreichischen Jazz-/Improvisierten Musikszene keine unbeschriebenen Blätter mehr sind. Sie sind Träger*innen von Staatsstipendien und Gewinner*innen zahlreicher Auszeichnungen im In- und Ausland. Zusätzlich gehören zu unserem zehnköpfigen Team von Workshopleiter*innen eine mehrfach ausgezeichnete performative Künstlerin und Sprachexpertin sowie eine Schauspielerin und Regisseurin, die Trägerin des Nestroypreises und des Bochumer Theaterpreises ist.
Creative Orchestra – Di 30. & Mi 31.8.22
Workshopleiter: Mike Tiefenbacher, Leonhard Skorupa & Tobias Vedovelli
In den ersten beiden Workshoptagen werden wir uns intensiv mit diversen zeitgenössichen Improvisationskonzepten beschäftigen und unterschiedlichste Improvisationsstrategien erarbeiten. Diese helfen uns dabei, gemeinsam in Interaktion zu treten und als Ensemble spannende Musik zu entwickeln.
Hierbei werden wir eine Fülle an improvisatorischen Zugängen erproben, die nicht unbedingt auf traditionelle Notationssysteme zurückgreifen, dem Ensemble viel improvisatorische Freiheiten und Gestaltungsräume geben und keine fixe Struktur determinieren. Der Bogen reicht hier von “Game Pieces” wie zum Beispiel John Zorns Cobra, über Improvisationskonzepte von George Lewis bis hin zu diversen Zugängen graphischer Notation.
Bevor wir jemals am Nachmittag in die Praxis gehen, werden wir euch am Vormittag theoretische Unterfutter liefern, zusammen in die Musik hören und in die Materie eintauchen.
Ziel dieser zwei Tage wird es sein, gemeinsam die Rosinen diverser Impro-Stratgien herauszupicken und einen Impro-Fahrplan für ein ca. 15-minütiges Stück zu konzipieren. Dieses werden wir im Rahmen des Konzerts am Samstag zur Aufführung bringen.
Bühnenpräsenz – Do 1.9.22
Workshopleiterin: Raphaela Möst
Im Workshop arbeiten wir an Bühnenpräsenz und einer gelungenen Kommunikation mit dem Publikum. Mit Übungen zur Körperwahrnehmung, Theaterimprovisation, Analysen und Lust am Ausprobieren suchen wir nach dem individuellen Umgang mit Lampenfieber und nach einem Wohlgefühl beim Auftreten.
Spielerisch erkunden wir unser Ausdruckspotential in einer spontanen und humorvollen Interaktion mit dem Publilkum.
Real Time Composition – Fr 2.9.22
Workshopleiterin: Verena Zeiner
Improvisieren bedeutet in Echtzeit zu komponieren. Um spontan komponieren zu können, sind ein gewisses Handwerk und musikalisches Wissen ebenso notwendig, wie eine differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit und der Mut, der Intuition zu vertrauen um kreative Lösungen zu finden. Im Workshop werden wir all diese Teilaspekte des Improvisierens spielend erforschen und Möglichkeiten finden sie selbstständig weiter auszubauen und zu erlernen. Der Workshop ist für alle geeignet, die sich für Improvisation interessieren, unabhängig von Stilrichtungen Instrumenten und improvisatorischen Vorkenntnissen.
KONZERT – Sa 3.9.22
Vier Programmpunkte werden an diesem verlängerten Konzertabend präsentiert.
Creative Orchestra
Unter Anleitung des Komponisten Leonhard Skorupa bringt das neu gegründete Ensemble der Teilnehmer*innen der Improtage : Lungau22 die Ergebnisse der ersten vier intensiven Kurseinheiten auf die Bühne. Ziel der Improtage : Lungau22 ist das Trainieren der spontanen musikalischen Interaktion und Improvisation. Der Auftritt der frisch gebackenen Mitglieder des Creative Orchestra soll die Möglichkeit bieten, den kleinen, intimen Rahmen der Workshops zu verlassen und sich ohne Netz und doppelten Boden einem breiten Publikum zu präsentieren.
