Im Spielrausch – Uli Soyka im Interview

Im mica-Gespräch mit Alois Sonnleitner verrät der Schlagzeuger, wie er es schaffte, seine Liebe zur Musik zum Lebensinhalt zu machen, wie er seine vielen Aktivitäten unter einen Hut bringt – und welche spezielle Rolle der tschechische Serienheld der frühen 70er Jahre, Pan Tau, in seinem Leben spielt.

Uli, du bist Schlagzeuger, leitest ein Plattenlabel und veranstaltest Konzerte. Wie geht sich das alles für dich aus, sowohl zeitlich als auch wirtschaftlich?

Uli Soyka: Indem ich meine riesengroße Liebe zur Musik kundtue, im Speziellen zum Jazz – zum aktuellen, momentanen Interagieren im musikalischen Kontext, in den kleinteiligen Räumen zwischen allen Agierenden, ganz spontan und mit aller Hingabe, nur im Sinne des musikalischen Gestaltens und gänzlich ohne Rücksichtnahme auf kommerzielle Absichten irgendwelcher Art. Zeitlich gesehen, bedeutet allein die Konzertreihe mindestens drei Fulltime-Jobs: konzipieren, programmieren, Budget lukrieren, organisieren, Werbung, einreichen, abrechnen, Betreuung aller Musikerinnen im Vor- und Nachfeld, Musik schreiben, Flughafen-Musikerinnen-Transporte, Hotelbuchungen, Konzert-Spielorte lukrieren-buchen …und zu guter Letzt Konzerte spielen.

Das Label habe ich 1998 gegründet, um mir Unabhängigkeit zu gönnen, noch in einer Zeit, da viele Musiker daran glaubten (auch in unserem Genre), von großen Plattenfirmen entdeckt und dann auch noch gut betreut zu werden. Ich war mir meiner eigenen Verantwortung zwar auf ganz simple Art bewusst, jedoch wachsen die eigenen Ansprüche und damit auch die Notwendigkeit, sich immer wieder regelmäßig mit den eigenen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Ich für meine Person agierte zeit meines Lebens (bisher leider) vorwiegend als Einzelarbeiter, schätze aber durchaus Arbeit in engeren, guten und sachdienlichen Netzwerken. Durch die entschiedene Eigeninitiative verantworte ich alle Rechte und natürlich auch alle Pflichten.

Mit zunehmendem Alter schätze und brauche ich jede entlastende Zusammenarbeit. Ich habe erst spät (mit 18 Jahren) mit dem Schlagzeugspielen begonnen, und das neben meiner Ausbildung zum Gürtler, Stahlschneider, Graveur, Gold- & Silberschmied, Juwelier. Gleich nach der Ausbildung lebte und arbeitete ich bereits mit meiner damaligen Familie in Kitzbühel. Damals gab es praktisch keine Musik in meinem Leben. Erst 1987 ging ich nach einer Trennung nach Wien, arbeitete hier auch noch ca. ein Jahr als Goldschmied, musste aber aus gesundheitlichen Gründen meinen damaligen Beruf zur Gänze aufgeben. Zu diesem Zeitpunkt entpuppte sich mein Wunsch, das Schlagzeugspielen zum Beruf zu machen, und ich begann mit Enthusiasmus und unbändiger Energie zu üben und zu üben und …

Seit 1988 nütze ich einen Proberaum im WUK, wo ich auch, um mein Leben zu sichern, eine Vielzahl an Jobs machte (Portier, Putzmann, Brandschutzbeauftragter usw.). Seit damals probte und spielte ich in unzähligen Bands, war immer und überall für vieles zu haben, um als Substitut in Notsituationen alles zu spielen, was ich konnte. Letztendlich ist sich alles gut ausgegangen, und ich konnte enorm viele musikalische Erfahrungen sammeln.

Man ahnt es schon, aber magst du uns dennoch den Hintergrund davon erzählen, warum dein Label Pan Tau-X Records heißt? Was war und ist für dich das Faszinierende an der Figur des Pan Tau, die übrigens auch in meiner Kindheit eine bedeutende Rolle gespielt hat?


Uli Soyka:
Ganz einfach: Ich erlebte eine sehr unruhige Kindheit mit insgesamt  18 Wohnorts- und neun Schulwechseln. Die Fantasiefigur des Magiers (Zauberers aus der tschechischen Fernseh-Serie) verkörperte für mich „Hilfe &  Unterstützung für Kinder in Not“ – Erwachsene haben Pan Tau nie zu Gesicht bekommen. Das war für mich Grund genug, diese Figur als Leitfigur für mein Label zu wählen.

