[goubran] – [goubran]

Alfred Goubran ist ein zeitgenössischer, österreichischer Autor, der sich vor allem über seine Heimat Gedanken macht. Dies tut er aber nicht, indem er eine bestimmte politische Richtung einschlägt und dabei drauflos zetert, vielmehr arbeitet er mit nachvollziehbaren Argumenten, wenn er über die Identitätskrise Österreichs philosophiert. Seit 2006 hat, der sonst vorwiegend Prosa-orientierte Steirer, den Nebenzweig des Singer-Songwriters eingeschlagen. Als [goubran] vertont er so seine poetische Seite.

Seine neue EP „[goubran]“ birgt vier Songs, deren Instrumentierung erdig und naturverbunden ist. Im Vordergrund stehen die Akustikgitarre und das Schlagzeug. Verfeinert werden die Basics mit Bläsern, einer E-Gitarre und Glockenspiel. Die Akustikgitarre zeigt auf jedem der vier Lieder ein anderes Gesicht, mal ist sie streichelzart und sommerlich, mal leidenschaftlich, mal melancholisch. Alfred Goubrans Stimme ist tief und rau, und klingt ein wenig wie eine Mischung aus einem besser gealtertem Bob Dylan und einem tiefen Sven Regener.

Der Einstieg in die EP wird den HörerInnen leicht gemacht, denn das vom Text her verständlichste Lied ist der Opener. „Am Forstsee“ handelt von einem idyllischen Tag am See. Interessant ist, dass trotz der durchgehend positiven Zeilen, ein Gefühl von Vergänglichkeit über dem Lied hängt. Die sommerliche Gitarre gleicht diese Emotion mit einer glücklichen Melodie aus, und auch das Akkordeon verleiht einen unbeschwerten Touch. Auch wenn einige Songzeilen wiederholt werden, entwickelt sich das Lied durch das Hinzufügen weiterer Elemente weiter. Die schönste Zeile: „Durch diese Wälder führt der Weg, zu Schilf gesäumten Teichen, durch jungen Mais, zu einem seichten Fluss, in dem wir mit bloßen Händen, wie mit Netzen, kleine Katzen, graue Fische fangen.“ könnte einen Sommertag nicht besser auf den Punkt bringen.

Nach diesem Song werden die Texte undurchdringlicher, und auch die Musik wird dramatischer. „Bleib hier“ lebt von einer eigenwilligen Gitarren- und Vocalmelodie. Immer wieder beschwichtigt der Sänger die besungene Person damit, dass der Winter bald vorbei ist. Es fast so, als stünde der Winter für eine dunkle Lebensphase in der sich jene Person befindet. Die Sonne und ihre Wärme finden sich in der Aufforderung „Drum bleib hier, bei mir“ metaphorisch wieder, denn nur durch dieses menschliche Miteinander kann auch der seelische Winter überwunden werden. Aufgebrochen werden die nachdenklichen Worte durch ein heiteres Banjo und Akkordeon.

Letzteres hat nun seinen letzten Auftritt auf der EP gehabt, und überlässt die Bühne den Bläsern , die auf „Schiffe aus Schnee“ eine wichtigen Platz einnehmen. Diese Schiffe aus Schnee stehen für die Vergänglichkeit des Lebens, für die Jahre, die davonsegeln und die Erinnerung in Form der Matrosen mit sich nehmen. Die leicht melancholische Stimmung hat vor allem durch den synchronen, treibenden Rhythmus der Gitarre und des Schlagzeugs auch eine Aufbruchstimmung inne.

Die ersten Takte des letzten Liedes „Glut“ bündeln die Emotionen ihrer Vorgänger und manifestieren sich in einer melancholischen Gitarrenmelodie. In Kombination mit Goubrans tiefer Stimme wirkt sie umso trauriger. Die Szene vor dem inneren Auge setzt sich aus einer Gesellschaft einiger verbitterter Leute zusammen, die noch zusammensitzen obwohl bald die Sonne aufgehen wird. Es ist als hätte man die Szenerie in der Wolfsstunde, der traurigsten Stunde des Tages, betreten. Nur die Gitarre, die ohne ihren tief-stimmigen Begleiter fast schon frohlockt, weiß, dass auch diese Stunde ihr Ende finden wird. Nach langen sieben Minuten mündet das Lied in einem lauten, dramatischen Zusammentreffen aller Instrumente, das von einem leisen Chor unterstützt wird. Zuletzt flammt die Glut noch einmal auf, um abrupt zu erlöschen.

Auf „[goubran]“ liegen nicht nur die Emotionen Melancholie und Fröhlichkeit nah beieinander, auch die vier Jahreszeit und die vier Elemente gehen auf den Liedern Hand in Hand. Wenn man die einzelnen Lieder – es sind ja auch vier – den einzelnen Elementen zuschreiben müsste, würde „Am Forstsee“ dem Sommer und der Luft gewidmet sein, „Bleib hier“wiederum der Erde und dem Herbst. „Schiffe aus Schnee“ könnte dem Wasser und dem Frühling angehören und „Glut“ dem Feuer und dem Winter. Auch wenn die Texte an manchen Stellen undurchdringlich scheinen, gleicht die Musik es mit ihrer klaren Richtung und Stimmung aus. Alles in allem ist es ein Album zum aktiven Zuhören, das den HörerInnen erlaubt sich zwischen den Zeilen zu verlieren.

Anne-Marie Darok

Foto: Arnold Pöschl

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