„Ich glaube, dass die Infrastruktur uns psychologisch am meisten zur Szene gemacht hat.“ – CLEMENS WENGER, MANU MAYR und BEATE WIESINGER (JazzWerkstatt Wien) im mica-Interview

Mittlerweile kann man sich Jazz in Österreich ohne die JAZZWERKSTATT WIEN gar nicht vorstellen. Das Künstler:innen-Kollektiv wurde 2004 von DANIEL RIEGLER, PETER ROM, CLEMENS SALESNY, BERND SATZINGER, WOLFGANG SCHIFTNER und CLEMENS WENGER ins Leben gerufen, um den damaligen Mangel an Auftrittsmöglichkeiten für junge Musiker:innen zu bekämpfen. Und damit haben sie Großes geschafft: Das erste JAZZWERKSTATT-Festival im Jahre 2005 war ein Weckruf für die Wiener und österreichische Jazzszene. 27 Tage lang trafen sich Musiker:innen – oft zum ersten Mal – auf öffentlichen Proben und Konzerten, nach der Vorlage von Charles Mingus‘ Jazz Workshop. Zahlreiche neue Formationen wie z.B. STUDIO DAN und FUZZ NOIR gingen aus dem Festival (und aus den ähnlich dimensionierten Folgeveranstaltungen im 2006 und 2007) hervor.

Solche utopischen Anfänge – künstlerische Revolution, Netzwerktreffen und epische Sause zugleich – konnten natürlich nicht ewig anhalten. In den Jahren darauf wurden die Festivals kürzer, dafür fokussierter. Die JazzWerkstatt entwickelte ein Flair für gewagte Programmierung und originelle Öffentlichkeitsarbeit. Eine unersättliche künstlerische Neugier trieb sie immer an: Die an der JazzWerkstatt Beteiligten initiierten Kollaborationen mit Musiker:innen aus allen möglichen Ecken: Mit den Strottern, Dorian Concept, Elliott Sharp, mit Mitgliedern des Klangforum Wien und Kollektiven im In- und Ausland. Sie waren stets Vorreiter bei der Entwicklung neuer Präsentationsformate, wie Podcasts, Open-Source-Kompositionen, Musiktheater und Multimedia-Produktionen. Zwischen 2005 und 2023 waren rund 600 Musiker:innen an Veranstaltungen und Produktionen der JazzWerkstatt beteiligt; das hauseigene Label hat bislang 82 Veröffentlichungen hervorgebracht.

Vor allem aber hat die JazzWerkstatt weitgehend die Basis der modernen österreichischen Jazzszene gelegt. Statt einer losen Gruppe von Einzelmusiker:innen gibt es heute eine aktive und selbstbewusste Szene, geprägt von stilistischer Offenheit, Verbundenheit und (kultur)politischem Engagement. Das aktuelle Kuratorium besteht aus drei der ursprünglichen und weiteren vier Vertreter:innen einer Generation, die mit der JazzWerkstatt herangewachsen ist. Man kann also zuversichtlich sein, dass das Kollektiv weiterhin eine Quelle neuer Ideen, Konzepten und Energie für die österreichische Musiklandschaft bleibt. Happy anniversary!

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Clemens, wir haben uns im Laufe des allerersten JazzWerkstatt Festivals im 2005 kennengelernt – aber eure Geschichte beginnt eigentlich ein Jahr früher. Ihr habt euch bekanntlich damals wegen mangelnder Auftrittsmöglichkeiten zusammengefunden, gab es ein bestimmtes Ereignis, welches besonders ausschlaggebend war?

Clemens Wenger: Meiner Meinung nach war die Sessionlandschaft ausschlaggebend: Das waren die einzigen Orte, wo neue Musik von jungen Künstler:innen gespielt wurde. Wir wollten aber nicht diese Jam Session-Kultur mitmachen; stattdessen haben wir Bands gegründet – Bands, die es teilweise nur für einen Abend gab – und die Sessions ein wenig als Präsentationsplattformen missbraucht, um neue Stücke auszuprobieren.
Langsam sind immer mehr Leute gekommen, die was anderes machen wollten, eine neue Generation, die andere Ausdrucksmöglichkeiten gesucht hat. Nicht nur künstlerisch, sondern auch formal und von der Infrastruktur her. Wir haben gewusst, es gibt so viel Potential in der Stadt, so viel Energie und Leute, die sich gerade finden.

