Ein bissel raunziger: BALU & DIE SURFGRAMMELN

Dem Genre Surf Music verpasst das Wiener Familienquartett BALU & DIE SURFGRAMMELN die der Hauptstadt eigene morbiden Note irgendwo zwischen koketter Trübsal-Bläserei und überspanntem Mir-nix-Gepfeife. Ein ziemlich abgedrehtes Interview mit dem Vierer-Viertel WOLFI GRAMML von Martin Macho.

Wie wurden Balu & Die Surfgrammeln zu einer der wichtigsten Bands des Viennese Surf Rock?

Wolfi Gramml: Wir sind ja eine Familienband, so etwas wie die böse Kelly Family von Mariahilf. Meine Frau Kathi spielt Bass, unser Sohn Balu ist der Drummer und Rhythmusgitarrist Max ist der Bruder, den ich nie hatte. Balu und ich sind irgendwann draufgekommen, dass wir gerne zusammenspielen würden. Meine Frau ist ausgebildete Barockbratschistin, für sie war es also logisch, Fretless Bass zu spielen. Und da wir wirklich besonders gut singen können, war es naheliegend, ein instrumentelles Genre zu ergreifen.

Wie viel Surfer steckt in jedem von Ihnen?

Wolfi Gramml: (lacht) Es ist noch keiner von uns auf einem Surfbrett gestanden, insofern sicher nicht viel. Attitudemäßig sind wir natürlich alle sonnengebräunte, blonde Beach-Menschen mit stahlharten Muskeln.

Wo kann man in Wien überhaupt surfen?

Wolfi Gramml: Ich bin aus Simmering, daher ist mir das Surfimage quasi in die Wiege gelegt worden. Das satte Klatschen der Brandung des Donaukanals klingt mir noch immer im Ohr. Da könnte man das Surfen sicher einmal ausprobieren.

Was macht die Wiener Variante des Surf Rock aus?

Wolfi Gramml: Sie ist ein bissel raunziger. Normalerweise wird das Genre mit sehr cleanen Gitarren gespielt und hat eher spitze Töne. Bei uns ist das alles trüber, lauter und grantiger angelegt.

Wenn man als Band ein Familienbetrieb ist, wird dann auch in dieser Rollenverteilung gearbeitet, mit klarer Rangordnung?

Wolfi Gramml: Natürlich hat jeder das gleiche Mitspracherecht. Aber am Schluss werde ich immer von allen beschimpft. Also doch wie in einer Familie. Ich bin immer an allem schuld.

Surf Rock ist als Musikform eher neutral und demokratisch, kein Instrument drängt sich wirklich in den Vordergrund. Entspricht das auch Ihrem Selbstverständnis?

Wolfi Gramml: Die Tatsache, dass es keinen Frontmann in der eigentlichen Form gibt, ist ganz interessant. Durch die Absenz eines Sängers muss man viel mehr aufeinander achten. Das ist eben das ganz Spezielle, wenn man instrumentellen Rock ‘n‘ Roll spielt.

Seit wann spielen die Mitglieder von Balu & Die Surfgrammeln schon ihre jeweiligen Instrumente?

Wolfi Gramml: Ich habe mit 14 Jahren angefangen, Gitarre zu spielen. Als Teenager allerdings viel Hardrock und Garage Punk. Meine Frau spielt als Berufsmusikerin natürlich, seitdem sie denken kann, irgendein Instrument. Balu hat mit etwa zwölf Jahren mit dem Schlagzeugspielen begonnen, also auch schon eine Zeit lang.

Interessant sind einige der Songtitel wie „Die traurige Grammel“ oder „Der Zerfall von Backerbsen“. Was ist die konkrete Message?

Wolfi Gramml: Es stimmt, wir haben eine starke gastronomische Komponente in unserem Œuvre. Für uns ist es irrsinnig wichtig, dass es sich um Essbares dreht.

Ihre Nummer „Comanche“ ist als Reminiszenz an den Shadows-Klassiker „Apache“ zu verstehen?

Wolfi Gramml: Nein, eine Reminiszenz and den Revels-Song „Comanche“, der original eigentlich mit Saxofon gespielt wird. Die Nummer kommt übrigens auch in Tarantinos „Pulp Fiction“ vor.

Orientieren Sie sich an den klassischen US-Vorbildern?

Wolfi Gramml: Na ja, die Songs, die wir spielen, sind angelehnt an die ursprünglichen Lieder bzw. Neuinterpretationen der Klassiker. Insofern sind das sicherlich direkte Vorbilder, auch wenn wir es zeitgemäßer gestalten. Die alten Bands, von denen man die meisten wahrscheinlich gar nicht mehr kennt, haben ja nicht rein instrumentell gespielt. Das ist dann erst später, in den letzten 30 Jahren entstanden.

Balu & Die Surfgrammeln sind seit etwa drei Jahren gemeinsam musikalisch aktiv. Welche Erfahrungen konnten Sie bis jetzt hinsichtlich des Umgangs mit heimischer Musik bei uns machen?

Wolfi Gramml: Mit einem doch ziemlich exotischen Genre ist es nicht wirklich einfach, Geld zu verdienen. Da kenne ich nicht viele – und die Szene ist doch recht eng vernetzt. Aber da die Musik für uns ein Hobby und eine Mission ist, sind wir von Tantiemen usw. weniger abhängig. Es ist eine Form der Liebhaberei. Den ganzen Tag auf Radio Arabella gespielt zu werden hätte ich mir also ohnehin nicht wirklich erwartet.

Wie kommt man als Newcomer zu zumindest regionaler Bekanntheit und zu Gigs?

Wolfi Gramml: Gigs muss man halt spielen, und da muss gespielt werden, was geht, ohne sich eine Blöße zu geben. Das heißt, eine gewisse Professionalität sollte man sich schon immer abringen. Dann hängt es natürlich auch vom Genre ab. Unsere Musik kennt sicher nicht jeder, aber jeder kennt „Pulp Fiction“ und findet das irgendwie ganz lustig. So kann das einigermaßen funktionieren, aber es ist und bleibt trotzdem ganz klar eine Liebhaberei.

Der Balu aus dem Dschungelbuch hat es ja bekanntermaßen mit Gemütlichkeit probiert. Ist das auch Ihr Motto oder arbeiten Sie auf bestimmte Ziele hin?

Wolfi Gramml: Das, was wir spielen, ist eigentlich nicht so gemütlich. Wir legen schon Wert darauf, dass alles schnell und präzise abläuft. Und wir arbeiten auch relativ hart an unseren Nummern. Was insofern komisch klingt, als dass kaum ein Song länger als zwei Minuten dauert. Ein dreiminütiges Lied ist ja bereits fast als Sinfonie zu werten.

Martin Macho

Nächste Livetermine:
17.04. Downunder, Wien
08.05. Aera (Beatboxx), Wien
15.06. DasBach (mit Pirato Ketchup), Wien

Backbeat in Kooperation mit mica – music austria

Foto Balu & Die Surfgrammeln © Thomas Strini

 

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