Es ist schon der etwas andere Musikentwurf, mit dem das australisch-österreichische Duo Hollow Press auf seinem neuen und auf dem renommierten englischen Label Phantasma Disques erschienenen Album „Night Fall“ aufwartet. Quasi mit den herkömmlichen musikalischen Ansätzen brechend, sind es vielmehr avantgardistische und vielschichtige Klanggeschichten, denn irgendwelche strukturierten und schnell in die Ohren gehenden Stücke, die das Zweigespann ertönen lässt. „Night Falls“ ist der Versuch eines Blicks über den Tellerrand des akustisch Gewöhnlichen hinaus, eine Annäherung an das Phänomen des Klanges aus einer nichttraditionellen Perspektive.
Zu einem Schluss darf man auf jeden Fall kommen, mit den üblichen Begriffen des Pop lässt sich das von Hollow Press Dargebotene nicht beschreiben, dafür agieren der australische Elektroniker Shaun McNamara, der bis zu diesem Album das Projekt ausschließlich als Solo-Artist betrieben hat, und seine nun neue Kollegin, die österreichische Vokalistin und Spoken Word Künstlerin PoetryAmenità, einfach zu sehr abseits der gewöhnlichen und bereits tausende Male beschrittenen musikalischen Pfade. Vielmehr als sich die beiden damit begnügen, sich im einfachen Songformat zu üben und über Melodien auszutoben, entwerfen sie sich in ihrer Stimmung und Atmosphäre stetig verdichtende, düstere und bedrohlich wirkende Klangcollagen, die im Sound ungewöhnlich weit, die letzten Winkel eines Raumes erfüllen. Es ist beim Durchhören der stilistisch irgendwo zwischen Ambient, Drone und der experimenteller Klangarbeit angesiedelten Stücke von Hollow Press fast so, als würde man von einem mächtigen Strudel hinab in die Tiefe gezogen werden, in eine Welt, in welcher sich alle Töne, Geräusche und Sound auf kunstvolle und unkonventionelle Art zu einem permanenten tieffrequenten Klangzustand verwoben haben.
„Night Falls“ entpuppt sich als ein sehr intensives und vielschichtiges Hörerlebnis, mit dem man sich doch näher auseinandersetzen muss, um es wirklich in seiner Ganzheit erfassen zu können. Es lebt von den vielen kleinen, oftmals versteckten Details, die zwischen all den sich auftürmenden Soundwänden wie kleine Blitze immer wieder kurz aufflackern, um im nächsten Moment auch wieder sofort in den klanglichen Weiten der Stücke zu verschwinden. Was Shaun McNamara und PoetryAmenità, die mit ihrer abwechslungsreichen gesanglichen Performance den sich perfekt ergänzenden Gegenpart zum klanglichen Geschehen einnimmt und damit dem Ganzen zusätzliche spannende Facetten verleiht, betreiben, ist das Spiel mit Andeutungen. Mit in einfachen musikalischen oder inhaltlichen Aussagen halten sich beide bewusst sehr zurück. Es obliegt einem selbst, Schlüsse zu ziehen und das Gehörte für sich einzuordnen. Was die Sache aber auch zu einer sehr spannenden und interessanten macht. Bleibt also nur noch zu hoffen, dass man Hollow Press auch einmal auf den Bühnen in Österreich zu sehen bekommt. Wünschenswert wärs. (mt)
Cover:
Photo by Sonja Firlej
Artwork by Cosmotropia de Xam