Marlies Fürst hat MAOLA als Solo-Projekt begonnen, demnächst ist sie mit Band im Rahmen des Akkordeonfestivals in Purkersdorf zu sehen. Im Interview mit Jürgen Plank erzählt MAOLA, wem ihr Lied „Sonja“ gewidmet ist und warum ihre im Jahr 2024 erschienene EP „Tides“ auch ein Liebeslied an Graz enthält. Dort tritt die Salzburger Akkordeonistin übrigens am 8. März 2025 auf. Außerdem spricht sie über die Unterschiede zwischen Knopf- und Tastenakkordeon und erzählt inwiefern das Akkordeonspiel ihres Großvaters ihren musikalischen Weg geprägt hat. Nicht zuletzt kommt auch Amy Winehouse im Gespräch vor.
Viele Musiker:innen beginnen mit Gitarre- oder Klavierunterricht. Wie bist du zum Akkordeon gekommen?
Maola: Ich stamme aus einer Familie, die einen Gasthof hat und in diesem Gasthof wurde immer fleißig musiziert. Auch von meinem Großvater, der die Steirische Ziehharmonika gespielt hat. Ich habe es ganz toll gefunden, dass man Leute mit diesem Instrument so mitreißen kann und wollte Steirische Ziehharmonika in der Musikschule lernen. Es war leider – oder inzwischen Gott sei Dank – so, dass kein Platz an der Musikschule frei war. Deswegen habe ich gesagt, dass ich einfach mal mit dem Akkordeon anfange und vielleicht später zur Steirischen wechsle. Letztlich habe ich aber innerhalb kürzester Zeit so eine Liebe zum Akkordeon entwickelt, dass ich nicht mehr gewechselt habe. Mein Einsteigerinstrument war also ein Tastenakkordeon und mein Lehrer hat gemerkt, dass ich Potenzial habe und dann bin ich auf das Knopfakkordeon umgestiegen.
Welche Unterschiede siehst du zwischen diesen beiden Instrumenten? Spielst du aktuell Knopf- und Tastenakkordeon?
Maola: Jetzt spiele ich hauptsächlich Knopfakkordeon, aber ich unterrichte sowohl Knopf- als auch Tastenakkordeon. Ich sehe für mich im Knopfakkordeon mehr Möglichkeiten. Dadurch, dass die Knöpfe am Instrument nahe beieinander liegen, sehe ich da einen technischen Vorteil.
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Ein Lied deiner EP „Tides“ heißt „Sonja“. Wenn mit dem Song eine reale Person angesprochen werden sollte, bist du ziemlich beeindruckt von dieser.
Maola: Ich muss sagen: ich bin einfach ein Fan von schönem Wetter. In meinem Freundeskreis gibt es die Angewohnheit, dass wir nicht sagen, die Sonne ist da, sondern: die Sonja ist auch da. Ich habe diesen Song quasi unserer lieben Sonne gewidmet, bin aber immer wieder gefragt worden, wer diese Sonja denn eigentlich ist. Ich finde es ganz spannend, dass man diesen Song auf Personen aber auch auf die Sonne beziehen kann.
Das habe ich nicht erwartet.
Maola: Ja, das tun die meisten Hörer:innen nicht. Das ist der special effect von diesem Song. Es ist schön, dass das Lied gut ankommt.
Verhält es sich bei „Tonz a bissl bunt mit mir“ auch so, dass es gar nicht um das Tanzen geht?
Maola: Ja, es geht natürlich schon ums Tanzen, aber eigentlich geht es darum, dass man oftmals zu sehr schwarz-weiß denkt. Da kann ich auch von mir sprechen. Eigentlich hat das Leben viele bunte Farben und es wäre doch viel schöner, wenn wir viel mehr „bunt tanzen“ würden. Damit meine ich: die Vielfalt und viele Facetten sehen und sich darin auch suhlen.
