„ICH MAG ABWECHSLUNG IN JEDEM ASPEKT – TOBIAS HAMMERMÜLLER (LAUNDROMAT CHICKS) IM MICA-INTERVIEW”

Drei Alben, fünf Releases, unzählige Gedanken über Musik, Texte und die Frage, wie man sich selbst in all dem nicht verliert – “Sometimes Possessed”, das neue Album von LAUNDROMAT CHICKS, ist am 24. Jänner 2025 erschienen. TOBIAS HAMMERMÜLLER spricht über die Kunst, melancholische Songs mit magischem Realismus zu verzwirbeln, warum ein falsch verstandener Gram-Parsons-Text ein Lied inspiriert hat und wie man sich beim Musikmachen immer wieder selbst herausfordert. Außerdem erzählt er im Gespräch mit Ania Gleich, warum er sich live oft mehr auf Technik als auf Performance konzentriert, wie ein weggelaufenes Pferd sein Musikvideo geprägt hat und wieso er eigentlich lieber selbst fährt, als sich chauffieren zu lassen.

Konntest du es schon sacken lassen, dass das Album jetzt draußen ist?

Tobias Hammermüller: Ja, voll. Es fühlt sich sehr erleichternd an, weil wir über ein Jahr daran gearbeitet haben und viele Emotionen dranhängen. Ich hab auch noch nie so ein langes Album gemacht, deswegen sind da viele konfliktreiche Gefühle dabei.

Gab es schon erste Rückmeldungen?

Tobias Hammermüller: Im Vergleich zu den anderen beiden Alben ist dieses sehr all over the place. Die anderen hatten für mich viel eindeutigere Richtungen. Trotzdem sagen mir die meisten lustigerweise, dass dieses Album unseren Livesound am besten widerspiegelt.

Du bist ja auch mit deiner Band organisch gewachsen, oder?

Tobias Hammermüller: Es ist nicht wirklich eine “richtige” Band-Band, weil den Großteil der Aufnahmen ich gemacht habe. Aber mittlerweile ist mein Konzept so: Ich schreibe Songs, bei denen ich mir denke, dass die anderen Spaß hätten, sie live zu spielen, weil ich einfach urgern mit ihnen spiele.

Gruppenbild der band LAUNDROMAT CHICKS vor blauem Vorhang
LAUNDROMAT CHICKS © Anja Pöttinger

Wie viel fühlt sich das dritte Album im Vergleich zum zweiten an?

Tobias Hammermüller: Für mich ist dieses Zählen komisch. Ich habe vor dem ersten Album, mit 16 oder 17, schon eine EP und ein Demo-Album hochgeladen, wo ich noch nicht mal wusste, was Mastering ist. Deshalb könnte man sagen, das ist der fünfte Release. Aber wenn man von den “richtigen” Veröffentlichungen ausgeht, war es jetzt einmal mein Ziel, ein g’scheites Album zu machen. Das erste war Post-Punk-Home-Recording, das zweite haben wir beim Martin (Anm. Rupp) von der Band Jansky auf einem Dachboden aufgenommen und es klingt viel folkiger und akustischer. Diesmal wollte ich, bevor ich in eine ganz andere Richtung gehe, dass man spürt: Das sind Laundromat Chicks.

„WENN MAN EIN UNECHTES ELEMENT REINBRINGT, KÖNNEN SICH DIE EMOTIONEN ECHTER ANFÜHLEN”

Wie seid ihr eigentlich zu dem Namen gekommen?

Tobias Hammermüller: Ich finde einfach, dass das Wort “Laundromat” schön aussieht und klingt. Außerdem liebe ich es, wenn es in Filmen und Musikvideos Laundromat-Szenen gibt. Ich wollte etwas, bei dem man nicht genau weiß, was es heißen soll. Eine tiefere Bedeutung hat der Name aber nicht!

Hast du trotz der vielen Band-Erfahrung immer noch das Gefühl, dass Laundromat Chicks dein Sound ist, oder hat das viele Live-Spielen das auch verändert?

Tobias Hammermüller: Das hat auf jeden Fall den Sound beeinflusst. Ich versuche oft bei Schlagzeug- oder Gitarrenparts, die Resi (Anm. Theresa Strohmer) oder den Felix (Anm. Schnabl) zu imitieren, weil mir aufgefallen ist, was live gut funktioniert. Und ich experimentiere immer mehr damit, dass Resi auch singt, wir uns abwechseln oder gemeinsam singen. Resi hat auf diesem Album sogar “How Do You Know” geschrieben.

