„One“ (cracked anegg records) ist der Titel des ersten Albums des Komponisten und Vibrafonisten FLORIAN KLINGER. Die CD wurde am 29. Mai 2020 veröffentlicht und überzeugt bereits bei der rein äußerlichen Betrachtung mit dem höchstkarätigen Line-up der österreichischen Musikerszene.
Die Band
Andreas Lettner (Schlagzeug) und Raphael Preuschl (Kontrabass) bilden mit Georg Vogel am Klavier die Rhythmusgruppe und bieten den Solisten Lorenz Raab (Trompete) und Fabian Rucker (Saxofon) weitaus mehr als nur ein solides Grundgerüst zum Entfalten.
Der Opener in treibender J-Dilla-Manier präsentiert den HörerInnen neben einer routiniert groovenden Band den vielseitigen Komponisten und Virtuosen am Vibrafon. Das soll die restlichen acht Titel der Platte auch so bleiben. So zeigt das Sextet bei „Bardo“ und „Tahini“, wie süchtig ungerade Taktzahlen machen können und wie leichtfüßig man sich darüber improvisatorisch bewegen kann.
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Die Gäste
Stilistisch in eine andere Welt entwickelt sich „Sam“: von einem elfenhaften impressionistischen Vorspiel des Komponisten zusammen mit der Gastmusikerin Huiseung Yoo an der Geige zu einem klassisch getragenem Werk. Hier bekommt man – wie auch beim von Frédéric Chopins „Préludes“ inspirierten Titel Nummer sechs – die Ausbildung und Verbundenheit Klingers zu klassischer Musik zu spüren.
Al-Khabir Richman wird auf dem Titel „Stakes Low“ gefeaturt und liefert mit Spoken Word und einer poppigen Melodie im Refrain die modernere Facette dieses vielseitigen Albums.
Richtig traditionell jazzig klingt der Langspieler auf den letzten beiden Titeln mit Patricia Ferrara aus, dem zweiten Gast am Gesangsmikrofon. Zunächst fühlt man sich auf „In The Shadow“ vom markanten Timbre der Sängerin sehr geschmeichelt. Kategorisierungsalgorithmen diverser Streamingportale würden hier Musikalität beweisen, wenn sie diesen Titel mit Aufnahmen des George Shearing Quintet oder des Modern Jazz Quartet in dieselbe Playlist stecken würden.
Bei „Freedom“, dem letzten Titel der Platte, bleibt die zauberhafte Stimme Ferraras mit dem Sarah-Vaughan-haften Vibrato erhalten und mischt sich hervorragend mit den geschmackvoll arrangierten und interpretierten Bläsersätzen quasi zu einem Chor im Post-Chorus. Die Band begleitet jetzt im souligen 6/8-Feeling, eleganterweise auch abwechselnd über 5/8-Takte. So viel „Freedom“ darf nicht nur, sondern soll auch sein. In diesem Fall zugunsten eines vorbildlichen Sax-Solos von Fabian Rucker, der sich über den orientalisch verzierten Gospelchören im Fade-out des Songs wieder richtig austoben kann.
Die Platte überzeugt. Und das mit Sicherheit ein breites Publikum. Denn Florian Klinger ist mit „One“ ein beachtliches erstes Album gelungen, das vorführt, wie vielseitig Jazz sein kann, und dabei immer seinen individuellen Charakter behält.
Dominik Beyer
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