Gnackwatschn, das sind fünf junge Steirer, die seit 2010 Ska-Punk und Steirische Volksmusik vereinen. Gäbe es eine Definition des Wortes Gnackwatschn im Duden, so müsste sie „Dialektmusik mit einem Schuss Kernöl und einer Prise Wahnsinn“ lauten. Petra Ortner traf den „Quetschn-Spieler“ Gregor in Wien zum Gespräch.
Die Band gibt es jetzt seit 2010. Im Jahr 2011 kam ein Trompeter dazu oder wurde die Band komplett umbesetzt?
Ja, wir haben eigentlich die Band komplett umbesetzt. Wir waren zuerst acht Leute, hatten drei verschiedene Bläser, also eine Trompete, ein Horn und eine Posaune dabei und damals auch noch einen eigenen Sänger. Das haben wir dann im Zuge des Local Heroes-Bandwettbewerbs verändert, weil wir irgendwie gesehen haben, dass die Musikrichtung die wir machen Potential hat und wir ein paar gute Songwriter dabei haben, aber wir das Ganze etwas umbesetzen müssen, damit wir kreativer und hochwertiger werden. Unser Gitarrist ist ein super Sänger und er sagte gleich, dass er das Singen übernehmen will. Irgendwann haben wir uns dann dazu entschlossen einen neuen Trompeter dazuzunehmen und unser Schlagzeuger ist draufgekommen, dass er mit einem tollen Trompeter zusammenarbeitet. (lachen) So hat es dann ganz gut gepasst.
Also ihr habt euch alle schon vorher irgendwie gekannt?
Wir sind alle eigentlich aus dem Bezirk Judenburg. Wir haben uns teilweise schon flüchtig gekannt, einige von uns waren schon gute Freunde. Also wir kannten uns schon, haben aber vorher nichts miteinander gemacht. Man hat sich zum Beispiel beim Fortgehen gesehen.
Wie seid ihr auf eure Art von Musik gekommen? Also Volksmusik mit Ska-Punk zu mischen.
Es kommt einmal von daher, dass wir große Ska-Punk-Fans sind, wir aber auch die Volksmusik nicht verabscheuen oder so. Unser Sänger war beim Zivildienst und war mit irgendeinem Verein bei einem Volksmusikkonzert und hat sich gedacht „Eigentlich würde das mit Ska-Punk auch super funktionieren.“ Wir haben dann ein wenig herumprobiert und es hat wirklich super geklappt.
Kann man sagen, ihr seid die österreichischen Dropkick Murphys oder Flogging Molly?
Ja, wir bezeichnen uns hin und wieder selbst so, wobei wir natürlich schon ein wenig weiter weggehen davon. Aber wenn Leute sagen wir sind die steirischen Flogging Molly, dann haut das ziemlich gut hin, dann können die Leute uns ziemlich gut einordnen. Eigentlich ist unsere Musik schon etwas ganz eigenes, das man nicht wirklich einordnen kann.
Du spielst in der Band die Steirische Harmonika. Wie bist du zu diesem Instrument gekommen?
Ich bin gezwungen worden (lachen). Ich bin von meinen Eltern dazu einfach gezwungen worden, kann man sagen. Als ich sieben Jahre alt war, habe ich damit begonnen und, ja, Volksmusik ist mit dem Alter etwas schwierig. Besonders mit 14 Jahren, da habe ich dann damit aufgehört. Habe aber mit 18 wieder begonnen, weil wir da die Band gegründet haben und ich den Vorschlag bekommen habe, die Harmonika zu spielen. Und jetzt gefällt‘s mir umso mehr. Also irgendwie bin ich schon froh darüber dazu gezwungen worden zu sein.
Ihr heißt Gnackwatschn. Wie seid ihr auf den Namen gekommen?
Also wir haben einen Proberaum, der ein altes Klassenzimmer ist, und darin ist eine Schultafel. Wir sind da zu fünft praktisch eine ganze Nacht lang mit einer Kiste Bier drinnen gesessen und haben lauter blöde Namen aufgeschrieben. Da stand dann auch Gnackwatschn und irgendwann haben wir gesagt „Das ist es“. Das beschreibt unseren Stil und der Name fällt auf.
Welche musikalischen Vorbilder habt ihr so?
Also ich denke, bei uns stehen ganz im Vordergrund Reel Big Fish. Viele Leute sagen auch, dass wir so klingen. Die sind eigentlich unser größtes Vorbild. Im österreichischen Bereich sicher die Ausseer Hardbradler und Hubert von Goisern und allgemein Austropop. Die haben es eigentlich salonfähig gemacht Dialektmusik zu spielen. Darüber können wir sehr froh sein, denn vor einem Ambros oder einem Fendrich war Dialektmusik eigentlich nicht möglich in Österreich.
Euren ersten Erfolg hattet ihr beim Local Heroes Bandcontest. Was kam dann? Ihr hattet ja schon einige große Auftritte.
