In der GRELLEN FORELLE und im WERK hat JOHANNES PILLER viele Jahre die Clubszene Wiens mitgeprägt. Mit „Glasshouse Effects“ tritt er als KOBERMANN in die Natur, um eine sonische Reise über vier Jahreszeiten anzutreten. Für das Wiener Tape-Label GOLDGELB RECORDS entstanden Effekte, die zuerst erden und mit brachialen Frequenzen die Knospen aus dem Boden treiben. Das „Grundrauschen“, wie PILLER seine elektronisch-experimentellen Produktionsausflüge beschreibt, entsteht in einem fragilen Raum, der zur Körperlichkeit animiert. Drifteten seine Arbeiten als LAMINAT in gefälligere Strukturen ab, rütteln die Stücke von KOBERMANN an den Grenzen zwischen Ambient und Noise. Auf welche Reisen er sich und das Publikum mitnehmen möchte, warum sich in repetitiven Melodien die Kunst des Minimalismus widerspiegelt und welche Destinationen JOHANNES PILLER als nächstes anstrebt, hat er im Gespräch mit Christoph Benkeser besprochen.
„Glasshouse Effects“, deine neue Veröffentlichung, war ursprünglich als Live-Set gedacht. Wenn man sich Aufnahmen von früheren Auftritten anhört, stößt man immer wieder auf die musikalischen Motive von „Glasshouse Effect“. Wie kam es zur Idee, aus der Performance ein eigenes Tape zu machen?
Johannes Piller: Ich habe nicht gewusst, ob und wie es live funktioniert. Nach dem ersten Live-Set bei der Goldgelb Records-Labelnacht im Rahmen des Salon skug war ich erschlagen, weil ich die Ruhe und Spannung im Raum gespürt habe. Für mich war es eine große Konzentrationsanstrengung, die Stücke zu spielen. Später wollte ich diese Anspannung reproduzieren und festhalten.
Du hast für „Glasshouse Effect“ im Glashaus deiner Eltern gearbeitet. Wie kann man sich das vorstellen?
Johannes Piller: Das Glashaus ist – ähnlich wie damals beim ersten Live-Set dieses Projekts im Au – ein kleiner abgeschirmter Raum, in dem du mitbekommst, was draußen passiert, aber doch geschützt bist. Wenn auch nur zu einem gewissen Grad. Es hängt stark davon ab, was du im Glashaus machst. Es kann von außen etwas reinkommen. Aber: wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Man steht in einem fragilen Raum. Das heißt: man muss vorsichtig sein. Die Stücke auf „Glasshouse Effect” sind allesamt One-Takes. Auch wenn manchmal bestimmte Frequenzen ausreißen, wollte ich sie trotzdem verwenden, weil die Kassettenaufnahme einerseits im oberen Frequenzspektrum abschneidet und andererseits eine Art harte Übersteuerung festhält, die mir gut gefällt. Das lässt sich auch auf mein Leben ummünzen. Manchmal reitet man mit manchen Dingen so weit aus, dass man Grenzen überschreitet, die nicht überschritten werden sollten.
Diese Ausreißer reißen tatsächlich heraus. Kann man von einer Affektübertragung in die Musik sprechen?
Johannes Piller: Genau. Mir ist das beim Überspielen der Kassetten aufgefallen. Obwohl ich die Stücke oft gehört habe und diese gut kenne, kommt es immer noch zu Momenten, an denen es mich reißt, weil ich gerade mit anderen Dingen beschäftigt bin. Obwohl sich viele Passagen bei den einzelnen Stücken monoton anmuten, kommt ab und zu ein Ausreißer, der zurückholt und erdet.
Diese Ausreißer funktionieren in beide Richtungen. Sie können einen aus dem Alltag herausreißen, aber auch dort zurückführen. Welche Bilder hast du vor Augen, wenn du produzierst?
Johannes Piller: Ich habe vier Spuren verwendet, auf der Kassette sind vier Tracks, die alle auf 69 Beats in der Minute laufen. Die 69 ist symbolisch betrachtet eine Art Kreislauf, ein Yin und Yang. Außerdem sind die Stücke durchnummeriert, sie sind für mich die vier Jahreszeiten. Es beginnt im Frühling und geht in Sommer, Herbst und Winter über. Im Frühling brechen die einzelnen, schärferen Passagen die Knospen aus der Erde heraus. Es beginnt zu blühen. Der Sommer bringt Schwere mit, ohne zu erdrücken. Im Herbst weht der Wind stärker, der Regen prasselt richtig runter. Das verursacht eine Körperlichkeit.
