FULL CRIMP – „CHROMA“

FULL CRIMP bereiten auf ihrem neuen Album „Chroma“ (Session Work Records) einen Jazzklang auf, der auf aufregende Weise Brücken hin auch zu anderen Genres schlägt.

Den eingeschlagenen Weg weiterverfolgen, aber letztlich dann doch irgendwie woanders hingehen: So lässt sich wohl am treffendsten die Idee hinter dem neuen Album des jungen österreichischen Trios Full Crimp zusammenfassen. Dass die drei Musiker Florian Reider (Klavier), Silas Isenmann (Schlagzeug) und Lukas Florian (Bass) den Jazz moderner Note mit einer gewissen Neigung zu dessen Tradition beherrschen, haben sie schon auf ihrem Debüt „Crux“ eindrucksvoll unter Beweis stellen können. Doch dass sie mit ihrem Erstlingswerk musikalisch noch lange nicht am Ende ihrer Reise angelangt sind und weiterhin nach Herausforderungen suchen, zeigen sie auf ihrem zweiten Album „Chroma“, dessen Konzept 2022 mit dem Joe Zawinul Preis ausgezeichnet wurde.

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Auf dem neuen Album verhält sich einiges doch ganz anders, als noch auf dem Debüt. Mit der Erweiterung der Besetzung von drei auf zwölf Musiker:innen – neu dabei sind Diego Asensio (Saxofon), Maike Clemens (Cello), Titus Merl (Wiener Horn), Marlene Penninger und Dominika Witowicz (Violinen), Samuel Eder (Klarinette, Bassklarinette), Viola Stocker (Querflöte), Daniele Giaramita (Posaune) und Jonas Friesel (Trompete, Flügelhorn) – verwandelt sich das Trio in eine Art Jazz-Kammermusikensemble. Diese Veränderung hat auch einen großen Einfluss auf den Sound von Full Crimp. Natürlich spielt sich weiterhin alles innerhalb der Grenzen des Jazz ab, nur sind diese nun auch zu anderen Stilen weit geöffnet.

So klingen in den sieben neuen Stücken auch Einflüsse aus der Klassik, Folklore und Neuer Musik durch. Und auch dem Freien Spiel wird viel Raum gegeben. Was die Beteiligten aus dem Mix an Elementen entstehen lassen, ist ein warmer, verspielter und zugleich auch eleganter Klang, der sich wunderbar spannungsgeladen in vielfältiger Weise erzählt. Mal ruhig und stimmungsvoll, dann wieder mit der Power einer Bigband, mal geradlinig mit viel Groove und einprägsamen Melodien, dann wieder vertrackt und rhythmisch komplex und angereichert mit Klangexperimenten. Das Schöne an der ganzen Geschichte ist, dass – obwohl wahnsinnig viel passiert – alles wie aus einem Guss klingt und man zur Musik wirklich sofort Zugang findet.

Full Crimp beweisen auch in erweiterter Besetzung ihre herausragenden Qualitäten. Die zu einem Ensemble angewachsene Band zeigt auf „Chroma“ eindrucksvoll, wie man den Klang des Jazz in ein abwechslungsreiches und höchst unterhaltsames Erlebnis verwandelt, in eines, das im Sound vertraut, aber auch neu erscheint. Ein wirklich gelungenes Album.

Michael Ternai

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Sessionwork Records