Der Startschuss war praktisch der Local Heroes Bandcontest. Dort haben wir auch unsere Album-Aufnahme gewonnen. Dann haben wir erst mal unser Album aufgenommen und auch gleich darauf veröffentlicht. Was ein Wahnsinn für uns war, war das Wochenende, wo wir am ersten Tag auf dem FM4 Frequency Festival auf der Hauptbühne gespielt haben und am nächsten Tag auf dem Red Bull Ring vor Opus und Andreas Gabalier. Da haben wir dann an einem Wochenende vor insgesamt ungefähr 8.000 bis 9.000 Leuten gespielt. Das war für uns schon ein Wahnsinn, weil wir eine junge österreichische Band sind. Wir spielen nicht unbedingt ganz kleine Konzerte, also wir spielen in Clubs oder bei Open Airs wo maximal zwischen 200 und 500 Leute sind. Und wenn dann mal fast 10.000 Leute vor dir stehen, das ist schon klasse. Es war eine super Erfahrung für uns und dafür machen wir Musik. Wir wollen auf der Bühne stehen und Spaß haben und die Leute unterhalten.
Ihr habt also bereits als Vorband für Andreas Gabalier, für Alkbottle und Fiddler‘s Green gespielt. Wie ist es, vor so unterschiedlichen Künstlern aufzutreten? Was sagt das Publikum zu euch?
Das ist total witzig. Wir haben letztens auf einem Reggaefestival gespielt. Da reagieren die Leute komplett anders. Bei dem Reggaefestival sind die Leute komplett ruhig, wippen mit und hören zu. Bei Fiddler‘s Green ist die Hölle abgegangen, bei Alkbottle genauso. Bei Andreas Gabalier waren die Leute ein wenig vor den Kopf gestoßen, weil sie uns noch nicht kannten, die wussten nicht was wir machen, aber es hat trotzdem geklappt. Wir haben trotzdem Applaus geerntet. Uns gefällt es so viele verschiedene Stile zu vereinen, wir spielen gerne auch einmal vor jemanden wie dem Gabalier, aber noch viel lieber spielen wir auf einem Rockfestival, wie dem FM4 Frequency zum Beispiel.
Im Frühling habt ihr also euer erstes Album veröffentlicht. Wie war das Arbeiten im Studio?
Das Arbeiten im Studio war ein wenig „überhudelt“, kann man sagen. Wir hatten zehn Lieder und haben versucht das jetzt in 14 Tagen reinzuklopfen, das ganze Zeug. Dafür hatten wir keine Vorproduktion, also Pre-Production. Als wir ins Studio kamen, haben die Studio-Leute zum ersten Mal die Nummern gehört. Also von dem her war es ein wenig heftig. Wir haben dann im Studio noch länger gebraucht, länger als man normal brauchen würde, weil wir noch viele Sachen verändert haben. Wir waren froh endlich einmal unsere Lieder auf eine Platte zu bringen. Das zweite Album, daas wir jetzt aufgenommen haben, für den „Puntigamer Sommerhit“, das wird viel genauer, viel intensiver arrangiert und produziert werden. Dafür investieren wir noch viel mehr Zeit.
Für den „Puntigamer Sommerhit“ habt ihr ja eure Fans mitschreiben lassen, richtig?
Es waren nicht grundsätzlich unsere Fans, auch wenn ein großteil unserer Fans mitgemacht hat. Eigentlich war es die Facebook-Community von Puntigamer. Das sind ungefähr 80.000 Leute. Wir haben jede Woche ungefähr 80 Einsendungen erhalten, was super cool ist. Sicher waren viele Sachen dabei wo man sich gedacht hat „Nein, das ist es nicht.“ Aber es waren auch einige Sachen dabei, wo wir uns dann wirklich schwer entscheiden konnten, was wir jetzt am Ende nehmen. Erst einmal haben wir inhaltlich aussortiert und dann musikalisch. Wir haben geschaut, ob der Text in das Lied reinpasst.
Wer schreibt bei euch normalerweise die Texte und wer die Musik?
Die Texte kommen auf dem ersten Album zum Großteil von unserem Sänger, aber auch von unserem Bassisten. Auf dem neuen Album sind fast alle Texte von uns gemeinsam geschrieben worden. Es textet schon jeder für sich alleine, aber es kommt von jedem Input dazu. Das ist schon ziemlich cool. Wenn jetzt einer mit einem Text kommt und mit einer ungefähren Melodie, einem ungefähren Ablauf, dann setzen wir uns zusammen und dann hat eigentlich jeder das gleiche Mitspracherecht bei den Songs. Natürlich hat der, der das Lied beziehungsweise die Idee hatte, hat ein wenig mehr Mitspracherecht (lachen). Aber es wird alles ausdiskutiert, jeder bringt seine Ideen hinein und das macht uns super viel Spaß.
Und wie lange dauert der Songwriting-Prozess ungefähr?