Clemens Salesny und ich waren damals auf allen Sessions und er hatte auch das Buch Jazz in Österreich 1920 – 1960  von Klaus Schulz dabei. Aus dem haben wir erfahren, dass es so was schon mal gegeben hat – mit [Friedrich] Gulda am Wiener Petersplatz, wo sie nach Charles Mingus‘ „Jazz Workshop“-Modell am Nachmittag geprobt und am Abend gespielt haben. Und ich habe mir gedacht, so was müsste man eigentlich machen. Da haben wir eine Gruppe von Leuten gesucht, die nicht nur künstlerisch aktiv waren, sondern bei denen wir auch das Gefühl hatten, sie wollen was „angreifen“. Es war auch von Anfang an wichtig, dass es auch unterschiedliche Menschen waren – Bandleaders, die aus verschiedenen Richtungen kommen.

Bild JazzWerkstatt Wien im Prückl 2005
JazzWerkstatt Wien im Prückl / 2005 (c) Rainer Rygalik

Habt ihr euch alle schon gekannt?

Clemens Wenger: Wir haben uns zum ersten Mal 2004 in einem Lokal im 9. Bezirk kennengelernt. Clemens Salesny hat Daniel Riegler und Wolfgang Schiftner eingeladen – ich habe Daniel höchstens flüchtig gekannt, den Wolfi hatte ich noch nie gesehen. Ich habe Bernd Satzinger und Peter Rom angerufen, der gerade aus Amerika zurück war. Es war überhaupt keine „Freunderlpartie”. Clemens und ich haben unsere Idee präsentiert, es ist niemand abgesprungen und wir haben den Verein gegründet.

Und jetzt gibt es die JazzWerkstatt seit zwanzig Jahren. Was hat sich seitdem geändert? Gibt es jetzt mehr Möglichkeiten, eigene Projekte zu entwickeln und zu präsentieren?

Manu Mayr: Damals, wie die erste JazzWerkstatt stattgefunden hat, war ich noch Teenager. Sie war für mich sehr wichtig, weil sie eine Infrastruktur aufgebaut und verfeinert hat, in die ich quasi hineinwachsen konnte. Ich habe davon total profitiert, dass es dieses Umfeld gab; die JazzWerkstatt hat mich darin bestärkt, eigene Ideen umzusetzen, und auch die Plattform bereitgestellt, sie zu präsentieren.

Beate Wiesinger: Für mich war es ähnlich: Die JazzWerkstatt hat mich immer fasziniert. Ich schließe mich dem Manu an – sie haben sehr viel dazu beigetragen, dass Veranstalter:innen meine Generation mehr wahrgenommen haben. Ich finde aber auch, dass die viel offener geworden ist, es ist irgendwie bunter geworden.

In welcher Hinsicht?

Beate Wiesinger: Auf allen Ebenen. Das ist natürlich meine subjektive Wahrnehmung, aber ich finde, mittlerweile wurden mehr verschiedene musikalische Ausdrucksformen willkommen geheißen. Am Anfang hatte ich eher das Gefühl, es wird hauptsächlich im kleineren Kreis operiert.

Clemens Wenger: Das war sicher so, ja.

Manu Mayr: Mich hat die Frage, was die JazzWerkstatt eigentlich ist und wer dazu gehört, auch schon immer interessiert. Das war auch ein wenig für das Thema zum Jubiläumsjahr [„All The Things You Are“] ausschlaggebend. Ich glaube, dieser Mythos war vielleicht auch ein Mitauslöser dafür, dass sich immer mehr Kollektive gegründet haben – was ja extrem positiv ist.

Bild Clemens Wenger
Clemens Wenger (c) JazzWerkstatt Wien

Genau – es gab „Spin-Off“-Projekte in Graz, Bern und Zürich, eine Zeit lang gab es auch relativ viele Kollaborationen zwischen euch und anderen Kollektiven – findet so was noch statt?

