Goldfisch#16 präsentiert Aber das Leben lebt

So richtig als Partyband sind Aber das Leben lebt ja noch nie wirklich durchgegangen. Dafür zeigten Florian Emerstorfer, Martin Wiesbauer und Wolfgang Wiesbauer auf ihren bisherigen Veröffentlichungen zu sehr einen Hang zum Düsteren, zum Unnahbaren und Sperrigen. Wiewohl gerade dieser Ansatz den Reiz ihrer Musik ausgemacht hat. Auch auf ihrem aktuellen 2011 bei Trost Records erschienenen Album „New Musketeers“ präsentieren sich die Musiker nicht gerade als Experten der großen freudigen Gefühle und Gesten, zeigen sich aber dennoch von einer ungewohnt zugänglichen Seite. Was Aber das Leben lebt bieten, ist niveauvoller, melodieorientierter und in wunderbaren Songs verpackter Indiepop, der so richtig schön den Blues atmet. Die nächste Gelegenheit, Aber das Leben lebt live zu erleben, gibt es am 16. Juni in der Bühne Mayer in Mödling.

Aber das Leben lebt galten bislang als eine Band, die ohne groß nach links oder rechts zu blicken, konsequent ihren eigenen Weg verfolgt haben. So richtig wollte die nunmehr zu einem Quartett angewachsene Truppe (neu mit an Bord Ralph Wakolbinger am Schlagzeug) musikalisch nie richtig in eine bestimmte Schublade hineinpassen. Dafür zeigten Florian Emerstorfer und seine Kollegen einfach zu wenig Interesse an herkömmlichen Pop- und Rockformaten. Vielmehr verfolgte Aber das Leben lebt den Pfad der „konsequenten Dekonstruktion traditioneller Musikstrukturen”. Ihre beiden letzten und von allen Seiten hochgelobten Veröffentlichungen „Perfect Teen” (2004) und „Hospital Years“ (2009) standen als wunderbare Bespiele dafür, das in Sachen Indiepop noch lange nicht alles gesagt ist, dass es immer noch möglich ist, in diesem Feld seinen eigenen Ideen freien Lauf zu lassen, dass es nicht notwendigerweise alleine um das Erfüllen von Erwartungshaltungen gehen muss.

Und genau diesen Ansatz verfolgen Florian Emerstorfer, Martin Wiesbauer, Wolfgang Wiesbauer und Ralph Wakolbinger auch auf ihrem neuen Album „New Musketeers“, wiewohl von der Truppe dann doch ein deutlicher Schwenk hin zu etwas mehr Gefälligkeit vollzogen worden ist. Die Musik von Aber das Leben lebt präsentiert sich 2011 in einem deutlich zugänglicheren Gewand. Der in den Stücken der vorangegangenen Alben noch vorhandenen Sperrigkeit ist eine gewisse Öffnung hin zu Strukturen gewichen. Ja, es handelt sich tatsächlich um neun waschechte Songs, die auf dem „New Musketeers“ zu finden sind. Klar, vom Herkömmlichen ist die Band nach wie vor weit entfernt, dafür schimmert dann doch noch genug Dunkelheit und Melancholie durch die einzelnen, mit tiefer Stimme vorgetragenen Lieder durch. Es ist der Blues, der hier, in das Gewand des Pop gehüllt, auf ganz wunderbare Weise zelebriert wird.

Aber das Leben lebt – 99 by mica

Insgesamt wird zurückhaltend und von jeglicher Opulenz befreit an die Sache herangegangen. So richtig laut wird es selten. Vielmehr befinden sich die Songs im Fluss, wobei das Niveau erfreulicherweise vom ersten bis zum letzten Ton hoch gehalten wird. Auch beweisen Florian Emerstorfer, Martin und Wolfgang Wiesbauer und Ralph Wakolbinger einmal mehr, dass sie ein außergewöhnliches Händchen für wunderbare Melodieführungen haben und sie es blendend verstehen, diese auch in erstklassigen Arrangements in Szene zu setzen. (mt)

Foto: Klaus Pichler

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