BEN SABER verprügelt die Musikindustrie, steigt in einen Mustang und brettert über die Reichsbrücke. Dazwischen versandelt er in einer Bar mit Schattenweltlern und tanzt wie Jacko zu seinen besten Zeiten. „Heute Nacht“ sei das beste Musikvideo Österreichs, sagt Murathan Muslu, Schauspieler und einer der Labelchefs von SUA KAAN MUSIC. Das ist keine Übertreibung: Was hier in viereinhalb Minuten über den Laptopbildschirm flimmert, lässt jedes Indie-Video wie ein Sozialprojekt der Regenbogengruppe aussehen. SABER, der 1995 in Wien zur Welt kommt, spielt die Hauptrolle – und will „von der Siedlung in die Charts.“
Der Mann steht im beigen Mantel vor einem Café in der äußeren Mariahilferstraße. SABERS Haare sind blondiert, er trägt ein Sackerl von H&M. Keine halbe Stunde später sagt er Sätze wie „Ich will Stadien füllen“. Wieso sein Stolz dabei dennoch bescheiden bleibt, liegt daran, dass SABER trotz aller schicksalhafter Berufung, auch die kleinen Erfolge feiert. Sei das ein Hit im Club oder die Fangemeinde aus seinem Heimatdorf in Tunesien. Die erste Single für das kommende Album, das auf SUA KAAN erscheinen wird, zirkuliert in sozialen Medien. Sein Sound ist eine Hommage an die 80er, ohne sie zu kopieren. Er hat einen Style gefunden, mit dem er „diese zeitlose Zeit“ in die Gegenwart beamt. Wieso er nie Gangsterrap machen wird, warum er mit 14 Jahren in den Volksgarten gesneakt ist und sein Auftreten für Österreichs Musikszene vielleicht zu cool ist, erklärt BEN SABER im Gespräch mit Ania Gleich und Christoph Benkeser.
Deine neue Single „Heute Nacht“ ist seit zehn Tagen online – bisher wurde sie auf YouTube über 85.000 Mal geklickt. Hättest du das erwartet?
Ben Saber: Wir sind leider in keiner Spotify-Playlist gelandet. Trotzdem kommt der Song gut an. Ich bekomm viel Feedback, damit bin ich zufrieden!
Kann das für dich der Durchbruch sein? Du bist seit 2016 als Künstler unterwegs. Damals noch bei der Sendung „The Voice“.
Ben Saber: Mein erster Auftritt war aber bei „The Voice“, das stimmt. Ich hab aber schon davor Musik gemacht, Covers und so. Später bin ich bei Sony gelandet, hab immer veröffentlicht. Die Zahlen haben gestimmt, auch wenn es mir um etwas anderes ging.
Um was ging es dir?
Ben Saber: Nicht um die Kohle! Ich lebe meinen Traum. Auch dank Sua Kaan kann ich das machen, was ich liebe.
Du hast nie aufgegeben.
Ben Saber: Ich hab mit 15 meinen ersten Song aufgenommen. Seitdem mach ich Musik. Ein Song wie „Heute Nacht“ ist die Entwicklung, die ich seitdem gemacht habe.
Der Song ist – auch dank des Videos – eine große Weiterentwicklung.
Ben Saber: Ich habe immer Angst, dass ich mich nicht weiterentwickle. Schließlich weiß ich im Vorhinein nicht, wohin sich meine Entscheidungen entwickeln werden. Dabei bin ich offen für neue Einflüsse – ich bin nicht in einem Genre hängengeblieben, sondern höre quer durch die Palette alles. Für mich gibt es keine schlechte Musik. Das ist eine Einstellung, die mich geprägt hat. Außerdem habe ich mit Sua Kaan eine Base, die mir davor gefehlt hat. Sie haben mir ein Studio hingestellt. Zu Hause, bei meinen Eltern und meinem kleinen Bruder, hätte ich nicht den Raum, mich kreativ zu entfalten. Sua Kaan hat einen Raum geöffnet, in dem ich ausprobieren kann, was ich machen will. Mevlut [Khan, Anm.], Murathan [Muslu, Anm.] und mein Produzent Mario [Veraci; Anm.] unterstützen mich. Sie sind ein Team, das mich versteht.