Du sprichst die Körperlichkeit in der Musik an. Die Bandbreite von “Glasshouse Effects” reicht von melodischen Sequenzen, die sich wiederholen und nahbar wirken bis hin zu Noise-Ansätzen, deren Rauschen sich in solipsistischem Feedback auflöst. Bemüht man das Genre-Denken und möchte Ambient und Noise unterscheiden, würde ich ersteres als kopflastig beschreiben und letzteres als körperlich. Ambient lässt mich gedanklich wegdriften, Noise greift mich an. Ist Körperlichkeit für dich ein musikalisches Thema?
Johannes Piller: Nicht vorrangig. Als ich die vier Stücke als Support von Low im WUK gespielt habe, bemerkte ich bei der dritten Nummer, dass die Bassfrequenzen sehr körperlich werden. Auf einer Anlage, die laut und sauber klingt, steigt diese Körperlichkeit an. Weil ich aber an ein Medium wie das Tape gebunden bin, kann ich trotzdem nicht von einer Körperlichkeit ausgehen, wie zum Beispiel bei der Musik von Stefan Juster [Jung an Tagen, Anm.].
„Unterschiedliche Namen hätten von der Musik abgelenkt.“
Obwohl es bei ihm ja oft die hohen Frequenzen sind, die eine Körperlichkeit erzeugen. Ein Klirren, bei dem man nicht mehr weiß, ob es aus den Lautsprechern kommt oder schon im Kopf stattfindet. Das ist eine Art Effekt. Du nennst deine Stücke auch Effekte. Warum?
Johannes Piller: Das bezieht sich hier auf den Glas- oder Treibhauseffekt. Nachdem die Nummern alle mit denselben Instrumenten, demselben Tapedeck und derselben Geschwindigkeit entstanden sind, wollte ich ihnen keinen anderen Namen geben – außer der Tatsache, dass sie eigene Effektpassagen im Schaffensprozess sind. Unterschiedliche Namen hätten von der Musik abgelenkt.
Das heißt, die Effekte beziehen sich auch stark auf die Wirkung, die sie als Stücke auslösen sollen. Im Pressetext steht, dass du auf einem 4-Spur-Tapedeck aufgenommen und mit analoger Hardware gearbeitet hast. Wer deine Live-Sets kennt, weiß, was da alles auf dem Tisch rumsteht. Wie hast du „Glasshouse Effect“ produziert?
Johannes Piller: Da gibt es zwei Herangehensweisen. Bei der ersten gehen ich von der Möglichkeit aus, die Stücke live und mit zwei Händen umzusetzen. Das heißt: ich habe drei oder vier Geräte plus Effekte und kann das Set durch konsequentes Proben meinen Ansprüchen entsprechend umsetzen. Das Setup setzt sich aus zwei Drummachines, zwei Synthesizern und zwei oder drei Effektgeräten zusammen. Es gibt aber Produktionen, bei denen ich mit vielen Schichten und Spuren arbeite, die ich mich ohne Laptop nicht umzusetzen traue, weil zu viele Ebenen zusammenkommen und ich im selben Moment mehr Dinge beachten müsste als ich Hände zu Verfügung habe. Gerade im Setup ist für mich weniger mehr. Der Vier-Track-Recorder oder das Mischpult mit acht Spuren sind eine selbstauferlegte Beschränkung. Wenn ich mit 20-30 Spuren im Laptop arbeite, könnte ich das zuhause in meinem Homerecording-Studio nicht umsetzen, weil ich kein Pult in dieser Größe besitze. Diese Limitierung macht es spannend, weil ich mit dem, was ich zu Verfügung habe, das Maximum rausholen muss.
Die Limitierung auf analoge Vier-Track-Recorder oder kleinere Pulte schafft neue Möglichkeiten, die im Recording mit dem Computer zu überbordend wären?
