Im Rahmen der Pressekonferenz am 6. September zur Eröffnung von vera* – Vertrauensstelle gegen Belästigung und Gewalt in Kunst, Kultur und Sport, präsentierten Vizekanzler und Sportminister Mag. Werner Kogler und Staatssekretärin Mag.a Andrea Mayer die neuen Services und Angebote für Sportler*innen, Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen.
Erste unabhängige Vertrauens- und Anlaufstelle für Betroffene aus Kunst, Kultur und Sport
Vor dem Hintergrund des Nationalratsbeschluss im Jahr 2021 über eine Vertrauensstelle für Kunst, Kultur und Sport, wurde die Dachmarke vera* als Vertrauensstelle gegen Belästigung und Gewalt in Kunst, Kultur und Sport ins Leben
gerufen. Unter dem Dach von vera* sind zwei unabhängige Vereine, “100% SPORT – österreichisches Zentrum für SAFE
SPORT und Genderkompetenz im Sport” und der Verein “Vertrauensstelle gegen Machtmissbrauch, Belästigung und Gewalt in Kunst und Kultur” für den jeweiligen Kompetenzbereich aktiv.
Schulterschluss von Kunst, Kultur und Sport – Gemeinsam für Kulturwandel und Klima des Respekts
Um Bestleistungen zu erbringen, braucht es Vertrauen. Leider gibt es, wie in allen Bereichen des Lebens, auch in Kunst, Kultur und Sport Personen, die das Vertrauen von Schutzbefohlenen, Kindern, Jugendlichen und Mitarbeitenden missbrauchen.
Belästigung und Gewalt haben viele Gesichter. Für Sportler*innen, Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen steht oft sehr viel am Spiel darüber zu sprechen.
vera* möchte Mut machen und es Betroffenen ermöglichen, sich jemandem anzuvertrauen.
Kompetente Berater*innen mit Expertise in Kunst, Kultur und Sport
Die Berater*innen bei vera* sind u.a. ausgebildet in: Gesprächsführung, Krisenmanagement, Casemanagement und kennen die Kulturlandschaft und die österreichischen Sportstrukturen genau.
Die Ansprechpartner*innen hören zu, beraten vertraulich und vermitteln im Bedarfsfall an weiterführende Unterstützungsleistungen und begleiten ggf. dabei.
Unabhängige Beratung und Begleitung
Zu den Aufgaben und Leistungen der Vertrauensstelle vera* zählen: Erstkontakt, Information/ Beratung und Vermittlung.
Betreuung und Begleitung bei Vorfällen von und Verdacht auf Belästigung und Gewalt, nach einem professionellen Interventionsplan.
Wer kann sich an vera* wenden?
Kompetenzbereich SPORT
- Sportler*innen und Betroffene von Belästigung und Gewalt im Sport, egal ob organisierter Breiten-Leistungs- oder Spitzensport.
- Haupt- und ehrenamtlich tätige Personen (Trainer*innen, Betreuer*innen, Schiedsrichter*innen, Vertrauenspersonen, etc.) und Erziehungsberechtigte, die Fragen zu einem Vorfall oder einem Verdacht haben, oder selbst Betroffene von Belästigung oder Gewalt im Sport sind.
Kompetenzbereich Kunst und Kultur
- Künstler*innen, Kulturarbeiter*innen oder Personen, die von Machtmissbrauch, Belästigung und Gewalt in Kunst und Kultur unmittelbar oder mittelbar betroffen sind oder waren, unabhängig von ihrem Anstellungsverhältnis.
- Die Vertrauensstelle kann weiters von jeder Person kontaktiert werden, die in Kunst und Kultur Zeug*in von Machtmissbrauch, Belästigung oder Gewalt ist oder war.
In der individuellen Fallarbeit geht es darum, Betroffene zu unterstützen. In einem weiteren Schritt soll auf Systemebene angesetzt werden, um Organisationen zu sensibilisieren und Bewusstseinsbildung anzuregen.
Kunst, Kultur und Sport – Vorreiterrolle in Prävention und Intervention
Im Sportbereich ist eine europaweite Studie 2021 mit einer Gesamtstichprobe von über 10.000 Personen veröffentlicht worden: CASES (Child Abuse in Sport European Statistics). In dieser Studie wurden erstmals österreichische Zahlen veröffentlicht. Danach haben 70% der Studienteilnehmer*innen als Kinder und Jugendliche im Sport interpersonelle Gewalt erlebt. Von Sexualisierter Gewalt ohne Körperkontakt berichteten 32%, eine sexualisierte Gewalterfahrung mit Körperkontakt wurde von 16% angegeben.
Interessant ist, dass die Zahlen außerhalb des Sports in diesen drei Bereichen als weit höher erfasst wurden: 79%, 50%, 42%. Im österreichischen Sport kommt der Prävention sexualisierter Gewalt seit vielen Jahren erhöhte Aufmerksamkeit zu. Viele Sportorganisationen setzen bereits Maßnahmen zum Kinderschutz und zur Gewaltprävention im Sport um.
Generell gilt: Gewaltprävention und Kinderschutz brauchen gesamtgesellschaftlich mehr Aufmerksamkeit – nicht nur in Kunst, Kultur und Sport.
