Sie sind ein bisschen aufmüpfig, mischen Polka-Sounds mit Indie-Rock und gehen ihren eigenen Weg: Die Jungs von GRANT haben schon zwei Alben veröffentlicht und kündigen mit ihrer neuen Single „Tschick“ das dritte an. Auf „Tschick“ sinnieren sie über die Vor- und Nachteile des Rauchens und ziehen damit ein bisschen die österreichische Gesellschaft durch den Kakao. Und auch so nehmen sie sich nicht sehr viele Blätter vor den Mund. Anne-Marie Darok sprach mit Sänger DIMA BRAUNE über die Zusammenfindung als Band, die Parallelen mit WANDA und einen mangelhaften Vitamin-D-Haushalt.
Erzählen Sie mir eine bisschen über Ihre Bandgeschichte. Wie haben Sie fünf zusammengefunden?
Dima Braune: Sonderlich spannend ist das eigentlich nicht. Wir haben uns immer schon gekannt. Wenn man aus demselben Provinznest kommt, ist es eigentlich fast ausgeschlossen, einander nicht zu kennen. Ursprünglich kommen wir aus zwei Bands, die sich dann irgendwann und irgendwie fusioniert haben. Manuel [Höller; Anm.] spielte in beiden Bands Drums. Man könnte also sagen, dass er so etwas wie das Bindeglied gewesen ist. Wir sind also im übertragenen Sinne eine Art Kaff-Supergroup.
Im PR-Text steht, dass Dima Braune immer schon Musik gemacht hat und tatsächlich auch in einer Schulband. Hat die Schule das Talent gefördert oder war das eher so ein Privatprojekt von den Schülerinnen und Schülern selbst?
Dima Braune: Na ja, eine wirkliche Schulband im klassischen Sinne waren wir eigentlich nicht. Wir waren zwar damals in derselben Klasse, haben aber nie auf einer Schulveranstaltung oder etwas Ähnlichem gespielt. Eigentlich ist man gar nicht gefördert worden und die Agenda der Schule war eher so: „Du willst Musik machen? Ich beweise dir, dass du das nicht kannst!“ An Talent glaube ich ja sowieso nicht. Talent ist eine Erfindung des Kapitalismus. Jede und jeder hat das Potenzial, ein Oscar Wilde, Stephen Hawking oder Lou Reed zu werden. Eigentlich waren wir damals in den seltensten Fällen in der Schule. Wir hatten eher Lust auf Bildung.
Sie standen vor Wanda auf der Bühne. Was haben Sie sich von den Jungs abschauen können und was wollen Sie auf jeden Fall anders machen?
Dima Braune: Mit ihnen haben wir mal gespielt, aber abgeschaut haben wir uns eigentlich nicht sehr viel. Natürlich gibts da und dort ein paar Parallelen. Zum Beispiel habe ich mal genauso wie Marco [Marco Michael Wanda, Frontman der Band Wanda; Anm.] Schreibkunst an der Angewandten studiert. Beatles-Fans sind wir auch, aber wer nicht? Für mich ist die größte Stärke Wandas, aber auch ihre Schwäche: Ich empfinde sie als eine Art Blaupausen-Band. Wir sind da eher das Gegenteil; aus dem Chaos entwachsen, haben wir unsere Ziele nie ausformuliert – und wir haben mehr Haare. Das ist wohl unsere größte Stärke und Schwäche zugleich.
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Man schreibt Sie dem Indie-Rock bzw. -Pop der britischen Schule zu. Zudem finden sich in Ihrer Musik auch russische Einflüsse. Wie sehen sie selbst Ihren Musikstil?
