„Fad wird es mir nicht wirklich.“ – PETER CEBUL (t-on) im mica-Interview

Das t-on ist in Wien eine bekannte Institution für Musiker:innen aller Genres und Generationen. Unter der Leitung von Peter Cebul, einem erfahrenen Produzenten und Tontechniker, hat sich das Studio zu einem zentralen Anlaufpunkt für Musiker:innen entwickelt, die eine hochwertige Aufnahme- und Proberaumumgebung suchen. Mit über 30 Jahren Erfahrung und einer beeindruckenden Liste von internationalen Künstler:innen wie Nick Cave, Sido, Joe Zawinul und Plácido Domingo, bietet das t-on nicht nur professionelle Produktionsmöglichkeiten, sondern auch ein Zuhause für zahlreiche Musikrichtungen – von Rock und Metal bis hin zu Jazz und World Music. Neben dem Studio betreibt er auch Proberäume, die eine wichtige Drehscheibe für Musiker:innen, Musikschulen und Lehrer:innen darstellen. Im Interview mit Michael Ternai erzählt darüber die Anfänge des Studios, die Herausforderung, dieses zu betreiben, und wie schwierig es war, es durch die Zeit von Corona zu steuern.

Das t-on kennt in Wien wohl jede Musikerin bzw. jeder Musiker. Nicht wenige haben dort schon Alben aufgenommen, viele nutzen die Proberäume …

Peter Cebul: Ja, man kann mittlerweile von einer Institution sprechen. Das t-on ist eine Anlaufstelle für Musikerinnen und Musiker aus den diversesten Richtungen und aus unterschiedlichsten Generationen und Nationen. Auf diese Breite bin ich auch sehr stolz. Es kommen Junge und Alte gleichermaßen. Und ich schaue auch darauf, dass die Preise auch fair sind. Eine junge Schülerband soll sich einen Besuch im Studio oder im Proberaum auch leisten können. Es geht bei mir um schöne Sachen und nicht darum, so viel Geld wie möglich aus den Taschen der Leute zu ziehen. Auf der anderen Seite hat gute Qualität aber auch einen Preis. Und ich muss ja auch etwas verdienen, um das Ganze am Laufen zu halten. So gesehen müssen die Preise auf einem bestimmten Level sein. Letztlich soll es eine Win und Win Situation für beide Seiten sein.

Wann hast du mit dem Studio eigentlich begonnen?

Peter Cebul: Vom Studiobetrieb lebe ich seit 1988. Das war in der Power Sound Factory. Ich war im Studio-B bei Hey-U Records bei Herwig Ursin, und im Studio-A bei Wolfgang Ambros und Christian Kolonovits. Dort durfte ich gleich bei internationalen Produktionen mitarbeiten. Mein erstes Rockalbum war „Forever Free“ von Saxon recorded 1991, released 1992. Das war im Studio-B! Gleich darauf folgten zwei Flying Pickets Produktionen. Dann habe ich Joe Cocker kennengelernt, der dort im Studio-A seine Europa-Tour eingeprobt hat. So bin ich relativ schnell auch ins Internationale hineingerutscht. Irgendwann war die Balance zwischen internationalen Produktionen und heimischen Produktionen bei 30 % zu 70 %, was, glaube ich, eine schöne Balance ist.

Dann sind wir irgendwann auf den Rosenhügel gezogen. Da mussten wir die Rosenhügel Studios nach 40 Jahren Stillstand in Windeseile adaptieren, damit dort Big Band Aufnahmen für Harald Juhnke und die 2 letzten Peter Alexander Weihnacht-Shows mit Johnny Cash und David Hasselhoff produziert werden konnten. Heute nimmt dort Hans Zimmer die Geigen für Hollywood auf. Und auch die Vienna Symphonic Library ist heute drinnen. Das war dann auch die letzte Station, bevor ich mich selbstständig gemacht habe. Ich dachte mir, man kann nicht ewig dort bleiben, wo man gelernt hat.