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Gab es bei “Sometimes Possessed” bestimmte Stimmungen und Emotionen, die besonders präsent waren?

Tobias Hammermüller: Die ersten Ideen für das Album sind aus einer Trennung entstanden. Damals habe ich sehr viele Songs geschrieben und mir sofort gedacht: Das wird ein Album! Nach ein paar Wochen kam mir aber der Gedanke, dass das vielleicht peinlich sein könnte und ich die Lieder in einem halben Jahr nicht mehr spielen will. Trotzdem wurde dieser erste Batch an Songs eine Basis für die Emotionen in dem Album. Ich habe dann versucht, in den Texten eine Magic Realism-Stimmung einzufangen und etwas Mystisches reinzubringen, weil ich das einfach lustig finde.

Was magst du am magischen Realismus?

Tobias Hammermüller: Spannende Frage, ich hab selbst nie so viel darüber nachgedacht. Ich kenne mich mit dem Literaturstil gar nicht so aus, sondern beziehe mich eher auf Filme. Zum Beispiel “Donnie Darko” oder japanische Filme wie “August in the Water”. Wenn man ein unechtes Element reinbringt, können sich die Emotionen echter anfühlen, weil Gefühle oft nicht rational sind. Für mich war es auch eine Möglichkeit, Dinge extra dramatisch darzustellen und mich gleichzeitig nicht zu ernst zu nehmen. Dadurch war es auch einfacher, über solche tiefen Gefühle zu schreiben, ohne dass es unangenehm wurde, weil ich mich in eine Rolle versetzen konnte.

Gibt es einen Song, bei dem du am meisten du selbst bist, oder nimmst du immer eine Rolle ein?

Tobias Hammermüller: Vermutlich bei “Secrets”. Da steckt am meisten von mir drin.

Warum?

Tobias Hammermüller: Weil der Song als einziger noch aus diesem ersten Batch an Songs stammt!

Ich denke mir, dass in den letzten drei Jahren seit deinem ersten richtigen Release sehr viel passiert ist. Wie hat dich das als Künstler geprägt?

Tobias Hammermüller: Damals war alles ein bisschen mehr wurscht, man hat es nicht so ernst genommen. Jetzt ist es schon ein bisschen ernster, vor allem was die Zeiteinteilung angeht, weil manche von uns jetzt fixe Jobs haben und das Planen schwieriger wird. Was mir auch aufgefallen ist: Es fällt mir schwer, heute Musik wie auf “Trouble” zu machen. Das waren für mich Teenie-Liebeslieder. Dieses Mindset ist jetzt sehr weit weg. Deshalb struggle ich manchmal damit, weiterhin so powerpoppige Musik zu machen, aber gleichzeitig Texte dazu zu schreiben, bei denen ich mich nicht blöd fühle oder das Gefühl habe, steckenzubleiben.

Was wäre schlimm daran, stecken zu bleiben?

Tobias Hammermüller: Ich glaube, sobald man versucht, etwas nochmal zu machen, kann man es nicht mehr so ehrlich machen. Was ich an “Trouble” mag, ist, dass es aus einem sehr ehrlichen Ort gekommen ist, und das könnte ich jetzt nicht mehr so machen.

Gab es am jetzigen Album einen Song, bei dem du am meisten überrascht warst, wie er sich über die Zeit entwickelt hat?

Gruppenbild der Band LAUNDROMAT CHICKS in einem Hof vor einem Baum
LAUNDROMAT CHICKS © AnjaPöttinger

Tobias Hammermüller: Ja, wahrscheinlich „Time-Zones“. Ich habe damals Gram Parsons’ Demos gehört, ein Country-Rock-Sänger aus den 70ern. Die Demos waren aber aus den 60ern, wo er noch viel folkinger unterwegs war und sich nur mit Gitarre begleitet hat. Jedenfalls habe ich beim Hören die Lyrics falsch verstanden und dachte mir dann: Gut, wenn er es nicht so schreibt, kann ich es ja machen. So habe ich eine erste Version von “Time Zones” geschrieben, aber irgendwas hat nicht ganz gepasst. Deswegen habe ich dann ganz andere Akkorde darunter gelegt, und Martin (Anm. Rupp) hat eine Drum-Machine drüber gespielt. Zum Glück hat es trotzdem zur Melodie gepasst. Danach dachte ich mir, dass es spannend wäre, das öfter zu machen: Eine Melodie über ein Instrumental schreiben und dann ein ganz anderes Instrumental drüberlegen.

