Wenige Künstler:innen in Österreich können einen Platz auf der SPIEGEL-Bestsellerliste sowie knapp 180 Tausend Fans auf Instagram vorweisen – CLARA LOUISE ist eine von ihnen. Die aus Deutschland zugezogene Sängerin, Lyrikerin und Autorin weiß, was es heißt, Menschen mit Worten zu berühren. Nach zahlreichen Gedichtbänden, Alben und Tourneen ist am 8. September mit „warm“ ihr bereits sechstes Studioalbum erschienen und bietet eine erfrischende Mischung aus dem, was sie am besten kann: Musik und Poesie, voller Tiefgang. Über Erfolgsdruck, wie die heute 30-Jährige zu ihren musikalischen Anfängen aus dem Jahre 2009 steht und was ihre Reaktion auf die Feature-Anfrage mit den SÖHNE MANNHEIMS war, hat sich CLARA LOUISE mit Katharina Reiffenstuhl unterhalten.
Was hat dich nach Österreich gebracht?
Clara Louise: Ich bin jetzt schon seit 13 Jahren in Österreich und bin wegen der Liebe hergezogen. Ich fühle mich aber auch sehr wohl hier.
Mit Lyrik und Dichten beschäftigst du dich, seit du ein Kind bist. Wie hat das angefangen?
Clara Louise: Es hat angefangen, da war ich circa 13 Jahre alt. Ich habe das als eine Art Tagebuch schreiben verwendet. Meistens abends, wenn ich nicht schlafen konnte, es war auch gerade eine schwierige Zeit für mich, ich musste verschiedenste Emotionen verarbeiten. Ich habe dann Texte geschrieben und die auch gar nicht als Gedichte definiert. Das habe ich erst definieren müssen, als ich dann mein erstes Buch rausgebracht habe, da musste ich erst mal überlegen, welches Genre das ist. [lacht] Ich musste googlen, ob es überhaupt ein Gedicht ist, wenn es sich nicht reimt. Das mit dem Songwriting kam dann dazu, als mein Cousin, der damals Rapmusik gemacht hat, meinte, dass er jemanden braucht, der für ihn die Refrains singt. Da dachte ich mir “Ja okay, ich probier’ das halt mal aus” und habe angefangen, so langsam auch mit dem Songschreiben zu beginnen.
Das heißt, dein erster Berührungspunkt mit Musik war eigentlich Rap?
Clara Louise: Eigentlich ja. Ein lustiger Zufall, beim neuen Album ist es ja so, dass ich zum ersten Mal einen Song habe, wo ein Rap-Part mit drauf ist, von Moses Pelham. Aber ansonsten höre ich auch sehr wenig HipHop und Rap. So hat es zwar begonnen, aber nur durch Zufall. Es war nie meine Musikrichtung.
Meine wichtigste Frage: Dein neues Album heißt „warm“. Hast du die Webseite dahingehend abgeändert oder war das immer schon dein Farbschema?
Clara Louise: [lacht] Ne, das habe ich schon angepasst an das warme Schema und das Albumcover. Generell sind das aber auch irgendwie so meine Farben, so Herbstfarben und Erdtöne.
„ICH KÖNNTE NICHT MIT JEMANDEM ARBEITEN, MIT DEM ICH MICH PRIVAT NICHT GUT VERSTEHE“
Es ist ja mittlerweile dein sechstes Studioalbum.
Clara Louise: Verrückt, oder?
Was weiß man denn nach sechs Alben, dass man nach dem ersten noch nicht wusste?
