Fuckhead – Avoid Nil

Fuckhead, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert haben, sind längst dem Stadium entwachsen, sich auch nur in geringster Weise um irgendwelche Erwartungshaltungen scheren zu müssen, was die Band rund um Didi Bruckmayr im Grunde genommen eigentlich so und so nie getan hat. „Avoid Nil“ (Noise Appeal Records), so der Titel des neuen und ersten Albums seit 15 Jahren der im Auftritt vielleicht verrücktesten Formation Österreichs seit Drahdiwaberl, darf auf alle Fälle einmal mehr als ein Statement für die scheuklappenbefreite und kompromisslose Umsetzung der eigenen musikalischen Positionen aufgefasst werden. Wie man es von der Linzer Truppe eigentlich gewohnt ist, stellt sie den Common Sense der üblichen Musikgeschmäcker erneut auf eine harte Probe, wenig bis gar keine Melodien, verstörende Sounds im tiefsten Schallbereich, wirrste und schrägste Klangästhetik, unentwegt heftig nach vorne treibende Beats, abrupte Brüche der Songstrukturen und natürlich viel, viel aktionistische Theatralik.

Sich durch ein Album von Fuckhead zu hören, ist so, als würde man mit 100 Sachen frontal gegen eine Stahlbetonmauer fahren, mit dem Unterschied, dass man, sollte man dieses Abenteuer im zweifelhaften Fall überleben, sich sofort in den nächsten Wagen setzen und wieder voll Gas geben würde, eben weil es sich um  ein solch unvergleichliches und emotional aufweckendes Erlebnis handelt. Zwischen alle der Härte, dem vermeintlichen Chaos, den atmosphärischen Bedrohungsszenarien, der klanglichen Kälte, den ausufernden Lärmeskapaden, sowie dem genüsslichen Spiel mit Extremen findet sich nämlich immer dieser besondere, nicht wirklich definierbare künstlerisch gehaltvolle und anziehende Ansatz, der die Musik der vier Herren Didi Bruckmayr, Siegmar Aigner, Didi Kern und Michael Strohmann dem gewöhnlichen musikalischen Rabaukentum enthebt.

Das aus Elementen aus dem Techno, der Elektronik, Neuen Deutschen Welle, dem Dub Step, Industrial, Punk, Noise, Ambient und Breakcore gespeiste düstere und morbid angehauchte Soundtheater auf „Avoid Nil“ zeigt sich erneut als die gelungene Dekonstruktion der gewohnten und von Harmonien bestimmten Musikalität. Um es vielleicht etwas bildlicher darzustellen: Man nehme Konsorten wie Aphex Twin, Squirrelex, Rammstein, die Einstürzenden Neubauten und ähnliche Formationen her, und versuche diese zu einem einzelnen Wesen zu klonen, mit dem fatalen Ergebnis aber, dass das Experiment scheitert und am Ende eine in ihrer musikalischen Form bösartige Kreatur erschaffen wird, die ein für alle Mal mit dem, was unter dem Begriff Mainstream zusammengefasst ist, aufräumen will, was sie letztlich auch ohne Gnade tut.

Es geht bei Fuckhead immer um die Wirkung, und die haben die Nummern auch auf „Avoid Nil“ die Energie eines Vorschlaghammers, eines solchen aber, der Stil und Niveau besitzt.
Michael Ternai

http://www.fuckhead.at/
http://www.noiseappeal.com