„Es geht mir um den Ausdruck. Gnadenlos“ – FELIX KRAMER aka FELIX PÖCHHACKER im mica-Interview

Der vielseitig begabte Musiker und Sänger FELIX PÖCHHACKER hat letztes Jahr als FELIX KRAMER sein Debütalbum veröffentlicht und sofort den Sprung auf die große Bühne geschafft. Auf „Wahrnehmungssache“ (Phat Penguin) versammelt er stilsichere Lieder von bestechender Ehrlichkeit. Seine Texte sind aus dem Leben gegriffen; aufrichtig und unverstellt, poetisch wie politisch. 

Wachsam, sensibel und gesellschaftskritisch präsentiert sich der Wiener Liedermacher, der sich lieber an französischen Chansoniers und Singer-Songwritern wie Bob Dylan und Leonhard Cohen orientiert, als am kommerziellen Deutsch-Pop. Dafür sind seine Texte auch zu unbequem und zu persönlich. Dass Pöchhacker eigentlich klassische Gitarre studiert hat und als Konzertgitarrist in zeitgenössischen Ensembles wie PHACE und dem Black Page Orchestra aktiv ist, wissen nur die wenigsten. Wie ihm der Spagat zwischen dem Liedermachen und der Neuen Musik gelingt, warum es gerade jetzt wichtig ist, Rückgrat zu beweisen und dass er manchmal auch eine ziemliche Diva sein kann, erzählt der Musiker im Interview mit Shilla Strelka.

Ihre Tour startet in einer guten Woche. Wie geht es Ihnen damit?

Felix Pöchhacker: Ich hätte fast einen Autounfall gebaut und habe mir beim Tauchen den Kopf gestoßen. Ich hoffe, das ist kein schlechtes Omen. [lacht] Nein, ich bin optimistisch.

Vielleicht ist das auch nur fair, wenn jemand ein Album übers Scheitern schreibt und dann so erfolgreich damit wird. Ausgleichende Gerechtigkeit nennt man das ja.

Felix Pöchhacker [lacht]: Ja, genau! Vielleicht muss ich ein paar Mal so richtig auf die Nase fallen.

Felix Kramer (c) HOOD.style

Sie brauchen ja auch Inspiration für das nächste Album. Woher ziehen Sie die?

Felix Pöchhacker: Eigentlich interessiert mich das Dazwischen. Ich hab nichts gegen „happy“, aber ich finde es spannender, wenn man das nicht so direkt vermittelt, sondern die negativen Dinge mit einbezieht und sagt: „Ich bin trotzdem happy.“ Wenn man einfach nur gut drauf ist, kann man das vielleicht mit Funk-Musik vermitteln oder mit Instrumentalmusik, aber mit einem Text? Da ist es schwierig, so eine momentane Impulsivität zu transportieren, ohne dass er klinisch wirkt.

Haben Sie schon früh mit dem Liedermachen begonnen?

Felix Pöchhacker: Ja, auf jeden Fall! Ich habe in der Volksschule mit einem Freund, Joseph Rabitsch, Musik gemacht. Wir hatten zwei „Hits“: „Kathi, warum jetzt? Du hast mich so verletzt“ und „Nur Mut, alles wird gut“.

Da hat sich ja nicht viel an den Themen geändert.

Felix Pöchhacker [lacht]: Wenn man das Felix-Kramer-Oeuvre auf zwei Refrain-Zeilen komprimiert, dann ja! Liebeskummer und der Versuch, das Glück trotz der Komplikationen des Lebens zu finden. Das fällt mir gerade zum ersten Mal auf! Aber ja, ich habe schon früh den Showman gegeben.

Bernhard Fibich, den Kinderliedermacher, habe ich sehr geliebt. Ich habe mich dann immer hingestellt, die Pausenshow abgezogen und diese Lieder gesungen. Schon im Kindergarten! Ich war auch einmal auf der Bühne von Fibich. Das war das größte Erlebnis für mich! „Ja, so bin ich grade so, manchmal traurig, manchmal froh“ – ist das nicht toll? Unglaublich schön.

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Wie sind Sie zur Gitarre gekommen?

Felix Pöchhacker: Kazufumi Matsunaga, der fantastische Konzertgitarrist, war der Privatlehrer meiner Mutter. Dann wollte ich das auch machen. Ich habe mit fünf Jahren damit begonnen.