Clara Louise: Man lernt immer ganz viel, weil man sich ja auch ständig verändert. Das heißt, man muss auch immer schauen “Ist das noch das, was ich machen will? Oder ist das noch abgespeichert von vorherigen Zeiten?” Man muss sich immer wieder auf neue Erfahrungen einlassen. Was ich mit der Zeit definitiv gelernt habe, und das habe ich fast bei jedem Album geschafft durchzuziehen: Für mich persönlich ist es wichtiger, mit Menschen zusammenzuarbeiten, mit denen ich gut harmoniere, als darauf zu achten, wie jemand ein gewisses Instrument spielt oder etwas abmischt. Es muss sich gut anfühlen, das zu machen. Ich könnte nicht mit jemandem arbeiten, mit dem ich mich privat nicht gut verstehe. Es gab immer mal wieder Erfahrungen in meinem Leben, wo ich es ausprobiert habe, auch mal anders zu machen, aber es ist so wichtig, dass man sich selbst treu bleibt. Dass man die Musik macht, die man selbst mag und gut findet, und nicht in diese Gedankenwelt hineinkommt, was beispielsweise das Publikum von einem erwartet. Das ist sicherlich eine Herausforderung, da immer darauf zu achten, weil man immer wieder da hineinrutscht.
Du bist auf der neuen Single der SÖHNE MANNHEIMS zu hören, und zwar als erste Frauenstimme seit 28 Jahren. Was ist das für ein Gefühl?
Clara Louise: Ich bin ja auch mit den SÖHNE MANNHEIMS groß geworden, das lief ja ständig im Radio damals. Ich habe so viele Erinnerungen an die Songs und als die Anfrage kam, dachte ich zuerst, das sei ein Witz, dass es Spam oder nicht ernstgemeint ist. Aber dann habe ich mich natürlich tierisch gefreut und mich gefragt, wie die da speziell auf mich kommen. Ich habe es immer noch so hundertprozentig rausgefunden. [lacht] Aber es sind extrem nette Menschen, es hat gleich von Anfang an gut gepasst, sowohl der Song als auch das Zwischenmenschliche. Es hat wirklich Spaß gemacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten und ich fühle mich geehrt.
Bist du jemand, der gern Features macht?
Clara Louise: Immer mehr. Früher nicht so, aber seitdem ich jetzt ein paar Features gemacht habe, merke ich schon, dass mit anderen Menschen zusammen auch Spaß macht. Man lässt sich auch auf neue Songs ein. Der Song mit den SÖHNE MANNHEIMS zum Beispiel war ja eigentlich schon fertig, dann habe ich gesagt “Es wäre super, wenn ich meine Strophe selbst schreiben könnte” und dadurch hat es dann auch nochmal einen anderen Touch bekommen. Die Musik verändert sich ja auch, in dem man miteinander daran arbeitet.
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Du machst schon richtig lange Musik, deine erste Single ist 2009 erschienen. Hörst du da heute noch gerne rein?
Clara Louise: Nee. In diese alte Musik gar nicht. Mittlerweile ist es so, wenn ich es höre, kann ich darüber schmunzeln, ohne dass ich mich da jetzt schäme dafür. Ich denke einfach, da war ich extrem jung und natürlich hat sich das dann anders angehört als das, was ich jetzt mache. Da war man ja auch jemand anderes als jetzt. Aber es ist doch ein bisschen spannend, da reinzuhören und sich zurückzuerinnern, was man damals so gedacht und gemacht hat. Passiert aber sehr sehr selten, dass ich mir alte Sachen anschaue oder anhöre.
Als diese erste Single veröffentlicht wurde, warst du erst 17 Jahre alt. Wie ist das in so einem jungen Alter, steht man da unter Druck?
Clara Louise: Unter Druck gesetzt habe ich mich eigentlich nie gefühlt, das war schon immer sehr aus mir selbst heraus, dass ich das machen wollte. Als ich gemerkt habe, dass ich sehr viel Freude habe an der Musik, war ich ambitioniert und habe versucht, mir ziemlich viel zu ermöglichen. Ich habe mich dann bei Wettbewerben angemeldet, bei Castings mitgemacht, ich wollte einfach alles machen. Das hat mir von Anfang an Spaß gemacht, der Druck kam eher später. Nach den ersten zwei Alben habe ich gemerkt, “Okay, das geht jetzt nicht gleich durch die Decke”. Das ist harte Arbeit und man muss sich das erarbeiten. Es gibt auch nicht wirklich einen konkreten Plan, den man verfolgen kann, da spielen total viele Faktoren mit hinein, ob etwas aufgeht oder nicht. Da war das dann zwischenzeitlich auch mit Druck verbunden, wo ich mich gefragt habe, ob das nicht gut genug ist, was ich mache. Ich denke mir jetzt aber auch manchmal, ich glaube nicht, dass ich in so einem jungen Alter gerne erfolgreich geworden wäre. Damit hätte ich vermutlich nicht umgehen können. Insofern ist das schon okay, wie das alles gelaufen ist und sich eher langsam nach vorne bewegt hat.