Milly Groz
Als Millycent = mumble rap + free improv + Pop. Versatzstücke von alten Disco Hits mit neuen Texten, neu arrangierten Beats und unerwarteten Harmonien. Auf diese fulminante Mischung dürfen sich die Besucher*innen des Konzerts ebenso freuen, wie auf Verena Zeiner.
Verena Zeiner
Die Pianistin gewährt mit ihrem zweiten Soloalbum “No Love Without Justice” einen außergewöhnlich intimen Einblick: sie erzählt von den Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Liebe – pur am Klavier und in Interaktion mit live kreierten elektronischen Klangelemente.
OnQ
Ein Versuch des künstlerischen Umgangs mit einer globalen Pandemie – das ist der Zugang der 2020 während des ersten Covid-19 Lockdowns gegründeten Initiative. Nach zahlreichen Auftritten in Wien und Vorarlberg arbeiten verschiedene Künstler*innen der österreichischen Musikszene gemeinsam an neuen Kompositionen. Während ihrer Zeit in Mauterndorf entsteht so ein Programm, welches in dieser Form am Konzert der Improtage : Lungau22 erstmals öffentlich aufgeführt wird.
Songs & Sounds – So 4. & Mo 5.9.22
Workshopleiter: Emily Stewart, Martin Eberle & Reini Schmölzer
Ziel dieses Workshops ist es, die Teilnehmer*innen zu motivieren aus kleinen Skizzen, musikalischen Bildern und Sounds einen Weg in die Komposition und ins Songwriting zu finden. Dabei werden wir über die herkömmlichen Spielweisen der jeweiligen Instrumente hinaus denken und auch mit Soundmöglichkeiten experimentieren.
Anhand von bekannten Songs werden wir uns über Form, Harmonik, Rhytmik und Melodie austauschen und anschließend mit verschiedenen Übungen und Improvisationen ein gemeinsames Stück erarbeiten. Ein zentraler Aspekt des Workshops ist zum einen das aktive Zuhören zu vermitteln und zum anderen das Denken in Klängen und Bildern auf dem Instrument umzusetzen.
Weiterhin möchten wir die Wahrnehmung von Raum miteinbeziehen: was und wie klingt der Ort, an dem wir uns befinden? Welche Bilder lassen sich in Musik oder Songtexte übertragen? Dafür werden wir uns von der Soundkulisse der Umgebung inspirieren lassen.
über die eigene Musik… – Di 6.9.22
Workshopleiterin: Esther Strauß
…sprechen, schreiben, schweigen.
Als Musiker*in muss man nicht nur auf der Bühne top sein, sondern auch über sich und die eigene Arbeit sprechen und schreiben können. Aber wie kommen wir zu einer Sprache, mit der man sich wohlfühlt? Welche Vorbereitungen geht einer gelungenen Improvisation, zum Beispiel im Rahmen eines Interviews, voraus? In unserer Sprachwerkstatt probieren wir verschiedene Formen des Sprechens, Schreibens und Schweigens zur eigenen Musik praktisch aus. Willkommen sind alle, unabhängig vom eigenen Erfahrungsschatz. Einzige Voraussetzung zur Teilnahme ist die Freude am Experiment.
Groovend – Mi 7.9.22
Workshopleiterin: Milly Groz
An diesem letzten Workshoptag geht es nochmals ans Improvisieren innerhalb und außerhalb der Time – und leicht dazwischen.
Am Anfang zeige ich euch mein Rhythmus-Aufwärm-Training, mit dem ich mein Üben beginne und mich mich das in die Improvisation bringt. Danach werden wir uns mit rhythmischen Patterns, mit Beschleunigungen und Verzögerungen beschäftigen und auf deren Grundlage Musikstücke improvisieren.
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Links:
Improtage:Lungau 22