„Es sind keine konkreten Bilder im Kopf, aber die Musik soll eher etwas öffnen als etwas zumachen.“ – Timo Novotny und Wolfgang Frisch im mica-Interview

Ein Interview von Alejandro Bachmann und Stefan Huber mit dem Filmemacher Timo Novotny und dem Musiker Wolfgang Frisch (Sofa Surfers).

Alejandro Bachmann: Die Sofa Surfers gibt es als Band seit 1997; Du, Timo, hast bis 2000 an der Angewandten in der Klasse von Peter Weibel studiert: Wie haben sich Eure Wege gekreuzt, wie kam es zu eurer ersten Zusammenarbeit?

Timo Novotny: Im Grunde kannte ich Markus Kienzl von den Sofa Surfers schon seit Schulzeiten. Aber so richtig bin ich auf die Sofa Surfers zugegangen, als ich mit Norbert Pfaffenbichler gemeinsam an dem Film „Wirehead“ gearbeitet habe. Da gab es gleich das Gefühl, dass die Techno-Tracks, die sie damals programmiert haben und unsere Bilder zusammenpassen.

Bachmann: Das heißt, du bist auf die Sofa Surfers zugegangen?

Novotny: Wenn man so will, ja. Und zugleich waren sie, glaube ich, auch sehr froh, dass sie als neue Formation gleich jemanden gefunden hatten, der das Visuelle beisteuert.

Stefan Huber: Du sagtest, es habe sehr gut gepasst. Was waren das für Elemente, die sehr gut gepasst haben: Was hat Dich an der Musik der Sofa Surfers interessiert und was hat Euch, Wolfgang, an Timos visuellen Arbeiten interessiert?

Novotny: Ich glaube, es hat einfach stimmungsmäßig gepasst. Damals (in „Wirehead“, Anm.) ging es um einen Typen, der sich mit Hilfe eines Chips im Cyberspace vernetzt und eine Art Drogenrausch dort ausleben kann. Das war zur großen Zeit von Techno und irgendwie vielleicht damit auch für alle bedeutend.

“Ende der 90er Jahre wurde alles irgendwie ausufernd und wir sehnten uns nach Reduktion …”

Wolfgang Frisch: Zu „Wirehead“ kann ich direkt nichts sagen, da hab ich noch nicht mitgearbeitet. Aber generell kann man vielleicht sagen, dass wir ästhetisch gut zusammengearbeitet haben, weil uns Reduktion als Stilmittel interessiert hat. Ende der 90er Jahre wurde alles irgendwie ausufernd und wir sehnten uns nach Reduktion, was auch in Timos frühen Arbeiten deutlich zu sehen ist. Da haben wir uns irgendwie gut getroffen – in der Abstraktion und Reduktion.

Novotny:
Wobei ich da gleich einhaken muss: Gerade meine ersten beiden Videos „The Plan“ und „Cargo“ sind ja sehr fiktional, eher im Stil von Kurzgeschichten, das waren so die Anfänge. Die Reduktion ist dann erst später entstanden – jene im Bild, also rein visuelle Erlebnisse ohne Schauspieler.

Bachmann: Wobei das bei „Cargo“ schon Minimalst-Narrationen waren. Und wenn man sich die Entwicklung Deiner Musikvideos ansieht, dann fängt es zwar narrativ an, verabschiedet sich aber immer stärker davon und wird fast schon dokumentarisch. Warum hast Du schließlich auf dieses dramaturgische Element verzichtet?


Novotny:
Ich glaube, das hat damit zu tun, dass die Budgets anfangs ganz andere waren. Das war zur Hochblüte von Virgin, die damals das bisher größte Sofa Surfers-Video produziert haben. Da war es möglich, eine Reise nach Japan zu machen und mit Laiendarstellern eine Fiktion zu schaffen. Die Reduktion kam also sicherlich auch aus einer späteren Abwesenheit solcher Möglichkeiten. Und mittlerweile kann man das wieder alles anders herum denken – mit günstigen Kameras, die tolle Bilder abliefern, aber kaum was kosten. Zum anderen spielt in die Musikvideos immer hinein, dass die Sofa Surfers nie darauf bestanden haben, im Video zu sehen zu sein. Da kommt einem ja immer das Grausen, wenn eine Band mitten in der Wüste performt, ohne dass ein Kabel zu sehen ist.