Du hast vorhin gemeint, dass es dir nicht ums Geld gehe. Wie schaut es mit Fame aus?
Ben Saber: Das gehört dazu. Ich wollte schon als kleines Kind die Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Das finde ich auch nicht verwerflich oder falsch.
Wieso stehst du gerne im Mittelpunkt?
Ben Saber: Ich will die Menschen, die mich beobachten, entertainen. Ich will, dass sie lachen oder auf mich zukommen und mir sagen, dass sie meinen Song krass finden. Das gibt mir mehr, als wenn du mir 100 Euro in die Hand drückst.
Man will nicht nur wahrgenommen, sondern geschätzt werden, oder?
Ben Saber: Genau! Dass ich das brauch, hab ich schon früh gemerkt. In der Schule habe ich Theater gespielt – das war gleichzeitig eine Möglichkeit, um nicht im Unterricht zu sein und auf der Bühne zu stehen. Zum Abschluss haben wir zum Beispiel Songs von AC/DC aufgeführt. Der Schlagzeuger hat sich davor die Hand gebrochen, also hab ich mich gemeldet. In zwei Wochen hab ich die Songs auswendig gelernt. Und es hat geklappt.
Du bist durch Zufall zum Drummer von AC/DC geworden.
Ben Saber: Es ist wie immer im Leben: Schicksal. Jeder hat seine Aufgabe, man muss sie nur finden.
Es gibt einen Masterplan, den man entdecken muss, meinst du?
Ben Saber: Ja, deshalb bin ich der Meinung, dass man im Leben alles ausprobieren sollte – ohne sich auf eine Sache zu beschränken. Man muss herausfinden wollen, was das eigene Schicksal ist. Ich habe zum Beispiel klassische Musik studiert …
Fertig studiert?
Ben Saber: Leider nicht.
Das sind eh die Besten.
Ben Saber: Ja, ich will nicht überheblich klingen, aber mir kam in der Zeit auf der Uni vor, dass die Leute keine Gefühle zeigen. Sie lesen ihre Noten vom Blatt ab, aber fühlen es nicht.
Lieber schnuppert man in fünf Dinge kurz intensiv hinein, als sich durch ein Studium zu quälen.
Ben Saber: Es ging mir ums Improvisieren. Das konnten dort viele Leute nicht.
Wann hast du mit Improvisieren begonnen?
Ben Saber: Schon früh. Ich war auch jung unterwegs – mit 14 zum ersten Mal im Volksgarten, obwohl man damals erst mit 21 reingekommen wäre …
Wie ging das?
Ben Saber: Durch meinen großen Bruder. Der kannte den Security, hat mit ihm geredet, auf einmal war ich drin. Für mich war das ein Wahnsinn. Schließlich hab ich damals Freestyle getanzt und wollte Leute batteln. Das war pure Improvisation. Bald darauf hab ich die Leute als MC entertaint. Danach wusste ich, ich muss meine eigenen Lieder aufnehmen – es war Schicksal. Man kann sich das nicht aussuchen, man wird ausgesucht.
Ist das Schicksal für dich eine Person?
Ben Saber: Nein, gar nicht. Manche sagen, es ist das Universum. Andere sagen Gott.
Was ist es bei dir?
Ben Saber: Für mich ist es Gott. Ich bin gläubig. Aber es ist egal, woran man glaubt …
Solange man daran glaubt.
Ben Saber: Genau. Jeder soll an das glauben, was er will. Der Glaube hält einen fest. Er gibt einem in vielen Momenten Kraft.
War das für dich der Grund, in all den Jahren dranzubleiben? Die Radiostationen spielen dich trotz des Erfolgs schließlich noch immer nicht …
Ben Saber: Das wird sich eines Tages ändern. Wenn ich in Deutschland mehr Anklang finde, passiert es auch in Österreich.
