„Ich glaube, dass man als Künstler oder Künstlerin sehr weit kommt, wenn man etwas hat, was einen einzigartig macht und auszeichnet“ – EMMA-MO im Mica-Interview

Mit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Karma“ (Fosbury Music) erklimmt EMMA-MO die nächsten Stufen in Richtung Deutschpop-Krone. Weil das Album hauptsächlich inmitten von Lockdowns und Onlinemeetings entstanden ist, ist der persönliche Teil diesmal umso stärker miteingeflossen. Wie wichtig dieses Sichtbarmachen der eigenen Persönlichkeit für Künstler:innen sein kann, wie ungewohnt der Songwriting-Prozess während der Pandemie war und wie es um zukünftige Features steht, hat EMMA-MO im Gespräch mit Katharina Reiffenstuhl verraten.

Dein erstes Album ist überschattet worden von einer Pandemie und vielen dadurch verloren gegangenen Möglichkeiten. Wie hast du die Zeit empfunden?

Emma-Mo: Es war mein allererstes Album, für das habe ich noch länger gearbeitet als fürs zweite. Da war es voll schade, dass dann Corona gekommen ist und das alles unterbrochen hat. Wir hatten ja eine Tour und ganz viele Live-Auftritte geplant, und eine Release-Show, was ja jetzt zum Glück zumindest beim zweiten Album funktioniert hat. Ich war sehr enttäuscht, aber mir ging es ja nicht als Einzige so, da mussten viele zurückstecken. Für mich war das erste Album ein großes Ding und das wurde dann ein bisschen gedämpft, aber am Ende war es trotzdem eine schöne Zeit und meine Musik haben trotzdem extrem viele Leute gehört. Das war quasi eine Wiedergutmachung für mich. 

Jetzt ist dein zweites Album „Karma“ erschienen – was ist diesmal anders gelaufen?

Emma-Mo: So ein Release-Prozess ist ja meistens das gleiche, man bereitet sich vor, produziert ganz viele Sachen, um das dann zu promoten. Aber das Größte ist schon mal, dass ich eben eine Release-Show mit ganz vielen Leuten abhalten durfte. Das war sehr schön. Ich konnte außerdem beim Release-Konzert einige CDs verkaufen und bin so mit den Leuten ins Gespräch gekommen, was ich ja beim ersten Album auch nicht wirklich hatte. Das ist schon schön, wenn man so persönliches Feedback bekommt.

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„Karma“ ist um einiges persönlicher. Warum?

Emma-Mo: Ich glaube, das hat mit der Situation zu tun gehabt, in der ich war, als ich das Album geschrieben habe – das war ja während der Pandemie. Wir sind alle zuhause gesessen, man beschäftigt sich viel mehr mit sich selbst, wenn man in den Alltag hineinlebt. Da war alles so entschleunigt. Da bin ich auf einige Geschichten gestoßen, wo ich mir dachte, dass die zu einem Song gemacht gehören. Da habe ich mich mehr auf mich selbst fokussiert und habe auch sehr viel über mich selbst gelernt. Genau deswegen ist es so viel persönlicher geworden, denke ich.

„ICH BIN EIN MENSCH, DER GERNE IN GESELLSCHAFT IST“

Du lädst auf YouTube auch Album-Talks hoch und erzählst dort die Geschichte hinter all deinen Songs. Ist das einfach für dich, so persönliche Dinge mit der Welt zu teilen?

Emma-Mo: Ich muss ehrlich sagen, das ist mir beim ersten Album noch schwerer gefallen. Da wollte ich auch nicht so genau ins Detail gehen. Aber ich glaube, dass es auch immer darauf ankommt, wie offen man mit gewissen Themen umgehen kann. Ein Song ist sehr persönlich, weil man da viele Dinge hineinpackt, bei denen man eigentlich niemals dachte, dass man sie mal öffentlich erzählen wird. Aber solche Album-Talks, die ich da hochlade, sind ja nochmal persönlicher als die Songs selbst. Ich mache das gerne. Ich finde es ist wichtig, dass die Leute auch wissen, was hinter der Geschichte steckt. Da lernt man eine Person bzw. einen Künstler, eine Künstlerin nochmal ganz anders kennen. Ich mag das selbst sehr gern, wenn man eine Person richtig nah und ehrlich erlebt.