Johannes Piller: In meinem Fall ist das Internet eine große Ablenkung. Die Versuchung ist groß, permanent irgendwo abzubiegen. Deshalb muss ich streng mit mir sein und Limits setzen. Für mich gab es aber einen wichtigen Grund, Hardware zu kaufen. Wenn ich während der Arbeitszeit permanent vor dem Bildschirm sitze, möchte ich das in meiner Freizeit vermeiden. Außerdem bin ich ein haptischer Typ. Ich kann die Drummachine angreifen und entdecke, obwohl ich die Geräte schon Jahre besitze, immer noch Tricks und Kniffe, bei denen ich mir denke: Heureka, das ist genial!
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„Den absoluten Kick spüre ich, wenn sich die Veränderung in wiederholenden Melodien zeigt.“
Als Kobermann veröffentlichst du Musik, die eher in experimentelle Richtungen abdriftet, in meditative Zustände führt und keine Clubmusik als solche ist. Man geht im Moment auf – ohne Gefahr zu laufen, bei durchkommerzialisiertem New-Wellness-Ambient zu landen.
Johannes Piller: Den absoluten Kick spüre ich, wenn sich die Veränderung in wiederholenden, repetitiven Melodien zeigt – wenn sich ein Filter auf- und zumacht oder sich Resonanzen verschieben. Das beste Beispiel ist „Desintegration Loops” von William Basinski, aber auch viele Veröffentlichungen von Brian Eno. Da passiert, unter Anführungszeichen, wirklich wenig. Trotzdem nehmen sie dich in manchen Momenten so mit, dass das für mich eine Körperlichkeit entwickelt. Das ist eine der höchsten Künste: mit minimalen Mitteln maximale Effekte produzieren. Im Dub ist das ähnlich. Man hat wenige Elemente in einem großen Frequenzspektrum, die eine Tiefe erzeugen. Damit beschäftige ich mich mehr und mehr – das bewusste Reduzieren, das auch eine Art von Minimalismus ist.
„Das Rauschen, das sich damals auf meine Festplatte gebrannt hat, ist nach wie vor da.“
Blicken wir ein wenig zurück. Du hast jahrelang als Laminat Platten aufgelegt und Partys veranstaltet, warst Geschäftsführer der Grellen Forelle und zuletzt Programmverantwortlicher des Werk. Wie bist du mit elektronischer Musik in Kontakt gekommen?
Johannes Piller: Hip-Hop war für mich mit 15 das große Ding in meiner Jugendstadt. Ende der 90er Jahre hat sich an den Außengrenzen von Hip-Hop viel getan. Company Flow, Antipop Consortium, das Anticon-Label … das war zu einem Großteil elektronisch. Für mich war der Übergang nicht weit zu Apparat von Shitkatapult oder zu Lex Records, die wiederum eine Nähe zu Big Dada und Ninja Tune gehabt haben. Für mich war diese Bandbreite ein anderes Universum. Man hatte stark auf Hip-Hop basierende Veröffentlichungen. Und daneben Amon Tobin. Plötzlich war man ein trockener Schwamm, der gierig darauf wartete, alles aufzusagen. Für mich schließt sich da der Kreis zu meiner jetzigen Produktionsweise. Mit 15 haben wir Kassetten auf Vierspur-Recordern aufgenommen. Das Instrumental kam von der Platte, wir steckten drei Mikros an und haben drübergerappt. Schon hatte man eine Kassette, die man sich im Walkman anhören konnte. Ich kann mich auch erinnern, dass meine Eltern, als ich 14 war, den ersten PC gekauft haben. Ein Freund hat Magic Music Maker draufgespielt. Wir hatten keine Samples, also habe ich die Sounds von Platten auf Tapes aufgenommen, in den Walkman gesteckt und von dort aus in den Computer reingeladen. Dementsprechend räudig hat das geklungen. Aber ich war happy. Auf einmal konnte ich meine eigenen Beats basteln. Das Rauschen, das sich damals auf meine Festplatte gebrannt hat, ist nach wie vor da. Ich fühle mich im Grundrauschen daheim.
Das Grundrauschen setzt sich in der Wahl des Mediums fort. Du hast auf dem deutschen Doom Chakra Tapes und den Wiener Labels Goldgelb Records und Sama veröffentlicht – allesamt Kassetten-Labels. Was macht den Reiz dieses Formats für dich aus?