Deine Konzertreihe nennst du musik-hautnah. Was veranstaltest du unter diesem Titel, und welche Spielorte bevorzugst du dafür?

Uli Soyka: Mein Motiv, die Konzertreihe musik-hautnah zu nennen, ergibt sich ganz simpel aus dem Grund, dass für alle Musiker, die das Musikmachen erleben, eine ganz intime Raum- und Bühnensituation die bestmöglichste Voraussetzung für Akteure wie auch fürs Publikum bietet, um im gemeinschaftlichen Spielrausch zu versinken. Und das ist es letztlich, was die Lust und Freude am Musizieren ausmacht. Sich richtig gut zu hören und zu spüren – ganz ohne Anstrengung während des Tuns – ganz einfach „musik-hautnah“ zu erleben.

Eines der wichtigsten Themen im Kontakt zu meinen Musikerfreundinnen ist die Wertschätzung des Gegenübers im Tun und Handeln. Ich finde, das Bemühen um größtmögliche Aufmerksamkeit für das gemeinschaftliche Werk muss im Mittelpunkt stehen, im Besonderen, wenn’s um Tonaufnahmen geht. Die Auswahl der Mitspielerinnen hat für mich persönlich größte Priorität.

Welche Kooperation bzw. Ensembles sind dir besonders wichtig? Und aus welchen Gründen?

Uli Soyka: Ich will mich auf keines der von mir ins Leben gerufenen Ensembles festlegen, aber eines kann ich mit Sicherheit sagen, dass bei allen Formationen die jeweils persönliche Note und Persönlichkeit der Musikerinnen die wichtigste Rolle spielt – im musikalischen wie auch im sozialen Kontext. Einige der Formationen finden nunmehr schon eine oftmalige Wiederholung in meiner monatlichen Jahres-Konzertreihe, mit der ich 2008 das 10-jährige Bestandsjubiläum meines Labels Pan Tau-X feierte.

Für mich betreibe ich zwei Arten von Ensembles, solche für komponierte und solche für  improvisierte Musik. Da kann und will ich einfach einige von meinen Ensembles aufzählen: Lila Lotus (pt-x 008), dreierlei (pt-x 015), Triomobile (pt-x 011), Triomobile++ (pt-x 017) – erscheint bald, FunArt…Music (pt-x 016), Art…tett, touching moments, beaT:Less, Songs & Beauties, SingSpiel, WienerWunderAllerlei, klangräumen, Undetected (pt-x 013), Undetected+, D & A – Connection, Flüchtigkeiten (pt-x 014).

Welche Projekte und Termine sind in nächster Zeit geplant? Deiner Website entnehme ich etwa, dass demnächst ein Release von touching moments (mit Michael Moore, Georg Gräwe & Wilbert de Joode) zu erwarten ist?

Uli Soyka:
Das Konzert der touching moments ist das nächste in der heurigen Konzertreihe und wird am 26. April im Porgy & Bess stattfinden. Dieses Konzert wird, wie auch viele andere meiner Konzertreihen, live in professioneller Art tontechnisch aufgezeichnet. Ob daraus ein CD-Release wird, steht noch in den Sternen. Gerade vor zwei Wochen kam ein neues CD-Baby zur Welt: pt-x 107, Von den Göttern weiß ich nichts, ein wunderbares Projekt meines  langjährigen Weggefährten Uli Rennert. Er hat diese Musik für seine Tochter, die Opernsängerin Sophie Rennert, geschrieben und mit unterschiedlichsten kleinen Ensembles aufgenommen. Weiters arbeite ich an der Realisierung einer neuen CD: pt-x 017 Triomobile++ (Wolfgang Puschnig, Woody Schabata, Peter Ponger, Jan Roder, Uli Soyka). Ich habe als Komponist mittlerweile eine große Anzahl an Stücken geschrieben und habe vor, diese als Flötenbüchlein und/oder als Melodiebüchlein zu veröffentlichen. Außerdem habe ich vor, viele meiner Kompositionen in einer Studio-CD-Produktion zu verarbeiten.

Foto: Magnus Bergström

http://www.pantau-x-records.com