Vielleicht wären die Oscars was: „Heute Nacht“ ist das beste Musikvideo Österreichs, sagt Murathan im Making-of.
Ben Saber: Wenn das von einem der besten Schauspieler im deutschsprachigen Raum kommt, hat es Gewicht! Gleichzeitig war es für mich persönlich krass. Nach zehn Jahren Musik war dieser Dreh mein Höhepunkt. Das wäre ohne Sua Kaan nie möglich gewesen.
Die Credits laufen durch wie bei einer Hollywood-Produktion.
Ben Saber: Am zweiten Drehtag saß ich im Auto und hatte Tränen in den Augen. Es war ein emotionaler Moment zu realisieren, wie viele Leute hinter einem stehen.
Im Video setzt an einer Stelle ein Saxophon ein. Ein krasser Moment.
Ben Saber: Das Saxophon ist mein Lieblingsinstrument. Es wird auch in anderen Songs wie „Sie Tanzt“ vorkommen.
Was gefällt dir am Saxophon?
Ben Saber: Es hat viel Seele, ist ein emotionales Instrument. Wenn jemand richtig Saxophon spielt, catcht es dich sofort. Deshalb zieht es sich wie ein roter Faden durch das Album – nie zu viel, aber auch nicht zu wenig davon.
Damit kommt auch das soulige Element durch.
Ben Saber: Saxophon ist Soul pur, ja. Aus der Richtung komme ich auch. Es ist die Musik, die mich am meisten geprägt hat.
Die Stimme dafür hättest du. Auf „Heute Nacht“ kommt quasi kein Autotune vor. Hätt dich eine Soul-Karriere nie gezogen?
Ben Saber: Doch, das habe ich noch vor! Trotzdem bin ich gerade da, wo ich bin: in den 80ern! Das ist eine Zeit, die mich immer inspiriert haben. Deshalb wollten wir sie zum Leben erwecken.
Man erkennt Elemente aus den 80ern in deinen Songs, aber sie sind keine Kopie der 80er.
Ben Saber: Wir haben die Vergangenheit neu interpretiert – mit den Elementen der Gegenwart.
Und damit geht es aus der Siedlung in die Charts, wie du einmal gesagt hast?
Ben Saber: Das ist der Plan – auch wenn ich noch nicht in den Charts war.
Du bist wahrscheinlich näher an den Charts als in der Siedlung.
Ben Saber: Eigentlich nicht, weil ich jeden Tag in der Siedlung lebe. Dabei ist es in meiner Hood, der Großfeldsiedlung, gar nicht einfach, so eine Musik zu machen. Man ist permanent umgeben von Underground-Hip-Hop, das ist ein anderes Leben.
Was sagen die Leute in der Siedlung über deine Musik?
Ben Saber: Am Anfang waren sie nicht begeistert. „Heute Nacht“ feiern sie aber total. Letztens kam eine Mutter auf mich zu. Sie hatte das Video gesehen und Tränen in den Augen.
Du holst alle Generationen ab.
Ben Saber: Ich merk das voll, von jung bis alt, es funktioniert grad.
Dir ist es egal, ob man es Mainstream nennt. Du willst einfach nur die Leute erreichen, hast du in einem Interview gesagt.
Ben Saber: Genau, ich frag mich immer: Was heißt Mainstream? Für mich ist es der Moment, wenn du mit deiner Musik Kohle verdienst. Tupac hat schon in den 90ern gesagt: Wenn du eine Goldene Schallplatte zu Hause hängen haben möchtest, musst du Mainstream-Musik machen. Das ist nicht verwerflich. Ich will Stadien füllen, ich will im Radio laufen und alle erreichen. Deshalb sag ich in meinen Songs nie abwertende Dinge.
Du bist nie unter die Gürtellinie gegangen?
Ben Saber: Nein, nie. Das werde ich auch nie tun. Ich könnte mich sonst selbst nicht mehr im Spiegel anschauen.