“Aber meine erste Prämisse wäre da dennoch, mit den Sofa Surfers zu arbeiten.”

Huber: Heißt das aber auch: Wenn die Produktionsumstände anders wären, wenn die Budgets wieder da wären, könntest du Dir auch vorstellen wieder mit Schauspielern zu inszenieren oder Spielfilmhandlungen zu inszenieren?

Novotny: Ja, noch dazu, wo ich gerade dabei bin drei, vier Drehbücher zu schreiben. Aber meine erste Prämisse wäre da dennoch, mit den Sofa Surfers zu arbeiten. Nicht nur, weil ich mir da die Lizensierungskosten ersparen würde, sondern weil man auch viel besser Sachen definieren kann – weil man sich bespricht oder sich die Szene gemeinsam anschaut. Er sagt seinen Teil und ich sag meinen Teil und wir treffen uns irgendwo in der Mitte. Und mit den ersten Scores darf ich sogar editieren und eventuell einzelne Spuren bearbeiten.

Bachmann: Heißt das, Du bearbeitest Musiktracks, die eigentlich schon vorliegen, um bestimmte Dinge hervorzuheben?

Novotny: Gar nicht so intendiert, das passiert dann einfach. Wenn die Sofa Surfers z.B. Stimmen aus den Bildern für ihren Track nutzen, dann hat das wiederum Einfluss auf meinen Schnitt und umgekehrt. Wir bearbeiten unserer beider Inhalte: Ich deren Musik und die Musik wiederum die Platzierung einzelner Bilder, also den Schnitt.

Frisch: Wobei das eher auf die Filme zutrifft. Bei den Videos gibt es ja den Track schon und das Video reagiert darauf.

Bachmann: Aber mischt ihr Euch in die visuelle Gestaltung der Videos ein, sei es in der Besprechung davor oder im Schnitt?

Frisch: Eher nein, oder? Manchmal erzählst Du von mehreren Ideen und wir plädieren für die eine oder andere.

Novotny: Ich hab auch nicht das Gefühl. Oft hat das dann eher mit dem Cover zu tun. Beim letzten Mal habe ich mich mit dem Cover-Designer abgesprochen und dann mit allen über ein Gesamtimage diskutiert, das man vermitteln will. Das dient am Ende vor allem einer gewissen Homogenität. Im Grunde geht es da dann auch um eine Art Product Placement, das aufeinander abgestimmt ist.

Bachmann: Ihr arbeitet gemeinsam an einer Corporate Identity?

Frisch: Oft funktioniert Timos Arbeit ja als Teil der Band: Er ist auf der Bühne, macht live die Visuals. Nur wenn es um die Musik geht, ist Timo nicht involviert, aber eben doch ein Bandmitglied.

Bachmann: Und war das für die Sofa Surfers von Anfang an relativ klar, auch mit Visualisierungen live zu arbeiten?

Frisch: Das war eigentlich schon wichtig. Gerade am Anfang, da hatten wir auch keine Vokalisten  und wollten halt auch irgendwie auf der Bühne ein neues Konzept ausprobieren. Und nachdem auch die Zusammenarbeit so eng war – für eine kurze Zeit haben wir uns wirklich einen Raum geteilt – bot es sich auch an, da gemeinsam etwas zu erarbeiten.

Huber: Da würde ich gerne nachfragen: Zum unterschiedlichen Umgang mit Bildmaterial in der Live-Situation und in den Videos. Uns ist aufgefallen, dass Du manchmal das gleiche Material für ein Video und für die Live-Performances benutzt, dieses dann aber anders eingesetzt ist.

Novotny: Live hat das eine ganz andere Dynamik als auf der Platte. Irgendwie versucht man, die Plattendynamik live zu verstärken und gleichzeitig muss man sich anpassen, weil die Sofa Surfers Dinge neu arrangieren oder ein anderer Gastsänger dabei ist, der die Nummer neu interpretiert. Aber das ist ja das Gute an Visuals: Man hat zwar fertig gebaute Quellen, auf die man zugreift, aber das meiste passiert eben spontan. Jetzt wird das auch alles immer präziser, zum einen, weil wir viel mit Text arbeiten, zum anderen aber, weil wir nicht mehr mit VHS-Tapes arbeiten. Der Schnitt wird viel genauer, während früher die Frage erstmal nur war, wann der Black-Fade oder das nächste Bild kommt. Vor allem Text spielt jetzt in den Visuals eine große Rolle. Das hat mit dem Sänger zu tun, der neu dazu gekommen ist. Früher war die Musik der Sofa Surfers auch viel näher an Filmmusik.

