Der Hans Koller Preis ist ein, seit 1997 vergebener, österreichischer Jazzpreis, benannt nach dem österreichischen Jazzsaxofonisten Hans Koller (1921 – 2003). Vergeben wird er in den Sparten “Musiker des Jahres”, Newcomer des Jahres”, “Sideman des Jahres”, “Album des Jahres” und “European Jazz Prize”. Alle vier Jahre wird im Rahmen des Hans Koller Preises zusätzlich ein österreichischer Staatspreis vergeben – zuletzt im Jahre 2004.
Am 1. Dezember 2006 findet nun im Porgy & Bess die bereits zehnte Verleihung des Hans Koller Preises statt. Die diesjährigen Preisträger:
European Jazz Prize – Bobo Stenson
Der Pianist Bobo Stenson (Schweden) zählt seit nunmehr drei Jahrzehnten zu den profiliertesten und eigenständigsten europäischen Jazz-Musikern. Bereits zu Beginn seiner musikalischen Karriere begleitete er amerikanische Musiker wie Sonny Rollins, Stan Getz und Gary Burton. Sein erstes Album spielte Bobo Stenson 1971 bei ECM gemeinsam mit Jan Garbarek, Terje Rypdal, Arild Anderson und Jon Christensen ein.
Nicht zuletzt durch die Kooperation mit Drummer Christensen gelang es Bobo Stenson, Einflüsse in der Tradition der frühen Trios von Chick Corea und Keith Jarret zu erweitern und eine unverwechselbare, eigenständige musikalische Sprache zu entwickeln. Die kreative Zusammenarbeit fand Mitte der Siebziger Jahre einen ersten Höhepunkt im legendären Jan Garbarek-Bobo Stenson Quartett. 1988 wurde Stenson Pianist im Charles Lloyd Quartett und realisierte mit Lloyd vier Alben, davon drei gemeinsam mit Jon Christensen und Anders Jormin.
Newcomer des Jahres – JazzWerkstatt Wien
Der Verein “JazzWerkstatt Wien” wurde im November 2004 auf Initiative von Clemens Wenger zusammen mit Clemens Salesny, Wolfgang Schiftner, Daniel Riegler, Bernd Satzinger und Peter Rom ins Leben gerufen. Inspiriert von Charles Mingus’ Jazzworkshop entwickelte sich mit der Zeit ein Forum für eine neue Künstlergruppe, deren Veranstaltungsreihen auf durchwegs positive Publikumsresonanz trafen, so dass mittlerweile einmal jährlich das “Jazzwerkstatt-Festival” stattfindet und daneben zahlreiche Konzertveranstaltungen und Aktionen die Lücken zwischen dem Festival mehr als bloß ausfüllen. Die Musiker der JazzWerkstatt gehören zur Spitze der heimischen Nachwuchsszene, die abseits von elitärem Gedankengut Qualität als Lebenseinstellung präsentiert.
Musiker des Jahres – Alex Deutsch (Drums)
Nach längerem USA-Aufenthalt (New York, Boston) ist Alex Deutsch mittlerweile wieder in Wien ansässig und agierte hier als Schlagzeuger bei Cafe Drechsler und ist außerdem gefragter Sideman, Produzent und Talent Scout zwischen Wien und Berlin. Mit Cafe Drechsler trug er maßgeblich dazu bei, dass Acid Jazz nicht als Phänomen der Neunziger verblasste und deren selbstbetiteltes Debut-Album mischte die Charts zwischen Deutschland und Australien auf und schaffte den Release in 20 Ländern. Als einer der ersten ließ er in seiner Club-Reihe “Gelee Royal” DJs und Live-Jazz aufeinander treffen. Zudem ist er Mitinitiator des Festivals “Berlin meets Wien” und holt hierzu Musiker aus Bereichen wie Soul, Funk, Drum & Bass und Hip Hop auf die Bühnen beider Städte, den Genres, in denen er sich auch selbst am wohlsten fühlt.
CD des Jahres – Robert Bachner Quintett – “Travelling Hard”
Mit seiner zweiten CD “Travelling Hard” dringt Posaunist Robert Bachner tief in die Gefilde des Jazz ein. Das Spektrum reicht von Hot über Hard Bop bis hin zu Größen wie Miles Davis oder John Coltrane. Gemeinsam mit seiner Band, bestehend aus Christian Maurer (Saxophon), Reinhard Micko (Piano), Uli Langthaler (Bass) und Christian Salfellner (drums), versteht es der geschulte Arrangeur, dem Mainstream seine Berechtigung wiederzugeben. Mit Christian Maurer verbindet Bachner eine jahrelange Nachbarschaft beim Upper Austrian Jazz Orchester. Diese Partnerschaft ist auch beim Hören von Kompositionen wie “Public Secret” deutlich. Bachner ist stets großzügig. Seine Arrangements sind auf den Einzelnen ausgerichtet, wollen ihm eine möglichst breite, harmonisch komplexe Bühne für solistische Ausflüge bieten. Dieses Konzept geht mit den beiden erstklassigen Solisten Maurer und Micko durchgehend auf. Niemals drängt sich hier einer in den Vordergrund, die Spielfreude und der Fluss werden durch nichts getrübt. Perfektion und ein klassischer Ansatz verschmelzen hier zur musikalischen Sprache von einem der aktivsten heimischen Musiker.
Sideman of the Year – Matthias Pichler (Bass)
Nach Anfangsversuchen auf der Trompete widmete sich der 1981 geborene Tiroler Matthias Pichler ab seinem 16. Lebensjahr ausschließlich dem Kontrabass. Schon während seines Studiums am Tiroler Landeskonservatorium bei Walter Rumer konnte Pichler regelmäßige Konzerte mit unter anderen Roland Heinz, Florian Bramböck, Christian Wegscheider, Michael Horneck und Franz Hackl vorweisen. Später wechselte Pichler nach Linz, wo er an der Anton-Bruckner-Privatuniversität seiner Leidenschaft für den Jazz bei Adelhard Roidinger auf akademischem Weg frönte. Hier profilierte sich der Bassist als gefragter Begleiter in so unterschiedlichen Formationen wie dem Wolfgang Muthspiel Trio, der Jazz Big Band Graz, Harry Sokals Roots Ahead, Peter O’Mara Quartett, Maria Bill, Allen Praskin Trio, Lorenz Raabs xy-Band, Beni Schmids “Violin Summit” mit Didier Lockwood, Marc Feldman oder den Bands von Thomas und Jochen Rückert, Martin Reiter, Reinhard Micko, Klaus Dickbauer, Herwig Gradischnig, Johannes Enders, Marc Copland, Rob Bargad, Mike Holober, John Swana, Jesse van Rueller, Jazzwerkstatt und vielen anderen.
(mm)