Kommen Sie aus einer musikalischen Familie?

Felix Pöchhacker: Eigentlich ja, meine Mutter war früher viel mit dem Jeunesse-Chor unterwegs und mein Vater hatte in seinem Heimatdorf immer den Ruf, dass er „schwere Musik“ hört, weil er untypischerweise Beethoven und Pink Floyd geliebt hat. Aber sie sind beide keine Musiker geworden.

„Mich interessiert auch Schauspiel zunehmend.“

Sie haben Gitarre dann auch auf Konzertfach studiert.

Felix Pöchhacker: Ja, wobei ich früher Basketballer werden wollte. Ich war auf einem Sportgymnasium und habe dort ziemlich gelitten. Dann habe ich mir die Hand gebrochen und bin aufs Musikgymnasium gewechselt. Das waren zwei einschneidende Erlebnisse: die andere Sozialisierung durchs Musikgymnasium und dann auch ein großartiger Gitarrenlehrer, Jiri Schulz, der mich auch auf Wettbewerbe geschickt hat. Durch ihn habe ich Musik wirklich schätzen gelernt. Da habe ich gesehen, was alles möglich ist.

Aber ja, ich habe viele unterschiedliche Dinge gemacht. Mich interessiert auch Schauspiel zunehmend.

Wenn man sich Ihre Musikvideos ansieht, dann scheinen Sie ein Talent dafür zu haben.

Felix Pöchhacker: Das taugt mir mega! Ich wurde neulich zu meinem ersten Casting eingeladen. Es hat zwar wieder einmal etwas von außen gebraucht, aber ich mache das jetzt wirklich! Genauso hat es bei den Liedern eine Motivation gebraucht. Es war wichtig, dass mir die Leute sagen, dass sie das gerne hören.

Sie sind auch in der Neuen Musik aktiv, haben bei Phace und dem Black Page Orchestra gespielt, waren bereits Teil einer Olga-Neuwirth-Produktion und sind daneben auch im multimedialen Noise-Duo Miley Cyrus mit Arik Kofranek aktiv. Wie geht sich das aus?

Felix Pöchhacker: Arbeiten. Und es befruchtet sich ja auch gegenseitig. Was ich in der Neuen Musik gelernt habe, ist, dass man einfach Sachen raushauen muss. Das habe ich vor allem mit Miley Cyrus gemerkt. Das war eine wichtige Erkenntnis, dass man Sachen einfach machen muss. Die Musik hat so wenig Leuten aus unserem Bekanntenkreis gefallen, dass es uns ab einem Punkt egal war und uns befeuert hat. Das hat mich auch in den Liedern darin bestärkt, Sätze auszusprechen, die unangenehm sind. Das ist das Positivste, das ich aus der Neuen Musik mitgenommen habe.

Hat es Sie selbst verwundert, dass Sie den Sprung vom Orchestermusiker zum Solomusiker so leicht geschafft haben? Als vor einem Jahr die ersten Livevideos erschienen sind, war sofort klar, dass Sie auch ein Talent für große Gesten und den expressiven Auftritt haben.

Felix Pöchhacker: Vielleicht bin ich auch heimlich ein Rampenlicht-Süchtler [lacht]. Aber ja, ich habe unterschiedliche Persönlichkeiten. Ich genieße es sehr, im Orchester zu spielen, Teil von dem Ganzen zu sein und im Hintergrund zu stehen. Das heißt, dass es auch weniger Druck gibt und also weniger Nervosität, was ja auch ganz fein ist. Das ist wirklich ein ganz anderer Teil meiner Persönlichkeit.

Wie haben die Leute in Ihrem Umfeld reagiert, als Sie auf einmal als Felix Kramer durchgestartet sind? Das ist ja auch ziemlich schnell passiert.

Felix Pöchhacker: Ich will niemanden persönlich angreifen, aber es war und ist ein Wechselspiel aus Respekt und untergriffigen Kommentaren. Die meisten, die mich mobben, mögen eigentlich meine Musik. Die sagen mir das auch. Bloß eine Stunde später kommt dann eine boshafte Bemerkung. Vielleicht können viele auch einfach nicht damit umgehen, dass man beides machen kann. Ich versteh es selbst auch oft nicht.

„Mir geht es um ein kompromissloses Sichausdrücken..“

Sie nehmen da schon eine spezielle Position ein.