Wann war der Punkt, wo du realisiert hast: Jetzt bist du erfolgreich?
Clara Louise: Das war eigentlich, als die Gedichtbände dazukamen. 2018 war mein erster Gedichtband und ab 2019 oder so habe ich realisiert, dass ich mich darauf fokussieren und das als Hauptberuf deklarieren kann. Also beides, Musik und Poesie. Das hat dann doch auch gute 10 Jahre gedauert.
„MAN KANN NICHT ALLES SELBST MACHEN“
Heute bist du alles mögliche – Sängerin, Autorin, Dichterin und auch Designerin. Wie bekommt man das unter einen Hut?
Clara Louise: Das ist gar nicht so leicht, da eine gute Balance zu finden. Es machen mir einfach verschiedene Dinge Spaß und ich mache auch all diese Dinge, die ich aktuell mache, sehr gerne. Aber ich merke trotzdem, man muss sich fokussieren und auch Aufgaben abgeben. Man kann nicht alles selbst machen, da wird sonst auch das Ergebnis nicht gut. Und es tut einem natürlich selbst nicht gut. In erster Linie bin ich Musikerin und Lyrikerin, würde ich sagen. Das sind meine Hauptfelder. Bei allem anderen bin ich irgendwie mit dabei und mache auch das, was mir Spaß macht, aber die meiste Arbeit übernehmen dann andere Menschen in dem Bereich.
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Wenn du Texte schreibst, legst du vorher fest, ob es jetzt ein Song oder ein Gedicht wird? im Prinzip müsste man ja nur eine Melodie darunterlegen.
Clara Louise: Stimmt, eigentlich ist das kein großer Unterschied, das ist sehr miteinander verwandt. Aber dadurch, dass ich beim Songwriting immer mit der Musik beginne, ist immer ganz klar, dass es ein Song wird. Beim Schreiben wird es eben ein Gedicht. Ich schreibe auch ein bisschen anders, weil ich beim Gedichte schreiben oft gar nicht reime. Das liegt mir irgendwie nicht so. Beim Songwriting kann man quasi nicht anders und ist auch irgendwie ein bisschen eingeschränkter vom Platz her. Wenn man da ein klassisches Pop-Format macht mit maximal drei bis vier Minuten, muss man das kurz halten. Deswegen ist bei mir von Anfang an eigentlich immer sehr klar definiert, was jetzt was wird. Aber ich habe bei einem Album auch schon mal ausprobiert, wie es ist, wenn ich ein Gedicht schreibe und dann daraus einen Song mache. Der Song heißt “Wenn es im Sommer schneit” und wurde eben erst später von einem Gedicht zu einem Song umgewandelt.
Und hat es gut funktioniert, bist du zufrieden?
Clara Louise: Ja, mir gefällt der Song sehr gut und ich spiele ihn auch gerne. Ich habe nur ein Problem, mir den Text zu merken. [lacht] Das habe ich normalerweise nicht so, aber dadurch, dass es zuerst ein Gedicht war, habe ich es nicht so schnell eingeprägt mit der Musik zusammen.
Im April nächstes Jahr gehst du auf Tour. Was sind deine Erwartungen?
Clara Louise: Ich hoffe, dass es schön wird. Aber das wird es bestimmt, die letzten beiden Touren waren super. Ich habe es noch nicht komplett durchgeplant, es soll auf jeden Fall wieder eine Kombination aus Musik und Poesie sein, vielleicht mehr Poesie als bei den anderen Tourneen bisher. Ich möchte einfach eine gemütliche und wohlige Stimmung schaffen. Also mein größter Anspruch ist, dass alle eine schöne Zeit haben.
Danke fürs Gespräch!
Katharina Reiffenstuhl
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