Wo immer man auch meint, den Stil Edith Lettners und ihres Ensembles African Jazz Spirit einordnen zu müssen, wirklich fündig wird man auf der Suche nach einer geeigneten Kategorie wohl nie wirklich werden. Dafür ist Musik der Saxophonistin und Komponistin einfach zu reich an verschiedenen musikalischen Einflüssen. Was vollzogen wird, ist der Brückenschlag vom Jazz hin zu den Klangtraditionen Afrikas, die gelungene und spannende Verbindung zweier sehr unterschiedlicher Musikformen zu einer. Die nächste Gelegenheit, Edith Lettner & African Jazz Spirit live zu erleben, gibt es am 13. Juni im Wiener Porgy & Bess.
Die traditionellen Grenzen des Jazz hat die Saxophonistin und Komponistin Edith Lettner bekanntermaßen schon vor langer Zeit überwunden. Immer schon die Fühler auch hin zu anderen Spielformen und Stilen ausstreckend, hat die Weltenbummlerin letztlich in der Musik Afrikas ihre Liebe gefunden. Ihre Musik ist eine der reinen Lebensfreude und der vielen Klangsprachen. Optimistisch, dynamisch und voller ansteckender Energie. Und obwohl ihre Kompositionen instrumental doch sehr anspruchsvollen Charakters sind, wirken sie niemals in irgendeiner Art sperrig oder künstlich verkopft. Edith Lettner und ihrem Ensemble African Jazz Spirit gelingt es scheinbar problemlos, zwischen den verschiedenen Musikwelten zu wandeln, Verbindungslinien herzustellen und vermeintlich Unvereinbares miteinander zu verweben. Sie lösen sich von allem traditionellen Denken und begeben sich auf eine Reise, die von der technischen Nüchternheit und instrumentalen Perfektion des europäischen Jazz hin zur feurigen Leidenschaft der afrikanischen Musik führt und letztlich in einer stimmungsvollen, wie facettenreichen Verbindung mündet.
Edith Lettner & African Spirit – Dakar Accord by mica
Was besonders heraussticht, ist die erfrischend leichtfüßige Art, mit welcher die Beteiligten diesen doch nicht einfach zu meisternden Spagat vollziehen. Als ob es nichts Selbstverständlicheres gäbe, jonglieren die Saxophonistin und ihre MitmusikerInnen Baboulaye Sissoko (Kora, Gesang), Julia Siedl (Piano), Cheikh Ndao (Bass), Ibou Ba (Percussion), Mame Birane Mboup (Percussion) und Robert Castelli (Schlagzeug) kunstvoll mit den einzelnen Elementen und Versatzstücken wie Artisten und setzen diese schließlich außerhalb ihres ursprünglichen Kontextes in neuer Form zusammen. In eine, die eine exakte Zuschreibung in einen Stil im Grunde genommen nicht wirklich möglich macht.
Die Musik Edith Lettners und ihres Ensembles African Jazz Spirit zeigt sich als eine wunderbar undogmatische Klangerfahrung, weil eben nicht zwanghaft an den Traditionen festgehalten wird. Hier regiert die Lust an der Freiheit, auch Wege zu gehen, die nicht dem Konventionellen und allgemein Praktizierten entsprechen, sondern in einer ganz eigenen Note ihren Ausdruck finden. (mt)
Foto © osaka.at
Edith Lettner