Clemens Wenger: Kontakt haben wir noch am ehesten zu Bern. Es gab einmal intensive Versuche, die Kollektive europaweit zu vernetzen – mit Bern und auch mit Kollektiven aus Berlin, Brüssel, Italien und Frankreich. Wir haben das “Netzwerken” – das war ein großes Stichwort in den frühen 2000er-Jahren – sehr ernst genommen, aber festgestellt, dass es für viele lediglich eine Vermarktungsstrategie ist und die wenigsten tatsächlich Interesse daran haben, echte Netzwerke aufzubauen. Ich habe bemerkt, dass wir hauptsächlich anderen Infrastruktur zur Verfügung gestellt haben, die dann von vielen als Plattform für ihre eigenen Bands genutzt wurde. Das ist nachvollziehbar, aber dafür mache ich keine Kulturarbeit, um ins Leere zu vernetzen. Vielleicht fehlten einfach die Kapazitäten, so etwas sinnvoll voranzutreiben – man ist eben mit seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt, und die Kulturarbeit steht immer an der Grenze, zu viel zu werden.

Mir kommt es aber vor, dass jetzt viel mehr Ressourcen und Programme für solche Aktivitäten zur Verfügung stehen als vor 20 Jahren.

Manu Mayr: Ja, es sind jedoch eher die Veranstalter:innen, die das in die Hand nehmen, oft in Kooperation mit Exportbüros. Ich glaube auch, dass die Kollektive in anderen europäischen Ländern in ihren Strukturen und Anforderungen etwas anders sind und anders agieren. Es gibt auch verschiedene Themenschwerpunkte in der Arbeit selbst, was die Vernetzung auch nicht einfacher macht. Es gibt zwar viele Exportmöglichkeiten, aber mein Gefühl ist, dass nationale Märkte trotzdem relativ abgeschlossen bleiben.

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Manu, du bist vor 10 Jahren beim JazzWerkstatt-Kuratorium eingestiegen. Hattest du damals konkrete Ideen, die du umsetzen wolltest – und konntest du das machen?

Manu Mayr: Ich habe relativ klare musikalische Ideen und Dinge, die mich interessieren. Damals bin ich an jedem Abend mindestens zu einem Konzert gegangen. Ich hatte damals einen guten Überblick darüber, was in Wien aktuell passiert. Das hat mich total inspiriert – auch die Möglichkeit, weniger bekannte Sachen zu programmieren oder Dinge, die gut zur JazzWerkstatt passen. Es war ein schönes Gefühl, ein bisschen etwas zurückgeben zu können.

Weißt du noch, was dein erster Vorschlag war?

Manu Mayr: Das weiß ich leider nicht mehr…

Clemens Wenger: Ich überlege gerade. Ich glaube, du hast Virginie Tarrête eingeladen, beim ersten Mal auf der Strudlhofstiege, oder?

Manu Mayr: Achja, das kann sein – die Harfenistin vom Klangforum Wien.

Bild JazzWerkstatt Wien 2006 Strudlhofstiege
JazzWerkstatt Wien auf der Strudlhofstiege / 2006 (c) Rainer Rygalik

Beate, die gleiche Frage: Hast du damals konkrete Ideen, die du umsetzen wolltest – musikalisch, infrastrukturell, oder anderer Art?

Beate Wiesinger: Bei meinem ersten Festival, “A Day In The Life” im Jahr 2021, war es überhaupt eine neue Erfahrung für mich, mir einen Überblick über die Musiklandschaft zu verschaffen. Ich glaube, ich habe HUM vorgeschlagen. Es ist immer cool, Teil einer Gruppe zu sein, in der es verschiedene Interessen gibt. Ich schlage oft Bands vor, von denen ich das Gefühl habe, dass sie schon länger präsent sind und einen Platz verdienen – dabei geht es oft gar nicht um meinen persönlichen Geschmack.

Das heißt, jemand aus der Gruppe schlägt was vor, dann redet ihr einfach darüber.

Beate Wiesinger: Ich erlebe es als sehr offen, aber es hat auch jede:r eine starke Meinung. Es wird schon auch rigoros abgewählt. Aber das schätze ich auch – ich finde, es hat insgesamt eine gute Energie.

