Seine mittlerweile 23. Auflage erlebt in diesem Jahr das in Feldkirch stattfindende Festival POOLBAR. Das nach dem etwas anderen Konzept ablaufende Festival – es erstreckt sich über weit mehr als einen Monat und bietet neben Konzerten auch eine Vielzahl anderer kultureller Programmpunkte – ist seit Anbeginn darauf ausgerichtet, den BesucherInnen vor allem Neues abseits des Popmainstreams nahezubringen. Und auch heuer darf das Publikum einigen außergewöhnlichen Highlights entgegenblicken. Die beiden Festivalvernatwortlichen HEIKE KAUFMANN und HERWIG BAUER über das diesjährige Programm, die Idee hinter dem doch etwas anderen Festivalkonzept und ihre Erwartungen für dieses Jahr. Die Fragen stellte Michael Ternai.
Das poolbar Festival geht in diesem Sommer in seine nächste Runde. Ist es heutzutage – bei der wirklich großen Zahl an Sommerfestivals im mitteleuropäischen Raum – nicht schwer, Jahr für Jahr ein qualitativ so hochwertiges Programm zusammenzustellen?
Heike Kaufmann: Ja, es ist sicher jedes Jahr aufs Neue eine riesige Herausforderung. Im dichten Festivalsommer ist es schwierig sich zu behaupten und mitzuhalten. Doch wir wollen gar keine Konkurrenz zu den ganz großen Festivals sein. Wir haben unsere Nische und unser Konzept gefunden: ein buntes, anspruchsvolles Programm ist genauso wichtig wie das Drumherum, sprich das jährlich wechselnde Erscheinungsbild, die Grafik, neue Ideen. Das poolbar Festival ist sowohl lokal stark verwurzelt als auch international angesehen. Uns gefällt unsere Rolle.
Worin liegen die besonderen Herausforderungen im Veranstalten eines solchen Festivals?
Herwig Bauer: Die Finanzierung bedeutet jährlich einen enormen Kraftakt. Darüber hinaus eine große Herausforderung ist auch, im Programmbereich die richtige Balance zwischen „großen Namen“ und großen Versprechen für die Zukunft sowie die Balance zwischen Pop und den Nischen zu finden.
Einmal mehr sind in diesem Jahr namhafte internationale Acts dabei. Womit locken Sie die zum poolbar-Festival?
Heike Kaufmann: Bei uns ist es familiär, herzlich und doch professionell. Viele Acts genießen es, auch mal wieder abseits vom üblichen Open Air Festivalbrei zu spielen, in einem etwas kleineren Rahmen als sonst und doch Star des Abends zu sein. Auch das landschaftlich einmalige Setting des Festivals, die Ruhe, die Natur rundherum und doch urbanes Flair – das beeindruckt viele Bands, es spricht sich weiter und sie kommen auch alle gerne wieder.
Einen großen Teil des Programmes machen ja auch Acts aus Österreich aus. Auch heuer ist die heimische Szene überaus prominent vertreten. Sieht sich poolbar auch als Förderer der jungen österreichischen Musik?
Heike Kaufmann: Selbstverständlich ist es uns ein großes Anliegen, österreichische Musik und v.a. auch lokale Acts gut einzubinden. In Österreich gibt es so viele fantastische Bands und MusikerInnen, dass es nicht schwerfällt, diese im Booking ausreichend zu berücksichtigen.
Herwig Bauer: Und inzwischen gilt auch der Prophet im eigenen Land: Die österreichischen Spitzenacts werden vom Publikum geliebt – im Vorjahr waren fast alle Konzerte von bekannten österreichischen Acts ausverkauft.
Das Schöne am poolbar Festival ist ja auch, dass im Programm an Fans der unterschiedlichsten Musikstile gedacht wird. Ist diese stilistische Breite ein Markenzeichen des Festivals geworden?
Herwig Bauer: Es ist generell so, dass wir bei allem, das wir angreifen, versuchen, aus Grenzen auszubrechen oder aber auch, unser Handeln über das Notwendige hinaus mit Sinn aufzuladen. Beim Programm bedeutet das, nicht nur die immer selben musikalischen Genre-Register zu ziehen, sondern beweglich zu bleiben. Auch mal mit Lesungen oder selbst einem Fußballturnier ganz anderes Publikum anzusprechen – und auch ein poolbar-Plakat kündigt nicht nur einfach ein paar namhafte Bands an, sondern vermittelt immer eine weit darüber hinaus gehende, bedeutendere Botschaft.
