Zum fünften Mal hält die Erfolgserie Ganymed Einzug ins Kunsthistorische Museum: nach Ganymed Boarding, Ganymed goes Europe, Ganymed Dreaming und Ganymed Female starten Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf das nächste neue Projekt der Grenzüberschreitung von Kunst: GANYMED NATURE. Mit Johanna Doderer, Karlheinz Essl, den Strottern, Mira Lou Kovacs/Sona MacDonald, Philip Haas und Manu Mayr u. a.
Mit 25 darstellenden KünstlerInnen entwickelt die preisgekrönte Regisseurin Jacqueline Kornmüller eine performative Inszenierung, in der sie die Natur zur Hauptdarstellerin macht, befreit von ihrem Hintergrundsdasein für die Inszenierungen des Menschen. Die Natur in ihrer Üppigkeit, Gewalt und Zügellosigkeit ist dabei, sich ihrer gestohlenen Räume wieder zu bemächtigen, um in den Vordergrund zu treten, um beachtet und mit Aufmerksamkeit bedacht zu werden. An 14 Abenden erweckt ein aufsehenerregendes Ensemble aus Musik, Theater und Tanz die Gemäldegalerie mit neuem Leben. 6 Kompositionen und 7 literarische Texte, inspiriert von Meisterwerken der Gemäldegalerie, werden direkt vor den Werken aufgeführt und eröffnen so neue Sichtweisen auf Alte Meister.
DIE SZENEN
Am Beispiel des Hummers
David Foster Wallace
über
Großer Fischmarkt
von Joachim von Sandrart
Es spielt Peter Wolf.
Am Beispiel des Hummers: Mit messerscharfem Verstand und brillantem Humor seziert David Foster Wallace unseren Umgang mit dem Tier in der Nahrungsmittelindustrie. Nach mehreren Suizidversuchen nahm sich David Foster Wallace 2008 selbst das Leben und verabschiedete sich aus der Welt, an der er immer gelitten hat. Für GANYMED NATURE nehmen wir seinen Text Consider the Lobster wieder auf und konfrontieren ihn mit einem Fest der Meeresfrüchte: Dem Großen Fischmarkt von Joachim von Sandrart.
Natürlich Übernatürlich
Johanna Doderer
über
Mariä Himmelfahrt
von Peter Paul Rubens
Company of Music
Das Natürliche und das Übernatürliche: Die Komponistin Johanna Doderer lässt die Engel fliegen. Sie schreibt ein Chorwerk zu Mariä Himmelfahrt von Peter Paul Rubens, inspiriert von einem Satz von Franz Schuh. Unter der musikalischen Leitung von Johannes Hiemetsberger wird das Werk von der Company of Music interpretiert, der Gesellschaft der Musik geht es um das ewige Abenteuer.
Augenschmaus der Speckfalte
Eva Menasse
über
Venusfest
von Peter Paul Rubens
Es spielt Ulli Maier/Katharina Stemberger
Augenschmaus der Speckfalte: Die mit dem österreichischen Buchpreis ausgezeichnete Autorin Eva Menasse beschenkt die Gemäldegalerie mit einem Text zum Venusfest von Peter Paul Rubens: In den ersten irritierten Sekunden wirkt das Venusfest wie eine Speckfaltenexplosion. Fliegendes, kugelndes, wurlendes Puttenfleisch, ein riesiges nacktes Durcheinander.
Some Way Up
Karlheinz Essl
über
Gewitterlandschaft
von Peter Paul Rubens
Es spielt Karlheinz Essl.
Das Wetter: In seiner Komposition Some Way Up erforscht der Komponist Karlheinz Essl die Gewitterlandschaft von Peter Paul Rubens. Vor dem Werk wird er spontan wie ein Wettermacher immer neue Stürme entfesseln, Regenmassen niederprasseln lassen und elektronische Regenbögen erschaffen.
Der unnatürliche Mensch
Milena Michiko Flašar
über
Waldlandschaft
von Gillis van Coninxloo
Es spielt David Oberkogler.
Ein unnatürlicher Mensch: Erich bekommt den Schlüssel für die Nachbarswohnung zum Blumengießen und landet in einem Dschungel der Gefühle, in dem er sich nicht zurechtfinden will. Milena Michiko Flašar, die österreichisch-japanische Schriftstellerin setzt sie sich mit der Waldlandschaft von Gilis von Coninxloo auseinander und entdeckt Dinge, über die man normalerweise schweigt.
Das Geflüster des Schnees
Ahmet Altan
über
Alter Mann im Fenster
von Samuel van Hoogstraten
Es spielen Raphael von Bargen/Pauline Knof
Kleine Fluchten in die Natur: Ein bewegender Text, der vor dem Gemälde Alter Mann im Fenster von Samuel van Hoogstraten gespielt wird, kommt von dem in Istanbul inhaftierten und vor Kurzem zu lebenslanger Haft verurteilten türkischen Schriftsteller und Journalisten Ahmet Altan, über den Orhan Pamuk sagt, er sei „…eine der wichtigsten Federn der Türkei…“. Den Text konnte Altans Anwalt aus der Haftanstalt schmuggeln.
Twilight Train
Blech
über
Der Düstere Tag
von Pieter Bruegel d. Ä.
