Bei „Songs of Innocence“(col legno), so der Titel der neuen CD von Hannes Löschel, handelt es sich um eine musikalische Neufassung des gleichnamigen Gedichtzyklus des englischen Romantikers William Blake. Mit Unterstützung der Formation Exit Eden und des renommierten britischen Vokalkünstlers Phil Minton gelingt es dem Pianisten und Komponisten, die literarischen Vorgaben auf unvergleichliche Art mit neuem Leben zu erfüllen.
Hannes Löschel ist inzwischen ja bekannt dafür, dass er sich mit Vorliebe immer wieder hochinteressanten und herausfordernden Projekten zuwendet. Das musikalische Klangspektrum, welches der Pianist abzudecken vermag, ist enorm breit gefächert und spiegelt eine ungemein stilistische Vielfalt wider. So zeigt sich der Musiker zu allen Seiten hin offen: zeitgenössische Avantgarde und Jazz gehören genauso zum breiten Repertoire von Hannes Löschel wie Rock, Live-Elektronik oder Improvisations-Experimente jenseits der Kategorien.
Einen weiteren Beweis für sein enorm ausgeprägtes Musikverständnis liefert der Wiener mit seiner neuen CD „Songs of Innocence“ ab. Ausgangspunkt für die insgesamt 18 Stücke ist der gleichnamige Gedichtzyklus des britischen Romantikers William Blake, der auch schon von anderen Künstlern wie etwa Allen Ginsberg oder Benjamin Britten einer musikalischen Bearbeitung unterzogen worden ist. Die Annäherung des Pianisten an das literarische Werk unterscheidet sich von vormaligen Interpretationen jedoch deutlich, was im Grunde genommen an drei Punkten festzumachen ist.
Zum einen gelingt es Hannes Löschel, der diesmal hauptsächlich am Fender Rhodes zu hören ist, eine Klangsprache zu entwerfen, die abwechslungsreicher und vielschichtiger nicht sein kann. Je nach Vorgabe des Textes arrangiert der Musiker die Stücke mal jazzig, mal eher rockig, dann wieder in bester Folk- und Countrytradition, mal in eher dezenter und mal in opulent pathetischer Form.
Für die perfekte musikalische Umsetzung der Ideen von Hans Löschel zeigt sich mit Exit Eden eine mehr als erstklassig besetzte Band verantwortlich. Thomas Berghammer (Trompete), , Michael Bruckner-Weinhuber (Gitarre), Burkhard Stangl (Gitarre, Fender Rhodes), Clayton Thomas (Bass) und Mathias Koch (Schlagzeug), hierzulande allesamt keine Unbekannten mehr, verstehen es vortrefflich, Löschels Vorgaben höchst abwechslungsreich in Szene zu setzen.
Dem Gesamtwerk das sprichwörtliche I-Tüpfelchen setzt der britische Vokalkünstler Phil Minton auf. Die Art und Weise, wie er es versteht, den einzelnen Textzeilen mit seiner tiefen und dunklen Stimme zusätzliche Nuancen zu entlocken, ist schlicht und einfach unvergleichbar. Mal krächzt der Brite in bester Tom Waits Manier, um an anderer Stelle in die Rolle eines Johnny Cash oder Nick Cave zu schlüpfen. Eine gesangliche Performance, die seinesgleichen sucht.
„Songs of Innocence“ ist eine CD geworden, die was Niveau und Qualität betrifft, eindeutig in der oberen Liga mitspielt. Hannes Löschel ist ein außergewöhnliches und wunderbares Stück Musik gelungen, dass ohne Zweifel internationales Format erfüllt und seinen Ruf, einer der kreativsten Köpfe der hiesigen Musikszene zu sein, eindrucksvoll unterstreicht. (mt)
Hannes Löschel