Imago Dei: Das Osterfestival in Krems (15. – 24. März)

Bereits zum siebenten Mal initiiert der Klangraum Krems mit IMAGO DEI einen künstlerischen Diskurs zur Spiritualität des Osterfestes. Ein exquisites Festival in der spätgotischen Minoritenkirche in Krems-Stein, diesmal mit dem Motto “Ich bin der HERR .”. Mit Konzerten alter, ethnischer und zeitgenössischer Musik bis zu Performance- und  Literaturprojekten sowie Auftragswerken führt das Festival auf bestimmte Spuren des Monotheismus in den drei großen Weltreligionen.

Begonnen hat das Festival bereits am 2. März mit einer Aufführung der Bachschen Johannespassion, in der Karwoche folgt der Hauptteil der Veranstaltungen der Fragestellung, wie der Monotheismus in den drei Weltreligionen des Christentums, Judentums und Islam seine – zum Teil auch fundamentalistische – Ausprägung gefunden hat. Es geht um die Suche nach dem Bild vom einzigen HERRN. Wie wird ihm gehuldigt, bis zur Selbstaufgabe in Trance verehrt, wie wird er zu begreifen und zu verinnerlichen getrachtet, aber auch verdrängt, überwunden? Welche Auswirkungen haben religiöse Weltbilder seit Jahrtausenden auf das gesellschaftliche Leben der Menschen und sein soziales und politisches Denken? Wie weit ist es vom Herrn zum Patriarchat? Oder warum ist Gott nicht weiblich?

 

Die wie immer von Jo Aichinger hervorragend kuratierte Melange der künstlerischen Antworten umfasst eine multimediale Solo-Oper mit einer israelischen Kultcellistin, einen bunten Liederabend rund um Liebe, Leidenschaft und Tod, eine Komposition für Schlagwerkquartett von Klaus Lang, von Reinhard Deppe neu bearbeitete Musik von Bernd Alois Zimmermann in Verbindung mit einer Rezitation von Anne Bennent, weiters Auftritte der Fakire von Sindh (Pakistan) sowie dem Ensemble Micrologus mit italienischer Musik aus dem 13. Jahrhundert.

 

Am Palmsamstag erlebt man zum Auftakt ein Programm mit der aus Israel stammenden Cellistin Maya Beiser unter dem Titel “Almost human” – teils sehr alte ethnische Musik aus Zentral-Afrika, China oder den mittelalterlichen “Kol nidre”-Gebeten der Juden in Adaptionen von Chinary Ung, John Talbot, Tan Dun, Michael Gordon u. a. “From a Far-Off Country” heißt die multimediale Solo-Oper von Shirin Neshat | Video und Eve Beglarian | Komposition, die den Höhe- und Schlusspunkt des Abends bildet.

 

HERR-liche Kunst und Klaus Langs östliche Klarheit

Am Sonntag, 15.3.  ein “Heimspiel”: Remixes & Coverversions aus Klassik, Pop und Rock rund um die Themen Liebe, Leidenschaft & Tod bieten Kultdiva Lilo Wanders (Moderation) sowie Willi Resetarits, Didi Bruckmayr, Paul Gulda, Countertenor Bernhard Landauer, Anna Hauf & Wachauer Pestbläser und das Ensemble Extracello. Herangezogen wurden hiefür Werke von Georg Gershwin, James Brown, Robert Schumann, Friedrich Hollaender, Franz Schubert, J. S. Bach, Marlene Dietrich, Tom Waits, The Rolling Stones und anderen. Und das Thema lautet “Ich bin DEIN Herr .”, dahinter verbirgt sich eine klingende Kulturgeschichte des Mannes mit Herr-licher Kunst aus mehreren Jahrhunderen, von “Ach lieber Herr behüt uns heut” über James Browns “This is a man’s world” bis zu Freddy Quinns “Junge komm bald wieder”.

 

Ein Schlagwerkquartett zieht im ersten Teil des Gründonnerstag-Programms von West gen Ost, wo Klarheit herrscht: Vier Schlagzeuger wandern in Klaus Langs wunderbarer Komposition “Moon in a Moonless Sky (two)” in vier Abschnitten von den Fell-, zu den Holz-, zu den Metall- und schließlich zu den Glasinstrumenten. Für diese Kooperation mit märzmusik/Berliner Festspiele gestaltet Langs bevorzugte Bühnenbildnerin Claudia Doderer Raum und Licht in der Minoritenkirche, es spielen vier Musiker des Studio Percussion Graz.

 

Ein  Ritual zu Ehren des Sufi-Dichters Shal Abdul Latif, wie es seine Jünger seit dessen Tod 1752 täglich von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang  begehen, bestreiten anschließend die Fakire von Sindh vor einem mitgebrachten Schrein, der sonst in der Stadt Bhit Shah im Industal Pakistans steht.

 

Konzertante Liturgie mit Musik von Bernd Alois Zimmermann

Berührende Kammermusik für Viola, Klavier sowie Violoncello und Klavier von dem 1970 verstorbenen wichtigen deutschen Komponisten der Nachkriegszeit Bernd Alois Zimmermann und eine Komposition von Renald Deppe für Jazzband, inspiriert an dessen Orchesterwerk “Requiem für einen jungen Dichter”, bieten die Musikerinnen und Musiker der Capella con durezza am Karfreitag, Anne Bennent liest dazwischen aus den Klageliedern des Propheten Jeremias.