Es spielen Martin Eberle und Martin Ptak.
Düsterwald im Waldviertel: Das Duo Blech mit Martin Eberle und Martin Ptak ist inspiriert von Pieter Bruegels Düsterem Tag. Die beiden Musiker schlagen eine Brücke von der Klangvielfalt der Großstadt zur alpinen Volksmusik. Freiheiten werden dabei radikal ausgelotet und heimatliche Häfen direkt angesteuert. Zärtliches wird zärtlicher, Wildes wilder und Düsteres wird so düster, dass man die Hand nicht mehr vor den Augen sieht.
schaun magst
Die Strottern
über die Wandbilder
von Gustav Klimt
Es spielen Klemens Lendl und David Müller auf der Klimtbrücke.
Im Himmel: Hoch oben auf der Klimtbrücke, die wegen des sensationellen Besuchererfolges noch einmal im Kunsthistorischen Museum aufgebaut wird, kann man sie bestaunen Die Strottern. Die beiden Ganymed-Stars erobern unter dem Titel schaun magst die Wand- und Weibsbilder von Gustav Klimt.
Der Flirt
Franz Schuh
über Nymphe und Schäfer
von Tizian
Es spielen Petra Gstrein und Albin Paulus.
Natur als Illusion: Franz Schuh setzt sich mit Tizians vielschichtigem Meisterwerk Nymphe und Schäfer auseinander: Was mich immer so seltsam berührt, ist, dass Idyllen immer etwas Ländliches haben: Da erfüllt sich die berühmte Toskana-Fraktion, wo dann plötzlich Städter in der Toskana erscheinen, um dort große Weingüter aufzumachen. Und die dann tatsächlich dort bis zum Ende ihres Lebens schwer schuften an dem, was sie sich eingebrockt haben, weil die Utopie des Ländlichen heute so vielversprechend ist.
in vitro
Vivien Löschner
über
Maria mit Kind
von Fra Bartolomeo
Es spielt Katrin Grumeth/Vivien Löschner.
Schöpfung: Das Bild Maria mit Kind von Fra Bartolomeo ist ein Sinnbild der Liebe. Dargestellt ist die Beziehung zwischen Mutter und Kind. In Mitteleuropa hat heutzutage etwa jedes sechste Paar Mühe bei der Erfüllung des Kinderwunsches. 10 % der Paare benötigen länger als zwei Jahre, um Kinder zu bekommen, 3–4 % der Paare bleiben dauerhaft ungewollt kinderlos. Wir nehmen das Bild zum Anlass, um über den unerfüllten Kinderwunsch nachzudenken.
Ranias Odyssee
Rania Mustafa Ali
über
Ruhe auf der Flucht nach Ägypten
von Orazio Lomi Gentileschi
Es spielt Rania Mustafa Ali.
Überleben in freier Natur: Rania Mustafa Ali, die dieses Jahr mit dem Video Flucht aus Syrien unterstützt von Guardian online mehr als 8 Millionen Menschen erreichte und seit einem Jahr in Wien lebt, wird vor dem Gemälde Ruhe auf der Flucht nach Ägypten von Orazio Lomi Gentileschi zu sehen sein und von den stillen Momenten ihrer Flucht berichten.
Lustvolles Graben
Martin Pollack
über
Allegorie der Vergänglichkeit
von Antonio de Pereda y Salgado
Es spielt Manaho Shimokawa
Der Garten als Zeuge der Vergangenheit: Wie leben wir in Landschaften, die kontaminiert sind von den unzähligen Massakern Mitteleuropas? Martin Pollack stellt sich dieser Frage in der Auseinandersetzung mit dem Bild Allegorie der Vergänglichkeit und erfindet eine junge Gärtnerin, die im Boden nach Verschollenem wühlt und Erinnerungen an die Vergangenheit ans Tageslicht bringt.
The Last Rose of Summer
über
Erzherzogin Marie Antoinette, Königin von Frankreich
von Marie Louise Elisabeth Vigée-Lebrun
Es spielen Mira Lou Kovacs/Sona MacDonald, Philip Haas und Manu Mayr.
Blühen und Verblühen: Das Bild Marie Antoinette, Königin von Frankreich mit der melancholisch geköpften roten Rose inspiriert die Sängerin Mira Lu Kovacs, die Schauspielerin Sona MacDonald und den Trompeter Philip Haas zu einer Interpretation des alten irischen Folksongs The Last Rose of Summer.
TERMINE UND KARTEN
Premiere: Mittwoch, 7. März 2018 (AUSVERKAUFT)
Weitere Vorstellungen: Mi 14.3. / Sa 24.3. / Mi 4.4. / Mi 11.4. / Sa 21.4. / Sa 28.4. Mi 2.5. / Mi 9.5. / Mi 16.5. / Mi 23.5. / Sa 2.6. / Mi 6.6. / Sa 16.6.
Jeweils 19–22 Uhr, Einlass ab 18.15 Uhr
Eintritt: € 38
Ermäßigter Eintritt: € 21 SchülerInnen/StudentInnen/Zivildiener/Personen mit Behinderung/Hunger auf Kunst und Kultur
Kunsthistorisches Museum Wien
Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien
Links:
Kunsthistorisches Museum Wien
Interview mit Karlheinz Essl