Hot pot – Ein „All-Star“-Ensemble spielt heute Abend (26.2.) im Echoraum

„Typical hot pot dishes include thinly sliced meat, leafy vegetables, mushrooms, wontons, egg dumplings, and seafood.” Und: „Der hot pot ist für die Erhaltung der Gesundheit von wesentlicher Bedeutung, er schafft Linderung oder Heilung bei so manchen Leiden.” Ein All-Star-line up: Auf Initiative von Elisabeth Flunger trifft sich eine Band klingender Namen aus allen möglichen Genres mit dem Ziel, als gleichwertige Mitwirkende die Möglichkeiten der musikalischen Kommunikation mit vielen durchzuspielen. Alle Musikerinnen haben in verschiedenen Konstellationen bereits miteinander gespielt. Auch im Echoraum.

Die Band enthält Stimme, Gitarre, Klarinette, Tasteninstrumente, Kontrabässe, Flöten, Schlaginstrumente und Elektronik. „Psychisch hat der hot pot eine äußerst positive Wirkung bei Nervosität und Stressabbau, schafft Entspannung, sorgt für ein echtes Glücksgefühl und einen gesunden Schlaf.“ Na, dann schauen wir, ob wir uns ab der vielen gebotenen Geschmacksnuancen und der Vielfalt von Stilen nicht den Magen verderben, oder ob diese Zusammenstellung nicht doch der Weisheit letzter Schluss ist. Und ob wir, wenn wir zu spät im kleinen aber feinen Echoraum in der Sechshauser Straße 66 eintreffen, überhaupt noch einen Stehplatz bei der Tür ergattern, angesichts des zu erwartenden Andrangs.

Es spielen – alphabetisch gereiht – David Ender (E-Bass, Ukulele), Elisabeth Flunger (Percussion), Susanna Gartmayer (Bassklarinette), Annette Giesriegl (Stimme, Elektronik), Franz Hautzinger (Trompete), Katharina Klement (Tasten), Herwig Neugebauer (Kontrabass), Josef Novotny (Live-Sampling), Maja Osojnik (Blockflöten), Pia Palme (Subbassblockflöte, Elektronik), Peter Panayi (EGitarre),
Bruno Pisek (Stimme, Bassblockflöte), Nina Polaschegg (Kontrabass), Matija Schellander (Kontrabass), Manon-Liu Winter (Tasten).

Die Damen und Herren sind den Connaisseurs, die den Echoraum regelmäßig frequentieren, ja bestens bekannt – aber alle auf einmal? Und wenn die alle gleichzeitig spielen, blasen, elektronisieren und sampeln, singen, tasten (auf was?) und in die Kontrabass-Saiten greifen, muss Werner Korn für ein genügend großes Podium sorgen, damit alle Platz haben – was wiederum den Zuschauerraum verringern wird. Soll man nicht doch lieber zu Al Cook in die Argentinierstraße  gehen, der heute im Radiokulturhaus seinen 65-er feiert? Oder – siehe mica-Leiste („Veranstaltungen“). Aber soeben erfuhren wir von Werner Korn beim telefonischen Konferenzschaltungs-Frühstück, dass die Musikerinnen und Musiker auf und von im ganzen Raum verteilten Positionen spielen werden – das erleichtert die Sache, birgt aber auch die Gefahr, dass einem Franz Hautzinger mit seiner Trompete ins Ohr bläst, wenn man neben ihm steht oder sitzt.

Elisabeth Flunger ist schon vor Jahren mit dem ehemaligen mica-Mitarbeiter Bernhard Günther (er machte einst hauptverantwortlich das mica-Komponistenlexikon in der Printausgabe, ein Herkulesprojekt) nach Luxemburg entfleucht, wohnt seit kurzem in einem Bauernhaus 15 Kilometer außerhalb. Aber sie ist immer wieder gerne in Wien zu Gast. Die Komponistin, Schlagzeugerin und Performerin kann auf eine Zusammenarbeit mit vielen MusikerInnen und KomponistInnen verweisen, unter anderem Elfi Aichinger, Cordula Bösze, Thomas Desy, David Ender, Karlheinz Essl, Clementine Gasser, Margarete Jungen, Katharina Klement, Mayako Kubo, Hannes Löschel, Johannes Marian, Helmut Neugebauer, Pia Palme, Peter Panayi, Jorge Sanchez-Chiong, Elisabeth Schimana, Lukas Schiske, Elliot Sharp, Burkhard Stangl, Kazuhisa Uchihashi, Ute Völker. Und als Schlagzeugerin spielte sie ab 1987 auch schon in Ensembles wie Klangforum Wien, die reihe, Ensemble des 20. Jahrhunderts, Ensemble Kontrapunkte,  Ensemble online, United Instruments of Lucilin.

