GARISH ist sicherlich eine der bekanntesten Bands Österreich. Schon seit 1997 macht sie Musik und schafft es dabei, sich selbst treu zu bleiben. Trotzdem hätte sie ein Stolperstein fast zum Fallen gebracht, als sie 2014 das Album „Trumpf“ veröffentlichte. Doch die burgenländische Truppe hat durchgehalten. Und nicht nur das: Mit der neuen Platte „Komm schwarzer Kater“ (Ink Music/VÖ 03.02.)führt sie die Zuhörenden in ganz andere musikalische Gefilde als zuvor.
Also, sie machen jetzt nicht plötzlich Hardrock, so eine arge Veränderung ist es dann doch nicht. Aber auf „Trumpf“ spielte die Reduktion eine große Rolle, weshalb auf jener Platte vor allem eine Akustikgitarre im Fokus steht. „Komm schwarzer Kater“ trumpft mit spannenden Pop-Melodien und interessanten Details auf, die schon nach dem ersten Mal Hören in Erinnerung bleiben. Aber nicht, weil die Songs den klassischen Ohrwurm-Charakter haben.
Ohrwürmer, aber nicht auf die klassische Art
Vielmehr liegt es mal an der Intonation von Sänger Thomas Jarmer, wenn er für ungeübte Ohren scheinbar unzusammenhängende Sätze mit einer Leichtigkeit heruntersingt. Oder an dem außergewöhnlichen Einsatz von Stimmen bei „Apollo“. Es ist ein Duett, das von Jarmer und seiner weiblichen Begleitung nicht nur in einer sehr hohen Stimmlage gesungen wird, auch die zusätzlich zarte Betonung der Worte trägt dazu bei, dass man ein sehr gutes Gefühl dafür bekommt, welche Stimmung bei diesem Lied aufkommen soll. Es scheint eine Szene zwischen Mann und Frau zu sein, ein Aushandeln von Liebe.
Und weil es dem Song so gut gelingt, starke Bilder in die Köpfe der Hörenden zu setzen, zählt es auch sicherlich zu den stärksten Momenten des Albums, selbst wenn der musikalische Aspekt eher zurückhaltend ist. Genauso stark ist auch „Pandoras Box & ein Getränk“, wenn auch aus anderen Gründen. Zuerst einmal geht der Song einfach ins Ohr, dafür sorgt der sanfte Dance-Touch. Man kann sich also durchaus dabei sehen, wie man zu diesem Lied abgeht.
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Die Texte möchten entdeckt werden
Dann kommt wieder die Intonation ins Spiel: Thomas Jarmer rezitiert den Text des Refrains fast wie ein Gedicht von Ernst Jandl. Das bedeutet im Klartext, dass es für Gedichte-AnfängerInnen relativ schwer ist, einen Sinn in die gesungenen Worte zu packen. Wenn man sich schon mit anderen Bands, die so wie Garish eine große Ähnlichkeit mit dem Stil der Hamburger Schule haben, beschäftigt hat, dann wird man keine Schwierigkeiten mit den lyrischen Texten haben. Wenn man jedoch neu in diesem Genre ist, also eher noch nichts von Tocotronic, Blumfeld oder Die Sterne gehört hat, dann muss man sich damit anfreunden, dass nicht alles Gesungene sofort Sinn ergibt.
„Komm schwarzer Kater“ ist wie ein Koffer voller Erinnerungsstücke: Man packt zuerst die offensichtlichen Erinnerungen wie Fotos und Souvenirs aus und erfreut sich an diesen. Erst später wendet man sich den Briefen und alten Dokumenten zu, beginnt, sie akribisch zu lesen. Mit der Zeit versteht man dann, wie alles miteinander zusammenhängt. Es ist ein Album, das entdeckt werden möchte.
Anne-Marie Darok
Garish live
03.03. Freiraum, St. Pölten
04.03. Cselley Mühle, Oslip
09.03. Posthof, Linz
10.03. Weekender, Innsbruck
11.03. Kulturhofkeller, Villach
16.03. p.p.c., Graz
17.03. ARGEkultur, Salzburg
18.03. Spielboden, Dornbirn
24.03. Arena, Wien
26.03. Milla, München
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