Der umtriebige Gitarrist ERIC ARN (PRIMORDIAL UNDERMIND, OUTER VORTEX, BIRD PEOPLE) trifft auf die Cellistin JASMINE PENDER (ROTTEN BLISS). Die LP „Hydromancy“ (Feeding Tube Records) ist das dritte Dokument einer fortlaufenden Erzählung über musikalische Annäherung und Fusion.
Zwei Seiten einer Begegnung in einer gemeinsamen Bewegung. Das titelgebende Wort „Hydromancy“ (auf Deutsch „Hydromantie“) bezeichnet im schon länger vergangenen, mantischen Sinn die Beobachtung von Erscheinungen im und durch das Wasser, in Seen, Bächen oder Strudeln, in allem, was fließt. Sucht gewissermaßen nach Erzählungen in den weichen, sich immer anders formenden Bewegungen, ohne Körper. Fast analog zu diesem Wortursprung lässt sich das Wesen von Eric Arns und Jasmine Penders LP „Hydromancy“ lesen. Einer blickt auf den anderen und begreift. Vergleichbar mit dem Vorläufer „Paranza Corta”, einer Zusammenarbeit von Eric Arn und Margaret Unknown, die ebenfalls auf „Feeding Tube Records“ erschien, werden hier erneut Dokumente der improvisierten Unmittelbarkeit geschaffen. Das gemeinsame Transformationspotenzial ausgelotet.
„Hydromancy“ gestaltet sich in Form von zwei fast 20-minütigen Stücken: „in illo tempore“ und „”, die jeweils eine voneinander abweichende Formulierung einer Annäherung dokumentieren. Der erste Teil „in illo tempore“ ist durch Geduld und Zurückhaltung gekennzeichnet, nimmt sich Zeit, um den Raum zu befüllen. Die stehenden Drone-Flächen Jasmine Penders türmen sich langsam ineinander und formen auf diese Weise die Physiognomie des gemeinsamen Klangraumes, die Gitarre flüstert dazu leise. Auf der anderen Seite, im zweiten Stück „the serpent Ophis”, wird das Tempo beschleunigt. Die stehenden Flächen weichen einer repetitiven Vorwärtsbewegung, die sich immer weiter verdichtet und dabei die einzelnen musikalischen Charaktere immer weiter zusammenführt. Im Verlauf der Minuten entwickelt sich eine Art third mind, verbindet dabei die beiden Sprachen von Gitarre und Cello zu einer neuen, bisher unbekannten Formulierung. Je mehr Minuten verstreichen, desto weniger Hindernisse liegen zwischen den beiden. Die beiden Instrumente verschmelzen und erliegen schließlich im gemeinsamen Sog. „Hydromancy“ ist ein Abtauchen unter die manchmal glatten, manchmal bewegten Oberflächen, die unter den sichtbaren Dingen liegen und es wert sind, erkundet zu werden.
Ada Karlbauer