Sperrholz ist eine Naturalie, die nicht unbedingt mit dem Paradies in Verbindung gebracht wird, aber zur Flöte geformt, können Töne aus Sperrholz auch um Eden kreisen oder gen Himmel schweben. Die Idee muss man nur haben, wie der deutsche Flötenbauer Paetzold, dann eröffnen sich ungeahnte Klangtore. Aus viereckigen, massiven Holzorgelpfeifen ähnelnden, lackierten Sperrholzgebilden von beeindruckender Größe und klanglicher Tiefenwirkung entweichen geschmeidige, kräftige, zur Höhe hin auch süßliche Töne. Strapazfähige Klangkörper, die selbst überraschende Wetterwechsel in paradiesischen Gefilden überleben würden. Im Zusammenklang mehrerer Paetzoldflöten entsteht ein orgelgleiches Sausen und Brausen, ein Plenum wie mit vollen Registern, das sich bald in luftige Sphärentöne auflösen oder das in kühle Erdenwinde übergehen kann. Wir verlosen 2 x 2 Freikarten für das Osterklangfeuer am Samstag, 19. April 2014 – schreiben Sie einfach ein Mail mit dem Betreff “Osterklangfeuer” an office@musicaustria.at. mica Clubmitglieder erhalten außerdem bei allen Konzerten von Imago Dei ermäßigte Karten.
„In Paradise“ tauchen das Ensemble Plenum und die Mezzosopranistin Anna Clare Hauf ein. Die in Wien lebenden MusikerInnen spannen einen Klangfarbenregenbogen von den hauchzarten Harmonien englischer Madrigalisten der Shakespeare-Epoche zu phantasievollen Schöpfungen zeitgenössischer Komponisten, die in instabilen irdischen Zeiten eine Sehnsucht nach dem Paradies entwickeln, in Traumräume aufbrechen oder zumindest eine Balance nicht nur musikalischer Organismen finden wollen. Die Flötistinnen und die Sängerin wandeln durch den paradiesischen musikalischen Garten englischer Renaissance-Songs und fächern das Klangspektrum für Uraufführungen von Gunter Schneider, Pauline Oliveros und Burkhard Stangl auf.
Auf Hartholzbalken, mit Hämmern zu Klangleben erweckt, werden seit vielen Jahrhunderten in russisch-orthodoxen und auch manch katholischen Klöstern die Mönche zum gemeinsamen Gebet gerufen. Das Semantron oder auch Simantra, aus rohem Holz in längliche Form gebracht, entwickelt Schwingungen, die in Klänge übergehen, als spielte in der Ferne ein himmlisches Orchester von Glockenspielen, während sich die unmittelbar zu hörenden Rhythmen perkussiv in der Ursprünglichkeit des natürlichen Materials entfalten.
Ein Si-Mantra aus rhythmisch und metrisch vielschichtigen Mustern hat der US-amerikanische Komponist Michael Gordon mit seiner Komposition „Timber“ für Slagwerk Den Haag ausgelegt. Von den alten Klosterinstrumenten breiten sich ritualische Schlagfolgen und Klangketten im Raum aus. Spieler wie Zuhörer werden in den Sog eines zyklischen Rituals gezogen: Die Skalen aus den angeschlagenen Tönen auf den Semantronen steigen auf und ab, bewegen sich aufeinander zu und treiben auseinander, bilden Kreise und Kolonnen, beschleunigen und verlangsamen sich, überschlagen sich, gehen von harten Schlägen in Rieseln und Fließen über, verschränken und überlagern sich, fächern sich in unendlich scheinende Horizonte auf. Die Wege ins Paradies sind verworren, doch sie führen ans Ziel.
Durch Bambus hindurch ist die Menschheit in die Welt getreten, wie auf den indischen Andamanen angenommen wird, in der japanischen Märchenwelt Taketori Monogatari wird die Mondprinzessin als Säugling in einem leuchtenden Bambusrohr gefunden. Bambus ist Glücksbringer und Zeichen für ein langes Leben. Als Trommeln, Rasseln, Flöten und Zithern nimmt Bambus oszillierende musikalische Gestalten an. Brennender Bambus entfaltet bei Neujahrsfeiern und Feiertagsfesten in Japan und China explosive Klangballungen und Tongirlanden. Als Kind in Japan war Akio Suzuki beeindruckt von dieser Bambusfeuerwerksmusik. Aus der Erinnerung daran entwickelt der phänomenale Musiker, Klangkünstler und Instrumentenbauer Suzuki extra für „Imago Dei“ im Innenhof des Minoritenklosters eine Performance mit dem Titel „do n do“. Dondo-yaki hießen die Kostüme, die zu den feurigen Festen in Japan getragen wurden.
In das Paradies und nach Utopia entführt Akio Suzuki sich selbst, die japanische Tänzerin Hiromi Miyakita und das Festivalpublikum mit einem Ritual, in dem brennende Bambuszweige Funken und Klänge sprühen und die Choreografie den gesamten Ort ergreift und ausfüllt. Ein Freudenfestfeuer, in dem Feiertagstraditionen aus verschiedenen Kulturen aufleuchten. Das Wunder der Osternacht beginnt.
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