Am Ostermontag schließlich kann man bei Imago Dei noch das grandiose Ensemble Micrologus aus Italien erleben: Im ersten Teil mit “Laudario di Cortona”, Lobgesänge des Herrn aus dem 13. Jahrhundert, dann mit Tarantelle d’amore aus Apulien, die Gesangssolisten sind Patrizia Bovi und Giuseppe di Vittorio (hr).

 

Programm und Künstler:

 

Samstag, 15. März, 19:00 Uhr

 

“Almost Human”
Werke für Violoncello solo und Electronics
von Chinary Ung, Joby Talbot, Tan Dun, Michael Gordon
“From a Far-Off Country” (multimediale Solo-Oper von Shirin Neshat | Video und Eve Beglarian | Komposition)

 

Maya Beiser (Violoncello)

 

David Cook (Sounddesign)
Clifton Taylor/Carolyn Wong (Lichtdesign)
Stephen Arnold (Lichtregie)

 

Palmsonntag, 16. März, 19:00 Uhr

 

“Ich bin DEIN Herr.”
Remixes & Coverversions aus Klassik, Pop und Rock rund um die Themen Liebe, Leidenschaft & Tod

 

Lilo Wanders (Moderation); mit Willi Resetarits, Didi Bruckmayr, Paul Gulda, Bernhard Landauer, Anna Hauf & Wachauer Pestbläser, Ensemble Extracello
Werke von Georg Gershwin, James Brown, Robert Schumann, Friedrich Hollaender, Franz Schubert, J. S. Bach, Marlene Dietrich, Tom Waits, The Rolling Stones u. a.

 

Gründonnerstag, 20. März, 20:30 Uhr

 

1.Teil
“Moon in a Moonless Sky. (two.)”
für Schlagwerkquartett
Klaus Lang (Komposition), Claudia Doderer (Lichtdesign), STUDIO PERCUSSION graz
Hannes Ebner (Perkussion), Günter Meinhart (Perkussion), Roland Neffe (Perkussion)
Bernhart Richter (Perkussion)

 

In Kooperation mit MaerzMusik / Berliner Festspiele

 

2. Teil
“Die Troubadoure Allahs”
Die Fakire von Sindh (Pakistan)
Mit einem Einführungsvortrag von Peter Pannke “Das Dreamhouse von Shah Abdul Latif” (mit aktuellen politischen Hintergründen aus Pakistan)

 

Syed Aneesul Hasnen, Gul Muhammad, Khabar Soomro, Qadir Bux, Rahim Dino Junejo, Syed Mir Mohammad Shah, Rano (Tanpura, Gesang)

 

Karfreitag, 21. März, 20:30 Uhr

 

“Stille und Umkehr”

 

Werke von Bernd Alois Zimmermann (1918 – 1970):
“Sonate für Viola solo”; “Konfigurationen für Klavier”; “Intercomunicazione per violoncello e pianoforte”; “Requiem für einen jungen Dichter” (Bearbeitung für Jazzband von Renald Deppe)
Lesung aus den Klageliedern des Propheten Jeremias

 

Anne Bennent (Rezitation)
Capella con Durezza: Susanne von Gutzeit (Viola), Margarethe Deppe (Violoncello), Mathilde Hoursiangou (Klavier) Martin Ptak (Posaune), Renald Deppe (Saxophon, Klarinette), Michael Bruckner (Gitarre), Ali Angerer (Tuba), Bernhard Breuer (Drums)

 

Ostermontag, 24. März, 19:00 Uhr

 

1. Teil
“Laudario di Cortona”
Die Lobgesänge des Herrn (13. Jahrhundert)

 

Ensemble Micrologus:
Goffredo Degli Esposti (Doppelflöte, Bombarda, Dudelsack),
Gabriele Russo (Drehleier, Fidel, Rebec),
Gabriele Miracle (Perkussion, Glocken),
Simone Sorini (Gesang, Laute),
Enea Sorini (Gesang),
Mauro Borgioni (Gesang),
Marcello Vitale (Schlaggitarre)

 

Patrizia Bovi (Gesang, Harfe),
Giuseppe De Vittorio (Gesang, Schlaggitarre)

 

2. Teil
“Tarantelle d´Amore”
Volkslieder aus Apulien

 

Giuseppe De Vittorio (Gesang, Schlaggitarre)
Marcello Vitale (Gitarre)
Gabriele Miracle (Perkussion)

 

In Kooperation mit dem italienischen Kulturinstitut

 

Veranstaltungsort:
Klangraum Krems Minoritenkirche, Minoritenplatz 5, 3500 Krems-Stein

 

Vorverkauf
NÖ Festival-Ges.m.b.H., Minoritenplatz 4, 3500 Krems,
Ticket- und Infoline: +43 (0) 2732/90 80 33 | tickets@klangraum.at | www.klangraum.at

 

Fotos: Alle mit freundlicher Genehmigung von Klangraum Krems
Klangraum Minoritenkirche © Helmut Lackinger
Lilo Wanders © Michael Reh
Studio Percussion Graz © Helmut Lackinger
Fakire vom Schrein des Schah Abdul  Latif