Der aus der Ukraine stammende und seit vielen Jahren in Wien lebende Saxophonist Andrej Prozorov ist, wirft man einen Blick auch seine zahlreichen Bandbeteiligungen (Fatima Spar & Freedom Fries, Karl Ritter Trio, Bulut Band), ein vielbeschäftigter Mann. Und dennoch, trotz seines großen Arbeitspensums findet der Musiker immer auch Zeit seine eigenen Projekte voranzutreiben. Wie etwa sein Trio, mit dem er vor wenigen Monaten das Album „Porto Franco“ veröffentlicht hat. Was bei Andrej Prozorov musikalisch auf dem Programm steht, ist eine stilistisch sehr bunte und von jedem Traditionsgedanken befreite Erkundungsreise in die Grenzbereiche des Jazz. Live erleben kann man das Trio am 23. Juli im Grazer Generalihof.
Andrej Prozorov, der in seiner Karriere unter anderem schon mit so namhaften Größen wie Joe Zawinul, Wolfgang Puschnig, Alegre Corea und John Sas auf der Bühne gestanden ist, zeigte sich, das verrät zumindest seine Biographie, eigentlich immer schon als ein Liebhaber vieler Musikstile. Ursprünglich klassisch ausgebildet, entdeckte der vielbeschäftigte Saxophonist doch recht schnell seine Liebe auch zum Jazz und zu anderen Formen der Weltmusik. Ein Umstand, der vor allem in der Musik seines Trios unüberhörbar durchklingt.
Seine von einer sanften lyrischen Note getragenen Eigenkompositionen kommen einer spannenden und abwechslungsreichen Fahrt durch die unterschiedlichsten Klanglandschaften gleich. Den modernen Jazz in vielschichtiger Weise mit Elementen aus der Klassik, dem Tango Nuevo und Klezmer, der französischen Musette und der Musik vom Balkan anreichernd, formen sich Andrej Prozorov und seine beiden Mitstreiter Walter Singer (Kontrabass) und Christian Bakanic (Akkordeon) eine musikalische Sprache, an der man besonders wegen ihrer sehr abwechslungsreichen, lebendigen und in ihrem Spektrum von gediegen elegant bis hin zu fast schon poppig reichenden Note schnell Gefallen findet.
Viel Raum lassen sich die drei Beteiligten in ihren musikalischen Interaktionen darüber hinaus auch für Improvisationen, was letztlich für zusätzliche Dynamik sorgt. Die Musik des Andrej Prozorov Trio lebt eben auch von dieser Spontaneität, macht genau sie es nämlich aus, dass man als Hörer eigentlich nie genau weiß, in welche Richtung es einen verschlägt. Man muss sich daher schon auch ein wenig überraschen lassen.
Michael Ternai
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