“ICH HÖRE IMMER AUF MEINE MUTTER.”
Du hast nie Gangster Rap gehört?
Ben Saber: Doch, natürlich. Ich hab es eine Zeit lang auch gefeiert. Trotzdem seh ich mich darin als Künstler nicht.
Weil?
Ben Saber: Ich kann mich erinnern, wie damals Kinder auf mich zukamen – sie haben meine Songs gehört und wollten mit mir reden. Wüsste ich, dass sie Songs hören, auf denen ich schlechte Dinge sage, könnte ich das nicht feiern, im Gegenteil: Ich würde mich schämen.
Vor dir oder vor wem?
Ben Saber: Auch vor meiner Mutter. Sie verfolgt alles, was ich mach.
Würd sie auch sagen, hey Ben, das geht nicht?
Ben Saber: Definitiv!
Und du würdest darauf hören?
Ben Saber: Ja, natürlich! Ich hör immer auf sie.
Auch als du heimlich mit 14 im Volksgarten Freestyle getanzt hast?
Ben Saber: Ha, das hat sie nicht gefeiert, stimmt. Ich bin aber nicht aus dem Grund fortgegangen, um mich anzusaufen oder so. Ich hatte einen Plan im Kopf, wollte Dancebattles machen.
Ist dir die Familie wichtig?
Ben Saber: Sehr! Das tunesische Fernsehen hat zuletzt eine kleine Reportage über mich gedreht. Dafür war ich im Oktober zwei Tage in Tunesien. Als die mich gefragt haben, ob ich lieber im Dorf, in der Hauptstadt oder in Wien drehen will, habe ich nicht lange überlegt und gesagt: Ich will das in dem Dorf machen, wo meine Familie herkommt.
Deine Roots.
Ben Saber: Genau. Das finde ich richtig. Die waren alle sehr stolz. Das war das erste Mal, dass das Fernsehen dort war. Den Sender schauen dort alle.
Und plötzlich kommt das Fernsehen ins eigene Dorf.
Ben Saber: Das ganze Dorf war vor der Tür!
Das heißt, du bist jetzt auch voll Fame …
Ben Saber: In einem Dorf in Tunesien, tausende Kilometer von hier!
Dort dafür so richtig!
Ben Saber: Dort ist es anders. Auch wenn sie nicht verstehen, was ich mache: Sie feiern es!
Am Ende deines Videos steht „To be continued“. Wie geht es weiter?
Ben Saber: Mit der Fortsetzung, die wir drehen: “Wie sie tanzt”.
Man könnte meinen, nach „Heute Nacht“ kommt „Morgen Früh“ …
Ben Saber: Haha! Die Songs haben vielleicht keine Verbindung, aber die Videos schon. Das fängt schon bei den Motorrad-Männern an, die mich im Video verfolgen. Sie stellen die Industrie dar.
Die Musikindustrie?
Genau!
Und du fickst sie quasi in der Bar?
Ben Saber: Ich mach sie kaputt, ja!
Das sind schon gute Moves. Fast wie im Film „Drive“.
Ben Saber: Wir haben uns von „Drive“ inspirieren lassen! Das findet aber alles nur in meinem Kopf statt. Das Mädchen ist die Musik, Mulli [Murathan Muslu, Anm.], der mich mit dem Auto abholt, ist das Independent Label und die Motorrad-Männer die Musikindustrie.
Am Ende fährst du wieder alleine!
Ben Saber: Mulli rettet mich zwar, aber nur in meinem Kopf. Eigentlich rette ich mich selbst.
Mit diesen Ebenen wird der Cliffhanger viel aufregender.
Ben Saber: Jetzt kommt die Fortsetzung.
Gibt es dann auch noch einen dritten Teil?
Ben Saber: Ja, es geht weiter.
Vielleicht ein Kinofilm in ein paar Jahren?
