EKKO III nennt sich ein Projekt des burgenländischen Gitarristen GERALD GRADWOHL, unlängst hat die Band ihr erstes Album „Wired Triad“ veröffentlicht. Gemeinsam mit GRADWOHL bilden JOJO LACKNER (Bass) und WALTER SITZ (Schlagzeug) das Trio, das sich musikalisch zwischen Jazz, Elektronik und Funk-Einflüssen bewegt. Mit Jürgen Plank hat GERALD GRADWOHL über Highlights seiner Karriere genauso gesprochen wie über die besondere Vorgehensweise bei der Produktion des Albums. Außerdem erzählt er von Lieblingsmusikern wie Scott Henderson und Bob Berg, mit denen er auch schon gespielt hat – und von Zusammenarbeiten mit Andy Borg und Sandra Pires.
Ungewöhnlich an eurem Debüt-Album „Wired Triad“ ist, dass es sich um ein Instrumental-Album handelt. Warum habt ihr keinen Gesang dabei?
Gerald Gradwohl: Das ganze Album hat sich aus dem Jammen heraus entwickelt. Wir haben mit meiner Band, der Gerald Gradwohl Group, gespielt und Walter Sitz ist Mal am Schlagzeug eingesprungen. Bei den Soundchecks haben wir immer ein wenig gejammt und zu dritt gespielt. Das hat sich immer gut angefühlt und so haben wir gesagt: irgendwann sollten wir ins Studio gehen und das aufnehmen. Und das haben wir dann einfach gemacht. Alle hatten ein gutes Gefühl dabei und so hat sich nie die Frage gestellt, ob da Gesang dabei ist. Natürlich ist die Musik dadurch etwas schwer einzuordnen, aber es ist Jazz mit Elektronik und Funk-Einflüssen.
Ihr habt ja alle Stücke improvisiert, auch das ist ungewöhnlich für ein Album. Wie war die Aufnahmesituation?
Gerald Gradwohl: Das war ein Versuch. Wir haben einfach geschaut, was herauskommt. Früher habe ich immer meine Stücke komponiert und ich wollte immer mal freier agieren. Wir drei ziehen da an einem Strang und so hat sich das ganz gut ergeben. Wir haben wirklich nichts ausgemacht, sondern haben nur alles hergerichtet und gespielt. Jemand beginnt mit einem Groove, einem Riff oder einem Akkord. Oder mit einer Bass-Line. Dann gesellen sich die anderen dazu. Insgesamt haben wir zwölf Jams aufgenommen und haben überhaupt nicht gewusst, ob das etwas wird oder nicht.
Wie viel Material hattet ihr für das aktuelle Album?
Gerald Gradwohl: Wir haben 5 Stunden Material aufgenommen, jeder hat das zu Hause angehört und wir sind draufgekommen, dass das Material ganz cool geworden ist. Jojo Lackner hat das Material gesichtet und zu Songs zusammengeschnitten. Das hat er hervorragend gemacht, es gab keine nachträglichen Aufnahmen.
Wegen der Instrumentalmusik habe ich sofort an Film-Musik gedacht. Zu welchem Plot könnte eure Musik passen und hast du auch in diese Richtung gedacht?
Gerald Gradwohl: Beim Spielen habe ich nicht so gedacht. Aber beim Durchhören assoziiert man natürlich gewisse Dinge. Als die Stücke dann fertig waren, haben wir Titel dafür gebraucht. Bei mir sind da schon Bilder entstanden und so ist der Name „Slow Ride, Fast Car“ für Track 2 des Albums entstanden. Es klingt für mich, wie wenn man mit einem Auto durch die Landschaft cruist. Ansonsten: Filmmusik habe ich noch nicht gemacht, aber schon bei Produktionen mitgespielt, die dann Filmmusik geworden sind.
„Macht es Sinn CDs zu produzieren?“
Was ist für dich das Besondere an diesem Debüt-Album?
Gerald Gradwohl: Wir drei haben schon viel in verschiedenen Bereichen gemacht. Dieses Album ist ein Versuch, der gut gegangen ist. Wir haben das Album einfach herausgebracht und jetzt überlegen wir uns, wie wir mit dem Ding weiter tun. Aktuell sind wir ja nur digital, aber wir sind am Überlegen ein paar CDs zu pressen, weil es doch eine Nachfrage gibt. Aber in der aktuellen Musiklandschaft ist es natürlich etwas ungewiss, wie es weiter geht: macht es Sinn CDs zu produzieren? Und Vinyl zu produzieren ist sehr teuer. Wenn es eine Nachfrage gibt, würden wir das Projekt auch sicher live umsetzen.
Du warst bereits weltweit mit diversen Bands unterwegs. Gibt es ein Konzert-Erlebnis, das speziell war?
Gerald Gradwohl: Eine Erfahrung, die mich geprägt hat, war eine Tournee mit der Band Threeo. Das war ein Fusion-Jazz-Trio, wir haben drei Alben gemacht, unter anderem ein Live-Album mit Bob Berg, einem Saxofonisten, der mit Miles Davis und Chick Corea gespielt hat. Er war also einer der ganz großen Tenor-Saxofonisten. Mit ihm als junger Musiker live zu spielen, war toll. Du bist da mit einem Top-Musiker auf der Bühne, der neben dir steht und vor dir ein Solo spielt. Und danach spielst du ein Solo, das ist eine gesunde Herausforderung, aus dieser Zeit habe ich ganz viel mitgenommen. Das war eine der wichtigsten Zusammenarbeiten meiner Karriere.
