Giantree – We all yell

Es kommt nicht selten vor, dass eine Band gleich auf Anhieb ihren ersten großen Hit landet, die aus diesem  erwachsene Erwartungshaltung mit den darauffolgenden Veröffentlichungen aber nicht wirklich erfüllen kann. Dieses Schicksal wird die Wiener Formation Giantree, die mit ihrer Single „Time Loops“ eine der wohl meistbeachtetsten Nummern des Jahres 2011 abgeliefert hat, mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ereilen, denn dafür ist das im März erscheinende Debütalbum „We all Yell“ (Monkey Music) einfach viel zu stark. Was die die fünfköpfige Combo abliefert, sind feinste, durchdacht arrangierte Popsong von höchster Klasse, die vom ersten Moment an zünden und in den Gehörgängen hängen bleiben. Ohne Scheuklappen entwerfen Giantree  ihren ganz eigenen Sound, in dem sich auf ganz wunderbare und spannende Weise Synthiepop, Rock dezente elektronische Spielerein zu einem runden Ganzen verbinden.

Es gehört schon etwas Mut dazu, genau jene bärenstarke Nummer an den Beginn des Albums zu stellen, mit der man allerorts schon einmal für Furore sorgen konnte. Denn fällt das restliche Material qualitativ ab, darf man sich durchaus vorwerfen lassen, ein wenig blenden zu wollen. Doch erfreulicherweise ist in diesem Fall ganz genau das Gegenteil der Fall. „We all yell“ ist vom ersten bis zum letzten Ton ein fulminantes Eine jeder Song dieses fulminanten Erstlingswerks offenbart sich als eine wertvolle Perle, die in den buntesten und intensivsten klanglichen Farben schimmert und einfach nur fesselt.

Giantree – Life Was Young by mica

Hele Maurer (Gesang), Roland Maurer (Gitarre, Gesang), Ada Joachimsthaler (Synthesizers, Gesang), Franziska Kleinschmidt (Bass) und Konstantin Spork (Schlagzeug) präsentieren sich als eine Band, die ihre Lektion in Sachen Popmusik ganz einfach in höchstem Maße verinnerlicht  haben. Mit dem Wissen um ihre eigenen songwriterischen Qualitäten basteln sie sich ihren ganz eigenen Stil, der sich, und das ist das wirklich Schöne an der ganzen Sache, zu keinem Zeitpunkt an irgendwelchen Trends oder Strömungen orientiert. Vielmehr erklingt die irgendwo zwischen Synthiepop und Indierock pendelnde Musik von Giantree höchst eigenständig, fast schon zeitlos. Was der Fünfer auf eindrucksvolle Art vollzieht, ist der kunstvolle Spagat zwischen Gefälligkeit und Anspruch. Sie hantelt sich nicht an irgendwelchen „Schema F“-Formaten entlang, sondern geht in aller Ruhe an die Sache heran legt großen Wert auf die oftmals unscheinbaren aber umso wirkungsvolleren Nuancen, wodurch die Songs im Ganzen zu einem faszinierenden, stimmungsvollen und sehr abwechslungsreichen Hörerlebnis erwachsen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Giantree mit „We all yell“ ein mehr als nur beeindruckendes Erstlingswerk gelungen ist. Bleibt zu hoffen, dass diese Band noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angekommen ist und man von ihr auch in Zukunft noch einiges zu hören bekommen wird. (mt)

Foto: Dominique Hammer