Du hast früher die Instrumente ja auch selbst eingespielt. Wie hat sich der Produktionsprozess bei diesem Album verändert?

Tobias Hammermüller: Das erste Album und die Bandcamp-Demos habe ich noch allein im Zimmer aufgenommen. Ab „Lightning Trails“ habe ich die Alben mit Martin Rupp aufgenommen. Und je länger wir zusammengearbeitet haben, desto mehr habe ich mich auf ihn verlassen. Er hat einen sehr spezifischen Stil, den ich am Anfang noch versucht habe, zurückzuhalten, aber irgendwann dachte ich mir: Wenn ich schon mit ihm arbeite, lasse ich ihn auch machen. Auf “Sometimes Possessed” spielt er auf jedem Lied Drums, ein paar Bass-Parts und manchmal Keyboards.

War es für dich klarer oder chaotischer, mit ihm zusammenzuarbeiten?

Tobias Hammermüller: Es ist schon mehr Chaos. Ich finde es beim Aufnehmen immer spannend zu merken, wie schwer es manchmal ist, selbst zu bewerten, ob etwas gut ist oder nicht. Noch eine Person dabei zu haben, macht es gleichzeitig einfacher und schwieriger, weil man plötzlich eine Meinung mehr hat. Martin motiviert mich, mich bei den Vocals mehr zu trauen und aus meiner Komfortzone herauszugehen. Auf der anderen Seite sagt er mir auch, wenn er etwas fad findet. Ich höre viel genre-spezifische Musik, und Martin vermischt gerne verschiedene Sounds.

„DAS IST UNSER WEG, KONFLIKTE ZU VERMEIDEN – JEDE:R MACHT SEIN:IHR EIGENES DING UND HILFT TROTZDEM AUS.”

Welche Genres sind das für dich?

Tobias Hammermüller: Ich habe mich immer sehr mit 80er-Jangle-Gitarrenmusik identifiziert. Das liegt einerseits am Sound – weil es schnell, aber nicht aggressiv ist – andererseits daran, dass es für mich im Vergleich zur Indie-Musik, wo oft direkt über das eigene Leben gesungen wird, eine andere Stimmung hat und mich nicht so schnell langweilt. Bei Bands wie The Go-Betweens oder The Smiths hat das oft die Atmosphäre eines alten Hollywood-Films oder einer erhöhten Realität. Das hat mich immer angezogen. Weil ich dazu einen starken Bezug habe, versuche ich vielleicht manchmal zu sehr, diesen Sound zu imitieren, weil es meine Komfortzone ist. Aber Martin bringt oft ganz andere Elemente rein: gepitchte Stimmen, irgendwelche weirden Keyboard-Parts. Manchmal gefällt mir das zuerst nicht, aber wenn ich eine Woche später reinhöre, finde ich es plötzlich voll cool.

Und innerhalb der Band: Wie ist da eure Dynamik? 

Tobias Hammermüller: Was in unserer Freundesgruppe eine sehr coole Dynamik ist, ist, dass  jeder eigene Projekte hat, aber gleichzeitig bei den anderen mithilft. Zum Beispiel spielt Felix, der bei uns Drums macht, in einer Garage Rock-Band namens Salamirecorder, wo ich früher Bass gespielt habe. Resi und Lena (Anm. Pöttinger) haben außerdem Topsy Turvy. Ich glaube, das ist unser Weg, Konflikte zu vermeiden – jede:r macht sein:ihr eigenes Ding und hilft trotzdem aus.

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„Sometimes Possessed“ – ist dieser Titel einfach so passiert?

Tobias Hammermüller: Ich finde, dass er cool klingt. So einfach kann es sein.

Also keine tiefere Bedeutung?

Tobias Hammermüller: Naja, es gibt zwei Songs: „Whatever Possessed You“ von Care und „Whatever Possessed Me“ von Chet Baker. Es ist schon lustig, dass es die beiden Songs mit so unterschiedlichen Konnotationen gibt. Ich glaube aber auch, dass der Titel das Gefühl einfängt, über romantische Themen zu schreiben, dabei aber ein bisschen dramatischer zu sein. An sich bedeutet der Titel aber für mich nichts Spezifisches.

Ich nehme an, du bist ein großer Musiksammler. Welche modernen Einflüsse haben dich beim Album begleitet?

