Dass im Jazz musikalisch nicht immer alles in Stein gemeißelt sein muss und es auch heute noch möglich ist, mit einer eigenständigen Note zu punkten, genau das macht das sich um den Salzburger Pianisten GEORG VOGEL scharrende Dreiergespann FLOWER auf seiner neuen CD „Duft“ (Freifeld Tonträger) vor.
KennerInnen der heimischen Jazzszene muss man diesen Musiker nicht mehr allzu groß vorstellen. Seine Qualitäten sind unbestritten, sein enormes musikalisches Verständnis und seine Offenheit bekannt. Wenn Georg Vogel (Rhodes, Clavinet, Synthesizer) seine Finger virtuos über die schwarz-weißen Tasten flitzen lässt, dann tut er dies auf seine ganz eigene, unkonventionelle Weise. In seinem Spiel schwingt irgendwie immer diese gewisse undefinierbare Note mit, die sich – gespeist durch viele, viele kurz erklingende Zwischentöne – von dem, was unter dem Begriff des „Traditionell Jazz“ zusammengefasst ist, doch sehr stark unterscheidet.
Die bereits tausendfach zu Gehör gebrachten Harmonien oder Ähnliches, all das, was sich wohlig in den Gehörgängen festsetzt, ist nicht wirklich die Sache des Pianisten, wobei er, das sei dazugesagt, keinesfalls irgendwie sperrig und allzu komplex zu Werke geht. Er lässt es sehr wohl fließen und lässig grooven, er fasst die Nummern auch in eindeutige und nachvollziehbare Formen, nur zeigen sich diese in Belangen wie Rhythmik, Melodieführung, Struktur und Dynamik sehr spezifisch.
Die Suche nach der eigenen musikalischen Sprache
Das stilistische Feld, welches der gebürtige Salzburger und seine Kollegen Raphael Preuschl (E-Bass, Kontrabass, Cello) und Michael Prowaznik (Schlagzeug) in ihrem Trio Flower bearbeiten, ist erwartungsgemäß ein sehr weit gefasstes und vielschichtiges. Die drei Protagonisten lassen den Jazz monkscher Spielart auch zu anderen Genres wie der neuen Musik und diversen Volksmusiken sowie gelegentlichen Klangexperimenten hin ausfransen und erschaffen sich auf diesem Wege ihre eigene musikalische Sprache, die immer auch viel Raum für Improvisation aller Art lässt und zudem eine schräg anmutende Komponente in sich trägt, die, je intensiver man sich der Musik aussetzt, auf eine seltsame Weise anziehend wirkt.
Georg Vogel und sein Trio machen auf „Duft“ in eindrucksvoller und sehr spannender Manier vor, dass es im Jazz immer noch möglich ist, neue Wege zu gehen. Man muss sich eben nur trauen, diese auch zu beschreiten.
Michael Ternai
Foto Flower: Marie Jecel
Georg Vogel