Elisabeth Harnik: „in change is rest“

2019 betraute chorforum.gleisdorf ELISABETH HARNIK mit einem Kompositionsauftrag für ein abendfüllendes Chorwerk. Dass insbesondere das gemeinsame Singen aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie nur wenige Zeit später immer wieder untersagt wurde, konnte damals noch nicht erahnt werden. Bezug zu den Herausforderungen unserer Zeit, die inzwischen immer deutlicher zutage treten, verarbeitet Elisabeth Harnik in ihrer Raumkomposition „in change is rest“, die nun am Sonntag, 19. November 2023 in der Stadtparrkirche Gleisdorf zur Uraufführung gelangt und kurz darauf am Samstag, den 25. November 2023 in Wien und am Sonntag, den 26. November 2023 in Graz noch zwei weitere Male zu Gehör gebracht wird.

Als Komponistin sieht Elisabeth Harnik ihre Arbeit auch als Aufgabe, auf die Herausforderungen der Zeit Bezug zu nehmen und diese zu verarbeiten. Aktuell ortet sie diese nicht zuletzt durch die pandemischen und politischen Geschehnisse der letzten Jahre in der steigenden sozialen und ökologischen Ungerechtigkeit und sieht sie in Bruchstellen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens zutage treten. „Ich sehe mich als Künstlerin in der Verantwortung, die Komplexität unserer Zeit zu absorbieren und in meiner Arbeit zu reflektieren. Um mit Uneindeutigkeiten und Unsicherheiten konstruktiv umzugehen, finde ich es wichtig, Widersprüche zu erkennen und auszuhalten – das zeichnet für mich Offenheit aus.“

Elisabeth Harnik
Elisabeth Harnik (c) Frank Schemmann

Wenngleich Elisabeth Harnik einen Bezug zu aktuellen Herausforderungen herstellt, sind Umbrüche und Wandel und der Umgang damit zweifelsohne zeitlose Thematiken. Insofern überrascht es auch nicht, dass Elisabeth Harnik historische Texte heranzieht und so die Verschiebungen und Verhandlungen auf eine übergeordnete Ebene hebt: „[…] genau diesen offenen Möglichkeitsraum fand ich in den Fragmenten Heraklits, insbesondere im wiederkehrenden Thema seines Philosophierens: dem Prozess beständigen Werdens und Wandels. Seine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Gegensätzen resonierte sehr stark in mir. Gerade im Kontrast zueinander, werden die Pole eines Gegensatzes besonders stark erfahrbar.“ Als Kontrast dazu kommt auch ein Sappho-Fragment zum Erklingen.

Vier Chorgruppen, vier solistisch agierende Sänger:innen, sowie vier Instrumentalistinnen an Akkordeon, zwei Kontrabässen und Orgel verteilt Elisabeth Harnik in „in change is rest“ im Kirchenraum, wobei sie ihre Positionen im Lauf des Stückes auch verändern. Nicht nur dadurch, sondern auch in ihrer klanglichen Erscheinung treten sie dadurch auf unterschiedliche Weise in Beziehung: „… mal in Form von Gegensatzpaaren die ineinander umschlagen können oder sich von einem Pol zum anderen wandeln, oder in Form von klanglichen und räumlichen Verschränkungen bis hin zu Momenten, in denen die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Chor- und Instrumentalgruppen zelebriert wird.“

Schon durch die unterschiedlichen Aufführungsorte werden die Aufführungen einmalig, zusätzlich wird dies aber durch die Bewegungen und die eigene Position noch einmal verstärkt: „Das Hören kann sich selbst zuhören, es wird sich selbst gewahr und je nach Sitzplatz im Raum, stellen sich beim Publikum zusätzlich zur individuellen ‚Gestimmtheit‘, unterschiedliche Wahrnehmungen der raumklanglichen Wirklichkeit des Werkes ein.“

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Termine:

Sonntag, 19. November 2023, 18:00 Uhr
Stadtpfarrkirche Gleisdorf
Hauptplatz 4, 8200 Gleisdorf

Samstag, 25. November 2023,
Kalvarienbergkirche
Sankt-Bartholomäus-Platz 3, 1170 Wien
im Rahmen von Wien Modern

Sonntag, 26. November 2023
Basilika Mariatrost
Kirchplatz 8, 8044 Graz

Mitwirkende:

chorforum.gleisdorf
Chor der Kunstuni
Chor der Kirchenmusik

Burcu Melis Demiray, Sopran
Klaudia Tandl, Mezzosopran
Valentino Blasina, Tenor
Martin Simonovski, Bassbaraton

Filip Novakovic, Akkordeon
Cem-Tolunay Gürakar, Kontrabass
Ivan Cruz-Contreras, Kontrabass
Aleksey Vylegzhanin, Orgel

Franz Jochum, Leitung

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Links:
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