Was war der schwierigste Part bei der Entstehung dieses Albums?

Emma-Mo: Wir haben am Anfang sehr viele Songs über Zoom geschrieben. Aber ich bin ein Mensch, der gerne in Gesellschaft ist. Ich bin nicht gern alleine, das kann ich auch ehrlich sagen, das habe ich auch in der Pandemie gemerkt und dazugelernt. Da fiel es mir am Anfang sehr schwer, wenn ich alleine zuhause sitze, die anderen sitzen irgendwo anders, und wir schreiben über Zoom sehr unpersönlich einen Song. Dass man da wirklich Gefühle loslassen und sich offen zeigen kann, war für mich damals schon sehr befremdlich. Mit der Zeit wurde es zur Normalität und wurde besser. Trotzdem muss ich sagen, ich schreibe Songs wesentlich lieber in Gesellschaft, wenn wir face-to-face beieinandersitzen. 

Wie läuft sowas ab, über Zoom?

Bild Emma Mo
Emma-Mo (c) Fosbury Music

Emma-Mo: Jeder Song entsteht generell immer anders, manchmal hat man ja schon vorher eine Idee oder eine Melodie hat. Damals war es so, dass ja doch jeder nebenbei noch arbeiten ging und dann haben wir uns am Abend immer hingesetzt und geplaudert. Irgendwann sind durch diese Gespräche, wie die Woche war und so weiter, Ideen für Songs aufgekommen, die man eben im Hinterkopf behält. Über Zoom kann jeder seine Ideen einbringen, wie bei einer face-to-face Songwriting-Session, man kann ja auch den Bildschirm teilen. Der Daniel, ein Songwriter von mir, hat dann auch immer sein Keyboard an den Laptop angeschlossen und quasi live mitgespielt. Es war ein bisschen verzögert, aber es ging. (lacht) So hat man das irgendwie hingebogen, dass am Ende Songs rauskommen. 

Ist das komplette Album in dieser Pandemie-Zeit entstanden?

Emma-Mo: Es sind schon auch ein paar Songs danach entstanden, als wir uns schon wieder treffen durften. Kurz davor sind auch ein, zwei Songs entstanden, da bin ich zum Beispiel einmal extra für einen Song nach Salzburg gefahren. Kurz danach wurde der Lockdown ausgerufen, und da sind dann sehr viele Songs über Zoom entstanden.

„WENN ICH ES MIR AUSSUCHEN KÖNNTE, IST DIE MUSIK SCHON MEIN BERUFSWUNSCH NUMMER 1“

Du bist aktuell mitten im Volksschullehramts-Studium. Möchtest du in Zukunft ein Backup neben der Musik haben oder beides machen?

Emma-Mo: Momentan mache ich ja beides. Es ist auch immer wieder ein bisschen viel, aber ich mache es ja gern und habe es mir ja auch ausgesucht. Ich habe davor eine Ausbildung zur Sozialpädagogin gemacht, da habe ich nebenbei auch schon Musik gemacht. Wenn ich es mir aussuchen könnte, ist die Musik schon mein Berufswunsch Nummer 1. Aber ich bin ein Mensch, der sich immer gern auf der sicheren Seite hält. Ich brauche einen Plan B. Man sieht, es ist sehr schwer, sich mit Musik durchzusetzen und davon zu leben. Grundsätzlich würde ich aber gerne hauptberuflich Musik machen und das andere hintenanstellen. 

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Hattest du im Studium schon mal Situationen, wo du auf deine Musik angesprochen wurdest?