Felix Pöchhacker (c) Giovanni Daniotti

Felix Pöchhacker [lacht]: Ja, wobei das tatsächlich Verwandte an experimenteller Musik und meinen Texten ist, dass beides den Mut erfordert, etwas anders zu machen. Innerhalb des Genres Popmusik verhalten sich meine Texte schon bewusst gegen den Trend. Im Bereich des klassischen traditionellen Kanons ist die zeitgenössische Klassik auch ganz was anderes.

Und es geht um Extremzustände. Gerade das Black Page Orchestra – deswegen liebe ich es auch so – spielt extrem harte Stücke. Und auch bei meinen Liedern geht es um extreme Zustände. Ich mag‘s schon, wenn es so richtig pfeift. Für mich sind die Zugänge emotional verwandt.

Mir geht es um ein kompromissloses Sichausdrücken. Das heißt, wenn ich schauspielern möchte, um etwas auszudrücken, wenn ich eine Geschichte oder einen Liedtext schreiben oder ein Noise-Stück spielen möchte, dann ist mir das Medium völlig egal. Es geht mir um den Ausdruck. Gnadenlos. In der bildenden Kunst ist es völlig normal, medienübergreifend zu arbeiten. Aber in der Musik ist es noch nicht so normal, dass man sagen könnte: „Ich will mich ausdrücken, egal auf welche Art.“

Wie wichtig ist Ihnen der Rückhalt von außen? Sie hatten ja schon früh Unterstützung von Hannes Eder, der ja eine Größe in der österreichischen Popwelt ist.  

Felix Pöchhacker: Das war extrem wichtig, also generell die vielen positiven Rückmeldungen! In Wirklichkeit bin ich ein Hosenscheißer. Auch in der experimentellen Musik war das so. Bis wir dann mit Miley Cyrus auch wirklich coole Konzerte gespielt haben und es Zuspruch gab. Zwar nicht von unseren Freundinnen und Freunden, aber okay. Das ist schon wichtig. Das ist vielleicht auch ein Widerspruch, weil ich immer ganz arge Sachen will, aber insgeheim möchte ich schon, dass es den Leuten gefällt.

Für mich transportiert es sich nur bedingt, dass Sie sich dem Geschmack anderer anpassen.

Felix Pöchhacker: Ja, heimlich schon. Ich mache ja auch viele Dinge, die ich nicht so an die große Glocke hänge. Ich trete z. B. am 21. Jänner 2019 im Einbaumöbel als Falco-Imitator auf [lacht]. Das mache ich aber nicht als Jux. Es macht mir zwar Spaß, aber ich meine das total ernst! Ich will da dann auch wirklich rein in die Rolle. Ich bin übrigens auch ein leidenschaftlicher Elvis-Imitator [lacht]!

Felix Kramer (c) HOOD.style

Ist das In-eine-Rolle-Schlüpfen für Felix Kramer relevant? Ihren Nachnamen haben Sie ja ausgetauscht.

Felix Pöchhacker: Ja, allerdings ist „Kramer“ der Name meiner Mutter. Ich habe den Namen auch geändert, weil man ihn sich leichter merkt und er schöner klingt. Aber mir wird immer mehr bewusst, dass es auch deshalb Sinn macht, weil es mir dann leichter fällt, gewisse Persönlichkeitszüge von mir abzukoppeln und eine Projektionsfläche zu bieten. Da die Texte und die Sprache sehr persönlich sind, entsteht natürlich ein sehr nahes Verhältnis zum Publikum. Ich habe mit vielen Menschen Kontakt, die ich nicht kenne. Das ist mir schon fast ein bisschen viel geworden. Es ist zwar sehr schön, aber es gibt eine Kapazitätsgrenze. Ich schäme mich zutiefst, wenn ich jemanden treffe und mich nicht an die Person erinnern kann! Dieses Bedürfnis, einen freundlichen Umgang mit meinem Publikum zu haben, streitet manchmal mit meiner Realität und Laune.

Arbeiten Sie intensiv an Ihren Texten?

Felix Pöchhacker: Ja! Da sind wir wieder beim Scheitern. Es ist schon wirkliche Arbeit und hundert Trial-and-Error-Stunden. Ich mache so viele Dinge, bei denen man auf den ersten Blick keinen Fortschritt erkennt. Ich höre z. B. unfassbar viel Musik. Da sieht man nicht sofort einen Fortschritt, aber wenn ich drei Wochen lang jeden Tag vier Stunden Tom Waits gehört habe, weiß ich dann, wie ich ein Lied arrangiere. Nicht dass ich etwas stehlen will, aber ich versuche, mich da hineinzuversetzen. Da bin ich in einer anderen Welt.