Nachdem ich von dort weg bin, hat mich Harald Fendrich angerufen, der gehört hat, dass ich auf dem Rosenhügel aufgehört habe. Er fragte mich, ob wir nicht etwas gemeinsam machen wollten. So ist das Fendrich Studio in Brunn am Gebirge entstanden. Es war am Anfang sehr klein, sodass wir in der Nebenvilla das Erdgeschoß gemietet, und dort das Greenhill Studio eingerichtet haben. Im Greenhill sind die ersten 3 Alben von Austria 3 entstanden.

Aus diversen Gründen ist es dann aber zur Trennung gekommen, und ich musste mich auf die Suche nach einem neuen Ort für mein Studio begeben. So bin ich dann hier am Naschmarkt gelandet. Und die Proberäume sind quasi mit dazugekommen.

Die waren nicht geplant?

Peter Cebul: Nein, die sind eigentlich dazugekommen, ohne dass ich sie wirklich wollte. Ich bin eine One-Man-Show, der die Dinge im Grunde alle selber macht. Die Proberäume bedeuten einen Mehraufwand an Personal, was wiederum bedeutet, dass man für Dinge wie Personalabrechnungen und dergleichen zusätzlich verantwortlich ist. Das kann dann schon stressen. Im Grunde aber, glaube ich, dass sich die Kombi aus Studio und Proberäumen über die Zeit gut eingespielt hat. Auch weil seit vielen Jahren auch diverse Schulen und Musikschulen hier angedockt haben und hier mit den Schüler:innen manchmal auch Sachen aufnehmen.

Auch unterrichten hier mehrere Schlagzeuglehrer. Unter anderem Alex Deutsch, Alexander Petkov und Edgar Patrick. Die Proberäume sind auch eine gute Drehscheibe für Kommunikations- und Verbindungs-Geschichten.

Auf jeden Fall ist das Equipement immer bestens in Schuss. Und die Akustik in den Proberäumen ist auch klasse.

Peter Cebul: Und das ist ständige Arbeit. Es ist bei mir wie bei einem Bauern. Ich kann selten weg, weil das t-on täglich geöffnet hat. Das ist anstrengend, denn es gibt immer etwas zu tun. Und das muss man, denn wenn man die Sachen nicht in Schuss hält, nutzen sie sich sehr schnell ab. Und ja, die Akustik stimmt. Ich bin ja selber Musiker. Von der Ausbildung her klassischer Klarinettist. Das Saxophon habe ich mir auch noch autodidaktisch beigebracht. Und als Musiker, weiß man einfach, was gut und was wurscht ist. Und dementsprechend sind die Räume auch eingerichtet.

Was wirklich beeindruckend ist, ist die Zahl an großen Stars, die im t-on ein und ausgegangen sind: Plácido Domingo etwa, oder Sido, Phil Rudd (AC/DC), Third World, Donovan, James Burton und Jerry Jeff (Elvis, Doors), Joe Zawinul… Aber auch heimische Größen wie Wolfgang Ambros & die Nr. 1 vom Wienerwald, Waldeck, Hans Theessink, Nazar, Nino aus Wien, Wanda, Minisex

Peter Cebul: Für Plácido Domingo habe ich zum ersten Mal am Rosenhügel gearbeitet. Früher hatte ich generell viel mit Klassik zu tun, Ich habe z. B. die letzten Aufnahmen von Franco Corelli in Mailand gemacht, oder die Schubert Doku für die BBC. Einmal habe ich auch Jose Carreras live begleitet. Plácido Domingo hatte damals seine Suite am Schwarzenbergplatz, und so kam er immer wieder ins Studio. Zuletzt als er da war, war er gerade Direktor der Washington National Opera. Bei der Session hat er nicht gesungen, sondern nur gelesen. Wir haben nur den Jahresplan für kommende Saison aufgenommen. Das war ganz witzig. Mit ihm ist es eigentlich immer sehr gemütlich. Generell bin ich was die Musik betrifft, sehr offen. Im t-on funktionieren alle Musikgenres: Rock, Metal, Pop, Jazz, Hip Hop, World Music…. Und das kratzt sich nicht. Wenn es sauber ist und Stil hat, passt es. Ich selber höre, wenn es mal ohne Schlagzeug sein soll, Klassik, dann, wenn ich die Stimmung dazu habe, gebe ich mir Metal, oder wenn die Sonne scheint Reggae. Das ist ganz verschieden. Gut, muss es sein.