Johannes Piller: Wenn ich will, kann ich bei Tape-Veröffentlichungen alles selbst machen. Der DIY-Gedanke, den Julian [Klien, Betreiber von Goldgelb Records; Anm.] stark hochhält, ist bei mir auch da. Es ist eine Punk-Attitüde. Ich kann mit ein paar Fähigkeiten sogar das Cover selbst zeichnen, die aber weit von den professionellen Ausführungen meinen Freund*innen, mit denen ich bis dato zusammengearbeitet habe, liegen. Außerdem lassen sich kleine Auflagen umsetzen und an Freunde verteilen. Das ist persönlicher als ein File, das man sich runterlädt und nie anhört.
„Bei 50 Kassetten, die du im One-to-One-Verfahren überspielst, dauert das schon mal eine Woche.“
Diese Persönlichkeit ist wiederum mit einer Körperlichkeit verbunden. Du schneidest die Covers aus, überspielst die Tapes, verteilst sie. Das erfordert körperliche und zeitliche Ressourcen.
Johannes Piller: Bei 50 Kassetten, die du im One-to-One-Verfahren überspielst, dauert das schon mal eine Woche. Und natürlich können auch Fehler passieren. Im Fall von „Glasshouse Effects” sieht das so aus: Nicht jedes Tape ist gleich lang. Wenn die Pause zwischen zwei Titeln nicht lang genug ist, hörst du von der B-Seite schon Teile auf der A-Seite. Wenn ich so etwas entdecke, beginne ich von vorn [lacht]. Außerdem kostet die Produktion einer Platte viel mehr als die Produktion eines Tapes. Natürlich wird es Menschen geben, die sagen, dass sie die Platte gerne daheim hätten. Aber viele kaufen Platten für den Club. Die Person überlegt sich dann zweimal, ob sie diese Art von Musik auf Vinyl braucht. Deshalb ist das Medium für mich ein Vorteil. Bei einem Tape kannst du limitierte Auflagen mit einem Bruchteil der Produktionskosten und Produktionszeit umsetzen. Außerdem ist es für mich wichtig, ein Projekt abzuschließen, bevor ich mich dem nächsten widme. „Glasshouse Effects” wollte ich auf Tape haben, nicht nur als digitales File. Wenn’s wer kauft, ist es schön. Wenn’s niemand will, ist es auch kein Weltuntergang, weil ich nicht 1.500 Euro für ein paar Platten investiert habe.
Vor dem Kobermann-Pseudonym hast du jahrelang als Laminat aufgelegt. Gibt’s das Projekt noch?
Johannes Piller: Ich habe Laminat vor kurzem wieder für einen FM4-Mix ausgegraben. Ich hatte während des Lockdowns Zeit, um durch meine Festplatten aufzuräumen. Dabei habe ich einige Sachen von früher wiederentdeckt. Sebastian [Schlachter; Anm.] von FM4 hat mich gefragt, ob ich für La Boum Deluxe einen Mix machen möchte. Das habe ich zum Anlass genommen, eine kleine Werkschau zu machen und alte Sachen zu spielen, die thematisch gut zusammenpassen. Grundsätzlich steht der Laminat-Alias für Housiges und Gefälligeres. Der Name ist damit mit Stereotypen und Empfindungen besetzt. Der Switch zu Kobermann kam nach zehn Jahren Laminat – und steht für harsche Musik, die aber auch minimalistisch-rauschig sein kann.
Als Kobermann spielst du bei DJ-Sets auch härteren Techno.
Johannes Piller: Ich möchte unterschiedliche Bandbreiten abdecken. Die schönsten Abende, zum Beispiel beim Werk Statt Raum, fangen bei Ambient um die 60 bpm an und führen zu einem Peak bei 140 bpm – man kann unterschiedliche Wellen erzeugen, die sich zu einer großen Welle zusammenfügen. Das hängt stark vom Publikum ab, wo möchte ich mit ihnen hin, wo möchten sie mit mir hin, welche Emotionen spüre ich – oder welche spüre ich nicht. Es ist ein Spielen und Gespielt-Werden. Deshalb schätze ich das Auflegen nach wie vor.