Vielfältig ist auch deine Musik, bei „Tonz a bissl bunt mit mir“ sind für mich diverse Einflüsse von Pop bis Folk enthalten. Auch Zydeco aus dem Süden der U.S.A. habe ich herausgehört. Wie ist diese Mischung entstanden?
Maola: Ich würde nicht sagen, dass ich beim Schreiben eine gewisse Vorstellung habe. Das passiert einfach. Ich würde mich nicht einschränken wollen, ich habe ganz viele Musikstile eingebaut. Die kommen einfach aus dem tiefen kreativen Sein heraus und so entsteht jeder Song auf ganz spezielle Art und Weise.
„MIT DER ZEIT HABE ICH GEMERKT, DASS ICH MEINEN EIGENEN WEG GEHEN WILL“
Und wie wirkt hier der volksmusikalische Einfluss auf dich, das Musizieren im Gasthaus, von dem du eingangs erzählt hast?
Maola: Mich hat daran sehr bewegt, dass die Leute durch die Musik zusammenkommen und eine gute Zeit miteinander haben. Als ich dann mit dem Akkordeonspiel begonnen habe und auch Wettbewerbe gespielt habe, bin ich mehr in den klassischen Bereich gegangen. Dann habe ich gemerkt, dass ich mich von der Volksmusik abgrenze und ich will mich da immer noch abgrenzen, weil das Instrument einfach so viel mehr kann. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich meinen eigenen Weg gehen will. Natürlich spielt man volksmusikalische Stücke, wenn man Akkordeon lernt. Aber ich würde nicht sagen, dass ich Volksmusik total verinnerlicht habe. Das spüre ich anders.
Du singst auch in englischer Sprache, auf deiner EP gibt es zum Beispiel das Stück „each hello“. Das Lied enthält Zeilen wie: „happy full of fear“, „happy full of tears“. Ich höre da eine Ambivalenz zwischen Fröhlichkeit und Traurigkeit heraus, was ist die Idee hinter diesem Lied?
Maola: Ich war ja für acht Jahre in Graz und habe dort Akkordeon studiert, Bachelor und Master. Nach diesen acht Jahren habe ich beschlossen, dass ich wieder zurück nach Salzburg ziehe. Ich sage immer: so schön ein Neuanfang ist, so traurig ist es auch, dass man goodbye sagen muss. Deswegen: „each hello is a goodbye.“ Man hat schöne Lebensabschnitte, die dann aber auch vorbeigehen. Darauf schaut man mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das ist der Sinn dieses Liedes: es ist eigentlich ein kleines Liebeslied an Graz.
Die Kuratorinnen des Akkordeonfestivals schwärmen von deiner Stimme und haben einen Vergleich mit Amy Winehouse angestellt. Die Latte liegt somit ganz schön hoch für dich, was sagst du zu so einer Assoziation?
Maola: Was sage ich dazu? Wie du sagst: die Latte liegt hoch. Das ist ein wunderschönes Kompliment, gleichzeitig ist es so, dass Vergleiche immer ein bisschen schwierig sind. Ich persönlich will mich gar nicht vergleichen. Es ist ein superschönes Kompliment und ich freue mich wenn meine Musik und mein Gesang jemandem gefallen. Ich selbst möchte aber keine Vergleiche ziehen.
Trotzdem agierst du als Musikerin immer in einem Umfeld. Gibt es Musiker:innen am Akkordeon, die dich inspirieren?