Frisch: Früher waren es eher Tracks, jetzt eher Songs. So sagen wir das.

Huber: Arbeitest Du gerne live?

Novotny: Eigentlich schon, ja. Ich fand es immer spannend, unterwegs zu sein und etwas gemeinsam zu machen. Wenn dann die Technik stimmt und der Beamer groß ist und das Licht funktioniert, dann ist das Live-arbeiten immer sehr spannend. Umgekehrt steht man manchmal vor einer kleinen Leinwand und fragt sich: „Warum bin ich da jetzt mit?“

Bachmann: Der Großteil Deiner Arbeiten handelt ja auch vom Unterwegs-sein. Hast Du das Gefühl, dass das in Eurer Musik schon angelegt ist, dass Eure Musik in irgendeiner Form…


Huber: …eine Form von Roadmovie ist?

Frisch: Das weiß ich nicht. Ich glaube, unsere Musik hat etwas Atmosphärisches. So würde ich das beschreiben. Selbst wenn wir Songs schreiben, gibt es da so eine Metaebene, etwas, wo man nicht direkt sagt, das wären die Bilder dazu, eher etwas, zu dem man sich etwas vorstellen kann. Dieses Gefühl einer permanenten Bewegung kommt vermutlich durch die Beats, die etwas Treibendes haben. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es sind keine konkreten Bilder im Kopf, aber die Musik soll eher etwas öffnen als etwas zumachen.

Bachmann: Was in Timos Videos auch sehr präsent ist, ist – wenn man so will – eine Architektur der Moderne: Gebäude, Linien, Bewegungen – die oft so gefilmt sind, dass sie fast abstrakt erscheinen. Ist das etwas, von dem Du sagen würdest, das beeinflusst Eure Musik sehr stark?

Frisch: Ich würde es eher mit „urban“ beschreiben. Gerade in den Sachen Ende der 90er, Anfang der 2000er Jahre war dieses urbane Gefühl sehr entscheidend.

Bachmann: Und wie genau findet sich dieses Urbane ganz konkret in der Musik wieder?


Frisch:
Das steckt irgendwie in der Klangästhetik und den Beats allein, finde ich. Böllernde Beats erzeugen ja ein anderes Bild als das von Natur, erinnern eher an industrielle, urbane Bilder.

Huber: In „Trains of Thoughts“ sagt einer der Interviewten mal: „Die Musik, die wir machen hat ihren Ursprung in modernen – also gegenwärtigen – Arbeitsrhythmen, die nehmen wir auf. So wie früher der Blues damalige Rhythmen aufgenommen hat.“ Ist das auch so was, was man über Eure Musik sagen kann? Gehst Du so durch die Welt und die Städte?

Frisch:
Unbewusst, glaube ich. Wo das Tempo oder die Rhythmen der Musik herkommen, die man macht, ist schwer zu sagen. Man nimmt verschiedenste Sachen auf – sei es aus der Umwelt oder sei es eine emotionale Begebenheit. Die Kombination aus beidem ist wohl das, was dabei rauskommt, wenn man es so runterbrechen will.

Novotny:
Gut, dass ihr das ansprecht. Bei „Trains of Thoughts“ war das so der Fall: Ich war extrem darauf erpicht, dass man die Stimmungen des Raums wiedergeben kann, soll, muss. Also haben wir auch Geräusche aufgenommen und später versucht einzuarbeiten. So sind Klänge aus einer orthodoxen Kirche in Moskau in die Musik eingeflossen. Das ist mir schon wichtig: Auf Geräuschpegel achten, Originalsounds einfangen und verarbeiten. Ich finde, gerade im Dokumentarfilmbereich muss der Originalton ständig präsent sein, sonst bekommt man dieses reine Musikvideoerlebnis.