Das kommt ganz darauf an. Manchmal gibt es Sachen, die sind innerhalb von einer Probe, also in drei, vier Stunden fertig. Kann man sagen. Also wenn der Text auch schon fertig ist. Und dann gibt es wieder andere Sachen, wo wir zwei Monate lang herumsitzen und immer wieder daran arbeiten. Wir spielen oft Lieder schon live und dann denken wir uns „Boah, eigentlich geht das gar nicht. Das wird unserem Anspruch nicht gerecht.“ Und dann wird das wieder überarbeitet. Dann wird vielleicht am Text ein wenig gefeilt oder komplett am Aufbau.
Neben dem neuen Album habt ihr auch ein neues Management – Rottensteiner-PR. Wie seid ihr zu dieser Agentur gekommen?
Wir sind beim Label Tyrolis, das eigentlich ein Volksmusik-Label ist, aber die wollen jetzt auch ein wenig mehr Neue Volksmusik dabei haben. Weil man in Österreich merkt, dass die Neue Volksmusik immer beliebter wird. Der Begriff ist sehr weit, kann man sagen, weil dazu zählen zum Beispiel La Brass Banda genauso wie HMBC, obwohl das komplett unterschiedliche Sachen sind. Einen Hubert von Goisern kann man grundsätzlich auch zur Neuen Volksmusik zählen. Ja, jedenfalls hat das Label gesagt, sie machen für uns die Promotion. Dann ist alles ein wenig blöd gelaufen, wir haben das Album herausgebracht und der Promoter von denen ist entlassen worden. Jetzt haben wir erst einmal einige Monate gewartet, bis wir eine Antwort vom Label bekommen haben, was wir weiter machen. Sie meinten dann „Ja, wenn ihr einen guten Promoter wisst, dann sagt uns das und wir engagieren ihn für euch.“ So hab ich mich auf die Suche gemacht und habe praktisch die ganze Promotion-Landschaft von Österreich abgeklappert und habe hundert Absagen bekommen, aber nicht weil es den Leuten nicht gefallen hat, sondern weil sie einfach keine Zeit hatten. Irgendwann bin ich dann zum Jürgen gekommen, er meinte er hört sich das Ganze einmal an, dann haben wir uns mal mit ihm getroffen und er macht nur Sachen, die er persönlich auch vertreten kann. Ihm hat das Album gefallen, er hat uns auch ehrliche Kritik gegeben, hat auch gewisse Sachen kritisiert die ihm nicht gefallen, was völlig in Ordnung ist für uns. Und seitdem läuft es für uns ziemlich gut.
Was ist das nächste große Ziel für die Band?
Das nächste große Ziel? Das ist jetzt sicher erst einmal das zweite Album. An diesem arbeiten wir jetzt schon einige Zeit, haben auch schon einige Nummern, die wir aber auch noch immer wieder überarbeiten. Das zweite Album möchten wir im Frühjahr 2014 aufnehmen und dann auch 2014 veröffentlichen. Wir würden auch wieder gerne auf großen Festivals spielen. Wir sind zwar eh viel Live unterwegs, wir spielen sehr viele Gigs, aber wir würden sehr gerne wieder auf großen Festivals in Österreich spielen. Da happert es ab und zu an den Veranstaltern. Wir erwarten mehr östereichische Bands, würden selbst gerne mehr österreichische Bands sehen, die auf einer Hauptbühne und nicht nur auf zum Beispiel der „Weekender Stage“ beim FM4 Frequency auftreten. Es ist ja nicht so, dass die österreichischen Bands keine Leute ziehen würden. Denn wir haben damals als erste Band auf der Mainstage gespielt und hatten über tausend Leute, die nächste Band aus Schottland hatte gar keine Leute beziehungsweise viel weniger dort. Man darf nicht glauben, nur weil etwas international ist, dass es beliebter ist.
Sind die Dialekt-Texte da auch von Vorteil? Weil man die Texte ja bei uns auch versteht.
Das kann gut sein, aber es gibt auch viele österreichische Bands, die englisch singen und genauso gut sind. Ich weiß nicht, ich denke da an Kontrust oder The Beth Edges und die ganzen richtig guten Gruppen, die aber nie so richtig zum Zug kommen. Zum Zug kommen schon, aber nicht auf den großen Festivals. Also ich arbeite selbst als Journalist, für das Ticket Magazin, und ich hatte da ein Interview wo jemand meinte „Ihr macht voll die super Festivals in Österreich, aber wo sind die österreichischen Bands?“ Man sieht keine österreichischen Bands bei uns. Es sind super Line Ups, international, aber leider keine nationalen Leute dabei. Zum Dialket möchte ich sagen, dass es uns sicher zugutekommt, dass uns die Leute verstehen. Andererseits ist es auch schwieriger, weil einen die Leute verstehen (lachen). Denn wenn du Dialektmusik im Radio hörst, denkst du sofort über den Text nach. Wenn du ein englisches Lied hörst, hörst du dir erst einmal die Melodie und den Beat an. Also ich zum Beispiel höre mir Bands an, die höre ich wirklich gerne, aber auf den Text habe ich da noch nie so wirklich geachtet.
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