In den kommenden Wochen widmet sich mica-music austria der Film- und Medienmusik in Österreich. Zusammengestellt und geschrieben wurde die Serie von dem Komponisten und Vize-Präsidenten des Österreichischen Komponistenbundes Alexander Kukelka. Der dritte Teil befasst sich mit der Musik im Neuen Österreichischen Film.
Die Musik im Neuen Österreichischen Films scheint gekennzeichnet von ziemlicher, man möchte fast sagen: stilistischer Unstetigkeit, aber ist geprägt – und das ist offensichtlich ein Hauptcharakteristikum des Österreichischen Films – von großer musikalischer Experimentierfreudigkeit und Vielfalt. War in Zeiten der Wien-Film noch eine gewisse, historisch bedingte, musikalische Kontinuität über die Studio- und Filmorchestersituation gegeben, so lässt sich diese ab den 80-er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts in keiner Weise mehr lesen. Die Zeiten der großen Tanz-, Revue- und Musikfilme scheint vorbei.
Die international rennomierten jüngeren Filmprojekte eines Michael Haneke, Ulrich Seidl oder Götz Spielmanns kommen im Wesentlichen ohne komponierte Originalmusik aus. Im Gegenteil, sie vermeiden auf kluge Weise die suggestive Emotionalisierung durch reine Untermalungsmusik verzichten aber teilweise nicht auf den pointierten, undsprechenden Einsatz von Source-Musik. Man wird heute in Österreich wenige Filmproduktionen finden, die des Post-Romantische Zitat eines großen Filmorchesters – schon Aufgrund ihres Sujets – bedürfen. Auch der filmhistorisch bedeutsamen Film Nordrand 1999 von Barbara Albert wird von einem raffiniert gebauten Kompilation-Score untermalt bzw. kommentiert. Eine Ausnahme jüngeren Datums ist hier vielleicht der symphonisch aufbereitete Film Nordwand 2008 von Philipp Stölzl mit der Musik von Christian Kolonovits.
Darüberhinaus konnten sich im Neuen österreichischen Film die RegisseurInnen ihre KomponistInnen weitgehend selbst erwählen, und dergestalt finden sich bis heute in der Filmlandschaft unter dem Credit: Filmmusik die unterschiedlichsten aber auch internationalen Namen: Georges Delerue, Ennie Moriccone, Peter Zwetkoff, Otto M. Zykan, Friedrich Gulda, Zbigniew Preisner aber auch Pop-Bands wie The Orb oder Ausnahmekünstler wie John Zorn.
Ein weiterer Aspekt ist die rasante Technologieentwicklung im Bereich der digitalen Film- und Musikproduktion, die es jedem versierten Komponisten bzw. Sounddesigner ermöglicht, mit Hilfe erschwinglicher professioneller Sound- und Musikproduktionssoftware einen Hollywood-Score in Eigenregie zu fertigen. Was dies für den Markt bedeutet und noch bedeuten wird ist abzusehen.
Dazu kommt, dass mit Etablierung des sog. Österreichischen Kabarett-Films quasi über Nacht die Musiker und Bands der Szene zu Filmkomponisten bzw. Filmmusikern avancierten – und dies mit großem Erfolg, wie die Besucherzahlen von Hinterholz 8, Malaria, Müller´s Büro oder Komm, süßer Tod belegen. So machte sich die, gerade in den Neunzigern zu einem regelrechten Hype entwickelnde österreichische Elektonik-Szene im neuen Jahrtausend zunehmend im Film-Genre einen Namen. Bands bzw. Formationen wie Sofa Surfers und Naked Lunch sind hier an erster Stelle zu nennen.
Ebenso arbeitet bzw. hat eine große Anzahl österreichischer KomponistInnen des sog. Klassischen bzw. Ernsten Fachs aber auch der Avantegarde & anderer musikalischer Genres immer wieder erfolgreich im Film- und Medienmusik-Bereich gearbeitet. Hervorzuheben sind hier im Besonderen die Musiken von: Stefan Albert, Günther Andergassen, Paul Angerer, René Clemencic, Iván Eröd, Martin Ludwig Fiala, Heinrich Gattermeyer, Werner Jauk, Peter Planyavsky, Julia Purgina, Gunter Schneider, Heinrich Unterhofer, Gerhard Wimberger und Haimo Wisser. Zu den interessantesten Experimenten zählen jedoch die Arbeiten der, inzwischen verstorbenen, Komponisten Hans Kann, Wilhelm Zobl, Otto M. Zykan und Friedrich Gulda.
Österreichische Kassen-Erfolge – National Box Office-Hits
Hinterholz 8 (Dor-Film, 1998) – 617.558
Poppitz (Dor-Film, 2002) – 441.017
Müllers Büro (Wega-Film, 1986) – 440.983
Echte Wiener (Bonus-Film) – 370.882
Schlafes Bruder (Dor-Film, 1995) – 307.276
MA 2412 – Die Staatsdiener (MR-Film, 2003) – 272.849
Der Knochenmann (Dor-Film, 2009) – 266.531
Komm, süßer Tod (Dor-Film, 2000) – 230.361
Indien (Dor-Film, 1993) – 223.793
Sei zärtlich, Pinguin (Köpf-Film, 1982) – 210.000
Silentium (Dor-Film, 2004) – 204.989
We feed the World (Allegro-Film, 2005) – 201.656
Die Fälscher (Aichholzer-Film, 2008) – 190.027
Wanted (MR-Film, 1999) – 187.560
Let´s Make Money (Allegro-Film, 2008) – 192.733
Freispiel (Scheiderbauer-Film, 1995) – 173.658
Eine fast perfekte Scheidung (Star-Film, 1989) – 156.594
Falco-Verdammt wir leben noch (MR-Film) – 154.500
Ein fast perfekter Seitensprung (Star-Film, 1995) – 151.000
Hasenjagd (Provinz-Film, 1994) – 123.064
Comedian Harmonists (Dor-Film, 1997) – 104.464
Hundstage (Allegro-Film, 2002) – 107.404