Tobias Hammermüller: Es gibt sehr viel Musik von heute, die ich gerne mag. Ich mag viele Bands der aktuellen Shoegaze-Welle aus den USA. Aber wenn ich sowas jetzt mache, werde ich nur mit diesen Bands verglichen. Ich versuche deshalb, Musik zu machen, die ein bisschen zeitlos klingt. Aber ich mag zum Beispiel die Band Hotline TNT total gern. Deren Lyrics-Stil finde ich lustig, weil man oft merkt, dass sie nur Wörter verwenden, weil sie sich reimen. Irgendwie ergibt es dann aber  trotzdem Sinn, und die Worte sehen auf einem Lyrics-Sheet schön aus. Davon bin ich sicher beeinflusst. Die Band Wednesday mag ich auch extrem gerne. Das war für mich ein bisschen der Einstieg in Country, weil sie Country und Shoegaze verbinden. Da habe ich gemerkt, dass Country nicht nur Spießer-Musik ist, sondern dass darin auch sehr coole Gefühle verarbeitet werden können. Es gibt echt viele Country-Songs, die ziemlich selbstironisch oder selbstkritisch sind. Die Sängerin von Wednesday nimmt auch oft Zitate und baut sie in einen neuen Text ein. Damit challengen sie sich selbst. Das finde ich sehr cool.

Welche Challenge gibst du dir denn selbst?

Tobias Hammermüller: Bei diesem Album wollte ich Songs schreiben, bei denen ich nicht in fünf oder zehn Jahren denke, dass sie mir peinlich sind. Sondern Lieder, die etwas an sich haben, zu denen man zurückkehren kann. Für die Zukunft habe ich mir gedacht, dass ich gerne Lyrics schreiben würde, die wirklich eine klare Bedeutung haben und eine eindeutige Metapher tragen. Ich höre gerade viel aus den 60ern, so Doo-Wop-Lieder, wo oft eine Metapher das ganze Lied durchzieht. Zum Beispiel das Lied „Up on the Roof“ von The Drifters, wo es darum geht, dass der Charakter, wenn ihm das Leben zu viel wird, aufs Dach geht, um sich zu beruhigen. Das kann so viel aussagen, und das finde ich spannend.

Du betreibst eigentlich Close Reading von Songs?

Tobias Hammermüller: Ja, zurzeit interessiert mich das Textliche tatsächlich mehr, weil es noch so viele Richtungen gibt, in die man gehen kann. Ich habe bisher fast alle Songs auf der Gitarre geschrieben, aber das wird mir gerade ein bisschen langweilig. Deswegen versuche ich, einen neuen Zugang zum Musikmachen zu finden.

„ALS ICH DAS VIDEO DIE ERSTEN MALE GESEHEN HABE MUSSTE ICH AM SCHLUSS IMMER WEINEN!”

Hast du da auch noch andere Zugänge oder Experimentier-Pools?

Tobias Hammermüller: Ich lese viele Bücher.

Welche?

Tobias Hammermüller: Eine Freundin hat mir kürzlich sechs Bücher mitgebracht, weil wir bei unserem letzten Treffen viel über Filme geredet haben. Unter anderem „Heaven“ von Mieko Kawakami, eine japanische Coming-of-Age-Geschichte.

Du bist generell sehr in der japanischen Pop-Kultur drin, oder?

Tobias Hammermüller: Ich kenne mich nicht wirklich mit der Geschichte aus, aber in der Schule bin ich da reingekippt. Ich habe damals gerne Fanmade Musikvideos geschaut, meist zu Indiepop-Musik aus den 2010ern, und da wurden oft Filmszenen verwendet. So bin ich da reingekommen.

Apropos Filme. Ich wollte noch über euer Musikvideo zu „Sunburn“ sprechen. Wie bist du auf die Stop-Motion-Idee gekommen?

Tobias Hammermüller: Ich habe ein Musikvideo der Band Trauma Glow gesehen – „Everytime I Say Goodbye to You“ – und war voll beeindruckt, weil eine simple Idee extrem gut umgesetzt wurde. Also dachte ich mir, ich frage die beiden, die das gemacht haben, ob sie auch für uns etwas machen wollen. Dann habe ich mich mit Arthur Gutmann, einem der beiden, getroffen. Ich finde es beim kreativen Zusammenarbeiten immer spannend, das eigentlich Wichtige gar nicht direkt anzusprechen, sondern eher drumherum zu denken. Ich habe ihm damals erzählt, dass das Lied für mich irgendwie von einem weggelaufenen Pferd handelt. Er und Louis Michot haben sich dann eine ganze Geschichte rundherum ausgedacht und nur gefragt, ob sie es in Stop-Motion machen können. Danach gab es kaum noch Austausch, weil ich ihnen völlig vertraut habe, dass sie etwas Cooles machen werden. Ich war dann echt beeindruckt, wie das Video die Emotionen, die ich beim Song hatte, so gut eingefangen hat.