„Da bin ich in einer anderen Welt.“

Hören Sie querbeet?

Felix Pöchhacker: Absolut! Ich habe jetzt gerade eine extreme Country-Phase [lacht]. Derzeit höre ich nur „Stand by Your Man“ von Tammy Wynette, weil es mich fasziniert, wie falsch der Text ist. Welches Frauenbild der vermittelt! Aber das Arrangement ist fantastisch. Man kann überall so viel lernen. Auch über Aufnahmetechnik und über das Mischen.

Wie war das bei Ihrem Album? Wer war für was zuständig?

Felix Pöchhacker: Ich muss zugeben, dass ich da überall meine Finger im Spiel hatte. Bei jedem Schlagzeug-Fill und jedem Klavier-Lick, bei jeder Bassline und beim Mischen. Da bin ich auch ein anstrengender Kontrollfreak.

Und wie sind die Arrangements zustande gekommen? Sie gehen ja mit anderen Musikerinnen und Musikern auf Tour, als auf der CD zu hören sind.

Felix Pöchhacker: Ich denke, dass wir mit der derzeitigen Besetzung eine Band haben, die mit mir auf Tour geht, mit der wir dann aber auch aufnehmen werden. Am Anfang haben wir uns Studio-Cracks geholt, um auf Nummer sicher zu gehen. Wir wussten, dass die einen Mörderjob machen werden.  Jetzt haben wir viel live gespielt und es hat sich einiges verändert. Die neuen Nummern, die wir präsentieren werden, haben wir während der Liveshows erarbeitet. Da sind die Arrangements dann entstanden. Damals gab es keine gemeinsamen Konzerte. Wir haben direkt aufgenommen. Da stand also kein Bandprozess dahinter, sondern ein Kompositionsprozess. Das es jetzt anders ist, ist sehr spannend und schön.

Wie sieht die Besetzung jetzt aus?

Felix Pöchhacker: In der fixen Band sind wir zu viert. Das sind Hanibal Scheutz und auch Beate Wiesinger am Bass und am Schlagzeug spielen mein Bruder Clemens Pöchhacker und Lukas Aichinger. Dann gibt es Max Wintersperger, der Klavier und Trompete bravourös beherrscht. Das sind alles Wahnsinnsmusiker. Die sind so gut, da kommt so viel.

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„Ich brauche sehr viel Raum und habe wohl auch Züge einer Diva.“

Ihre Liedtexte sind zum Teil sehr intim. Wie geht es Ihnen damit, diese auf der Bühne zu reproduzieren? Ist es notwendig, sich in einen bestimmten Zustand zu versetzen, bevor Sie auftreten?

Felix Pöchhacker: Ich brauche sehr viel Raum und habe wohl auch Züge einer Diva.

Als es ums Aufnehmen ging, haben wir uns z. B. keine Uhrzeit ausgemacht. Ich habe nur kurz davor angerufen und gesagt: „Ich komme jetzt.“ Anders kann ich so etwas nicht machen. Ich meine das, was ich tue, schon ernst. Auch auf einer emotionalen Ebene.

Das ist bei den Live-Auftritten auch so. Deswegen bin ich auch zunehmend grantig vor Konzerten, weil da so viele Leute rumlaufen, die ich nicht kenne und Dinge oft nicht funktionieren. Ich möchte vorher so lange wie möglich meine Ruhe haben, dann geht das schon von selbst. Klar gibt es auch Tage, wo weniger Energie da ist. Es braucht auch extrem viel Energie, um in diesen Zustand reinzugehen. Es ist energetisch wirklich teuer. Aber es geht. Ich bin allerdings sensationell grantig, wenn ich von einer Tour zurückkomme. Das ist eine Katastrophe. Unglaublich.

Weil es Ihnen so viel abverlangt?

Felix Pöchhacker: Man wird ständig auf die Probe gestellt. Man muss ständig damit rechnen, dass niemand kommt oder dass es niemandem taugt. Das ist immer möglich. Ich habe auch einen hohen Leistungsanspruch an mich selbst und kann es nicht verkraften, wenn ich das Gefühl habe, dass ich schlecht gespielt habe. Es gibt viele Dinge, die mich in diesem Zusammenhang beschäftigen.