Emma-Mo: Ja, es ist ganz lustig. In der ersten Phase lernt man sich ja erstmal kennen und ich binde das nicht jedem auf die Nase, dass ich auch Musik mache. Ich möchte, dass mich die Leute erstmal so kennenlernen, wie ich bin, und sich nicht direkt denken “Oh wie cool, die spielt es im Radio”. Daher habe ich es erstmal nur zwei Studienkollegen und -kolleginnen erzählt. Letztens hat mir eine Studienkollegin, mit der ich eigentlich auch recht viel zu tun habe, eine WhatsApp-Nachricht bzw. ein Foto geschickt, wo sie mich auf TikTok zufällig gefunden hat. Da war ich beim ORF bei “Guten Morgen Österreich” und sie war ganz verwundert und meinte “Hä, das bist doch du, oder? Machst du Musik? Du hast nie was erzählt”. Fünf Minuten später krieg’ ich noch eine Nachricht von ihr, “Oh mein Gott, du hast ja schon zwei Alben! Warum hast du nie was gesagt?”. Da habe ich ihr dann halt erzählt, dass ich das nicht so an die große Glocke hängen wollte. Aber sie hat total süß reagiert und meinte, dass sie das mega toll findet und mich da voll unterstützen möchte. Sie ist da ganz alleine durch Zufall draufgekommen und findet es trotzdem gut, was ich mache, das war nochmal irgendwie eine schöne Bestätigung.

„ICH VERSUCHE IMMER, MEIN EIGENES DING ZU MACHEN“

Die Deutschpop-Szene ist gerade in den letzten Jahren in Österreich ziemlich gewachsen. Hast du Künstler:innen, die du als Inspiration heranziehst?

Emma-Mo: Ich versuche immer, mein eigenes Ding zu machen, und ich selbst zu bleiben. Ich glaube, dass ganz viele Künstler versuchen, wie andere Künstler zu sein. Nicht direkt nachmachen, aber in dieselbe Richtung zu gehen, weil sie sehen, dass es bei denen gut funktioniert. Ich glaube, dass man als Künstler oder Künstlerin sehr weit kommt, wenn man etwas hat, was einen einzigartig macht und auszeichnet. Deshalb versuche ich immer wieder, meine Persönlichkeit stark durchzubringen, damit Leute sehen “Die ist wirklich so”. Und zwar nicht nur bei Interviews, sondern auch, wenn man mich persönlich trifft oder so. Natürlich ist es voll cool, dass Österreich so viele neue Künstler und Künstlerinnen hat. Ich finde JULIAN LE PLAY sehr cool, den habe ich auch schon persönlich getroffen und der ist auch wirklich ein sehr herzlicher, ehrlicher und bodenständiger Mensch, wie man auch in Videos von ihm das Gefühl bekommt. Der macht einfach sein Ding, zieht durch, und ob das die Leute gut finden oder nicht, ist ihm auch egal. Genau nach dem Motto lebe ich auch.

Bild Emma Mo
Emma-Mo (c) Fosbury Music

Wie ist das, wenn es darum geht, mit anderen zusammenzuarbeiten? Features sucht man bei dir ja derweil vergeblich.

Emma-Mo: Ja, leider. Also “leider” hört sich jetzt blöd an, ich würde mich irrsinnig freuen, mit jemandem aus der Musikszene was zu machen. Ich liebe solche Kooperationen, da lernt man einfach viel dazu und wächst daran. Bis jetzt kam es einfach noch nicht wirklich dazu, aber ich glaube, das ist auch gar nicht so schlimm. Meine Anfangszeit war für mich ein “Wo will ich hin? Wer will ich sein? Wofür möchte ich stehen?”. Wenn man diese Fragen einmal abgeschlossen hat, funktionieren Features sicherlich besser. Dann weiß jeder, was er will, und kann das einbringen. Schauen wir mal, vielleicht bringt 2024 ein Feature. Würde mich sehr freuen auf jeden Fall.

 2024 wirst auf du am FM4Frequency – einem der größten Festivals in Österreich – auftreten. War das ein lang ersehntes Bucketlist-Ziel von dir?

Emma-Mo: Definitiv. Ich habe das absolut nicht erwartet und kann es auch noch gar nicht realisieren. Ich glaube es wahrscheinlich erst, wenn ich wirklich dort stehe, mir jemand das Mikro in die Hand drückt und sagt „Los, du bist dran“. Das war natürlich ein Ziel von mir, mal auf so einem riesigen Festival zu spielen, und es ist unglaublich, dass das anscheinend wirklich wahr wird. Ich glaube, das wird sehr überwältigend.

Dankeschön für das nette Interview!

Katharina Reiffenstuhl

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