Ich fand die Sequenz mit den echten Pferden am Schluss so witzig.

Tobias Hammermüller: Es wurde auch beim „Best Austrian Animation Festival“ in der Musikvideo-Kategorie gezeigt, und da mussten auch ur viele Leute bei genau dieser Stelle lachen. Als ich das Video die ersten Male gesehen habe, musste ich am Schluss immer weinen! Für mich bedeutet diese Szene, dass sich das Pferd nur unter anderen Pferden echt fühlt und alles im Video davor eine Illusion war. 

Das Album hat für mich musikalisch eine sehr positiv-getragene Emotion, während du in deiner magisch-realistischen Art sehr dunkle Themen berührst. War dieser Kontrast beabsichtigt?

Tobias Hammermüller: Ja, das würde ich schon sagen. Das kommt sicher auch durch meine Musikpräferenzen. Mir ist bei dem Album aufgefallen, dass die anderen Alben um ein Drittel kürzer waren. Bei einer Länge wie jetzt würde es mir schwerfallen, jeden Song im gleichen musikalischen Stil zu schreiben. Ich wollte es einfach abwechslungsreich halten. Ich fände es bedeutungslos, wenn jeder Song durchgehend trist wäre – das könnte echt zach werden.

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Hat das auch mit deiner Einstellung zum Leben zu tun?

Tobias Hammermüller: Ich mag Abwechslung in jedem Aspekt.

Und vielleicht braucht man zurzeit auch nicht nur die ganze Zeit traurige Songs?

Tobias Hammermüller: Lustigerweise haben die anderen aus der Band gesagt, dass „Ruins“ von den Akkorden her total traurig klingt. Aber für mich ist das vom Text her überhaupt kein trauriges Lied. Bei anderen Songs ist es genau umgekehrt.

Im letzten mica-Interview hast du gesagt, du willst nicht „berühmt-berühmt“ werden. Hat sich deine Einstellung dazu oder zur Musik als Job verändert?

Tobias Hammermüller: Eigentlich nicht. Ich mag Musikmachen extrem gern und auch bis zu einem gewissen Grad auftreten, aber in anderen Aspekten meines Lebens habe ich voll Probleme damit, „wahrgenommen“ zu werden. Das ist natürlich eine Herausforderung, wenn man Musik macht.

Wie gehst du dann damit um, auf der Bühne zu stehen?

Tobias Hammermüller: Es gibt immer einen Punkt, an dem mir das Performen Spaß macht. Ich komme da rein, indem ich mich auf sehr technische Dinge konzentriere: Wie spiele ich das Lied? Hören mich die anderen gut? Klingen wir gut zusammen? Dadurch komme ich oft automatisch in einen Flow. Natürlich gibt es Abende, an denen es sehr anstrengend sein kann, wegen des „Wahrgenommen-Werdens“. Lustigerweise liebe ich es aber, einfach Auto zu fahren und Musik zu hören – das ist meine Erholung zwischen den Konzerten. Wir gehen mit Topsy Turvy bald auf eine zweiwöchige Tour und die anderen haben vorgeschlagen, jemanden zum Fahren mitzunehmen. Vielleicht unterschätze ich es auch, aber eigentlich würde ich alles gerne selbst fahren, weil ich das so angenehm finde. 

Und wann wird es für dich “genug” Aufmerksamkeit sein?

Tobias Hammermüller: Ich glaube, ich habe bald den Punkt erreicht, wo mir die Reichweite reicht. Jetzt sind wir an einem Punkt, wo wir einen Booker haben und in Europa kleine Club-Shows spielen können. Genau das wollte ich. Dass ich irgendwann einfach Konzerte organisieren kann, bei denen so viel Geld rauskommt, dass ein kleiner Nebenjob daneben reicht.

Danke dir für das Gespräch!

Tobias Hammermüller:
Danke für die spannenden Fragen!

Ania Gleich

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Links:
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