Auf CD erschienen zum Beispiel ihre „Songs“ auf Metallinstrumenten – „ein Sammelsurium von Objekten verschiedener Funktion und Herkunft: Bleche, Rohre, Teile von Werkzeugen und Geräten, Fundstücke, Reisemitbringsel, Küchenrelikte und Geschenke von Freunden, die im Lauf zahlreicher Klanginstallationen, Raumperformances, Improvisationen und Aufnahmesessions zu Musikinstrumenten von erstaunlicher klanglicher Ausdruckskraft geworden sind“ (Elisabeth Flunger / Songs, Extraplatte LOEW 015)

In der Choreographie von Rose Breuss wirkte sie mit dem Schlagzeug bei einem Projekt u. a. im Essl-Museum in Klosterneuburg mit. „In the Cage“ war John Cage  gewidmet und verpflichtet, es gab Tanz („Easy Pieces Project” des Bruckner-Konservatoriums Linz), Puppenspiel (Christoph Bochdansky), unter den anderen Musikern Sylvie Lacroix (Flöte), Johannes Marian (Klavier), Lichtdesign: Philipp Harnoncourt, Steuerung und Computer natürlich Karlheinz Essl.

Zuletzt etwa am 20. Februar „probte“ die Komponistin, Schlagzeugerin und Performerin übrigens in Wien im nada-Lokal  (auch im 15. Bezirk, Reindorfgasse): Mit ihrem Projekt „im_flieger INVITES Damenimprovisation & Herrenbigbäng“, einer performativen Installation. Dieses fluktuierende Kollektiv war 1993–2000 in Wiener Theatern, im öffentlichen Raum, bei Parties und in den Umrahmungen der Architektur mit Homebase im WUK mit performativen Aktionen tätig, die sich häufig gegen die Einordnung in gängige Tanz-, Musik- und Theaterkonzepte sträubten. Auch diese Projekte folgen einer hot pot-Philosophie: „Man kann zwar essen, ohne zu kochen, aber die Lust am einen wäre schmäler ohne die Lust am anderen. Also eine Verschmelzung von Rohstoff, Herstellung und Produkt, eine Gratwanderung zwischen Alltäglichkeit und Performativität, ein Dokument, das sich selbst mit und ohne allen Mitteln der Kunst weiter verfasst“, ist in der Homepage von Elisabeth Flunger zu lesen.

Und heute erprobt und macht sie das Ganze gemeinsam mit Honoritäten wie Katharina Klement, Manon-Liu Winter, Franz Hautzinger und weiteren. Nina Polaschegg (bekannt als Rundfunkjournalistin und mica-Berichterstatterin aus Donaueschingen) packt dafür extra ihren Kontrabass aus, mit dem sie sehr vertraut ist  – was die wenigsten in Wien wissen.

„The Chinese hot pot boasts a history of more than 1000 years.” Im echoraum treffen sie sich.

Zum Abschluss schenken wir unseren Lesern (fast exklusiv) noch ein Spiel von Elisabeth Flunger zum Selber-Ausprobieren: Musik ist ein Spiel.
„Lege bestimmte Wege mit dem Trommelstock zurück (große kreise).
Pendle und kreise in festgelegten Mustern zwischen den Objekten (kleine kreise).
Schlage auf übereinander liegende Gegenstände solange, bis sie nebeneinander liegen (mikado 01).
Bring übereinander liegende Gegenstände in Bewegung, und führe die Bewegung in allen möglichen Varianten aus (mikado 03-06).
Warte, bis etwas aufhört zu schaukeln, dann stoß es wieder an (shuffle).
Die Einhaltung der Spielregeln ermöglicht die Reproduktion des Stücks.“/ (hr).

ECHORAUM – hot pot

Line up:
David Ender  E-Bass, Ukulele
Elisabeth Flunger – Percussion
Susanna Gartmayer – Bassklarinette
Annette Giesriegl – Stimme, Elektronik
Franz Hautzinger – Trompete
Katharina Klement – Tasten
Herwig Neugebauer – Kontrabass
Josef Novotny – Live-Sampling
Maja Osojnik – Blockflöten
Pia Palme – Subbassblockflöte, Elektronik
Peter Panayi – E-Gitarre
Bruno Pisek – Stimme, Bassblockflöte
Nina Polaschegg – Kontrabass
Matija Schellander – Kontrabass
Manon-Liu Winter – Tasten

Link:
Echoraum