Solche Abende sind auch immer Reisen – für das Publikum, aber auch für dich, nehme ich an.
Johannes Piller: Wie bei normalen Reisen kann auf solchen unendlich viel schief gehen. Es kann der Flieger zu spät kommen, es kann dir der Flugbegleiter den Kaffee über die Hose leeren, kurz: wir bewegen uns auf dieser Reise in einem fragilen Raum-Zeit-Kontinuum. Stimmt eine Sache abrupt nicht, kann das ganze Ding zerstört sein. Es braucht nur eine Person zu betrunken oder zu aggressiv sein – und das sind zu 100% Männer –, um die ganze Stimmung im Raum kaputt zu machen. Das kann nicht mehr wiederhergestellt werden. Wenn Reisen aber gut gehen, muss man sich diese Momente gut in Erinnerung behalten. Selbst eine Aufnahme kann das nicht widerspiegeln, weil es die Verbindung zum Abend, zum Moment braucht, um es zu verstehen.
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Spinnen wir die Reise-Metapher noch kurz weiter. Es kann immer was schief gehen. Meistens sind es aber die billigen Airlines, bei denen was schief geht. Man kann sich die eigene Airline aber durchaus aussuchen.
Johannes Piller: Man weiß aber auch, wann man sich das Schnäppchen bei der guten Airline checkt. Vielleicht sollten wir die Metapher aber mehr aufs Zugfahren anwenden.
Apropos Zug. Beim Werk Statt Raum, den du vorhin angesprochen hast, warst du so etwas wie der Zugführer. Du hast ihn mitinitiiert. Um was ging es dabei?
Johannes Piller: Im Werk war der Wunsch, ein eigenes Format zu kreieren. Ich habe den Titel als Reminiszenz an die Radiosendung “Werk/Statt/Norm” von Trixta auf Play.Fm. Die Sendungen waren unglaublich vielfältig und haben oft meinen Horizont erweitert. So etwas Ähnliches wollte ich im Werk haben. Also an einem Abend einen harten Techno-Act wie Varg haben, beim nächsten Mal Raphaël Top-Secret und dann wieder ein Live-Set von Gischt [Ursula Winterauer; Anm.].
Um gleichzeitig den Fokus auf die Wiener Szene zu legen.
Johannes Piller: Deshalb wurde es für die Besucherinnen und Besucher relativ einfach, sich auf die Sache einzulassen. Das war die Vorgabe. Wenn sich jemand immer nur harten Techno erwartet hat, war er hier definitiv falsch.
Um auch den Moment der Überraschung mitspielen zu lassen.
Johannes Piller: Genau, oft entscheide ich mich auch selbst erst am Tag davor, in welche Richtung ich gehen möchte, welche Platten ich einpacke. Ab und zu muss das auch sein. Wenn ein Artist – Stichwort Flieger – zu spät kommt, muss man improvisieren.
Du arbeitest seit März 2020 nicht mehr im Werk – wird es den Werk Statt Raum weitergeben?
Johannes Piller: Das kann ich noch nicht sagen. Ich glaube, dass sich manche Menschen eine Fortführung wünschen würden. Aber ich bin unentschieden. Ob man es nochmal aufflammen oder gut sein lässt – da trau ich mich noch nicht festzulegen.
Der Club verliere, so hat DJ und Radiomacher Rudi Wrany in einem Interview mit dir gesagt, einen Mann mit Weitblick. Wohin fällt dieser Blick als nächstes?
Johannes Piller: Beruflich habe ich aktuell keinen Plan.
Kannst du dir vorstellen, weiterhin in einem Club zu arbeiten?Johannes Piller: Das kann ich mir schwer vorstellen, weil: welcher Club noch? Ich bin bei vielen Dingen an einem Kopfbahnhof angelangt, bei dem ich nicht weiß, in welche Richtung ich fahren möchte. Das Gute: Ich lass mich nicht stressen. Wenn ich den einen Zug nicht nehme, steige ich in den nächsten ein – und komme vielleicht später an, dafür aber dort, wo ich hinwollte.
Herzlichen Dank für das Gespräch – und die Reise!
Christoph Benkeser