Maola: Genau. Ich glaube, da geht es um keinen speziellen Künstler und keine spezielle Künstlerin. Ich habe mir über die Jahre einfach viele Musiker:innen anhören dürfen und habe mir da jeweils das mitgenommen, was mich interessiert. Da muss ich noch ein bisschen auf meine Geschichte eingehen: ich habe ja Akkordeon gelernt, habe aber in meinen Jugendjahren immer gemerkt, dass ich gerne singen möchte. Ich war immer ein bisschen wehmütig, dass ich mit meinem Gesang nichts machen kann, weil ich ja Akkordeon spiele. So habe ich meine Songs eigentlich immer am Klavier geschrieben. Irgendwann war ich bei einem Freund, dem ich mit dem Akkordeon ein Cover vorgespielt habe. Er hat gemeint: das ist super, das nehmen wir auf. Das war der Punkt, an dem ich verstanden habe, dass ich meine Leidenschaft fürs Singen und meine Leidenschaft fürs Akkordeon verbinden kann und das klingt sogar gut und wird von anderen als toll und wunderschön empfunden. Da habe ich gemerkt: wow, das hat Hand und Fuss und ist etwas Besonderes und so hat diese Reise begonnen. Ich hatte da keine ganz arge Inspiration, sondern es waren eher Puzzleteile, die zu einem Puzzle geworden sind.
Welches Cover war das?
Maola: Das findet man auf YouTube, der Song heißt „Autumn“ und ist von Paolo Nutini. Eliah Woolf hat das mit mir aufgenommen.
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Du wirst beim Akkordeonfestival einen Stummfilm vertonen, nämlich „Kohlhiesels Töchter“ von Ernst Lubitsch aus dem Jahr 1920. Wie näherst du dich dieser Aufgabe an?
Maola: Das darf ich mit meiner Duo-Partnerin Corinna Kornthaler machen. Zusammen sind wir das Na:da Duo. Wir haben uns den Stummfilm angeschaut und dann ist uns erst bewusst geworden, welche Aufgabe und welche Herausforderung wir übernommen haben. Das ist eine total schöne Herausforderung, weil wir so etwas noch nie gemacht haben und uns auf etwas Neues einlassen müssen. Wir haben versucht, die Stücke passend zur Stimmung dieses Films zu wählen. Aber trotzdem nicht unseren eigenen Stil zu verlieren.
Werdet ihr live auch improvisieren?
Maola: Im Film geht es um zwei Töchter, die sich auf komödiantische Art und Weise verlieben. Wir werden zum Teil improvisieren, aber nicht total frei, sondern eher über Akkordflächen drüber improvisieren.
In deinen Liedern geht es um Freude, ums Tanzen, um Gefühle. Ist deine Musik sozusagen ein Vehikel all für diese Empfindungen?
Maola: Absolut. Ich würde sagen, dass meine Songs aus meinem Leben entstehen. Was ich wahrnehme, was ich spüre, was mich beschäftigt und wofür ich brenne und was ich vermitteln möchte. Auch wenn man über nicht so lustige Themen singt, dürfen diese Themen ihren Raum haben und man darf zulassen, dass man das spürt.
Deine Musik ist insofern eine Spiegelung von dir selbst?
Maola: Ja, von mir selbst und von dem, was rund um mich herum passiert. Im Freundeskreis oder auch in Bezug auf aktuelle Themen, die ich verarbeiten möchte, weil ich über sie nachdenke.
Du warst schon vor zwei Jahren beim Akkordeonfestival dabei. Wie erlebst du dieses Festival?
Maola: Ich finde es großartig, dass es dieses internationale Akkordeonfestival gibt. Das Akkordeon ist ja ein Instrument, dass viele gar nicht am Schirm haben. Viele denken, dass es ganz anders behaftet ist. Die Arbeit von Lisa und Franziska finde ich unglaublich, sie bringen so viele verschiedene Facetten dieses Instruments auf die Bühne und machen da eine tolle Arbeit. Das finde ich großartig.
Herzlichen Dank für das Interview.
Jürgen Plank
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Live:
07.3.2025: Akkordeonfestival: Die Bühne, Wiener Straße 12, 3002 Purkersdorf, 19:30h
08.3.2025: tube, Graz, Grieskai 74a, 8020 Graz
16.3.2025: Filmcasino, Margaretenstr. 78, 1050 Wien, 13h
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Akkrodeonfestival