Viele heimische Bands gibt es nicht, die in den letzten Jahren in der Beschreibung ihrer Musik national wie auch international mit so vielen Superlativen und Lobeshymnen überhäuft worden sind, wie es bei Elektro Guzzi der Fall gewesen ist. Wie immer man den Stil der dreiköpfigen Formation auch benennen mag, in welche Kategorie man diesen auch zu schieben gedenkt, so richtig wird man bei keinem Versuch ins wirklich ins Schwarze treffen. Denn was Bernhard Hammer, Jakob Schneidewind und Bernhard Breuer fabrizieren, geht weit über den ihnen oft zugeschriebenen Begriff des Techno hinaus. Elektro Guzzi sind ein Erlebnis im Gesamten, sie sind der Ausdruck eines vom ersten bis zum letzten Ton aufrecht erhaltenen Spannungsbogens, einer steten, fast schon hypnotisch wirkenden Verdichtung von Stimmungen im tanzbaren musikalischen Kontext. „Allegro“ (Pomelo), so der Titel der nun erscheinenden und abermals von Patrick Pulsinger produzierten EP, offenbart sich als ein weiteres beeindruckendes Beispiel dafür, wie man mit scheinbar wenigen Mitteln und einer fast unnachahmlichen spielerischen Präzision den größtmöglichen Effekt erzielen kann.
Elektro Guzzi kann man ohne Zweifel als ein Phänomen bezeichnen. In den renommierten Clubs und auf den wirklich bedeutenden Festivals Europas längst in aller Munde, hat das Wiener Trio als einer wenigen Vertreter der heimischen Musikszene den Sprung auf das internationale Parkett mit Bravour gemeistert. Und das vollkommen zu Recht, zeigt sich der musikalische Ansatz, den Bernhard Breuer (Schlagzeug), Jakob Schneidewind (Bass) und Bernhard Hammer (Gitarre), den sich auch in ihren neuen Nummern verfolgen, doch dem Herkömmlichen vollkommen entgegengesetzt. Nicht nur, dass man überhaupt auf die Idee kommt, den Techno, wie man ihn kennt, mit einem analogen Instrumentarium zu spielen, es ist die Art, wie Elektro Guzzi diesen überhaupt zu interpretieren und zu formen wissen, die aus dem Rahmen fällt.
Was zelebriert wird, ist die hohe Kunst des Minimalismus, der, hört man genau hin, sich als ein immens vielschichtiger erweist. Und obwohl die dezent gesetzten Finessen versteckt im Hintergrund ablaufen, sind diese doch körperlich spür- und erlebbare. Der Musik ist etwas Hypnotisches, etwas permanent Fließendes inne, eine nicht zu definierende und gleichsam fesselnde Nüchternheit. Es sind einzelne, sich ständig wiederholende und versteckte Details, Nuancen, Momente, wie etwa eine metrisch verschobene Melodie, eine kurz angedeutete Akkordabfolge oder der minimalistische Beat, die den Hörer einfangen und immer tiefer in ein atmosphärisch ungemein dichtes und vielschichtiges Sounduniversum entführen.
„…Bernhard Hammer, Jakob Schneidewind and Bernhard Breuer are clearly at the peak of their prowess and well on the way of making Elektro Guzzi the most radical dance band of the decade“ (Elektro Guzzi Pressetext). Dem lässt sich nichts hinzufügen. (mt)