Apropos künstlerische Offenheit: Die JazzWerkstatt hatte schon immer einen gewissen Hang zum Spektakel, sogar Aktionismus, man denkt z.B. an KoenigLeopold oder die legendären Kochshows. Gibt es auch in Sache Präsentation ein bewusstes Streben nach Offenheit?

Beate Wiesinger: Ja. Ich fand diese humorvolle Art, Sachen zu präsentieren, immer schon sehr anziehend. Das kann man absolut als Offenheit bezeichnen. Zudem glaube ich, dass jetzt auch Bands, die vor zehn Jahren aus stilistischen Gründen vielleicht nicht gespielt hätten.   

Also in Richtung Pop, oder…?

Beate Wiesinger: Auch, ja. Ich glaube, die Szene hat sich einfach mehr verbunden. Und eine Szene besteht ja nicht nur aus musikalischen Ideen und gleichgesinnten Musiker:innen. Ich finde, die sozialen Strukturen haben sich da zusammengefügt – im Sinne von gegenseitiger Wertschätzung, Freundschaften und so weiter.

Bild JazzWerkstatt Wien Festivalplakat / 2008
JazzWerkstatt Wien Festivalplakat / 2008 (c) JazzWerkstatt Wien

Mir kommt es auch so vor – dass man sich jetzt als Teil einer größeren Gruppe oder Szene sieht, ist nicht zuletzt euer Verdienst.

Clemens Wenger: Ich glaube, dass die Infrastruktur uns psychologisch am meisten zur Szene gemacht hat. Früher hat sich jede:r für drei Stunden einen Proberaum gemietet. Da hat sich niemand getroffen, man ist mit seinem Instrument dahinmarschiert und dann wieder nach Hause. Jetzt mieten sich junge Menschen gemeinsam Räume – es ist auch riskant, man muss das Selbstvertrauen haben und wissen, dass es funktioniert – aber von dieser Infrastruktur war 2004 nichts da. Man hatte vielleicht was bei den Eltern daheim, die Schlagzeuger hatte ihre eigenen Kammerl, es war alles so…

Beate Wiesinger: Geschlossen.

Clemens Wenger: Genau. Biedermeier. Es ist schon cool, dass die Szene sich [jetzt] als Szene versteht. Als Daniel Studio Dan gegründet hat, war das wirklich was Besonderes, etwas, zu dem sich Leute getroffen haben – Leute, die nicht Noten lesen konnten und Leute die…nur Noten lesen konnten. [alle lachen] Das ist natürlich überspitzt…aber es gibt jetzt, wie Beate sagt, viel mehr Freundschaften und Vernetzungen. Die Szene ist viel bunter. Unser Begriff von Jazz war viel enger, abgesteckter. Jetzt ist er viel breiter geworden.

Wo seht ihr die größten Herausforderungen für die Wiener bzw. österreichische Jazzszene zurzeit?

Beate Wiesinger: Ich glaube, es ist noch ein weiter Weg, bis man sich wirklich als Szene oder großes Kollektiv versteht. Missstände müssen Gehör finden, die Szene muss zusammenhalten. Ich glaube, es muss in die Richtung gehen, dass wir wirklich so etwas wie eine Lobby bilden, dass sich die Szene mehr vernetzt und strukturiert.

Die Jazzszene als politischer Block?

Beate Wiesinger: Auch. Oder, dass die Standards einheitlich werden – das Thema Gagen zum Beispiel.

Manu Mayr: Ich glaube auch, dass man diese vielen kleinteiligen Gruppierungen und Partikularinteressen irgendwie bündeln muss, um einen gemeinsamen Nenner politisch nach außen tragen zu können. In einer Form von Gewerkschaft oder so. Man hat schon oft das Gefühl, dass es ein bisschen wilder Westen ist – was Gagen angeht oder die Verhandlungsposition gegenüber anderen Playern in der Musikbranche.

Clemens Wenger: Ich finde, wir müssen zusätzlich aufpassen, dass die bestehende Infrastruktur nicht veraltet. Man muss schauen, was mit den großen Festivals und Clubs passiert, man darf solche Sachen nicht für selbstverständlich halten. Wenn die Eckpfeiler der Infrastruktur wegfallen, bricht ganz viel zusammen. Das ist ein Kartenhaus.

