Darauf haben Fans sehnsüchtig gewartet: Das blonde Mundart-Duo VERENA DOUBLIER und SEBASTIAN RADON erfüllt seine erste CD mit feinzüngigem Groove-Kabarett und nimmt sich dabei kein Bladel vor den frechen Mund. Es ist seit Langem die sympathischste Liebeserklärung an Wien, und nicht nur Wien allein!
Kinder, Verrückte und Wiener Blond: Es geht halt nichts über Ehrlichkeit. Mit liebreizend-bösen Texten transportieren die gelernte Musikerin und der gelernte Musiker alles, was sie tangiert, in Wiener-Schmäh-Manier, setzen der Umgebung und sich selbst Spiegel vor, bringen das gewisse „Schau-ma-mal“ auf den Punkt und reimen so genial, dass es ein Vergnügen ist, ihnen zuzuhören. Immer wieder.
Die kompakte Scheibe „Der letzte Kaiser“, welche in Bälde bei der CD–Release-Party im Aera Wien in der Öffentlichkeit aus der Taufe gehoben wird, gehört in die seltene Kategorie jener Alben, die von der ersten bis zur letzten gespielten Sekunde nicht nachlassen an Qualität, stets neu überraschen und auf ihre besonders lustwandelnde Weise gute Laune erzeugen bis glücklich machen, sei es durch sarkastische, zynische oder auch ironische Texte. Das Pop-Weltmusik-Packl zeichnet sich durch seinen umgesetzten hohen Anspruch, perfekt zu reflektieren, aus, ihre Musik ist groovy und swingt. „Ab zur Burn-out-Prävention, das reduziert den Stundenlohn!“
Leidenschaft meets Wahnsinn: Die Kunst des Augenzwinkerns
Wien, „der letzte Kaiser“, ist die Stadt, die niemals aufhört zu essen. Nächtliche Eierspeis-Orgien haben noch keiner Segsi-Bitsch geschadet (und kaana waas, warum), Haare befinden sich plötzlich im Konflikt zwischen wachsen und waxen, das bunte Volk der Bundeshauptstadt lebt wie die PompeijanerInnen in ständig unterschätzter Angst vor dem Anninger, schwarz ist nicht nur des echten Wieners Humor, sondern wird vor allem gefahren, Öffis nämlich. Man würdigt auf der CD des Weiteren die oft vergessenen Leistungen der Generation „Fad im Schädel“, denn manch NachwuchslebenskünstlerIn (wohnhaft z. B. im Hotel Döblinger-Mama) vegetiert sich mutig und unermüdlich per Navi im Seidenpyjama durchs gottgegebene Leben.
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Dieses Album könnte man ruhigen Gewissens als Wuchtelmarathon bezeichnen oder als Schatz im Silbensee mit hohem Zitierpotenzial, bestehend aus „Musikkreationen, die wie Halogenscheinwerfer die tiefschwarzen Abgründe der Wiener Seele beleuchten“. Die eingesessenen Wiener-Lied-ForensikerInnen würden wohl eher vom „Hallo“-gen sprechen, das auch durch Ohrwurmattacken aktiviert werden kann, ganz besonders im Falle Wiener Blond.
„Deine Arroganz ist nüchtern selten zu ertragen.“
Was die beiden Poeten Doublier und Radon von der gewissen Sorte Austropopplatzhirschen halten, und zwar von denen, welche NachwuchskünstlerInnen nicht zum Business-Futtertrog lassen, formulieren sie inklusive gekonnter Anspielungen in den Ruinen des Austropops. Um es mir ihren Worten zu sagen: „Kinder, denk‘ doch jemand einmal an die Zukunft!“
Na, ich muss sagen, dass Wiener Blond auch live brillieren. Sie tun das gerne nicht nur mit Gesang, sondern auch mit Loop-Station, Klavier, Gitarre, Cajon, Beatboxing und manchmal Holzblockflöte. Dem nicht genug sind die zwei gerade dabei, den Protestsongcontest zu erstürmen. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Zwiderness mit fetter Musik und geilen Texten zerstört werden muss. Wiener Blond gehören zu den KünstlerInnen, die dies beherrschen und „der letzte Kaiser“ tut das Seine dazu. Ned bled.
Alexandra Leitner