Bachmann: Womit wir zu einer ganz zentralen Frage mit Blick auf Deine Langfilme kommen. Begreifst Du Dich bei „Life in Loops“ oder „Trains of Thougths“ als Dokumentarfilmemacher? Geht es Dir da um eine Begegnung mit Realität und deren Neustrukturierung im Film oder interessieren dich primär musikalische, rhythmische Elemente des Visuellen?

Novotny:
Es geht schon um die eigene Wahrnehmung, und darum, das, was man empfindet, wieder darzustellen. Irgendwie falle ich damit eben in die Dokumentarfilm-Schiene, weil es definitiv kein Spielfilm ist. Aber de facto find ich’s auch völlig falsch und fehlplatziert. Wenn überhaupt, ist es eher essayistisch gedacht, einen Gedanken eher über Bilder zu formulieren als über deren Inhalte.

Bachmann: Habt ihr bei „Life in Loops“ vorher drüber gesprochen, dass Du eine lange Arbeit machen möchtest und Euch von Anfang an abgestimmt?

Novotny:
Das Ganze entstand aus einem Live-Konzept heraus. Wir wurden eingeladen, in Brüssel etwas zum europäischen Film zu machen und ich fand irgendwie, dass zu meinen Reisefilmen und zu meinem „Super-8-Trash“ – wenn ich das so sagen darf – „Megacities“ am besten passte. Ich habe Michael Glawogger angerufen und die erste DVD erstellt, es gab da vorher nur VHS und DV-Pal-Kassetten und wir haben da etwas rausprogrammiert für eine Stunde. Und auf diese – ich sag jetzt mal: „Vergewaltigung“ von seinem Werk reagierte Michael Glawogger sehr positiv und sagte „Ja, ja, mach mehr!“ Daraus entstand dann die Idee eines Remixes. Für mich war das eine gute Einführung als Musikfilmemacher, der bis dato keine Filmhochschule absolviert hatte und kein Fördergeld bekommen hätte. Und die Jungs waren von Anfang an dafür und haben gesagt: „Das sind super Bilder, da kann man viel draus basteln und zaubern“.

Bachmann: Waren die Sofa Surfers in die Auswahl der Bilder involviert?

Frisch: Eigentlich haben wir parallel gearbeitet und uns dann immer wieder getroffen. Und wenn die Musik an einer Stelle passte, haben wir schon gesagt, jetzt sollte eine ruhigere Passage kommen oder so etwas in der Art. Wobei Timo das auch selbst weiß.

Bachmann: Könnte man also sagen, dass die Musik, die ja extra für den Film geschrieben wurde, einen ganz klaren Einfluss auch auf die Gesamtstruktur des Films hatte?

Frisch: Ja, auf einzelne Passagen, sicherlich.

Novotny: Und aus den Passagen festigt sich dann eine Gesamtstruktur.

Bachmann: Und nach welchen Aspekten hast Du Dir die Bilder – also das komplette von Michael Glawogger gedrehte Material zu „Megacities“– angesehen?

Novotny: Ja, da muss man erstmal sagen, dass das viel weniger Material war als bei „Trains of Thoughts“. Da wurde noch auf 16mm gedreht und Budgetschluss bedeutete Drehschluss. Bei „Trains of Thoughts“ konnten wir digital so viel drehen, wie wir wollten. Solange man Geld für’s Reisen hatte, hatte man Geld für’s Drehen. Bei Megacities waren es rund 50 Stunden und zirka 5 Stunden habe ich in Tokio nachgedreht.
Erstmal suche ich natürlich nach klingenden Bildern. Wolfgang hat z.B. den Hip-Hop Teil in „Trains of Thoughts“ gemacht. Da hat er mir schon sehr genau gesagt, was er im Schnitt haben will. Und da hab ich eigentlich nur die Möglichkeit gehabt, mich anzupassen.

Bachmann: Aber antizipierst du das, Timo? Es gibt in „Life in Loops“ z.B. diese Sequenz, wo nasse Lappen ein klatschendes Geräusch erzeugen. Ist Dir da im Schnitt schon klar, dass die Sofa Sufers darauf ihren Beat aufbauen werden?

Novotny: Da ist mir schon klar, dass sich das perfekt dafür eignet, in Musik einzubetten und so ist es dann auch geworden.

Frisch:
Ja, und bei den Hip-Hoppern war es ja dezidiert Dein Wunsch, dass sie einen Song performen, was immer dann daraus wird. Dass wir das aufnehmen, war da aber schon klar.