Prävention ist nicht die Aufgabe von einzelnen Personen oder Organisationen. Um ein respektvolles und sicheres Umfeld zu gewährleisten, müssen alle Beteiligten ihren Beitrag leisten.
Ehrenamtliche Vorsitzende und Vertreter*innen der Trägervereine:
100% SPORT Präsidentin Christa Prets: „100% SPORT setzt sich seit über 10 Jahren als Zentrum für SAFE SPORT und Genderkompetenz im Sport für Geschlechtergerechtigkeit und Gewaltprävention, insbesondere für die Prävention von sexualisierten Übergriffen, im Sport ein.
In Fachbereich SAFE SPORT wurden die Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten von 100% SPORT kontinuierlich ausgebaut und viele Sportorganisationen haben bereits Maßnahmen zur Gewaltprävention und zum Kinderschutz umgesetzt.
Das Athlet*innenwohl muss dabei verstärkt in den Blick genommen werden und ein gemeinsames zentrales Anliegen sein.
Das neu geschaffene Angebot vera* soll nun besonders Athlet*innen erreichen und vertraulich bei Fragen zu Belästigungs- und Gewalterfahrungen unterstützen.
„Als Präsidentin des Vereins 100% SPORT freut es mich besonders, dass unser Schwerpunkt „Gewaltprävention“ durch die Kooperation unter dem Dach von vera* auch in einen breiten Präventionsrahmen und -ansatz eingebunden ist. Durch diesen Schulterschluss verstärken sich unsere Bemühungen um Respekt und Sicherheit und fördern die Entwicklung der Vision SAFE SPORTS for All.“
„Seit mehreren Jahren ist die Prävention sexualisierter Gewalt im Sport ein Arbeitsschwerpunkt des Vereins 100 % SPORT. Viele Sportverbände haben bereits strukturelle Maßnahmen zur Prävention von Gewalt eingeführt. Durch die gemeinsame unabhängige Vertrauensstelle mit dem Bereich Kunst und Kultur in Form von vera*, sollen unsere Bemühungen für sicheren Sport noch deutlicher das Wohlergehen der Athlet:innen und Sportler:innen ins Zentrum rücken. Ich halte es für einen weiteren wesentlichen Entwicklungsschritt, dass „100 % Sport“ unter dem Dach von vera* Beratung, Information und Begleitung bei Belästigungs- und Gewalterfahrungen im Sport anbieten wird“, so Claudia Koller, Vertreterin von vera* Sport abschließend.
„Wir haben in den letzten anderthalb Jahren gemeinsam daran gearbeitet, diese Vertrauensstelle für von Belästigung und Gewalt betroffene Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen zu schaffen. Denn sie sind oft alleine, wenn sie in schwierige Situationen geraten. Bei vera* erhalten sie persönliche Beratung, Einschätzung und Begleitung. Die Mitglieder von vera* Kunst und Kultur sind die in Kunst und Kultur aktiven Organisationen wie die Interessengemeinschaften und Verbände, die außerdem die verschiedensten Genres der Kunstproduktion repräsentieren. Wir alle wissen um die Notwendigkeit dieser Stelle und werden auch in Zukunft weiter daran arbeiten, das Arbeitsumfeld in Kunst und Kultur so sicher wie nur irgend möglich zu machen“. Ulrike Kuner, Vertreterin von vera* Kunst und Kultur.
„Um erfolgreichen einen nachhaltigen Wandel in der Kultur herbeizuführen, muss eine Struktur geschaffen werden, in der sich Betroffene ohne Angst vor negativen Konsequenzen gegen Belästigung und Gewalt wehren können. Gemeinsam mit wichtigen Partner:innen, wie zum Beispiel den Interessengemeinschaften in Kunst und Kultur, der Gleichbehandlungsanwaltschaft, dem Weissen Ring oder #wedo!, der Anlaufstelle in der Filmbranche, werden wir in Zukunft genau darauf hinwirken“, so Sophie Rendl, Vertreterin von vera* Kunst und Kultur
Infobox:
vera*: Bei dem Begriff vera* handelt es sich um ein Akronym, welches sich aus VERtrauens- und Anlaufstelle zusammensetzt. Aus dem lateinischen abgeleitet bedeutet vera* wahr, wahrhaft. Im slawischen Sprachraum bedeutet es „Glaube, Zuversicht, Vertrauen“. Dies spiegelt die Haltung der Mitarbeitenden wider, denn bei vera* hört dir jemand zu, der dir glaubt, der dich ernst nimmt, der an die Wahrheit deiner Aussagen glaubt.
vera* nimmt am 6.9.2022 den Betrieb auf. Unter http://www.vera-vertrauensstelle.at sind Informationen rund um die Angebote der Vertrauensstelle abrufbar.
vera* berät vertraulich und kostenlos.
Betroffene von Belästigung und Gewalt sind niemals Schuld an dem, was ihnen widerfährt. Besonders in der Arbeit mit Kindern liegt die Verantwortung für den Schutz und die Gewaltprävention bei den Erwachsenen.
vera* unterstützt dabei, dieser Verantwortung nachzukommen.
Rückfragehinweis:
Kunst und Kultur
Mag.a Sophie Rendl
s.rendl@vertrauensstelle.at
Tel: 0660/5336906
Sport
Mag.a Claudia Koller, Bakk, MSSc
E-mail: claudia.koller@100prozent-sport.at
Tel: 0699/10008612