Du betreibst ja nicht nur das Studio und die Proberäume, sondern bildest Leute auch aus. Seit wann tust du das?

Peter Cebul: Früher wurde ich öfter von der SAE gefragt, ob ich dort nicht unterrichten möchte. Ich lehnte ab, weil ich meine Erfahrungen damals für mich behalten wollte. Auch ein Angebot von der Akademie Media habe ich anfangs abgelehnt. Als ich dann aber über 50 wurde, dachte ich, dass der Zeitpunkt gekommen war, mein Wissen weiterzugeben. Seit nunmehr zehn Jahren unterrichte ich bei der Akademie Media. Ich biete sowohl Studio- als auch Live-Kurse an, und bin mittlerweile ausgebucht, ähnlich einem gefragten Tätowierer mit einer Warteliste. Es bereitet mir einfach Freude, mein Wissen weiterzugeben.

Die Ausbildung hat mittlerweile sogar einen Bachelor-Abschluss erreicht, und es zeigt sich, dass Absolvent:innen gefragt sind. Zwei Personen, die im letzten Jahr Kurse bei mir besucht haben, arbeiten mittlerweile hauptberuflich bei Puls4, einer am Theater an der Josefstadt, ein anderer hat ein eigenes Studio im ersten Bezirk eröffnet, und zwei sind bei den Salzburger Festspielen tätig, um nur einige Beispiele zu nennen. Bei mir lernen die Leute Dinge, die nicht in den Büchern stehen. Es geht nicht um bloßes Auswendiglernen, sondern um echtes Verständnis.
Vor etwa einem Jahr etwa wurde ich auch gefragt, ob ich mich nicht für eine frei gewordene Stelle als Lektor auf der Musikuni bewerben möchte. Das wäre natürlich eine super Geschichte für mich gewesen. Aber ich habe meine Firma und meine Kurse, und habe mich daher nicht beworben.

Bild t-on Studio
t-on Studio (c) t-on

Die Corona Krise war mit Sicherheit auch für dich keine einfache Zeit. Wie ist es dir gelungen, das t-on am Leben zu erhalten?

Peter Cebul: Das war eine schlimme Zeit. Auch weil ich gleichzeitig die Scheidung hinter mir hatte, die mich finanziell schwer belastete. Ich hatte also keinerlei Rücklagen und bin mit quasi nichts am Konto in die Pandemie. Ich hatte wirklich Existenzängste. Aber die Hausverwaltung war sehr gut zu mir. Sie hat mir eine Monatsmiete erlassen, ohne dass ich sie danach gefragt habe. Das ist sehr unüblich bei Hausverwaltungen, aber die Leute meiner Hausverwaltung meinten, es ist super, was ich mache, und wollten, dass ich auch weiter drinnen bleibe.

Was wirklich ein großes Problem war, dass kein Fixkostenzuschuss kam. Und da bin ich schon die Wände hochgekrochen, als ich dem damaligen Kanzler Kurz zugehört habe, wie er gesagt hat, dass ganz besonders den kleinen Unternehmen geholfen wird. Dem war nicht so. Es kam kein Geld. Monatelang. Eigentlich eineinhalb Jahre kam kein Geld. Währenddessen sind die Rechnungen eingetrudelt und ich war behördlich geschlossen. Ich habe einfach nicht mehr gewusst, wie ich den Gaul dareiten soll. Zwischendurch dann noch, du darfst drei stunden offen haben und dafür brauchst du nicht ansuchen. Wenn ich von 18 bis 20 Uhr offen habe, wird sich die Miete aber nicht mehr ausgehen. Irgendwann habe ich dann im Radio auf FM4 ein Interview gegeben, das zwar informativ war, letztlich aber nichts gebracht hat.

