Ganz dem Phänomen der Zeit in der Musik widmet sich im diesen Jahr das vom 4. bis zum 7. Mai in Linz stattfindende „Festival 4020“. Unter dem Motto „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“ sind die MusikerInnen, KomponistInnen und Ensembles dazu aufgerufen, dem subjektiven Zeitempfinden der Menschen auf den Grund zu gehen. Welchen Effekt kann die Langsamkeit, die Dehnung von Klängen, Tönen und Lauten auf die Wahrnehmung haben, was passiert bei Beschleunigungen, was bewirkt in einem Musikstück. Fragen, welche man sich beim Konsum von Musik selten wirklich stellt. Ebenfalls im Fokus des diesjährigen Festivals steht die einzigartige Musikkultur Armeniens.
Zeit spielt in der Musik eine größere Rolle, als man vielleicht annehmen möchte. Sie kann entscheidend dafür sein, wie man ein Musikstück subjektiv empfindet und welche Emotionen beim Hören eines Werkes geweckt werden. Es macht einen großen Unterschied, wie schnell oder langsam man ein Stück spielt, in welcher Form Töne, Klänge und Laute gedehnt oder komprimiert werden. Der Faktor Zeit und der Umgang mit ihr ist ein wesentliches Element in der Musik. Eines, das die Arbeit von KomponistInnen, MusikerInnen und Ensembles in großem Maße bestimmt. Im Rahmen des diesjährigen Festivals 4020 soll genau diesen Phänomenen auf den Grund gegangen werden. Wie und in welcher Form wird das Spiel mit der Zeit zur Methodik, wie wird durch den Einsatz von Pausen Atmosphäre geschaffen, welchen Effekt hat Beschleunigung auf das subjektive Zeitempfinden, gibt es richtiges und falsches Timing, müssen Einsätze tatsächlich immer punktgenau sein, oder beziehen Stücke manchmal gerade wegen ihrer Nichtperfektion in Sachen zeitlicher Abläufe ihre Spannungsmomente.
Das Festival „4020“ versucht den BesucherInnen ein Abbild der zeitgenössischen Musik im avantgardistischen Licht zu präsentieren. Eines, das immer auch Rückblicke in die Vergangenheit gewährt, um die Entwicklung in der „Neuen Musik“ wirklich erklären zu können. Neben der Frage nach der Zeit und ihrer Bedeutung in der Musik, wird daher auch die Auseinandersetzung mit Begrifflichkeiten wie „modern“, „traditionell“ und „zeitlos“ gesucht. Welche Musik befindet sich auf der „Höhe der Zeit“, ist es überhaupt sinnvoll solch eine Zuschreibung zu treffen. In musikalischer Form Antworten auf diese Frage zu geben versuchen unter anderem die Komponisten Johannes Berauer, Klaus und Johannes Dickbauer und Christoph Herndler, von denen im Rahmen des Festivals Uraufführungen zu hören sein werden Europäische Erstaufführungen gibt es darüber hinaus von Petr Kotik und Morton Feldman.
Bei der zehnten Auflage des Festivals ebenfalls im Fokus steht das Land Armenien.Unter anderem zu erleben sein wird eine Uraufführung des armenischen Komponisten Ashot Zohrabyan, der auch in einem Komponistengespräch persönlich zugegen sein wird, sowie armenische Sakralmusik mit der international renommierten Sopranistin Hasmik Baghdasaryan. (mt)