Ben Saber: Vielleicht, ja! Ein Kurzfilm zumindest. So wie bei Falco: „Helden von Heute“. Der ursprüngliche Gedanke war, die Videos so zu drehen, dass wir am Ende bei einem Kurzfilmfestival teilnehmen können. Durch die Algorithmen auf den Streaming-Plattformen wie YouTube mussten wir die Videos dann doch kürzen. Ansonsten verlierst du in den ersten dreißig Sekunden Zuschauer:innen, weil das heute alles so schnelllebig ist.
Um zehn Minuten Prolog zu machen, muss man Rihanna sein.
Ben Saber: Das Material hätten wir dazu!
Wäre das die Eintrittskarte in den Film? Als Schauspieler?
Ben Saber: Ja, sicher! Ich strebe es auch an, Schauspieler zu werden. Ich habe Gesang und Schauspiel studiert. Kürzlich habe ich in einer deutschen Produktion mitgespielt: „Die Macht der Kränkung“. Super Serie! Da hatte ich eine Komparsen-Rolle und einige Monate später ruft der Produzent an und sagt: Wir brauchen einen Song. Dann haben die einen Song von mir genommen, der auch am Album ist. So hat sich der Kreis geschlossen.
Das heißt, das ist …
Ben Saber: Schicksal!
Du machst eine Tür auf und es erscheinen drei weitere.
Ben Saber: Ohne es davor zu wissen!
Bei Angeboten auch nein zu sagen, wie wichtig ist das? Oder bist du immer ein Ja-Sager?
Ben Saber: Natürlich gab es das auch, aber ich sage tatsächlich oft „Ja“. Ich will einfach alles machen! Du kannst nie wissen, was passiert und musst jede Möglichkeit ergreifen. Dabei geht es nicht nur ums Geld. Bei unserem Projekt haben viele mitgewirkt, die das Projekt gesehen haben und nicht die Kohle. Das finde ich viel wichtiger.
So entsteht die Kunst.
Ben Saber: Da geht es dir um was anderes, ja!
Ohne Geld ist die Integrität der Menschen höher. Man verliert etwas, wenn man denkt, dass man gewisse Dinge nicht sagen darf.
Ben Saber: Ja, deine Kreativität etwa!
War das bei Sony so? Ging es dort mehr um die Kohle?
Ben Saber Ja, obwohl sie zu mir gesagt haben, dass es nicht um Geld geht, sondern sie einen Künstler aufbauen wollen. Das geht nicht in einem Jahr.
Ist das jetzt eine Genugtuung zu sagen „Jetzt mache ich es so und ihr könnt es nicht mehr haben“?
Ben Saber: Ich sag es ja in meinem Song „Heute Nacht“.
Sie kriegen auf die Fresse!
Ben Saber: Ich will nicht überheblich klingen, aber ich will eine Legende werden! Und ich weiß, dass ich das schaffen werde. Da steh ich voll dahinter.
„ICH MUSS ZUERST DIE GROSSEN HITS MACHEN, DANN KANN ICH VON DIESER WELT GEHEN.“
Hat nicht Falco gemeint, man müsse zuerst sterben, um zur Legende zu werden?
Ben Saber: „In Wien musst du erst sterben, wenn du hochleben willst – aber dann lebst lang!“ Das hat Falco gesagt.
Es gibt auch lebende Legenden.
Ben Saber: Es ist noch Zeit. Ich muss erstmal die großen Hits machen, dann kann ich von dieser Welt gehen.
Ab wann sprichst du von großen Hits? Wenn du im Club deinen eigenen Song hörst?
Ben Saber: Das ist schon passiert! Manchmal kommen auch Leute und wollen ein Foto mit mir. Es sind meine persönlichen Hits und für mich ein großer Erfolg, aber einmal in den Billboard-Charts zu sein, das wäre ein Riesentraum.
Du denkst an die USA?
Ben Saber: Ja, die sind mein Ziel! Das ist nicht unmöglich.
Hast du einen 10-Jahres-Business-Plan?