Bild beate Wiesinger
Beate Wiesinger (c) JazzWerkstatt Wien


Dazu gehören auch die Medien: Ö1 ist eigentlich die einzige Möglichkeit, ein überregionales Publikum für gewisse Musik zu finden. Man muss um jede Stunde, in der Jazz noch am Nachmittag gespielt wird, kämpfen. Da muss auch die Szene Druck machen, wir sind nicht immer nur das Gegenüber.

Ö1 mehr als Partner sehen und weniger als „Nutzmaschine“.

Clemens Wenger: Genau. Und dazu gehören auch gleich die Ausbildungsstätten. Eigentlich müssten bei jeder Pressekonferenz zur „Optimierung“ der ORF-Sender und -Formate alle Professor:innen der öffentlichen und privaten Musikunis mit ihren Studierenden protestieren gehen: „Schaut, wir bilden Jahr für Jahr Musiker:innen aus, das kostet viel Steuergeld, aber im öffentlichen Rundfunk gibt es nur eine ungenügende Infrastruktur, um diese Talente an die Öffentlichkeit zu bringen.“ Wir sind als Kulturnation getarnt, die Musikunis zählen zu den besten der Welt, und dann lassen wir diese Investitionen ins Leere gehen.

Bild Manu Mayr
Manu Mayr (c) JazzWerkstatt Wien

Das führt auch schon zu meiner letzten Frage: Quo vadis, JazzWerkstatt? Könntet ihr euch vorstellen, eine Institution wie Porgy & Bess eines Tages zu übernehmen?

Manu Mayr: Ich sage gleich nein…aber es ist eine sehr spannende Frage, weil eigentlich fragen wir uns alle, warum es keine professionellen Musikmitarbeiter:innen in der Jazzszene gibt.

Also Booker:innen, Manager:innen und so weiter.

Manu Mayr: Genau, irgendwie wandern sie alle ab. Es gibt Ausbildungswege, die Menschen gehen aber meist zu den großen Häusern, die eine andere Musik machen. Wenn es solche Menschen gibt, sollen ja sie zum Beispiel irgendwann das Porgy übernehmen. Ich denke lieber über meine künstlerische Inhalte nach als über Hotelbuchung.

Clemens Wenger: Ja, das gehört eigentlich auch zu den Herausforderungen. Dass unserer Szene attraktiv sein soll für Kulturarbeiter:innen. Es wäre urwichtig, dass solche Leute auch zu uns kommen, nicht nur zu den Bregenzer Festspielen

…ja, oder zum Popbereich. Ist das nicht auch eine finanzielle Frage? Jazz ist nicht gerade dafür bekannt, dass man davon reich wird…

Clemens Wenger: Clemens Wenger: Viele Dinge laufen nicht so schlecht. Da wird man zwar kein Topmanager, aber es ist sicher ein guter, spannender Arbeitsplatz. Es wäre schon super, wenn ein Profi an einer solchen Stelle sitzt, statt ungelernte Künstler:innen, die aus der Not heraus Veranstalter:innen oder Pressesprecher:innen werden.

Die JazzWerkstatt ist letzten Endes ein Künstler:innen-Kollektiv. Uns gibt es seit zwanzig Jahren gerade deswegen, weil wir uns nicht institutionalisiert haben. Wir haben eine Struktur, aber es ist viel flexibler geworden; wir machen auch nicht mehr so viel Programm, eben weil wir uns lieber länger Zeit lassen, um Ideen zu finden. Wir können kein Kulturbetrieb sein, für den, sobald ein Festival vorbei ist, der nächste Antrag schon geschrieben werden muss. Ich glaube auch nicht, dass wir in zwanzig Jahren große Kulturmanager:innen werden. Dazu haben wir den falschen…

Beate Wiesinger: …Berufsstand. [alle lachen]

Vielen Dank für das spannende Gespräch!

Phil Yaeger

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20 Jahre JazzWerkstatt Wien: Jahresprogramm

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