Chick Corea hast du gerade erwähnt, auch der Gitarrist Scott Henderson war ein Mitmusiker von Corea, mit dem du gespielt hast.
Gerald Gradwohl: Ich bin ein großer Fan von Scott Henderson, das ist immer noch einer meiner Lieblingsgitarristen und ich bin immer noch mit ihm in Kontakt. Als ich sehr jung war, war ich noch nicht mit ihm in Kontakt, aber irgendwann hat sich die Möglichkeit ergeben, ein Konzert mit der Band von Scott zu spielen. Dadurch habe ich die Musiker seiner Band und ihn selbst kennen gelernt und bei diesem Auftritt haben wir Freundschaft geschlossen und sind seitdem in Kontakt. Ich habe ihn einfach engagiert ein Gast-Solo auf einem meiner Alben zu spielen und das hat er Gott sei Dank gemacht. Mein erstes Solo-Album habe ich mit zwei seiner Bandmusiker aufgenommen. Wenn er nach Wien kommt, schaue ich mir seine Konzerte an und dann treffen wir uns kurz und plaudern ein bisschen.
Du hast auch schon mit Sandra Pires und mit Andy Borg gespielt. Wie kam das und wie geht sich das musikalisch aus?
Gerald Gradwohl: Lustig, dass du gerade das erwähnst. Ich war in der ersten Live-Band von Sandra Pires, wir haben nicht so viele Sachen miteinander gemacht, aber ein oder zwei Jahre lang live miteinander gespielt. Das war diese Verbindung. Es gibt eine Band, mit der ich gut befreundet bin, die eine Zeitlang die Begleitband von Andy Borg war. Ich habe in der Band immer wieder substituiert und so bin ich auch zum Handkuss gekommen, mit dem Andy Borg zu spielen. Das steht wirklich noch auf meiner Website?
Ist dir das peinlich?
Gerald Gradwohl: Nein, überhaupt nicht. Ein Ziel für mich war als junger Musiker vielseitig zu sein. Ein Musiker zu sein, der einfach Jobs in verschiedenen Stilen und Musikrichtungen spielt. Da gehört Schlager für mich genauso dazu wie Rock oder Jazz. Ich spiele auch heute noch gerne solche Jobs, weil es eine gewisse Qualität verlangt in einem gewissen Genre einfach gute Arbeit abzuliefern. Es ist mir überhaupt nicht peinlich und es war eine Super-Erfahrung, obwohl das nicht mein Metier ist, das ich zu Hause höre. Trotzdem kann man das mit einer gewissen Seriosität machen, seine Erfahrungen dabei machen und etwas lernen. Ich wollte eigentlich immer Studiomusiker sein und für alle möglichen Leute spielen, aber das ist in Österreich nicht ganz so leicht und hat sich nicht ergeben. Aber live haben diese breit gestreuten Jobs bis jetzt ganz gut funktioniert. Es macht mir Spaß Sideman zu sein, vielleicht auch, weil ich dann Zeit habe, meine eigenen Projekte zu machen.
„Brian May war in der Anfangszeit von Queen so eigenständig und so gut, dagegen kann man nichts sagen“
Welche Gitarristen magst du abgesehen von Scott Henderson: Jimmy Page, Eric Clapton oder Brian May?
Gerald Gradwohl: Da gibt es ganz viele. Die drei, die du genannt hast, sind jetzt nicht meine Haupteinflüsse, obwohl ich sie total respektiere und schätze. Brian May war in der Anfangszeit von Queen so eigenständig und so gut, dagegen kann man nichts sagen. Es geht auch immer darum, welche Musik hört man in welcher Zeit. Eine meiner ersten Lieblingsbands war The Sweet. Ich bin ja mit Rock und Hardrock-Musik aufgewachsen und ich mochte auch Angus Young von AC/DC. Gary Moore in seiner Hardrock-Phase war auch ein wichtiger Einfluss für mich. Erst später habe ich Jazz und mit Jazz verwandte Musik kennen gelernt: Eben Scott Henderson, Mike Stern oder Pat Metheny, alle Größen des Jazz. Nicht nur Gitarristen, auch Saxofonisten: Michael Brecker ist eines meiner größten Idole, sicher auch Bob Berg. Außerdem Chick Corea und Joe Zawinul. Fast hätte ich jetzt einen für mich ganz wichtigen Gitarristen vergessen: Eddie van Halen.
Die Kategorisierung von Musik ist gerade in Bezug auf Konzerte wichtig. Wo würdest du euch als EKKO III eher sehen: im Jazz- oder im Rock-Club?
Gerald Gradwohl: Das ist ganz schwer zu beantworten. Wahrscheinlich vom Ansatz her eher im Jazz-Club, weil es bei uns einen improvisatorischen-jazzigen Ansatz gibt und sehr wenige Dinge vorgegeben sind. Aber vom Sound her – wir verwenden ja Gitarre, Bass, Schlagzeug und machen viel mit Effekten, etwa Delays, die wir auch beim Einspielen des Albums verwendet haben –, geht es in die Elektronik-Instrumental-Ecke. Aber ich könnte dir keine Kategorie nennen, zu der wir wirklich gehören. Ich hoffe, dass ein paar Reviews über das Album erscheinen werden, dann tun wir uns mit der Kategorisierung auch leichter: Instrumental-Musik, mit Elektronik, Funk und Rock-Einflüssen.
Herzlichen Dank für das Interview.
Jürgen Plank
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Links:
https://www.gradwohl.at
https://ekkolll.bandcamp.com/releases
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