Klassische Stücke neu interpretiert – so lautet der übergeordnete Slogan der Tiroler „Musicbanda“ Franui. Die Art und Weise wie das Ensemble die Musik etwa eines Franz Schubert und eines Johannes Brahms in ein neues klangliches Gewand hüllt, diese Werke sozusagen „covert“, ringt einem doch große Bewunderung ab. Die neuen Versionen gefallen sowohl Anhängern der Originalwerke wie auch jenen, die sich zu etwas experimentelleren Klänge hingezogen fühlen. In den kommenden Tagen ist das außergewöhnliche Ensemble gleich mehrmals in Österreich zu sehen. Am 19. Dezember gastieren Franui im Rahmen der Konzertreihe „Delirium“ im Salzburger Mozarteum. Am Stephanitag, dem 26. Dezember 2010, ist die „Musicbanda“ im Gemeindesaal Innervillgraten zu hören.
An und für sich sind „Coverversionen“ in der Klassik ja nicht wirklich üblich oder sie werden auf eine Art umgesetzt, mit der nur die wenigsten wirklich etwas anfangen können. Franui jedoch besitzen die Gabe, den Stücken durch ihre Bearbeitung ganz neue Facetten zu verleihen, sie in einer den Originalen sehr nahen, aber dann doch ganz entgegengesetzten Form darzubringen. Das liegt zum einen an der breiten Instrumentierung des 2004 für die CD „Ende vom Lied“ mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichneten Ensembles (Holz- und Blechbläser, Saiteninstrumente und Streicher), welche dem MusikerInnenkollektiv ganz neue Räume eröffnet, in denen es nahezu frei agieren kann. Zum anderen sind es natürlich die außergewöhnlichen spielerischen Fertigkeiten der professionell ausgebildeten Mitglieder, sowie deren ausgeprägte Offenheit Neuem gegenüber.
Was die MusikerInnen der 1993 in Osttirol gegründeten „Musicbanda“ eint, ist ihre Liebe zur Klassik, zu den Werken eines Schubert und Brahms. Das aktuelle Programm „Ständchen der Dinge“ ist eine Art Werkschau der letzten beiden CD-Produktionen, auf welchen genau diese beiden Komponisten musikalisch behandelt werden. Wobei es der zehnköpfigen Formation nicht darum geht, die Originale einer vollkommenen Verfremdung zu unterziehen, auch nicht darum, sie einer neuen Interpretation zuzuführen. Vielmehr besinnen sich Franui auf die Essenz der Stücke, auf deren Charakter. Dieser weist eine überhörbare Nähe der beiden genannten Komponisten zur Volksmusik auf, welche sie in ihrem Schaffen geprägt hat. Und genau diese versuchen Franui hörbar zu machen.
Mit viel Sorgfalt und Gefühl wird die Musik vom Ensemble behutsam in neue Klangfarben gehüllt, sodass sie, obwohl verändert, in gewisser Weise an den Ursprung zurückgeführt wird. Wiewohl Franui nicht davor zurückschrecken, in dezenter Weise auch Elemente aus dem Jazz, der Filmmusik und dem Cabaret in die Musik einfließen zu lassen. Auf diesem Wege verwandeln sich die bekannten Lieder in melodiereiche Instrumentalstücke, welche die HörerInnen schlicht und einfach in Erstaunen versetzen, offenbart die Musik doch ganz neue Seiten, die zwar in gewisser Weise erahnt werden können, in dieser Form aber noch nie gehört worden sind. Und genau das macht den Charme von Franui aus. (mt)
Franui