Ben Saber: Ich sehe mich als Legende. Vielleicht ist das ein Long-Term-Goal: Bis dahin zu kommen! Ich will einen großen Fußstapfen hinterlassen auf dieser Erde. Und irgendwann will ich auch einmal englische Musik machen, um internationaler zu sein.
Es ist cool, wie ehrlich du das sagst. Man muss mit sich im Reinen sein, wenn man das so wie du formuliert. Sonst klingt es unglaubwürdig.
Ben Saber: Also bin ich glaubwürdig?
Du hast eine stolze Bescheidenheit. Das ist authentisch. Normalerweise hast du entweder Menschen, die zu bescheiden sind, oder Leute, die den reinen Egotrip schieben.
Ben Saber: Ich bin auch selbstkritisch. Natürlich zweifle ich, aber das gehört dazu. Ich sag nicht, dass ich die besten Songs in Österreich mache. Im Studio denke ich mir eher: Ist das gut, was ich da mache? Schlussendlich will ich mich überzeugen.
Es geht immer vorwärts.
Ben Saber: In der ersten Single ging es mehr um mich. Im zweiten Song „Sie tanzt“ geht es um die Frauen. “Sie tanzt für sich die ganze Nacht, auch wenn kein Licht auf ihr ist – sie tanzt!“
Wann kommt das Album?
Ben Saber: Nach „Sie tanzt“, kommt die dritte Single „Rote Rosen“, danach kommt das Album. Zwei Singles mit Video. Eine davon wird eine Hommage an Falco. Eigentlich wollten wir sie zum diesjährigen Jubiläum seines Geburtstags rausbringen! Aber das wird sich nicht ausgehen.
Falco wird sowieso immer gefeiert – in Wien zumindest! Hoffentlich greifen auch ein paar Radiostationen die Songs auf.
Ben Saber: Wir richten uns digital aus, trotzdem ist Radiohören wichtig. Da geht es um das Prestige: Die Leute nehmen dich anders wahr, wenn du im Radio läufst. So geht der Song in die Köpfe der Leute rein. Das macht einen Song zu einem Hit.
Wenn du im Radio läufst, erreichst du gleichzeitig viele Leute. Auf sozialen Medien bist du schnell wieder weggewischt. Es gibt keine Gleichzeitigkeit.
Ben Saber: In Deutschland lief es schon auf drei Radiostationen. „Heute Nacht“ ist kein Song, der einem Hype folgt. Deswegen springt in Österreich niemand drauf an.
Man featured auch andere Künstler:innen, die keinem Hype folgen. Liegt es an der Freunderlwirtschaft?
Ben Saber: Vielleicht haben es manche noch nicht verstanden. Irgendwann kommt der Tag, an dem sie verstehen und mich supporten.
Bei RAF Camora, wars es ähnlich. Als er Erfolg hatte, gab er dem ORF keine Interviews mehr.
Ben Saber: Weil er immer ignoriert wurde! Du kannst meinen Song aber nicht mit RAF Songs vergleichen.
Nein, aber die Herangehensweise. Er wurde nie von österreichischen Radiostationen gefeatured, plötzlich war er riesig und er lehnte alle Anfragen ab.
Ben Saber: Das hat damals bei Falco angefangen und das wird sich immer so weiterziehen. Was anders ist, wird am Anfang ignoriert. Vielleicht bin ich auch einfach zu cool für die österreichische Musikszene? Also versteht mich nicht falsch …
Bescheidener Stolz!
Ben Saber: Vielleicht ist mein Auftreten zu cool. Wenn ich mir die österreichische Musiklandschaft anschaue – und ich niemanden beleidigen – sind alle ein bisschen normal. Nicht die Musik, sondern wie sie sich kleiden, wie sie sich nach außen geben! Vielleicht bin ich dafür einfach zu cool. Möglicherweise hätten wir die weißen Socken im Video weglassen sollen!
Die Socken sind genau richtig. Danke für das Gespräch, Ben!
Ania Gleich, Christoph Benkeser
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