Novotny: Schön ist halt immer, wenn es da zu einer Mischung kommt. Es gibt Szenen, die zu einer fertigen Musik geschnitten sind, dann gibt es Musik, die sich am Schnitt orientiert – eher eine klassische Soundtrack-Arbeit. Und dann gibt es in unserer Welt meistens das Parallelsystem, das dann zu einer Verdichtung des Ganzen führt. Da weiß man dann nicht mehr, bin ich jetzt im Dokumentarfilm oder im Musikvideo. Bei der Junkie-Sequenz in „Life in Loops“ ist das so geworden: Da fragt man sich dann kurz, was schau ich mir da eigentlich an? Schau ich mir jetzt ein Musikvideo an oder einen Dokumentarfilm?

Frisch: Gut ist, dass wir nicht die eine Arbeitsweise haben, die man durchziehen muss, sondern dass wir auch immer neu schauen können, was gut funktioniert.

Huber: Ein Element, über das wir noch sprechen sollten, sind die Off-Stimmen, die besonders in „Trains of Thoughts“ sehr häufig vorkommen. Welchen Einfluss haben die auf Bild- und Musikgestaltung?

Novotny: Im Grunde sind die ja der Kern von „Trains of Thoughts“ – eben ein roter Gedankenfaden. Und diese Stimmen werden zwar am Anfang definiert und ausgesucht aber kommen erst ganz am Schluss dazu, also das ist wirklich erst das letzte, nachdem Bild und Ton von den Zügen zusammengefügt sind. Dann legt man die Stimmen drauf und schaut vielleicht, ob das ein oder andere Bild länger stehen sollte.

“Erst einmal hat man bei einem Spielfilm viel weniger Zeit für die Musik.”

Huber: Vielleicht noch eine Frage an Dich, Wolfgang: Ihr habt ja nicht nur mit Timo zusammen gearbeitet, sondern auch die Musik für die drei Wolf Haas Verfilmungen von Wolfgang Murnberger gemacht. Was sind da die wesentlichen Unterschiede in der Zusammenarbeit gewesen?

Frisch:
Da wurden wir angesprochen, weil man wusste, was wir für einen Sound machen und – sicherlich auch durch Timos Arbeiten – dass das gut mit Bildern funktioniert. Erst einmal hat man bei einem Spielfilm viel weniger Zeit für die Musik. Zudem kommt weniger Musik vor, man hat also weniger Zeit, etwas aufzubauen und zu entwickeln. Das macht es auch schwieriger, weil man schneller zum Punkt kommen muss. Zudem muss die Textverständlichkeit der Schauspieler gegeben sein, man muss viel dramaturgischer denken und weniger atmosphärisch. Aber die Filme funktionieren ja auch gut, da gibt es nix.

Novotny:
Ja, im Spielfilm ist man da stärker der Dramaturgie unterworfen, während bei meinen Arbeiten etwas so gelassen wird, wie es sich richtig anfühlt. Ich finde es gut, wenn Musik nicht so durchexerziert wird wie in manchen Spielfilmen. Bei „Inception“ hat man drei Stunden lang nur Streicher und bekommt Kopfweh. „Trains of Thoughts“ hat im Endeffekt weniger Musik als jeder Hollywood Science-Fiction-Film und dennoch sagen die Dokumentarfilmpuristen: „Da ist zu viel Musik in Deinen Filmen.“ Die Sofa Surfers arbeiten da viel subtiler, da werden oft nur Dinge akzentuiert oder Stimmungen betont.

Bachmann: Also abschließend: Es wird keine weiteren Kooperationen mit Hans Zimmer geben?

Frisch: Also, wenn er mich anruft, dann glaub ich, sag ich ja. (lacht)

Bachmann: Und was ist zwischen Timo Novotny und den Sofa Surfers geplant?

Novotny: Ich arbeite gerade an Spielfilmen und hoffe, dass ich spätestens 2015 einen Dreh habe. Und für mich ist klar, dass die Jungs ans Set kommen oder das Drehbuch lesen. Dann entstehen bestimmt mal die ersten Ideen. Für mich wäre es wichtig, dass man auch den Spielfilm so weiter denkt. Ruhig 90 Minuten Musik, aber eben wirklich durchdacht.

 

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