Wer sich nur ein wenig für Musik interessiert, dem wird mit Sicherheit aufgefallen sein, dass sich die heimische Szene im Gesamten, eigentlich unabhängig vom Genre, im Aufwind befindet und ihr Stellenwert deutlich im Steigen begriffen ist. Vermutlich gab es in dieser großen Zahl, noch nie so viele MusikerInnen und Bands, die mit wirklich erstklassigen Veröffentlichungen auf sich aufmerksam machen könnten. Trotz dieser überaus positiven Entwicklung blieben die CD Verkäufe österreichischer Musikschaffender bislang doch im eher bescheidenen Rahmen. Was mit Sicherheit unter anderem auch daher rührt, dass die Tonträger im Fachhandel in den mit sonstigen CDs überfüllten Regalen einfach untergehen. Der Musikkonsument muss sich schon anstrengen, um an die gewünschte CD heranzukommen. So richtig gestoßen wird man nirgendwo auf hochklassige Musik aus Österreich. Und genau an diesem Punkt setzt die vom österreichischen Independent-Vertrieb Hoanzl gestartete Initiative „Musik Box Austria“ an. Es sollen vor allem die Sichtbarkeit, Hörbarkeit und Verfügbarkeit heimischer Musikproduktionen durch gezielte und auffällige Sonderplatzierungen im Handel erhöht werden.
Die „Musik Box Austria“ ist der Versuch, unter einem Markennamen hochwertige, den internationalen Kriterien entsprechende Musikproduktionen aus Österreich zusammenzufassen. Wobei stilistisch das weite Feld vom Pop und Rock über den Hip Hop und Elektronik bis hin zum Jazz bewusst sehr weit gefasst wird. Auf diese Weise soll eine Art Landkarte der österreichischen Musikszene entstehen, die erkennbar macht, wie viel gute Musik hierzulande überhaupt produziert wird.
Was sich die Hauptverantwortlichen der Initiative, Gerhard Fenz und Georg Hoanzl, sich versprechen ist, Interesse auch für heimische Produktionen zu generieren. Was besonders durch eine deutlich sichtbare Präsenz im Musikfachhandel und gezielte Marketingaktionen erreicht werden soll. Die Leute sollen quasi auf Musik aus Österreich gestoßen werden. Der Zugang zu dieser soll erleichtert werden, was bislang ja eher in bescheidenem Maße der Fall war. Kenntlich gemacht werden die Alben durch eine Plastikhülle mit dem neuen, rot-weißen Label. Darüber hinaus erhält die Musik Box Austria bei AMAZON auch einen eigenen Platz im neuen Österreich Shop von Hoanzl.
Für den Start wurde von Hoanzl ein Repertoire bestehend aus insgesamt 58 Titeln zusammengestellt, der sowohl Neuerscheinungen wie auch bereits veröffentlichte CDs umfasst. Unter anderem im Katalog zu finden sind Erscheinungen von Clara Luzia, Texta, Bauchklang, Ja, Panik, Mnozil Brass, Gansch & Roses, Tosca, Ginga, Soap&Skin uvm. Wiewohl sich Hoanzl das Ziel gesetzt hat, die Anzahl der Titel bis Ende 2012 auf 200 zu steigern. Gestartet wird die „Musik Box Austria“ am 29. April Österreichweit an insgesamt 150 Verkaufsstandorten (Libro, Mediamarkt, Saturn ua.), wobei sich die Initiatoren mit 500 in den kommenden Jahren auch hier ein hochgestecktes Ziel setzen.
Vertreter der heimischen Musikbranche zeigen sich von der Initiative von Hoanzl durchwegs erfreut. So sieht etwa der Wiener Labelbetreiber Oliver Kamien (Solfo Music) Chancen für eher unbekannte KünstlerInnen, die auf diesem Wege mehr Aufmerksamkeit erlangen könnten. Laut Franz Medwenitsch, dem Geschäftsführer des Verbands der Österreichischen Musikwirtschaft (IFPI Austria), handelt es sich bei der Musik Box Austria um die „beste Initiative für österreichische Musik in den vergangenen zehn Jahren“. Womit er durchaus recht haben könnte. (mt)
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