Edi Nulz – Ultralkarl

Edi Nulz sind drei Jazzer, die sich unüberhörbar eine ordentliche, wirklich eine ordentliche Dosis Rock in Reinkultur zugeführt haben. Denn das, was Julian Adam Pajzs, Valentin Schuster und Siegmar Brecher auf ihrem neuen Album „Ultrakarl“ (Session Work Records) musikalisch aus den Ärmeln schütteln, hat mit den klassischen Jazzentwurf so rein gar nichts mehr zu tun. Ja doch, instrumental zeigt sich das Zweitlingswerk der Band schon als großes Kino, auch der Komplexitätsgrad der Stücke ist einer dem Jazz in höchstem Maße gebührender, doch diese treibende Energie, die von dem Dreiergespann freigesetzt wird, die Spielweise, die Melodienführungen, Harmonien und Riffs, überhaupt der Sound im Allgemeinen liegen dann doch deutlich eher in einer Art schrägem und irgendwie an dem Prog-Rock der 70er Jahre erinnernden Klang-Kontext, denn im musikalischen Umfeld aus dem die Adam Pajzs, Valentin Schuster und Siegmar Brecher ursprünglich stammen. Das Erstaunliche an diesem gewagten Musikentwurf ist, dass dieser tatsächlich funktioniert, und zwar so gut, dass man eigentlich gar nicht aufhören will, ihn sich zu Gemüte zu führen. Präsentiert wird „Ultrakarl“ am 18. November im Projektraum des Wiener WUK.

Nun, ein Schluss lässt sich nach dem Durchhören des neuen Albums von Edi Nulz vermutlich schon ziehen, Jazzpuristen und –dogmatiker werden mit dem von dem Dreiergespann Dargebotenen wohl ihre liebe Mühe haben. Was Julian Adam Pajzs (Gitarren aller Art), Valentin Schuster (Schlagzeug und Taschenklavier) und Siegmar Brecher (Bassklarinette, Altsaxophon und Melodika) nämlich in wirklich überzeugender Form  praktizieren, ist die Überwindung der traditionell behafteten musikalischen Denkweisen. In ihrem Fall ist es besonders der Rock, dem sie sich annähern, oder besser gesagt, in dem sie sich den eigenen Vorstellungen nach ausleben.

Es sind zwei Stücke, an denen sich vielleicht am besten festmachen lässt, zwischen welchen Polen sich Edi Nulz bewegen. Zum einen wäre da der Opener „F.A.K.P.“, der von der Dynamik und dem Energielevel her so richtig schön abgeht und auch trotz der vielen halsbrecherischen Breaks, spontanen Einwürfe und dem sich immer wiederholenden laut/leise Wechsel auf seltsame Weise wirklich gefällig bleibt.  Zum anderen die fünfte Nummer des Albums „Pah“ die schräg beschwingt startet, übergeht in einen reduziert gehaltenen, atmosphärisch dichten Zwischenteil und seinen Höhepunkt in einer Abfolge schönster und unter die Haut gehender  Melodiebögen und Solis findet.

„Ultrakarl“ ist ein ultracooles Album, eines, das extrem viel Spaß macht.  Den drei Musikern Adam Pajzs, Valentin Schuster und Siegmar Brecher gelingt es, ihrer stilistisch sehr, sehr weit geöffneten und Interpretation des Jazz, einen doch von jeglicher Sperrigkeit befreiten Klang zu verpassen, einen, der durchaus auch Freunde anderer Genres, speziell jenen der gitarrenorientierten, ansprechen dürfte.
Michael Ternai

Termine:
18.11. WUK, Wien (A)
20.11. La Boheme, Linz (A)
21.11. WIST, Graz (A)
23.11. Saxstall, Pohrsdorf (D)
28.11. Kunstfabrik Schlot, Berlin (D)

Edi Nulz © Julia Wesely

Links:
Edi Nulz
Session Work Records