Eine Band, die schon auf ihren ersten beiden Veröffentlichungen eindrucksvoll den Beweis abgeliefert hat, dass sie es auf vortreffliche Art versteht, den Begriff der Folkmusik auf höchst eindringliche Weise zu interpretieren und allem Weltschmerz, den kleinen und großen persönlichen Krisen ganz ohne einen Anflug von Klischeehaftigkeit oder Weinerlichkeit Authentizität verleiht, ist die Formation Dust Covered Carpets. Mit „Witness Me Pass Out“ legte die sechsköpfige Truppe rund um den Sänger und Multiinstrumentalisten Volker Buchgraber im vergangenen Frühjahr ihr drittes Werk vor. Und wie schon in der Vergangenheit hat die Wiener Band auch dieses Mal alles richtig gemacht. Mehr noch, es hat ein echtes kleines Meisterstück abgeliefert. Großartige, vielschichtige und berührende Songs voller Melancholie, die im Vergleich zu früher etwas zurückhaltender im Sound, vielleicht gerade deshalb noch wirkungsvoller und atmosphärisch dichter aus den Boxen schallen. Am 26. Juli lädt Volker Buchgraber die Fans der Band ins Wiener Rhiz zu einer intimen Soloperformance ein.
Was Dust Covered Carpet in ihren neuen Stücken betreiben, ist die kunstvolle Reduktion auf das Wesentliche, das detailverliebte Herunterbrechen auf die Essenz dessen, was über die Musik zum Ausdruck gebracht werden soll, nämlich die Intensität der Gefühle. Um keinen Ton zu viel bieten die Nummern auf „Witness Me Pass Out“ viel Raum für die stimmungsvolle Entfaltung. Volker Buchgraber und seine MitmusikerInnen Katharina Pfiel, Armin Buchgraber, Magdalena Adamski, Dominik Hartl und Julia Luiki kommen so deutlich wie nie zuvor zum Punkt und verlassen die musikalisch assoziative Ebene, um ihrer Musik zu einer bislang nicht gehörten Direktheit zu verhelfen. Die vielen Melodien, die detailverliebten Arrangements, das abwechslungsreiche Spiel der Band im Allgemeinen, alles wirkt durchdacht und mit einer Idee dahinter. Wiewohl, und das scheint die große Kunst des Sextetts zu sein, niemals irgendetwas konstruiert wirkt.
Es scheint fast so, als haben sich Dust Covered Carpet nach einem über zwei Veröffentlichungen andauernden Reifeprozess nun nahe an das eigene musikalische Ideal herangetastet. Was die Wiener Formation entstehen lässt, sind irgendwo zwischen den Polen Folk, Pop, Country und Rock schwingende, mit dezenten Streichern, wavigen Basslinien und anderen Soundfinessen angereicherte, zart schimmernde Songperlen, die dichteste Emotionalität entfalten und eine fast schon magische Anziehungskraft ausüben, welche einen vom ersten Moment an fesselt und erst loslässt, wenn der letzte Ton erklungen ist.
„Witness Me Pass Out“ ist schlicht ein beeindruckendes und faszinierendes Beispiel für die ganz hohe Kunst des modernen Liedermachertums, eines, dem aufgrund der hohen Qualität auf jeden Fall Gehör geschenkt werden sollte. Eigentlich ein Muss für jeden Liebhaber anspruchsvoller Popmusik mit Tiefgang. (mt)