Dima Braune: Unser Bassist Alex [Peirl; Anm.] und ich sind Halb- beziehungsweise Viertel-Russen. Ich glaube das kommt daher. Außerdem haben wir einen polkaartigen Song auf unserem ersten Album, der „Baba Jaga“ heißt und recht folkloristisch daherkommt. Unser Musikstil ist gewollt schwer zu definieren, bei uns schwingt auch sicher viel Jazz mit, da Stefan [Kovacic; Anm.] und Stephan [Weissensteiner; Anm.] beide im Herzen Jazzer der alten Schule sind und sich gerne einen Spaß daraus machen, sich gegenseitig in der Kreativität ihrer Soli zu überbieten. Das macht uns auf eine besondere Weise authentisch, denn die meisten Gruppen heutzutage haben Soli entweder der Gesangsmelodie angepasst oder sie gänzlich verworfen.
„Tschick”, Ihre neue Single, ist in ihrer Eindeutigkeit echt etwas Besonderes. Ihre Abneigung gegen das Rauchen muss ziemlich groß gewesen sein.
Dima Braune: Ja, wir rauchen urgern. Auch wenn es heute sehr schwer ist, nicht aufzuhören, weil eine bestimmte Partei glaubt, für die Raucher da sein zu müssen, und man sich deshalb als Raucher oft auf der falschen Seite fühlt. Sehr eindeutig ist der Text bei genauerem Hinsehen aber eigentlich gar nicht, Gastfreundschaft meinen wir damit eher nicht. Oder doch?
„Inspiration ist auf jeden Fall ein Zustand absoluter Heiligkeit […]“
Ihre Texte beschreiben oft Alltagssituationen, die aber durch gekonnte Formulierung doch nicht so eindeutig scheinen. Wovon lassen Sie sich inspirieren?
Dima Braune: Eigentlich kann ich die Frage gar nicht richtig beantworten. Ich bin dauerhaft reizüberflutet, da ist es teilweise sehr schwer, zur Essenz seines eigenen Schaffens durchzudringen. Inspiration ist auf jeden Fall ein Zustand absoluter Heiligkeit, sehr flüchtig, eine Art Sekundenrausch. Mehr kann ich als gottloser Mensch dazu nicht sagen.
Stehen Sie lieber auf der Bühne oder im Studio?
Dima Braune: Natürlich lieben wir die Bühne und obwohl ich nicht weiß, was Heimatgefühl ist, glaube ich, es dort gefunden zu haben. Eigentlich bin ich aber eher der Typ, der am Liebsten 24 Stunden nonstop aufnehmen würde. In meiner Freizeit mache ich eigentlich kaum etwas anderes, als im Zimmer zu sitzen und Demos am Laptop aufzunehmen – mein Vitamin-D-Haushalt ist bestimmt komplett zerstört. Trotzdem glaube ich, dass wir derzeit eine bessere Live- als Studioband sind.
Welche Tipps würden Sie jungen Musikerinnen und Musikern geben, die gerade in den Startlöchern ihrer Karriere stehen?
Dima Braune: Nicht entmutigen lassen, egal wie viele Leute euch sagen, wie scheiße ihr nicht seid. Außerdem sollte man sich dem Pop nicht blind unterwerfen, sondern die Musik schreiben, die man selbst am Liebsten hören würde. Der Spaß ist überhaupt das Wichtigste. Das Publikum merkt das und wird es einem zurückgeben. Eine Band ist kein verschissenes Start-up.
Kündigt „Tschick“ ein Album an?
Dima Braune: Ganz richtig. Im Herbst wird eine weitere Single kommen und im Frühjahr das Album. Die Songs stehen eigentlich, aber wir lassen uns da jetzt auch nicht stressen. Man kann sicher mit einigen Überraschungen rechnen, musikalisch wie textlich ist viel Entwicklung zu spüren. Aber wir möchten noch nicht zu viel darüber verraten! Doch so viel kann ich jetzt schon dazu sagen: Es wird hot, hot, hot und ein bisschen cool.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Anne-Marie Darok
Grant live
12.10. ((stereo)), Klagenfurt
20.10. Bad Wörishofen (DE)
27.10. Freundlich & Kompetent, Hamburg (DE)
09.11. Red Box, Mödling