Was macht Ihrer Meinung nach den besonderen Reiz dieses Festivals aus? Die Lage am Ecke dreier bzw. vierer Länder, das besondere Ambiente des Alten Hallenbades, das besondere Festivalkonzept? Oder der Mix aus allem?
Herwig Bauer: Es ist sicherlich ein Mix aus mehreren Komponenten – wer zum poolbar-Festival kommt, taucht in eine Parallelwelt ein und findet ähnlich gesinnte, die gerne abseits ausgetrampelter Pfade ihrer Neugier folgen. Und ganz wichtig auch, dass die Gäste das viele Herzblut, das ein engagiertes Team investiert, überall zu spüren und zu sehen bekommen.
Das Festival setzt ja nicht nur alleine auf Konzerte, sondern bietet über diese hinaus auch ein spannendes kulturelles Nebenprogramm. Auch diverse Workshops stehen auf dem Programm. Diese Verbreiterung des Angebots hat sich offensichtlich ausgezahlt. Welche Idee eigentlich steckt dahinter?
Herwig Bauer: Das poolbar-Festival ist aus einer künstlerischen Workshopreihe heraus fast zufällig – oder zumindest ungeplant und nebenbei – entstanden. Dass Menschen gestalterisch tätig sind, war also die Basis – und die gestalterische Ambition zieht sich nach wie vor durch alle Bereiche des Festivals. Die Workshops hatten wir Ende der 90er-Jahre dann bleiben lassen, weil das Festival viel dominanter und – für unser Team – attraktiver war und wir es nicht schaften, Workshops und Festival inhaltlich zusammen zu bringen. Vor 3 Jahren haben wir den Workshopgedanken aber reaktiviert und massiv aufgewertet: Was nun in den Workshops in den Bereichen Architektur, Licht, Produktdesign, Grafik, Kunst etc. entwickelt wird, ist die Basis für die Gestaltung des poolbar-Festivals: Die besten Ideen werden mit großem Aufwand umgesetzt. Dieses Konzept ist voll aufgegangen und hat dem poolbar-Festival nochmals einen massiven Schub verpasst.
Womit lässt sich der Erfolg des Festivals neben dem finanziellen Aspekt noch bemessen. Wann ist es für Sie ein gelungenes?
Heike Kaufmann: Wenn die Teamstimmung gut und motivierend ist. Wenn das Festival unterm Strich den eigenen (hohen) Erwartungen gerecht wurde. Und nicht zuletzt: Wenn das Publikum vom poolbar-Festival schwärmt und gerne und oft zu uns kommt.
Worauf freut Sie sich in diesem Jahr besonders? Was wird Ihr Highlight sein?
Heike Kaufmann: Auf die architektonische Gestaltung des Außenbereichs, die heuer an sehr hohe Erwartungen geknüpft ist und bestimmt ganz großartig wird. Was die musikalische Fraktion betrifft, auf jeden Fall auf Jurassic 5, Lola Marsh, Travis, Peaches sowie Leyya und Ankathie Koi. Ansonsten auf den Tagebuch Slam, den Tanzmarathon, das Integrationsfest „Gsis Welcome!“ und die sonntäglichen Jazzbrunches mit Picknickkörben, Zirkus-Werkstatt und Yoga-Angebot.
Herwig Bauer: Auf all das und auch auf die großartige, eigens für das poolbar-Festival konzipierte Street Art des jungen Moheb Karem, einem Asylwerber aus Bagdad. Musikalisch auch auf Quantic, Talib Kweli, Uncle Acid & The Deadbeats oder auch die Steaming Satellites. Und auf das erste Bier.
poolbar Festival
07.07. – 20.08.2016
Altes Hallenbad, Feldkirch
Vorarlberg
Das gesamte Programm findet sich unter poolbar.at/programm
mica – music austria verlost für das am 28. Juli stattfindende Konzert von Steaming Satellites 2×2 Freikarten. Bei Interesse bitte eine E-Mail an office@musicaustria.at; Betreff: Steaming Satellites