Im music austria Notenshop: Katharina Klement

Die vielfach begabte Künstlerin Katharina Klement präsentiert sich im music austria-Notenshop mit zwei kammermusikalischen Werken. Bekannt geworden ist die studierte Pianistin aber durch ihre elektroakustischen Kompositionen, wie beispielsweise „5 Boote 20 Fische“. Seit acht Jahren unterrichtet die gebürtige Grazerin zudem Computermusik und elektronische Medien in Wien. In ihrer Musik versucht sie jedoch einen Mittelweg zwischen Elektronik und Akustik zu finden und zeigt in ihren Werken, wie das gehen könnte.

Die These der Komposition „noise: s onie“ lautet: „Es gibt keine reine Musik“. Stattdessen bewegt sie sich in mannigfaltigen Verhältnissen zwischen Geräusch und Klang. Der Interpret wird dazu angehalten, verschiedene Grade der Klangstärke, der „sonie“, zu ertasten. Das Solostück für Violoncello leiten kräftige, warme Töne ein, die von Bartok-Pizzicati, senkrechten Bogenhaltungen und col legno-Angaben immer wieder gestört werden. Eingangs vorgestellte Motive werden im Verlauf des Stückes variiert. Das zu Grunde liegende Prinzip der Variationen vergleicht die Komponistin mit dem Spiel Stille Post: Die einzelnen Themen verändern sich durch mehrfache Wiederholungen in Tonhöhe und -dauer zunehmend, bis sie ganz in Geräusche übergehen. Solche und andere Transformationsprozesse in ihren Werken zwischen 2008 und 2012 hat Klement auf ihrer CD „Jalousie“ zusammengestellt. „Noise: s onie“ wurde dabei von dem Cellisten Roland Schueler eingespielt.

Auch in „Waldareale“ werden die klanglichen und geräuschhaften Momente der Bassklarinette und der Bassblockflöte mit Hilfe von verschiedenen Spieltechniken ausgelotet. Hierbei zählen jedoch die minimalen, graduellen Klangverschiebungen, die hervorgebracht werden. Die langsamen Passagen, bei denen die Liegetöne mit Mikrointervallen umspielt werden, wechseln sich mit unruhigen Läufen ab. Dabei sind die Tondauern vom jeweiligen Spieler nach Gefühl und Zufall frei bestimmbar, sodass die zwei Stimmen nicht synchron zusammen spielen. Mittels Zirkularatmung können die Ausführenden die langen Töne ununterbrochen halten. Die Voraussetzung dieser Fertigkeit und die häufigen Multiphonics, also das gleichzeitige Spielen zweier Töne, machen dieses Stück anspruchsvoll für die Interpreten. Katharina Klement kennt die verschiedenen Techniken und damit verbundenen Schwierigkeiten der Holzblasinstrumente. Sie lernte in ihrer Kindheit Blockflöte, noch bevor sie mit dem Klavierspielen anfing.

In beiden Werken ist zu erkennen, dass die Herangehensweise an die Instrumentalmusik von den ästhetischen Prämissen der Elektroakustik geleitet wird. Es sind nicht Melodien oder musikalische Formen, sondern Transformationen und graduelle Veränderungen von Klängen, die ihre Kompositionen ausmachen. Entscheidend ist für Klement in der Musik alles, was klingt, sie bekennt sich damit zu John Cage, der sie maßgeblich beeinflusst hat. Neben der elektroakustischen Musik kam die damalige Studentin auch durch den Jazz zum Komponieren. Während sie als Pianistin viel Literatur einstudieren musste, war das Improvisieren wie eine Befreiung. Zufall und Fantasie haben in ihrer tonsetzerischen Arbeit seither eine hohe Wertigkeit. Klement selbst beschreibt sich daher auch als „strukturelle Improvisatorin“. Mit ihren vielen Begabungen musste sich Katharina Klement in ihrer Jugend zwischen Tanzen, Malen und Musik entscheiden. Noch neben ihrem Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien beschäftigte sie sich intensiv mit der Bildhauerei. Die Idee des Raumes spielte fortan eine entscheidende Rolle für Klement und brachte sie der elektronischen Musik näher. Heute ist sie vorrangig als Komponistin tätig, interpretiert aber auch ihre eigenen Werke und arbeitet als Musikpädagogin. Sie gründete ein Label, bei dem einige ihrer Werke auf CD veröffentlicht wurden und erhielt zahlreiche Kompositionsaufträge.  Margarete Buch