Sind Sie ein Perfektionist?

Felix Pöchhacker: Absolut, ja! Fast schon krankhaft. Was ja auch schön ist, aber auch anstrengend.

Aber wenn Sie auf der Bühne stehen, fühlt es sich hoffentlich gut an.

Felix Pöchhacker: Sehr unterschiedlich. Wenn ich entspannt bin, fühlt es sich irrsinnig gut an, aber ich habe oft das Problem, dass ich das Konzert nicht genießen kann. Es gibt ein Interview mit Conchita Wurst. Sie wurde gefragt, wie es war, im Sydney Opera House zu spielen. Ihre Antwort war: „Ich weiß es nicht.“ Das ist es oft. Man ist so konzentriert und will so vieles gut machen und dann ist es wieder vorbei.

Freuen Sie sich schon auf Ihren Auftritt im Konzerthaus?

Felix Pöchhacker [lacht]: Voll! Das Touren ist einfach anstrengend. Wenn man es schafft, entspannt zu sein und sich die Zeit nehmen kann, ein Konzert zu genießen, dann ist es wirklich schön. Das Konzert am Popfest habe ich zum Beispiel zu Tode genossen. Als ich auf der Theaterbühne gestanden bin, habe ich mir gedacht: „Genau das wollte ich immer machen.

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Sie werden zwar auf FM4 und Ö1, nicht aber in den Mainstream-Radios wie Ö3 gespielt, obwohl man denken könnte, dass Ihre Musik ein relativ breites Publikum anspricht.

Felix Pöchhacker: Also es gibt coolerweise viele, denen meine Musik taugt. Ein Deutsch-Popsong hat dicke Refrains, eine fette Klangwolke und eingängige Melodien, da wird nicht gesprochen und es werden angenehme Texte erwartet, die hintergrundfähig sind und möglichst einen Wiedererkennungswert haben. Meine Lieder hingegen erinnern die Leute eher an alte Chansons. Das ist etwas anderes.

Aber okay, ich dachte auch nicht, dass ich mal auf FM4 laufen werde. Mittlerweile unterstützen sie mich wie wahnsinnig.

„Das war für mich extrem gravierend. Dieser Verlust an Rückgrat.“

Gleichzeitig ist es Ihnen wichtig, politisch Stellung zu beziehen und Haltung zu zeigen. Warum ist Ihnen das ein Anliegen?

Felix Pöchhacker: Ich glaube extrem stark an psychologische Faktoren. Warum gibt es Hymnen und Fahnen? Man gibt sich leicht mit etwas zufrieden, weil man denkt, etwas zu ändern sei zu anstrengend. Das Grund, warum diese angeblichen Mitte-rechts-Parteien so stark geworden sind, ist, weil niemand sich so richtig getraut hat, dagegenzuhalten. Das war für mich extrem gravierend. Dieser Verlust an Rückgrat.

Ich glaube, es macht einen großen Unterschied, wenn man das Gefühl hat, dass sich Dinge ändern lassen. Man muss daran erinnert werden, dass die Dinge scheiße sind und nicht normal. Das dürfen wir nicht ignorieren. Diese ganzen Ideen, die propagiert werden, und die teils faschistische Rhetorik, mit der man konfrontiert ist … Seit ich denken kann, war es so, aber es wird immer schlimmer. Der Spruch „Wien darf nicht Istanbul werden“ juckt heute niemanden mehr. Was wird da in zehn Jahren sein? Das ist wirklich gefährlich.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Shilla Strelka

Termine:
25.1. Kunsthaus Nexus Saalfelden Am Steinernen Meer
26.1. Impuls Festival 2019 Passau, Deutschland
13.2. Rote Sonne München, Deutschland
14.2. Kulturfabrik Bar Kufstein, Austria
15.2. Spielboden Dornbirn Dornbirn, Austria
16.2. Kulturverein röda Steyr, Austria
17.2. Salzburg Jazzit Musik Club Salzburg, Austria
06.3. Wiener Konzerthaus Wien, Austria
28.3. Orpheum Extra Graz, Austria
29.3. Container Wolfsberg, Austria
11.4. Kino im Kesselhaus Krems An Der Donau, Austria
26 7. Heimatsound Festival Oberammergau, Deutschland

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