Dann folgte ein Podcast mit der Henrike Brandstötter von den NEOS. Das war auch schön, hat aber auch nicht genützt. Was geholfen hat, war ein Zeitungsartikel der Austria Presse Agentur. Mit diesem war ich im Standard, im Kurier, in der Krone und in allen Tageszeitungen. Und wie es in der aktuellen Regierung so funktioniert, war am nächsten Tag der Fixkostenzuschuss 1 auf meinem Konto. Innerhalb von 24 Stunden war das Geld da. Und dann kam wieder lange nichts. Irgendwann ist es dann aber doch wieder leicht bergaufgegangen bis dann auch der zweite Teil des Fixkostenzuschusses gekommen ist. Aber eben wieder alles auf einmal.

Du hast die Zeit aber auch dazu genutzt, das Studio auf Vordermann zu bringen.

Peter Cebul: Mein Steuerberater, der leider vergangenen Dezember gestorben ist, hat, nachdem ich das Geld bekommen habe, gemeint, ich sollte gleich so viel wie möglich einkaufen, sonst ist bald wieder ganz viel weg von dem. Und ja, ein Teil des Geldes war jetzt die Basis für das Studio-Update, das ich jetzt vorgenommen habe. Ich habe mir einige Dinge für das Studio besorgt, die ich schon länger gerne haben wollte. Ich würde sagen, es ist jetzt ein outstanding Analogstudio auf internationalem Niveau, mit High End Gear, wie Vintage Mikrofone aus den 1920er, 30er, 40er, 50er und 60er Jahre, mit Preamps und anderen Geschichten dazu. Das, was ich an Equipement zusammengetragen habe, bietet wirklich Highlights aus jedem Jahrzehnt. Ich habe auch mein analoges Mischpult, dass ich vor 20 Jahren gekauft habe, rundum erneuern lassen. Die ganzen Elektrolyte sind neu, alle Schalter sind neu. Jetzt ist es quasi fast wie neu und sollte die nächsten 20 Jahre halten. Ich arbeite mit Plugins nur dort, wo es nicht anders geht. Der Rest passiert bei mir völlig analog. Das Studio ist insgesamt eine schöne Spielwiese geworden.

Also, Corona ist damit Geschichte, und es läuft alles wie davor.

Peter Cebul: Ja, schon. Diese Geschichte ist durch. Es hat erfreulicherweise dann doch recht schnell wieder angezogen, sodass es eigentlich dann immer etwas zu tun gab. Aktuell produziere ich ein Album mit Pacheco. Das ist eine Ska-Band mit Brass. Die Band besteht aus einem mexikanischen Sänger, der hier in Wien lebt, einem kolumbianischen Bassisten und meinem Studiodrummer Alex Petkov aus Sofia. Dazu noch die zwei österreichischen Bläser Mani und Luki. Dann produziere ich ein Austropop Album mit dem neuen noch unbekannten Künstler Christoph Bach. Dann mache ich noch ein Album mit Balu und den Surfgrammeln, auf dem ich sogar ein bisschen Saxofon mitspiele. Im Herbst steht eine 5.1. Post-Produktion, eine Filmmusik-Nachbearbeitung für New York auf dem Programm. Fad wird es mir nicht wirklich. Es ist grad mal ein Quartal vorbei und ich habe schon vier, fünf Produktionen abgeschlossen. Die Dinge laufen wieder gut.

Herzlichen Dank für das Interview.

Michael Ternai

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