Ghost Capsules präsentieren ihr Debüt

Ghost Capsules machen Tanzmusik im Songformat, und zwar richtig, richtig lässige. Ohne großen Firlefanz wird auf den Punkt gekommen, der Beat treibt unentwegt, der Bass ebenso, die Sounds umhüllen und die minimalistisch gehaltenen Melodien sind einer sich vom ersten Moment an in den Gehörgängen festsetzenden Natur. Das Schöne an Elektropop-Entwurf des in Wien ansässigen Vierers ist zudem, dass trotz aller Perfektion dann trotzdem nichts glattpoliert wirkt, dass die Songseben nicht den gängigen Klischees heutiger Party-Tanzmusik entsprechen. Georg Lichtenauer und Roman Lugmayr, Tim Simeon und Laura Gomez, die Köpfe hinter diesem Projekt, entwerfen, wie auch auf dem nun auf O*Solo Recordings erscheinenden und selbstbetitelten Erstlingswerk, einen Sound, der sich trotz seiner eher kalten und düsteren Atmosphäre letztlich doch sehr schnell erschließt, was auch die erfolgreiche erste Singleauskoppelung „Inside“ belegt, die bereits auf FM4 regelmäßig gespielt wird. Erhältlich ist die CD ab April.

Die Entstehungsgeschichte dieser Band liest sich als eine sehr spannende und vermutlich auch nicht alltägliche. Der Engländer Tim Simenon, seines Zeichens Mastermind des international gar nicht unbekannten britischen Elektro-Musikprojekts Bomb The Bass, der nebenbei auch noch so unterschiedliche Künstler wie Depeche Mode, David Bowie, Sinéad O’Connor, Seal oder Neneh Cherry produziert hat, gastiert anlässlich eines Auftritts in Wien und lernt die beiden Wiener Georg Lichtenauer und Roman Lugmayr kennen. Die Drei verstehen sich auf Anhieb und freunden sich an, und zwar so gut, dass Tim Simenon sich dazu entschließt, seine Zelte zukünftig  in der österreichischen Hauptstadt aufzuschlagen. Mit der Sängerin Laura Gomez macht man sich schließlich daran, die ganz eigene Vorstellung von elektronischer Tanzmusik mit düsterem Popeinschlag zu verwirklichen.

Und hört man sich durch das nun erscheinende Debüt, darf man zum Schluss kommen, dass Ghost Capsules dies auch gelungen ist. Obwohl zum überwiegenden Teil eher den musikalischen Minimalismus praktizierend, gestaltet der Vierer seine stilistisch irgendwo zwischen Elektropop, House, Dub und Techno angesiedelten Nummern doch überraschend vielschichtig. Natürlich regieren treibende und eingängige Beats und ordentlich fetten Bässe, dennoch, unter allen (Synthie-) Soundspielerein passiert dann doch mehr, als es den Anschein hat. Es sind auch die vielen kleinen versteckten Details, die die ganze Sache zu einer interessanten und auch von ähnlichen Entwürfen unterscheidbaren machen. Einen besonderen Reiz des Ghost Capsules Sounduniversums stellt auch der Gegensatz zwischen dem kühlen musikalischen Unterbau und der glasklaren Stimme der Sängerin Laura Gomez dar, die durch ihr überzeugende Performance, den Songs ihre Emotionalität und Gefühl verleiht.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Ghost Capsules ein richtig cooles Stück Musik abliefert, eines, das in hohem Maße zu überzeugen und gefallen weiß. Und das nicht nur im Clubkontext sondern auch in den eigenen vier Wänden. Sehr empfehlenswert. (mt)

http://www.ghostcapsules.com/
http://www.osolorecordings.com/